
Heute sind ja
alle Journalisten in privaten Medien in einer prekären Situation, jedenfalls fühlen sie sich so. Um das Jahr 2009, als Twitter anfing zu zählen, gab es noch eine klare Gattungsgrenze zwischen den festen Printjournalisten und den Jungen, die man ohne Verträge in die Online-Garagen steckte. In diesem Klima entstand die "
Ligue du LOL", jene Gruppe junger Online-Journalisten, die sich die Bälle zuspielten, um dann später, als sie anfingen, sich wichtig zu fühlen, über missliebige Kolleginnen herzuziehen. Selbst in Deutschland haben die Enthüllungen über das hässliche Mobbing der Gruppe Aufsehen erregt. Jérémie Maire erzählt in einem
interessanten Hintergrundartikel, wie dieses Phänomen in Frankreich entstand. Es war die Zeit, als die
Herren vom Print in
Le Monde die jungen Online-Journalisten noch als "
Pakis du Web" beschrieb, als ein Subproletariat für die gröberen Aufgaben. Aber die jungen Online-Journalisten wollten arrivieren, und sie benutzten Twitter, um die
Hierarchiestufen zu überspringen und sich gleich an die Chefs ranzuwanzen: "In einem Dossier mit dem Titel 'Werde auch du ein Twitto' aus dem Jahr 2011 beschrieb
Télérama, wie das funktionierte: 'Folge den großen Twitterkonten in der Hoffnung, dass sie dir dann auch folgen. Schicke ihnen
brillante Tweets, riskiere den Clash. Mache dich bemerkbar, ohne zu übertreiben. Ein misslungener Witz, und hopp, bist du entfolgt. Aber
wenn du schlau bist... So wie Vincent Glad, 26, dem jetzt schon alle Journalisten, die zählen, folgen.' Viele dachten damals, dass man das Wort ergreifen, interagieren muss, um aufzufallen und irgendwo einen kleinen Posten zu ergattern."