Magazinrundschau
Nur zwei Männer haben mich so liebkost
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
02.12.2008. Outlook India untersucht die Anschläge in Mumbai. In Salon beschreibt Martin Simecka den Unterschied zwischen Exkommunisten und richtigen Dissidenten. Walrus vermisst die wilden Juden. In Przekroj warnt Dorota Maslowska: die Polen könnten alle verbrennen. Im TLS reicht George Walden kunstliebenden Hedgefonds-Managern ein Döschen mit Exkrementen. Im Espresso vertieft sich Umberto Eco in eine Lexikon der Onomatopöie. The Wired besucht Charlie Kaufman. Im Nouvel Obs sucht Paul Virilio den Ort der Nomaden. Sex macht noch keine Revolution, meint The Nation mit Blick auf den Iran. Die New York Times stellt die mächtigsten Zensoren der Welt vor: die drei von Google.
Outlook India | New York Review of Books | Espresso | Wired | Nouvel Observateur | New Statesman | Nepszabadsag | Point | Salon.eu.sk | Literaturen | London Review of Books | Polityka | New York Times | Walrus Magazine | Przekroj | Elet es Irodalom | Times Literary Supplement | Folio | The Nation | Le Monde
Outlook India (Indien), 08.12.2008

Außerdem: Es war der siebte Terroranschlag in Indien seit 1993, berichtet Smruti Koppikar, dennoch waren die Behörden vollkommen unvorbereitet. Kritik an den indischen Sicherheitskräften kommt auch von Saikat Datta und von B. Raman.
Salon.eu.sk (Slowakei), 27.11.2008

Ebenfalls ins Englische übersetzt ist das Gespräch zwischen Vaclav Havel und Adam Michnik aus der Gazeta Wyborcza letzte Woche. Auch hier geht es - unter anderem - um Kundera. Michnik fragt Havel, warum die Medien diese Art von Enthüllung nötig haben. Dazu Havel: "Die Medien wollen Profit machen. Und wie wir wissen, ist 'kleines Erdbeben in Chile, wenige Tote', keine Meldung. Aber wenn die Medien sagen können, 'XY' war ein Informant oder dass er geschieden wurde oder jemanden vergewaltigt hat, dann werden sie das tun, weil es ihnen Profit bringt."
Walrus Magazine (Kanada), 01.12.2008

Przekroj (Polen), 27.11.2008

Elet es Irodalom (Ungarn), 21.11.2008

Times Literary Supplement (UK), 28.11.2008
Platzt nach der Immobilienblase auch die Kunstblase? Geradezu dankbar dafür wäre der Diplomat, Politiker und Autor George Walden. Vielleicht würden dann etwas mehr Qualität und Realitätssinn in die britische Kunstszene einziehen? "Wir haben fast ein Jahrhundert gebraucht, um den Duchamp/Dada-Witz zu kapieren, und jetzt, wo wir ihn verstanden haben, reiten wir ihn mit Wiederholungen zu Tode. Die Behauptung, das zugkräftige Werk von heute beruhe auf der gewagtesten, esoterischsten Kunst von gestern, torpedierte der Erzmodernist Clement Greenberg, als er schrieb: 'Natürlich ist nichts davon wahr. Gemeint ist, dass wenn die fetten Zeiten vergehen, das Neue für neue Varianten bestohlen wird, die dann verwässert und als Kitsch serviert werden.' Greenbergs Beobachtung gilt für das meiste des bewusst 'Gewagten' in der britischen Literatur, für Theater- oder Opernproduktionen ebenso wie für die Kunst. Hedgefonds-Manager haben jetzt die Muße, ihn zu lesen, ihr schrulliges Video oder ihre Büchse mit Exkrementen zu betrachten und soviel Trost daraus zu beziehen wie sie können."
Außerdem: Lucy Dallas stellt vier neue französische Bücher vor, von denen nur EINS in Paris spielt.
Außerdem: Lucy Dallas stellt vier neue französische Bücher vor, von denen nur EINS in Paris spielt.
Folio (Schweiz), 29.11.2008

Außerdem: Der Maler Manfred Bockelmann erzählt, wie seine Karriere einbrach, als sein Bruder Udo Jürgens das Lied "Mein Bruder ist ein Maler" sang, und Udo Jürgens erzählt, wie unglücklich er als Kind war, "ich habe Geräusche gehört, hatte im Traum wahnsinnige akustische Erlebnisse, die mir Angst machten". Peter Hartmann schreibt über die Enkel von Gianni Agnelli, Lapo und Jaki Elkann. Der Viertälteste einer österreichischen Großfamilie erzählt vom nicht immer sonnigen Aufwachsen mit zehn Geschwistern. Und Mikael Krogerus interviewt Tommy Ramone über seine "Brüder". Und in der Duftkolumne erzählt Luca Turin, wie er beinahe mal ein elektronisch gesteuertes Parfumspray miterfand.
The Nation (USA), 15.12.2008

