Magazinrundschau
Herbstböen überstehen
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
02.12.2014. Globalgeschichte ja, aber ohne kulturelle Deutungsmuster bitte, fordert der Merkur. Der New Humanist freut sich über die wachsende Zahl von Atheisten in den arabischen Ländern. Westliche Autoren finden dagegen vermehrt zu Gott, erklärt der New Statesman. Für die NYRB blickt Colm Toibin in die Augen von Goyas Infante Don Luis. In Intercept erklärt James Risen, warum der Kongress nichts gegen die NSA unternimmt. Die London Review schmuggelt sich unter die griechischen Neonazis der "Goldenen Morgenröte". In Syrien kann man eigentlich gar nichts richtig machen, erklärt der New Yorker.
Merkur (Deutschland), 02.12.2014

Der Frankfurter Philsoph Christoph Menke erklärt, wie die Anthropologie die Freiheit jenseits der Großen Trennung von Geist und Natur denken kann: Mit Claude Lévi-Strauss in der Lücke, die die Natur lässt. "Frei zu sein heißt nicht, die symbolische, normative Ordnung des Geistes gegenüber der Natur aufzubauen und zu erhalten; Freiheit ist nicht normative Ordnung. Sondern frei zu sein heißt, die symbolische, normative Ordnung des Geistes zu errichten und sie unterbrechen, suspendieren zu können. Freiheit ist der Wechsel zwischen Ordnungserrichtung und -vernichtung."
Im Print denkt Dieter Grimm über Europa nach, und Christian Demandt über müde Museen gemäß Daniel Tyradellis: "Müde Museen sind solche, die nach bestem Wissen und Gewissen alles richtig machen."
New Humanist (UK), 25.11.2014

New Statesman (UK), 27.11.2014

Elet es Irodalom (Ungarn), 28.11.2014

New York Review of Books (USA), 18.12.2014


Weiteres: David Cole empfiehlt dringend Bryan Stevensons Buch "Just Mercy", in dem der Anwalt vieler schwarzer Todeskandidaten sehr genau die rassistischen Tendenzen der amerikanischen Strafjustiz aufzeige, aber auch die Möglichkeiten, dagegen zu kämpfen, etwa die Equal Justice Initiative. Rachel Donadio preist das Werk der großen Elena Ferrante.
Intercept (USA), 26.11.2014

Telerama (Frankreich), 02.12.2014

Wired (USA), 26.11.2014

Außerdem: Wer noch schwankt, ob er die "Tribute von Panem" verschenken oder maulende Teenager unterm Weihnachtsbaum riskieren soll, dem versichert Devon Maloney, dass dystopische Science-Fiction-Reißer trotz ihrer Drastik Jugendlichen dabei helfen, ihre ethischen Werte auszubalancieren. Brendan I. Koerner erzählt die Geschichte, wie der Ur-Computer ENIAC vor dem Schrottplatz und für die Zukunft gerettet wurde. Und Alex French und Howie Kahn haben die Oral History zur Entstehung des Astronauten-Drama-Klassikers "The Right Stuff" (1983) aufgeschrieben.
London Review of Books (UK), 01.12.2014


Rivka Galchen hat sich durch die ersten beiden, jetzt auch auf Englisch erschienenen Bände von Reiner Stachs Kafka-Biografie durchgearbeitet und ist auf ihre Kosten gekommen. Besonders lobend hebt sie hervor, wie wenig Stach spekuliert und urteilt. Nathan Thrall erklärt sich die steigende Gewalt in Jerusalem mit der Frustration der Palästinenser über die israelische Politik wie der eigenen politischen Führung.
New Yorker (USA), 08.12.2014

Weitere Artikel: Burkhard Bilger gewährt einen ausführlichen Einblick in die Welt von Kindern, die eine Rodeo-Karriere anstreben. Adam Gopnik sinniert über die Bedeutung der Pont des Arts für Paris. D.T. Max porträtiert Hans Ulrich Obrist, den Kodirektor der Londoner Serpentine Gallery. Wahlweise lesen oder vom Autor vorgelesen bekommen können wir außerdem die Kurzgeschichte "Reverend" von Tim Parks.
Economist (UK), 28.11.2014

Bloomberg Businessweek (USA), 26.11.2014

Hier "Damsel in Distress" Part 1:
Nepszabadsag (Ungarn), 29.11.2014

New York Times (USA), 30.11.2014

Theo Jansen und ein Strandbeest bei der Arbeit.
Paul Mozur und Jane Perlez stellen Chinas neuen Internetzar vor, Lu Wei, der als Türsteher den Zugang ausländischer Internetfirmen zum lukrativen chinesischen Markt kontrolliert und eine Politik verteidigt, wonach China das Recht hat, Webseiten zu blockieren, Inhalt zu zensieren und in seinen Grenzen User zu überwachen: "Er forderte wiederholt "Respekt für die nationale Souveränität" im Netz, mit der Begründung, dass Staaten den Cyberspace innerhalb ihrer Grenzen nach Gusto regulieren können sollten." Die EU hört das sicher gern!
Weitere Artikel: Emily Bazelon informiert über ein bevorstehendes Urteil des Supreme Court in der Frage, ob Drohungen in sozialen Medien unter das Recht auf Meinungsfreiheit fallen: "Wie ist mit der verbreiteten Behauptung umzugehen, dass Meinungsäußerungen im Internet eine Form von Schauspielerei seien, in der eine Drohung so unwirklich ist wie der Angriff auf einen Avatar in World of Warcraft." Suzy Hansen berichtet in einer Reportage über das schwere Grubenunglück in der Türkei vom 13. Mai. Michael Erard widmet sich einer Untersuchung zur oft unterschätzten Kunst der Online-Kritik. Hier eine als Haiku formulierte Kritik auf Netflix zu dem Film "Biutiful": "The nose of Bardem/Its flatness brings him closer/To the screen, and death."
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