In den meisten aktuellen Diskussionen nimmt
KI den Status des absolut Bösen ein. Dass KI aber auch ein Werkzeug sein kann, um die
Welt zu verbessern, gerät dabei rasch aus dem Sinn. Camille Bromley
wirft einen Blick auf Experimente, die es gestatten sollen, die
Sprache von Walen besser zu verstehen. Die
Walforscherin Michelle Fournet arbeitet genau daran. "Sie hat ihren Katalog an Buckelwal-Rufen dem
Earth Species Project zur Verfügung gestellt, einer
Gruppe von Technologen und Ingenieuren, die daran arbeiten, mithilfe von KI
ein künstliches '
Whup' [die typische Begrüßungsfloskel von Buckelwalen] zu erstellen. Und sie beabsichtigen nicht nur, die Stimme eines Buckelwals zu emulieren. Die Mission der Non-Profit-Organisation besteht darin, menschliche Ohren für
das Geplauder des gesamten Tierreichs zu öffnen. In 30 Jahren, behaupten sie, kommen Naturdokus auch ohne einlullende Voiceovers im Stil von Richard Attenborough aus. Die Gespräche der Tiere werden einfach Untertitel haben. Und so wie die Ingenieure heute kein Mandarin oder Türkisch mehr können müssen, um einen Chatbot für diese Sprachen zu erstellen, werde es künftig auch möglich sein, einen Bot zu programmieren, der
Buckelwalisch spricht - oder Kolibrinisch, Fledermausisch und Bienesisch. Die Idee, die Kommunikation der Tiere zu dechiffrieren ist kühn, vielleicht auch unglaublich, aber eine Zeit der Krise bedarf kühner und unglaublicher Maßnahmen. Überall wo Menschen sind, also wirklich überall, verschwinden die Tiere. Die Wildtierpopulation ist im Schnitt in den letzten 50 Jahren
um 70 Prozent gesunken. ... Aza Raskin, ein Mitbegründer von Earth Species Project, ist der Überzeugung, dass die Möglichkeit, Tiere zu belauschen, einen
Paradigmenwechsel nach sich ziehen wird, der nichts geringerem als der Kopernikanischen Wende gleichkommt. 'KI ist die Erfindung der modernen Optik', sagt er mit spürbarem Vergnügen. Was er damit meint: So wie die Astronomie des 17. Jahrhunderts mit verbesserten Teleskopen neuentdeckte Sterne wahrnehmen konnte und die Erde ein für allemal aus dem Zentrum des Universums rückte, wird auch KI die Wissenschaft dabei unterstützen, mehr zu hören als die Ohren es ihnen gestatten: dass Tiere sinnhaft sprechen und dies auf mehr Arten als wir es uns vorstellen können. Dass ihre Fähigkeiten und ihre Leben nicht unter unseren stehen. 'Dieses Mal werden wir hinaus ins Universum blicken und feststellen, dass
die Menschheit nicht in seinem Zentrum steht', sagt Raskin."
Hier hören wir das Whup eines Buckelwals. Ob es sich um ein formelles "Guten Tag" oder um ein joviales "Servus" handelt, muss die Wissenschaft noch klären.
mbellalady ·
Downsweep Whups 76.95.12