Für den Aufmacher ist Sean Penn zusammen mit Christopher Hitchens und dem Historiker Douglas Brinkley nach Venezuela und Kuba gereist und hat dort Hugo Chavez und Raul Castro interviewt. Beim Treffen mit Chavez waren Hitchens und Brinkley dabei (wir warten auf ihre Berichte in Vanity Fair bzw. CBS), zu Raul Castro durfte nur er allein gehen. Penn ist ungeheuer angetan von Chavez und mehr noch von Castro: "'Was ist mit Guantanamo?', frage ich. 'Ich erzähle Ihnen die Wahrheit', sagt Castro. 'Die Basis ist unsere Geisel. Als Präsident sage ich, die USA müssen gehen. Als Militär sage ich, lasst sie bleiben.' Habe ich hier eine große Story, frage ich mich innerlich? Oder ist das ganz unbedeutend?" (Die Langversion dieses Artikels findet sich bei der Huffington Post.)
Le Monde (Frankreich), 29.11.2008
Im November vergangenen Jahres schockte der amerikanische Journalist Donald Morrison die Franzosen, als er im Time Magazine den "Tod der französischen Kultur" verkündete. Auf diesem Artikel beruht sein im September erschienenes Buch "Que reste-t-il de la culture française?" (Les Editions Denoel). Im Interview erklärt er: "Gerade die, die immer das Gegenteil behaupten, schätzen ihre Kultur gar nicht. (...) Frankreich unterstützt seine Kultur, und es ist einfach, hier mit mittelmäßigen, ichbezogenen Romanen und Filmen berühmt zu werden, die sich außer auf Canal plus kein Mensch ansieht. Künstler müssen sich nicht durchkämpfen, ebenso wenig wie Verleger, Produzenten und Galeristen. Es ist viel einfacher, hier Künstler, vor allem Schriftsteller zu sein, als in den Vereinigten Staaten."
New York Review of Books (USA), 18.12.2008
New-York-Times-Kolumnist und Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman erklärt, wo es lang gehen könnte bei der Bewältigung der Finanzkrise: "Wir müssen ganz klar die Lektionen wieder lernen, die unsere Großväter in der Großen Depression gelernt haben. Ich werde nicht versuchen, die Details eines neuen Regelwerks auszubreiten, aber das Grundprinzip sollte klar sein: alles, was während der Finanzkrise gerettet werden muss, weil es eine essentielle Rolle im Finanzmechanismus spielt, sollte reguliert werden, wenn es keine Krise mehr gibt, so dass keine überzogenen Risiken mehr eingegangen werden. Seit den 1930ern wurde von kommerziellen Banken verlangt, dass sie entsprechendes Kapital haben, flüssige Aktiva vorrätig haben, die schnell in Cash verwandelt werden können und dass die Art der Investitionen, die sie tätigen können, begrenzt ist. Im Gegenzug erhalten sie staatliche Garantien, wenn etwas schief geht. Nachdem wir jetzt gesehen haben, wie eine Reihe von Finanzinstituten die Krise schuf, müssen vergleichbare Regulierungen für einen sehr viel größeren Teil des Systems geschaffen werden. Und dann sollten wir noch hart darüber nachdenken, wie wir mit der finanziellen Globalisierung umgehen."
Außerdem: Deborah Eisenberg ahnt nach der Lektüre der Tage- und Notizbücher Susan Sontags, wie sie Susan Sontag wurde. Orhan Pamuk erzählt von seiner Bibliothek. Sarah Kerr bespricht Roberto Bolano. Und Ingrid Rowland schreibt anlässlich einer Ausstellung in der Londoner National Gallery über das Siena der Renaissance. Ein Special zu den Präsidentschaftswahlen beinhaltet unter anderem den skeptischen Beitrag von Joan Didion und enthusiastischen Beitrag von Darryl Pinckney bei einem Symposium zu den Wahlen.
Außerdem: Deborah Eisenberg ahnt nach der Lektüre der Tage- und Notizbücher Susan Sontags, wie sie Susan Sontag wurde. Orhan Pamuk erzählt von seiner Bibliothek. Sarah Kerr bespricht Roberto Bolano. Und Ingrid Rowland schreibt anlässlich einer Ausstellung in der Londoner National Gallery über das Siena der Renaissance. Ein Special zu den Präsidentschaftswahlen beinhaltet unter anderem den skeptischen Beitrag von Joan Didion und enthusiastischen Beitrag von Darryl Pinckney bei einem Symposium zu den Wahlen.
Espresso (Italien), 28.11.2008

