David Broder
ist sich nach wie vor nicht sicher, wie
Giorgia Melonis Politik sich auf die Dauer gestalten wird. In der Außendarstellung bleibt die
italienische Premierministerin oft vage, wobei die Rhetorik langsam schärfer wird, auch aufgrund der Konkurrenz von (
noch weiter)
rechts: "Melonis Tonfall ist weicher als der Roberto Vannaccis, aber auch sie ruft völkische Diskurse auf. Diesen April wurde ihr Agrarminister Francesco Lollobrigida scharf kritisiert, als er von 'ethnischen Säuberungen' sprach, einem Begriff, der den vermeintlichen Austausch einheimischer Italiener durch Ausländer aufruft. In ihrem Buch schreibt Meloni, dass diese Anschuldigungen gegenstandslos sind, da 'Ethnizität' sich auf 'Kultur' beziehe, nicht auf 'physische' Eigenschaften. Sie fügt hinzu, dass in der Tat 'Pläne' bestünden, die
italienische Identität auszulöschen. 'Große ökonomische Mächte' bevorzugten afrikanische Migranten gegenüber Osteuropäern, da sie 'besser dazu geeignet' seien, das Italienertum in einem '
Melting-Pot-Plan, einer Mischung, die verdünnt' aufgehen zu lassen." Wenn es um konkrete Politik geht, bleiben die Konturen hingegen vage: "Abgesehen von formalen Dingen beschäftigt sie sich wenig mit den zentralen Problemen der Gegenwart, auch ihre EU-Politik hat
wenig Substanz. Ihre Auseinandersetzung mit Ökologie bringt ein wichtiges Thema in den Fokus: Europa darf nicht mehr so abhängig sein von chinesischen Importen. Ihre 'anti-globalistische' Position bleibt allerdings widersprüchlich, da sie weiterhin auf das Reagan'sche Mantra setzt, demzufolge der
Staat sich aus der Wirtschaft herauszuhalten habe."
Außerdem: Auch Quinn Slobodian
liest, wie derzeit alle Welt, Walter Isaacsons Elon-Musk-
Biografie und außerdem ein Buch
Jonathan Taplins über vier Milliardäre der Gegenwart. Er steigt etwas tiefer ins Thema ein und stellt den die Weltwirtschaft revolutionierenden südafrikanischen Unternehmer neben einen seiner Vorgänger:
Henry Ford. Es gibt einige interessante Gemeinsamkeiten wie etwa die Vorliebe für Verschwörungstheorien, aber letztlich fällt der
Vergleich zuungunsten Musks aus: "Worin sich der Unterschied von Fordismus und Muskismus am deutlichsten zeigt: Musk ging es nie darum, eine Welle auszulösen, die alle Schiffe hebt. Es geht um einen Geysir bestehend aus Raketentreibstoff, der ein einziges Schiff - wortwörtlich ein Raumschiff - in die Höhe wirft und ihn selbst mitsamt seinen (bislang) zehn Sprößlingen weit weg bringt
von uns Zombies. Was gut für Tesla ist, ist gut für den Mars, ist gut für Musk. Auf der Privatinsel des Milliardärs Larry Ellison hebt Musk seinen Sohn X Æ A-Xii zu einem Teleskop empor und sagt: 'Schau, das ist, wo wir einmal leben werden.' Die schmerzhafte Ironie dieser angeblich futuristischen Vision besteht darin, dass sie in Wirklichkeit alt und angestaubt ist. Seine Fluchtpläne kehren zu dem Ort zurück, an dem er begonnen hat: die vergilbten
Landkarten des Großen Treks der Boers nach Südafrika, mit dem Auftrag, die Nachkommenschaft jenseits der verschwindenden Grenze zu mehren. Wie Taplin im besten Kapitel seines Buchs klarstellt, gibt es keine wissenschaftliche Rechtfertigung dafür, einen Fuß auf den Mars zu setzen. Der einzige Grund bestünde im überwältigenden Verlangen danach, allein zu sein."