
Auch der Kunsthistoriker und Medienwissenschaftler
Péter György trauert um Péter Esterházy: "Dass die
Grenzen der Sprache die Grenzen der Welt sind, sagte nicht er, sondern Wittgenstein. Und Esterházy zeigte, um welch eine weite Grenze es sich handelt. (...) Von ihm lernten mehrere Generationen, wie viel ein Schriftsteller geben kann, der in den jahrhundertalten philosophischen und ästhetischen Debatten keine Position bezieht, sondern zeigt, wie eine Sprache funktioniert, dessen Natur ebenso transparent, wie undurchschaubar ist."
Die
ungarische Regierung hat es nicht für nötig befunden, ein Wort der Trauer zum Tod Peter Esterhazys zu verlieren. Szilvia Kuczogi, stellvertretende Chefredakteurin von
Népszabadság,
wundert das nicht. "In der nie endenden Kádár-Ära lasen mehrere Tausend Menschen ein merkwürdiges Buch ('Kleine ungarische Pornografie'). Neben seinen perfekten Sätze liebten sie auch die
ungekämmten Haare des Autors. Seine Freiheit. Die
Freiheit Esterházys wurde unsere Freiheit. 1989 ging das Nie-Endende zu Ende und Esterházy blieb weiterhin unsere Freiheit. (...) Im Jahre 2016 spricht der Ministerpräsident uns Lesern sein Beileid nicht aus. Denn wir sind diejenigen, die alleine blieben, die selbst Antworten finden müssen, die keinen Trost darin finden, dass auf eine Bücherwoche die nächste folgt, auf ein neues Buch ein neueres.
Viktor Orbán tritt nicht in diesen Raum, denn damit würde er anerkennen, dass
Kultur existiert. Dass die Kultur Erlebnis- und Gedankengemeinschaft ist. Dass Kultur frei ist. Dass Esterházy unsere Kultur ist. Dass wir frei sind. Ob wir ihn lasen oder nicht. Ob wir vor der Wende geboren wurden oder danach. Ob wir ein Zitat und eine Kerze auf Facebook posten oder nicht."