Magazinrundschau
Nachts leuchten die Crackpfeifen
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
27.06.2017. Die akademische Linke braucht endlich Gewerkschaftsmuskeln, ruft The Baffler. Und muss sich dem Konflikt von Rasse und Klasse stellen, ergänzt The Atlantic. In Novinky erklärt der Historiker Roger Griffin, warum Teile der Avantgarde dem Faschismus verfielen. Tablet und der New Yorker schildern die Verfolgung iranischer und tschetschenischer Homosexueller. Die Jungle World taucht ins Drogenmilieu Sao Paulos. Der Guardian staunt über die monströsen Profite der großen Wissenschaftsverlage.
The Baffler | Slate.fr | Film-Dienst | London Review of Books | Magyar Narancs | New York Times | The Atlantic | Novinky.cz | HVG | Tablet | New Yorker | Jungle World | Linkiesta | Guardian
The Baffler (USA), 30.06.2017

The Atlantic (USA), 31.08.2017

Peter Beinhart macht dieses Problem an der illegalen Einwanderung fest. Heute neigten die Demokraten dazu, dieses Problem zu negieren. Für sie ist das Einwanderungssystem das Problem, nicht die Einwanderung. Aber noch vor zehn Jahren war die Einstellung dazu deutlich differenzierter: "2005 schrieb ein linker Blogger: 'Illegale Einwanderung richtet verheerenden Schaden an, ökonomisch, sozial und kulturell. Sie verhöhnt das Gesetz und ist schändlich allein schon aus Gründen der grundlegendsten Fairness.' 2006 schrieb ein liberaler Kolumnist, dass 'Einwanderung die Löhne der einheimischen Arbeiter mindert, die mit den Immigranten konkurrieren müssen'. Seine Schlussfolgerung: 'Wir müssen den Zustrom niedrig qualifizierter Einwanderer eindämmen.' Im selben Jahr schrieb ein demokratischer Senator: 'Wenn ich bei Demonstrationen für Einwanderer mexikanische Fahnen wehen sehe, wallt in mir manchmal patriotische Ablehnung auf.' Der Blogger war Glenn Greenwald. Der Kolumnist war Paul Krugman. Der Senator war Barack Obama. Prominente Linksliberale waren vor zehn Jahren nicht gegen Einwanderung. Die meisten schätzten die positiven Auswirkungen für die amerikanische Wirtschaft und Kultur. Sie unterstützten die Möglichkeit für die Illegalen, die Staatsbürgerschaft zu erlangen. ... Aber anders als heutige Linksliberale gaben sie zu, dass, wie Krugman es ausdrückte, 'Einwanderung ein sehr schmerzhaftes Thema ist ... weil es grundlegende Prinzipien zusammenstoßen lässt'."
Außerdem: Maryn McKenna beschreibt die Suche des britischen Mikrobiologen Adam Roberts nach Antibiotika in Komposthaufen, Schweinetrögen und Laptop-Keyboards. Und Parul Seghal bespricht den neuen Roman von Arundhati Roy.
Novinky.cz (Tschechien), 27.06.2017

HVG (Ungarn), 24.06.2017

Tablet (USA), 26.06.2017

Passend ein jetzt online gestellter älterer Artikel von Aditi Angiras im Himal Magazin, der den Memoirenband des indischen homosexuellen Aktivisten Siddharth Dube liest - immerhin aber gibt es in Indien Anzeichen für eine Lockerung der Politik und für eine Abschaffung des aus Kolonialzeiten stammenden Paragrafen 377 des indischen Strafgesetzbuchs, der Homosexualität, aber auch alle nicht-koitalen Sexualpraktiken verbietet.
New Yorker (USA), 03.07.2017

Außerdem: Eliza Griswold erkundet die Dämmerung des Kohleabbaus in Pennsylvania. Jeffrey Toobin kritisiert das amerikanische Tabloid National Enquirer und seinen Verleger David Pecker für seine Trump-Begeisterung und wittert noch mehr davon: Pecker interessiert sich nämlich für das Medienunternehmen Time Inc..
Jungle World (Deutschland), 22.06.2017

Linkiesta (Italien), 24.06.2017

Guardian (UK), 26.06.2017

Slate.fr (Frankreich), 26.06.2017

Für einen sehr instruktiven Hintergrundartikel hat sich Boris Bastide sämtliche Eigenproduktionen von Netflix angesehen (die übrigens nur selten reale Eigenproduktionen und meist exklusive Vermarktungen sind) und erforscht auch die Strategie des neuen Akteurs, der sowohl für die Kinohäuser wie für Fernsehsender eine unheimliche Konkurrenz darstellt. Dazu gehört etwa die Vorliebe für Dokumentarfilme: "Für Netflix ist dieses Experimentierfeld aus verschiedenen Gründen besonders interessant. Die Kosten sind in der Regel geringer als bei Fiktion, und der Markt ist völlig zersplittert. 'Außer in sehr großen Städten zeigt kein Kino in den USA Dokumentarfilme', analysiert Thomas Sotinel, Filmkritiker bei Le Monde. Aber Netflix ist überzeugt, dass dennoch Nachfrage existiert."
Film-Dienst (Deutschland), 17.06.2017

London Review of Books (UK), 26.06.2017

Weiteres: Colin Kidd und Malcolm Petrie fürchten nach dem Brexit um den Zusammenhalt des multinationalen Britanniens. Greg Gardin liest Ignacio Ramonets Hugo-Chavez-Biografie.
Magyar Narancs (Ungarn), 08.06.2017

New York Times (USA), 25.06.2017

Nitsuh Abebe erklärt Win-win für hoffnungslos outdated. Das neue Ding sei, der Wirklichkeit ohne Rücksicht auf Verluste seinen Willen aufzuzwingen, gleich zu welchem Zweck, der neue Präsident mache es vor: "Vor nicht allzu langer Zeit gab es in Amerika den Glauben an Dinge, von denen alle profitieren. Konkurrierende Interessen konnten ausbalanciert werden, ohne dass jemand zu verlieren hatte. Dafür gab es den Business-Begriff 'win-win'. Obama, stets darauf bedacht, mit seiner Politik Konsens herzustellen, benutzte den Begriff für alles, von internationalen Beziehungen bis zur Solarenergie; 2014 bezeichnete er neue Benzinregelungen für Lkw sogar als 'win-win-win'. Davon ist neuerdings kaum noch die Rede. Einer der lautesten politischen Claims des letzten Jahres lautete: Alle Versprechungen von Ausgleich und einvernehmlichem Zielen sind in Wirklichkeit schmachvolle Fallen, aufgestellt von Nutznießern, die sich über diesen Handel ins Fäustchen lachen. Also geht es neuerdings nur noch ums Gewinnen, ohne Harmonie der Interessen. Nutze deine Macht und Stärke oder schleich' dich."
Außerdem: Adam Shatz porträtiert den ätherischen Jazzpianisten Craig Taborn.
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