Magazinrundschau
Nippes unseres Innenlebens
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
25.11.2014. Der New Yorker liefert ein großes Porträt Angela Merkels. Reset.doc liefert ein großes Porträt Wladimir Putins. Der Nouvel Obs erzählt von der innigen Beziehung Marine Le Pens zu Putin. In Eurozine fordert Carl Henrik Fredriksson die europäischen Zeitungsfürsten auf, endlich die nationalen Debattengrenzen einzureißen. Cabinet schildert den Schock Eugène Delacroix' beim Betrachten der ersten Aktfotografien. Aeon verliert sein Gefühl für Realität im Film. In Slate erklärt Regisseur Paul Schrader: Das Filmkonzept des 20. Jahrhunderts ist tot.
New Yorker | SZ-Magazin | Bloomberg Businessweek | La regle du jeu | Guardian | HVG | New York Times | Eurozine | Aeon | Elet es Irodalom | Cabinet | ResetDoc | Nouvel Observateur | Slate
New Yorker (USA), 01.12.2014

Jill Lepore macht auf einen ziemlichen Skandal aufmerksam, der gar nicht neu ist: die Papiere des Supreme Court sind nicht öffentlicher, sondern privater Besitz: "Die Entscheidung, ob diese Dokumente veröffentlicht werden sollen, liegt allein bei den Richtern und ihren Erben. Sie können sie schreddern, sie können sie verbrennen, sie können sie als Platzdeckchen benutzen."
Weitere Artikel: Sasha Frere-Jones widmet sich dem "Sound of Sweden", der gerade die Welt der Popmusik dominiert. Nicholas Lehmann liest neue Bücher über Google und vergleicht sie mit älteren Büchern über General Motors. Anthony Lane sah im Kino Morten Tyldums "The Imitation Game" über Alan Turing und Jennifer Kents "The Babadook". Online lesen dürfen wir außerdem eine Kurzgeschichte von Etgar Keret und ein Kapitel aus Joseph Mitchells nie beendeter Autobiografie.
Eurozine (Österreich), 21.11.2014

Ebenfalls in Eurozine: ein aus New Eastern Europe übernommenes Gespräch mit der polnischen Lyrikerin Ewa Lipska, die über ihre Stadt Krakau spricht und neulich gar einen Song für den polnischen Rapper O.S.T.R. schrieb: "Diese Entscheidung fiel in Kalisz, wo man an den hundertsten Jahrestag der Zerstörung der Stadt erinnern wollte. Adam Klocek, der Direktor der dortigen Philharmonie hatte die Idee. Ich mochte die Vorstellung. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch mit einem Rapper debütieren würde." Frage des Interviewers Lukasz Wojtusik: "Und wenn Sie heute neu anfangen würden?" Antwort: "Oh nein, heute würde ich Pianistin werden."
Aeon (UK), 23.11.2014

Einst versetzten Spezialeffekte aus dem Computer das Kinopublikum mit immer noch größeren Sensationen in Erstaunen - weshalb viele Blockbuster heute zum großen Teil aus dem Computer stammen. Doch hat sich mittlerweile ein gegenteiliger Effekt eingestellt, klagt Jonathan Romney: Wo man dem Bild nicht mehr trauen kann, geht die Magie des Kinos verloren. "Frühere Formen des kinematografischen Trompe L"Oeil hatten eine Neigung, durch ihre Imperfektion auf ihre Präsenz zu verweisen. Techniken wie Rückprojektion und Matte Paintings waren oft als solche sichtbar und diese Sichtbarkeit bedingte ihren Reiz. Sie lud das Publikum dazu ein, an der Illusion aktiv teilzunehmen und seine Ungläubigkeit willentlich auszusetzen. Die im wesentlichen versteckte Natur der digitalen Manipulation, bei der sich die Effekte nahtlos in die Textur des Leinwandbildes einfügen, ist problematischer und verleiht dem Gegenwartskino einen tiefgreifend ambivalenten Unterton." (Im Bild eine Szene aus Ridley Scotts "Blade Runner" von 1982, und hier, hier, hier und hier Bilder von Maxx Burman, der für Spike Jonzes "Her" von 2013 Los Angeles mit matte painting verfremdete, indem er Stadtansichten von LA mit Bildern von Shanghai verschmolz.)
Elet es Irodalom (Ungarn), 21.11.2014

