Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
29.11.2005. Im New Yorker stellt Seymour Hersh die amerikanische Spezialeinheit in Syrien vor. Im Merkur spottet Wolfgang Kemp über die Unesco. Die Weltwoche besucht Ilse Aichinger. Der Spiegel besucht Giuliano Ferrara, Chef der spannendsten Zeitung Italiens. Der Economist wundert sich über die Männlichkeitskriterien amerikanischer Eliteuniversitäten. Der Spectator will für die Pressefreiheit ins Gefängnis. Outlook India untersucht die Mama-Industrie. Monotheismus ist in Wahrheit Atheismus, verkündet Jean-Luc Nancy in Literaturen. Le Point staunt über die neuen Ikonoklasten in Frankreich. Paul Berman in The New Republic auch: Er sieht in Frankreich das neue Zentrum des Anti-Antiamerikanismus. Das ungarische ES-Magazin warnt vor Berliner Schulen. In der New York Times besteht Harold Bloom auf dem Unterschied zwischen Jesus und Jesus Christus.
New Yorker | London Review of Books | Outlook India | Literaturen | Elet es Irodalom | Espresso | Nouvel Observateur | Al Ahram Weekly | HVG | New York Times | Merkur | Weltwoche | Economist | Spiegel | Spectator | Point | New Republic
New Yorker (USA), 05.12.2005
Seymour Hersh hat wieder seine Verbindungen spielen lassen und macht in Sachen Irakkrieg mindestens drei neue Fässer auf: Zum einen gibt es Anzeichen, dass George W. Bush die Sache persönlich nimmt und sich erst dann zurückziehen will, wenn der Aufstand ganz zerschlagen ist, also nie. Zweitens plant das Pentagon angeblich, falls es doch einen graduellen Rückzug gibt, den Irakern die amerikanische Luftwaffe an die Hand zu geben. Keiner kann dann mehr kontrollieren, meint Hersh, ob wirklich Terroristen, interne Rivalen oder sogar Gegner von Al Qaida angegriffen werden. Und drittens sind die Amerikaner offenbar schon seit einigen Monaten in Syrien. "Ein zusammengesetztes Special Forces Team, eine 'Special Mission Unit' (S.M.U.), wurde unter strenger Geheimhaltung damit beauftragt, mutmaßliche Unterstützer des irakischen Aufstands jenseits der Grenze zu attackieren. (Vom Pentagon gibt es dazu kein Kommentar.)"
Peter Schjeldah besucht eine Ausstellung mit jüngeren Arbeiten Gerhard Richters in der Marian Goodman Gallery und ist ganz angetan von soviel europäischer Melancholie und Gedankenschwere. "Man muss nicht mit seinem Pessimismus übereinstimmen. (Als Amerikaner ist man sogar in furchtbaren Zeiten wohl immun gegen eine solche Einstellung.) Aber Richters Authentizität ist unbestreitbar. Sie verleiht der sachte angedeuteten Warnung Nachdruck, die in dem Foto der 'Mustangs' steckt (er fotografierte dieses Bild ab, das er 1963 wiederum auf der Grundlage einer alten Aufnahme schuf). Menschen und Dinge - Traditionen, Nationen - vergehen im Lauf der Geschichte wirklich, und nicht immer unvermeidlich."
Lesen dürfen wir schließlich noch die Erzählung "Wenlock Edge" von Alice Munro. Alex Ross stellt den neuen Musikdirektor des St. Louis Symphony Orchestra vor, David Robertson. Besprochen werden die neue Wordsworth-Biografie von Juliet Barker und Stephen Gaghans Filmthriller "Syriana" (mehr) über Öl, die CIA und den Nahen Osten - mit George Clooney in der Hauptrolle.
Peter Schjeldah besucht eine Ausstellung mit jüngeren Arbeiten Gerhard Richters in der Marian Goodman Gallery und ist ganz angetan von soviel europäischer Melancholie und Gedankenschwere. "Man muss nicht mit seinem Pessimismus übereinstimmen. (Als Amerikaner ist man sogar in furchtbaren Zeiten wohl immun gegen eine solche Einstellung.) Aber Richters Authentizität ist unbestreitbar. Sie verleiht der sachte angedeuteten Warnung Nachdruck, die in dem Foto der 'Mustangs' steckt (er fotografierte dieses Bild ab, das er 1963 wiederum auf der Grundlage einer alten Aufnahme schuf). Menschen und Dinge - Traditionen, Nationen - vergehen im Lauf der Geschichte wirklich, und nicht immer unvermeidlich."