Wired (USA), 16.11.2008
Jason Tanz schreibt einen ambitionierten Text über den Drehbuchautor Charlie Kaufman und dessen neuen Film "Synecdoche, New York". Es ist der erste, bei dem Kaufman auch Regie führte. Kaufman kommt durchaus sympathisch rüber: kompliziert, pessimistisch, voller Selbstzweifel. Und wenn's drauf ankommt, kriegt er Nasenbluten. "In zwei Tagen wird 'Synecdoche' seine nordamerikanische Premiere haben. Heute nacht schmeißt Sony Pictures Classics eine rauschende Party, um die zehn Filme zu promoten, die sie während des Filmfestivals (in Toronto) zeigen, und - mit etwas Glück - frühe Oscar-Gerüchte hervorzurufen. Draußen spricht Regisseur Jonathan Demme über seinen neuen Film, 'Rachel getting married', während der Star des Films, Anne Hathaway, einen Trupp Reporter und Branchengrößen betört. Kaufman sollte jetzt hier sein, an einem Glas Cabernet Shiraz von Dan Ackroyds Weingut nippen und 'Synecdoche' anpreisen. Aber er hat sich den Kopf angestoßen, als er aus dem Taxi stieg, seine Brille schnitt ihm ins Gesicht und jetzt ist er auf dem Klo, überzeugt, seine Nase sei gebrochen. Statt die Leute zu umschmeicheln, verbringt er die Cocktailstunde in einer schummrigen Ecke des Restaurants und unterhält sich mit Debra Winger über ihre Farm in den Catskills, während er in eine Serviette eingewickelte Eiswürfel auf sein Gesicht drückt."
Nouvel Observateur (Frankreich), 27.11.2008

New Statesman (UK), 27.11.2008

Außerdem: In einer kurzen Notiz empfiehlt Katy Taylor Daniel Kehlmanns "Ich und Kaminski" als "durch und durch unterhaltsame" Lektüre.
Nepszabadsag (Ungarn), 29.11.2008

Point (Frankreich), 27.11.2008

Literaturen (Deutschland), 01.12.2008

Außerdem: In den "Business as usual"-Rubriken: Franz Schuh empfiehlt im "Kriminal" Camilly Ways Psychothriller "Schwarzer Sommer". Der Kriminalschriftsteller Heinrich Steinfest teilt Lektüreeindrücke rund um Entenhausen mit. Annette Zerpner hat Raoul Schrotts "Ilias"-Übersetzung und zweimal Sven Regener im Hörbuchformat genossen. Für die "Netzkarte" hat sich Aram Lintzel in der seltsamen Welt der Personensuchmaschinen (Yasni, 123people) umgetan, die neuerdings die Google-Ergebnisse zumüllen.
London Review of Books (UK), 04.12.2008

Weitere Artikel: Donald MacKenzie erzählt, wie man einen Hedgefonds gründet. Mahmood Mamdani versucht zu erklären, warum Simbabwes Diktator Robert Mugabe von seinem Volk weniger gehasst wird, als er es eigentlich verdient. Der griffigen Schlagwortkunst des Malcolm Gladwell ("Blink") nähert sich Thomas Jones mit Blick auf dessen neues Buch "Outliers: The Story of Success". Besprochen werden Steve Colls Geschichte der "Bin Ladins" und Jean-Luc Godards nun auch auf englischsprachiger DVD greifbare "Histoire(s) du cinema".
Polityka (Polen), 01.12.2008
Jacek Zakowski huldigt zunächst einmal ausführlich der Spezies großer Polen, bevor er auf den eigentlichen Punkt kommt: Eine für Polityka durchgeführte Umfrage, die ergeben hat, dass die "große Operation Autoritätenaustausch" der Brüder Kaczynski ein Flop war: "Sogar Adam Michnik und Leszek Balcerowicz, die in der Narration der IV. Republik alle gesellschaftlichen und politischen Übel der III. symbolisierten, kamen ungeschoren davon. In diesem Sinne darf man wohl sagen, dass die neokonservative Revolution von Jan Rokita und den Brüdern Kaczynski, die von den katholischen Fundamentalisten in Thorn und Giertychs Nationalisten unterstützt wurde, in Polen nicht nur die Wahlen verloren hat. Ähnlich wie in Amerika hat sie auch den offen erklärten und mit unerhörter Brutalität geführten Kulturkampf um die Herrschaft der Seelen verloren. Und zwar mit Pauken und Trompeten."
New York Times (USA), 30.11.2008

Outlook India | New York Review of Books | Espresso | Wired | Nouvel Observateur | New Statesman | Nepszabadsag | Point | Salon.eu.sk | Literaturen | London Review of Books | Polityka | New York Times | Walrus Magazine | Przekroj | Elet es Irodalom | Times Literary Supplement | Folio | The Nation | Le Monde
Kommentieren