Cabinet (USA), 24.11.2014

ResetDoc (Italien), 20.11.2014

Nouvel Observateur (Frankreich), 26.10.2014

Slate (USA), 21.11.2014

SZ-Magazin (Deutschland), 14.11.2014

Bloomberg Businessweek (USA), 24.11.2014

La regle du jeu (Frankreich), 24.11.2014

Auf Telerama ist zum gleichen Thema ein langes Gespräch mit dem Reporter Charles Enderlin zu lesen, der seit vierzig Jahren in Jerusalem lebt und seinerseits meint, ein palästinensischer Staat sei nicht mehr möglich: "Die Idee einer Zwei-Staaten-Lösung ist gestorben ... Der religiöse Zionismus wird auf israelisches Land, Jerusalem und den Tempelberg nicht verzichten. Die europäischen Diplomaten sind sich sich dessen bewusst; die, die ich treffe, erklären, dass Europa, indem es die Finanzierung der palästinensischen Autoritäten fortsetzt, lediglich die Besetzung aufrechterhält."
Guardian (UK), 23.11.2014

Weitere Artikel: Will Self ärgert sich über die Superreichen, die mit ihrem unversteuerten Fluchtkapital nach dem Kunstmarkt jetzt auch Londons Tate Modern ins Absurde aufblasen werden. Sehr aufschlussreich findet Jamie Bartlett Gabriella Colemans Buch über die Hacker-Truppe Anonymous "Hacker, Hoaxer, Whistleblower, Spy", hätte sich aber etwas mehr Distanz gewünscht.
HVG (Ungarn), 16.11.2014

New York Times (USA), 24.11.2014

In Silicon Valley ist der Konkurrenzdruck inzwischen so groß, dass erfolgreiche Unternehmer nach Spanien ausweichen, erzählt Nick Leiber. So zum Beispiel die Amerikanerin Stacia Carr, die mit einem spanischen Partner ein online-Video-Geschäft in Madrid aufgebaut hat. Die spanische Regierung ist entzückt von diesem Trend und hat ihre Visabestimmungen für Entrepreneure enorm erleichtert: "Ms. Carr war klar, dass Spanien, ein Land, in dem die Arbeitslosenquote letztes Jahr ein Rekordhoch von 27 Prozent erreichte, ein ziemlich unwahrscheinlicher Ort für ein neues Geschäft war. Aber verglichen mit start-up-Magneten wie London und Berlin haben spanische Städte wie Madrid und Barcelona niedrigere Kosten und weniger Konkurrenz - und trotzdem ausreichend Talente, um loszulegen, sagt sie."
Außerdem: Laura Hudson erkundet die schöne neue Welt der Twine-Computerspiele - Spiele für alle von allen. Und Alex Witchel stellt den Bühnenautor Branden Jacobs-Jenkins vor, der dem alten Thema Identität neue Seiten abgewinnt. In der Book Review geht"s u.a. um die neue Philip-Larkin-Biografie von James Booth und Hermione Lees Biografie der englischen Schriftstellerin Penelope Fitzgerald, die mit 58 Jahren ihr erstes Buch veröffentlichte und mit 80 berühmt wurde. (In der neuen NYRB hat Alan Hollinghurst Fitzgerald einen großen Artikel gewidmet.)
New Yorker | SZ-Magazin | Bloomberg Businessweek | La regle du jeu | Guardian | HVG | New York Times | Eurozine | Aeon | Elet es Irodalom | Cabinet | ResetDoc | Nouvel Observateur | Slate
Kommentieren