Lesen dürfen wir schließlich noch die Erzählung "Wenlock Edge" von Alice Munro. Alex Ross stellt den neuen Musikdirektor des St. Louis Symphony Orchestra vor, David Robertson. Besprochen werden die neue Wordsworth-Biografie von Juliet Barker und Stephen Gaghans Filmthriller "Syriana" (mehr) über Öl, die CIA und den Nahen Osten - mit George Clooney in der Hauptrolle.
Merkur (Deutschland), 01.12.2005
Was macht eigentlich die Unesco? Malhefte in die Dritte Welt schicken, Gedenktage proklamieren, unlesbare Konventionen verabschieden? Wolfgang Kemp liefert einen recht boshaften "unverlangten Tätigkeitsbericht" über die Organisation, die ihm - mit Gerald Vouga gesprochen - "as natural as death and taxes" scheint. Vor allem auf das Erfolgsprogramm des Weltkulturerbes zielt sein Spott. Zuletzt hat die Unesco die Überreste des Limes zum Welterbe erklärt und die Grenzanlage zu einem "Vermittler menschlicher Werte durch die Entwicklung römischer Militärarchitektur". Kemp schwant: "Bald erkennt Helmut Kohl seinen 'Freizeitpark Deutschland' nicht wieder. Dann werden wir uns in einem Geschichtspark als Hüter und Staffage zugleich bewegen. Dann lesen wir täglich Warnungen wie: 'Die Höherlegung der B 42 vor Erpel könnte schwerwiegende Folgen für die Anerkennung des Mittelrheins als Weltkulturerbe haben.'"
Der Schriftsteller Gerhard Henschel richtet seinen Bannstrahl gegen "Europas größte und übelste Sexualklatschkloake" - die Bild-Zeitung: "Wer in dieses Abflussrohr hinabsteigt, der hat seinen Geist aufgegeben. Wer Bild als Kolumnist oder als Interviewpartner dient, der ist ethisch gerichtet und hat seinen intellektuellen und moralischen Bankrott erklärt. Und wer, wie Gerhard Schröder es getan hat, einen ausländischen Staatsgast zum gemeinsamen Bild-Interview willkommen heißt, der sollte sich die Frage vorlegen, ob es nicht anständiger gewesen wäre, den Gast in einem gutgeführten Bordell zu begrüßen als in Kai Diekmanns dreckiger Sexualnachrichtenkaschemme."
Weiteres: Dirk Knipphals versucht zu ergründen, warum "wir" eigentlich nicht mit Arnold Schwarzenegger warm werden. "Offenbar haben wir immer noch ein Problem damit, Intellektualität und Muskeln in einem Männerkörper zusammen zu denken." Julian Hanich preist Amerikas besten Filmkritiker: Anthony Lane vom New Yorker, den bereits andere mit dem Muhammad-Ali-Zitat belegten: "Er schwebt wie ein Schmetterling, er sticht wie eine Biene" (Hier der Beweis). Andreas Krause Landt konstatiert bei den Deutschen angesichts des Holocausts "Schuldstolz". Karl Heinz Bohrer beklagt die Entwertung des Pathos. Und Karl Otto Hondrich hat bei seinen Besuchen im Schwimmbad festgestellt, dass Frauen wieder "ihren Busen verhüllen".
Der Schriftsteller Gerhard Henschel richtet seinen Bannstrahl gegen "Europas größte und übelste Sexualklatschkloake" - die Bild-Zeitung: "Wer in dieses Abflussrohr hinabsteigt, der hat seinen Geist aufgegeben. Wer Bild als Kolumnist oder als Interviewpartner dient, der ist ethisch gerichtet und hat seinen intellektuellen und moralischen Bankrott erklärt. Und wer, wie Gerhard Schröder es getan hat, einen ausländischen Staatsgast zum gemeinsamen Bild-Interview willkommen heißt, der sollte sich die Frage vorlegen, ob es nicht anständiger gewesen wäre, den Gast in einem gutgeführten Bordell zu begrüßen als in Kai Diekmanns dreckiger Sexualnachrichtenkaschemme."
Weiteres: Dirk Knipphals versucht zu ergründen, warum "wir" eigentlich nicht mit Arnold Schwarzenegger warm werden. "Offenbar haben wir immer noch ein Problem damit, Intellektualität und Muskeln in einem Männerkörper zusammen zu denken." Julian Hanich preist Amerikas besten Filmkritiker: Anthony Lane vom New Yorker, den bereits andere mit dem Muhammad-Ali-Zitat belegten: "Er schwebt wie ein Schmetterling, er sticht wie eine Biene" (Hier der Beweis). Andreas Krause Landt konstatiert bei den Deutschen angesichts des Holocausts "Schuldstolz". Karl Heinz Bohrer beklagt die Entwertung des Pathos. Und Karl Otto Hondrich hat bei seinen Besuchen im Schwimmbad festgestellt, dass Frauen wieder "ihren Busen verhüllen".
Weltwoche (Schweiz), 24.11.2005

