
Felix Ackermann
reist an die polnisch-litauische Grenze, zur berühmten
Lücke von Suwałki, jenem Korridor, der die russische Enklave Kaliningrad mit Belarus verbindet. Gegen die vielen Gedächtnislücken, die mit dieser Region verbunden sind, helfen die KünstlerInnen vor Ort auf die Sprünge: "In Sejny hatten (der Theatermacher)
Krzysztof Czyżewski und seine Frau Małgorzata schon in den 1990er Jahren die Weiße Synagoge zu einem wichtigen
regionalen Kulturzentrum für Litauer, Polen und Nachfahren der Überlebenden der Shoah gemacht. Im Pogranicze-Verlag erschien die polnische Übersetzung von
Grigori Kanowitschs Roman über die Stadt Jonava, in deren Ortsteil Rukla heute die Bundeswehr in Litauen stationiert ist.
Timothy Snyder, der mit seinem Buch
'Bloodlands' 2010 der blutgetränkten Zone der Vernichtung zwischen Sowjetunion und Deutschem Reich einen Namen gegeben hatte, kam in den vergangenen Jahren stets im August mit der Historikerin Marci Shore und ihren amerikanischen Studierenden aus Yale nach Krasnogruda, um gemeinsam mit Studierenden aus der Ukraine Texte zu diskutieren. Dieses Mal sind viele der Teilnehmer an der Front, um mit der Waffe für den Fortbestand der Ukraine zu kämpfen. Czyżewski hält die
Lücke von Suwałki als Metapher für eine militärische Bedrohung der Region für unpassend: 'Die sowjetischen Panzer, die in Kaliningrad und in Belarus stationiert sind, bieten
keinen Anlass zur Sorge. Selbst Finnland und Schweden verfügen über weitaus effizientere Waffensysteme, deren Reichweite bis hierher geht. Und sie sind bald Teil der NATO', erklärt er in Krasnogruda. So sei es entscheidend für einen Sieg gegen Putin, sich auf die eigenen Werte zu besinnen und für diese konsequent einzustehen. Er fügt hinzu: 'Viele Menschen im Westen Europas können sich dank des langen Friedens nach 1945 nicht mehr vorstellen, dass
das absolute Böse wirklich existiert.' Deshalb unterstützte er im Sommer 2022 auch die öffentliche Spendenaktion zum Kauf einer türkischen
Kampfdrohne vom Typ Bayraktar, zu der der polnische Publizist Sławomir Sierakowski aufgerufen hatte. Gemeinsam mit der kulturellen Elite Polens und über zweihunderttausend Spendern gelang es ihnen, innerhalb von vier Wochen über 4,5 Millionen Euro zu sammeln."
Außerdem: Till Breyer
diskutiert verschiedene Formen des Asylrechts als individuelles Recht und in der historischen Version des territorialen Recht etwas beim
Kirchenasyl.