
Die Wahlen am kommenden Wochenende in
Nigeria sind schon deshalb äußerst bedeutend, weil Land die
größte Demokratie Afrikas ist,
schreibt ein wie beim
Economist üblich anonymer Verfasser. Mehr als zwanzig Jahre lang haben sich zwei Parteien bei der Regierungsbildung mehr oder minder abgewechselt, berichtet er, nun kommt mit
Peter Obi ein Underdog dazu, der eine echte Chance hat zu gewinnen, auf den aber im Falle eines Wahlsiegs vor allem riesige Probleme warten: Armut, Arbeitslosigkeit, zivile und nicht zivile Unruhen, ein heruntergewirtschaftetes Bildungssystem und eine dysfunktionale Verwaltung erwarten ihn. Dass Obi, von Haus aus ein Geschäftsmann, "das Zweiparteiensystem so schnell herausfordern konnte, liegt vor allem daran, dass er eine ganz andere Art von Politik in Nigeria anbietet, wo das Wahlkalkül jahrzehntelang weitgehend darauf basierte, dass Politiker Spaltungen entlang der
Grenzen von Religion,
Ethnizität und regionaler Zugehörigkeit schürten. Die Kandidaten der beiden großen Parteien,
Bola Tinubu von der regierenden APC und
Atiku Abubakar von der PDP, scheinen ihren Wahlkampf immer noch mit dem Ziel zu führen, ihre ethnische und religiöse Basis zur Wahlurne zu bringen. Herr Obi hingegen hat die wichtigsten Gräben im Land überwunden, indem er Kundgebungen
in den Hochburgen seiner Gegner abhielt (insbesondere in der Wirtschaftsmetropole Lagos, der Hochburg von Herrn Tinubu) und die Wähler aufforderte, ihre Wahl auf der Grundlage ihres Charakters und ihrer Erfolgsbilanz zu treffen. Seine eigene Bilanz als zweimaliger Gouverneur des Bundesstaates Anambra ist ermutigend, wenn auch nicht ganz makellos. ... Herr Obi hebt sich auch in anderer Hinsicht von den beiden Kandidaten der großen Parteien ab. Er ist ein energiegeladener 61-Jähriger, der
intellektuell offen daherkommt. Zu seinen Wahlkampfveranstaltungen gehören zum Beispiel Town-Hall-Meetings, bei denen er die Wähler ermutigt,
schwierige Fragen zu stellen." Ob er aber wirklich Chancen hat, die Wahlen zu gewinnen? Der
Economist hat Zweifel. Am Ende könnten Religion und Ethnizität doch den Ausschlag geben, fürchtet er.