In einem aus dem Express übernommenen Interview verteidigt der französische Innenminister Nicolas Sarkozy seine Politik der Härte in den Banlieues und schwört die Bürger auf eine lange Auseinandersetzung ein. "Die Polizei wird bleiben und den Drogenhandel ausrotten. Ein Drittel der mobilen Kräfte wird künftig nicht mehr zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung verwendet, sondern auf Dauer in den Problemquartieren stationiert, um die Sicherheit zu garantieren. Die Polizei wird Verhaftungen vornehmen, Schutz bieten und strafen. Sie wird um 17 Uhr anrücken und um 4 Uhr morgens wieder in die Kasernen gehen, denn in dieser Zeit sind die Ganoven aktiv, die dealen und Autos stehlen. So sieht Prävention aus."
Weitere Artikel: Andreas Furler taucht ganz tief ein in ein 13-pfündiges Werkbilderbuch über Stanley Kubrick. Und der Biologe Frans de Waal empfiehlt uns - leider nur im Print - von den Affen zu lernen, wenn wir in der modernen Welt überleben wollen.
Economist (UK), 25.11.2005

Spannend findet der Economist "The Chosen", Jerome Karabels Studie über die Aufnahmeverfahren der drei Elite-Universitäten Harvard, Yale und Princeton, die ihre Aufnahmekriterien über die Jahre immer so zurechtgeschustert haben, dass sie genau jene Studenten aufnehmen konnten, die sie am liebsten wollten (etwa mehr wohlhabende Protestanten und weniger Juden), ohne allzu offensichtlich gegen das Diktum der Meritokratie zu verstoßen. Etwa, indem sie die Charaktereigenschaft der "Männlichkeit" zum Aufnahmekriterium machten, und sich weigerten, in Bewerbern, die nicht wohlhabend und protestantisch waren (beispielsweise Juden), besagte Männlichkeit zu entdecken.
Weitere Artikel: In mehrere Artikeln überlegt der Economist, ob ein Abzug der amerikanischen Truppen aus dem Irak Sinn machen würde (nur einer ist online). Und schließlich fragt der Economist im Dossier, ob es das Schicksal Italiens ist, ein großes Venedig zu werden, nämlich kaum mehr als eine - zugegebenermaßen verführerische - Touristenattraktion.
Spiegel (Deutschland), 28.11.2005

