Wer diesen Artikel liest, wird ernste Zweifel an der
demokratischen Zukunft Frankreichs bekommen. Frankreich war schon immer ein Museum politischer Strömungen: Bis vor kurzem gab es drei trotzkistische Parteien, zwei monarchistische Strömungen (Legitimisten und Orleanisten) und auch noch ein paar Bonapartisten unterschiedlicher Couleur. Und selbstverständlich gibt es noch die von Balzac besungene
superreaktionäre katholische Tradition in der Bretagne (die mehrheitlich heute sehr viel moderner ist). In dieser fundamentalistisch-katholischen Tradition steht
Vincent Bolloré, einer der reichsten Männer Frankreichs, den Raphaëlle Bacqué und Ariane Chemin in einem
epischen Artkel für
Le Monde porträtieren. Bolloré ist größter Aktionär des Vivendi-Konzerns und besitzt die halbe französische Medienlandschaft von Buchverlagen über
Canal Plus bis zu "Info"-Sendern wie
CNews, wo er
Eric Zemmour groß machte. Bolloré verhinderte, dass Canal Plus einen Film von
François Ozon über Missbrauch in der Katholischen Kirche kaufte (er lief auf der Berlinale, mehr
hier) und er hasst
Charlie Hebdo wie sonst nur woke Linke, die er natürlich auch hasst. Er hofft, dass Zemmour im Bündnis mit der gemäßigten Rechten den
Elysée-Palast erobert, "mit einem Köhlerglauben inklusive frommen Bildchen in seinem Portemonnaie und einem bretonischen Synkretismus , der zwischen keltischer Tradition und Marienverehrung schwankt. Die Devise der Familie ist seit 1789 gleichgeblieben: 'Auf den Knien vor Gott, aufrecht vor den Menschen.' Da er
abergläubisch ist, hat er stets eine kleine Marienstatue in Reichweite und trägt
Fläschchen mit Weihwasser aus Lourdes mit sich herum, wo er einmal jährlich hinpilgert..."