Magazinrundschau

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag

November 2016

Ich brauche keinen Dolly

29.11.2016. Die Wähler vertrauen auf die Institutionen, glaubt die London Review, sonst hätten sie nicht Brexit oder Trump gewählt. Die politische Führung in Ost und West war  vor 1989 fortschrittlicher als heute, meint Gáspár Miklós Tamás in Magyar Narancs. Russen und Weißrussen wollen keine Freiheit, meint Swetlana Alexijewitsch in Hospodarske noviny. Regisseur Yasujiro Ozu fand seine Freiheit erst in der Beschränkung, erklärt Paul Schrader in Film Comment. En attendant Nadeau denkt mit Maurice Blanchot über Shelleys Gedicht "The Revolt of Islam" nach.

Selbstliquidierung der Demokratie

22.11.2016. Brexit war schon schlimm. Nach Trump ist alles schlimmer. John Gray verzweifelt im New Stateman wie stets in wohlgesetzten Worten.  Der Sieg Trumps ist unter anderem auch eine krachende Niederlage des Politkberater- und Medienguru-Genres, meint die New Republic. Die New York Times erzählt, warum gar nicht so wenige Latinos für Trump stimmten. In Novinky fragt Vaclav Belohradsky, ob Mitteleuropa zum Westen gehört und warum nicht? Filmcomment rät zur Wiederentdeckung Tomu Uchidas. En attendant Nadeau lotet die innige Feindschaft von Wissenschaft und Religion aus.

Ist das jemand wie ich?

15.11.2016. Trump-Wähler haben einen Horror davor, ihre weißen Privilegien zu verlieren, glaubt Toni Morrison im New Yorker. Bei den Wahlen geht es immer mehr um Identität, das versteht auch die abgehängte Landbevölkerung, meint die Soziologin Kathy Cramer in der Washington Post. Warum gibt's eigentlich keine ordentlichen Verrisse mehr in der Literaturkritik, fragt der New Statesman. Und Elet es Irodalom trauert um den Pianisten und Dirigenten Zoltán Kocsis.

Der perfekte Meeresklang

08.11.2016. In El Salvador können Frauen wegen einer Abtreibung für 50 Jahre ins Gefängnis wandern, berichtet Harper's. Der Guardian staunt über die mercedesfahrende Mörderin der spanischen Politikerin Isabel Carrasco. In Ceska pozice möchte J.M. Coetzee  lieber kein Afrikaaner sein. In HVG fordert Gáspár Miklós Tamás die Ungarn zum Trauermarsch für Népszabadság auf. Die New York Times blickt der Virtual Reality ins Auge.

Literarische Blauwale für postheroische Zeiten

01.11.2016. Angela Carter wollte gerne schreiben wie eine Stahlklinge am Schaft eines Penis. Polizisten mochten sie trotzdem, hat die LRB herausgefunden. Wesley Morris fragt unterdessen in der New York Times, warum im Film so gut wie nie die Penisse schwarzer Männer zu sehen sind. Auch En attendant Nadeau  interessiert sich für das Los schwarzer Bürger in den USA. Dank Brexit: Der Guardian erzählt, wie britische Tabloids von Papiertigern zu Tigern mutierten. Der Merkur stellt Ferrante in einen reizvollen Kontrast zu Knausgard. Laut János Kornai  in HVG lässt sich nichts mehr beschönigen: Ungarn ist eine Autokratie.