Spectator (UK), 26.11.2005

Point (Frankreich), 24.11.2005

In einem weiteren Beitrag benennt Francois Dufay das "Vergehen" dieser "Ikonoklasten": Dass sie es "wagen, die Dinge beim Namen zu nennen" und "Tabus brechen", indem sie etwa das "berühmte französische Sozialsystem" in Frage stellen oder sich weigern zu glauben, dass sich die "Unterdrückten" niemals "wie Barbaren aufführen" könnten. Noch sei unklar, ob diese "Welle" eine "nationale Neubestimmung" einläutet oder einen "naturgegebenen Pessimismus" markiert. Aber: "Es wird dieses Mal schwer fallen, diese Ikonoklasten mundtot zu machen, in dem man sie in die Nähe von Le Pen rückt. Weder fremdenfeindlich noch rechtsradikal rekrutiert sich ein Großteil dieser 'neuen Reaktionäre', die letztlich zum Realismus Bekehrte sind, aus den Reihen der Linken." Die Krawalle, aber auch die Selbstmordattentate und das Nein zur Europäischen Verfassung markierten eine "katastrophale Abfolge", welche nun "die Zungen löst, Ansichten zurechtrückt und jeden dazu zwingt, seine intellektuelle Bequemlichkeit aufzugeben."
Zwei Interviews mit dem sozialistischen Politiker und Mitgründer von Ärzte ohne Grenzen Bernard Kouchner und dem Schriftsteller und Essayisten Philippe Muray ("Moderne contre moderne") zum Thema sind leider nur gegen Bezahlung zu lesen.
New Republic (USA), 29.11.2005

London Review of Books (UK), 01.12.2005

Weitere Artikel: Wie konnte es in der irischen Diözese Ferns zu so zahlreichen Fällen von sexuellem Missbrauch durch Priester kommen? Der "Ferns Report" versucht dies zu klären. Colm Toibin befällt bei der Lektüre blankes Entsetzten. Denn der Bericht offenbare viel mehr als nur die Schwäche des Fleisches: die uneingeschränkte und selbstherrliche Macht der katholischen Kirche in Irland. Adam Philips liest Bret Easton Ellis' autobiografisch geprägten und bestrickenden neuen Roman "Lunar Park" als die Geschichte einer erlernten Vorliebe für Unwirklichkeit. Jenny Turner hält Jeff Brittings Biografie der Philosophin Ayn Rand für zu treuherzig. Und schließlich wehrt sich Craig Clunas gegen den allzu offensichtlichen Versuch der Ausstellung "The Three Emperors", den Nimbus der Vergangenheit dem modernen chinesischen Staat zunutze zu machen.
Outlook India (Indien), 05.12.2005

In die Riege der 12 beliebtesten Frauen wurden eine Tennisspielerin, zwei Schauspielerinnen und ansonsten nur ernstzunehmende Unternehmerinnen, Aktivistinnen und Wissenschaftlerinnen gewählt. Bei den Männern dominiert die Oberfläche: die öde Vorherrschaft der Schauspieler wird durch einen Fernsehjournalisten, drei Kricketspieler und einen Sänger nicht wirklich in Gefahr gebracht.
Langsam werden auch Künstlerinnen akzeptabel, meldet Pramila N. Phatarphekar, die deren Sinn für Details als Wettbewerbsvorteil ausmacht. Namrata Joshi stellt Unternehmerinnen vor, die mit sicherem Geschäftssinn und wenig Respekt vor Geschlechtergrenzen Sicherheitsfirmen und Flugschulen gegründet haben. Und Shobita Dhar beobachtet, dass reiche Frauen richtig viel Geld nicht mehr nur für Kosmetik ausgeben.
Literaturen (Deutschland), 01.12.2005

Weitere Artikel: Im Kriminal erklärt Franz Schuh, dass es Kjell Erikssons meisterhaft trübseligem Krimi "Die grausamen Sterne der Nacht" zu verdanken ist, dass "das Gefühl, von schwedischer Kriminalliteratur bloß belästigt zu werden, ein wenig gewichen ist". In der Netzkarte stellt ein skeptischer Aram Lintzel die Webseite www.gott-ist-tot.de vor, die mit der Bibel (und gleichzeitig mit dem Glauben) abzurechnen glaubt, indem sie ihr all ihre Widersprüche und sonstige Fehler nachweist. Aus London rekapituliert David Flusfeder die zwei Überraschungen der diesjährigen Preisverleiher-Saison: John Banville - der für seinen bewunderns- aber nicht liebenswerten Roman "The Sea" den Man-Booker-Preis erhielt - und Harold Pinter, dem der Nobelpreis für Literatur zuteil wurde. In Literatur im Kino findet Joseph Vilsmaiers nutzlos modernisierte Verfilmung von Adalbert Stifters Erzählung "Bergkristall" in Daniel Kothenschulte ihren Henker. Und schließlich gibt die Literaturen-Redaktion Empfehlungen zum weihnachtlichen Lesen und Schenken.
Elet es Irodalom (Ungarn), 25.11.2005

Die ungarische Psychologin und Wahlberlinerin Eszter Fischer berichtet über den Alltag in Berliner Schulen, in die fast nur die Kinder der Einwanderer gehen: "In Deutschland - wie in Ungarn - bestimmt der familiäre Hintergrund die Chancen der Kinder in der Schule extrem, die sozialen Faktoren entscheiden darüber, welche Ausbildung und Qualifikation sie später erwerben. ... Die Schule in Deutschland ist wie ein Laufband: wer nur einmal heruntergetreten oder -gefallen ist, der wird nie wieder aus eigener Kraft zurückklettern können."
Espresso (Italien), 01.12.2005

Der Economist-Chefredakteur Bill Emmott liest der italienischen Politik im Nachrichtenteil die Leviten und erklärt Annalisa Piras (parallel zu einer Artikelserie im eigenen Blatt), warum Italien in Europa am langsamsten wächst, warum es so wettbewerbsfähig wie Botswana ist und warum die dritthöchste Schuldenquote der Welt bald zum Zusammenbruch führen könnte. Gianluca Di Feo erfährt aus einem Interview, das der ehemalige Luftwaffenchef Basilio Cottone einem Online-Forum gegeben hat, dass der libysche Scud-Angriff auf Lampedusa 1986, der bis dato einzige Raketenangriff auf ein westliches Land, vermutlich eine Fälschung war. Und zwar von europäischen und amerikanischen Geheimdiensten, die Italiens Offenheit gegenüber Libyen störte.
In der Titelgeschichte berichtet Riccardo Bocca über Aids in Italien, das mittlerweile vor allem im heterosexuellen Bürgertum wütet.
Nouvel Observateur (Frankreich), 28.11.2005

Al Ahram Weekly (Ägypten), 24.11.2005

Rania Gaafar unterhält sich mit dem ägyptisch-deutschen Filmemacher Samir Nasr, dessen Film "Folgeschäden" auf dem Festival gezeigt wird. Es geht um die Geschichte von Tariq, einem algerischen Wissenschaftler, der in Deutschland lebt, mit der Deutschen Maya verheiratet ist, und in der Atmosphäre nach dem 11. September von Bekannten und Polizei verdächtigt wird, ein Terrorist zu sein. "Der Zuschauer sieht die ganze Geschichte mit Mayas Augen. Sie ist die Hauptperson, die eine schmerzhafte Entwicklung durchmacht - von der liebenden Ehefrau zum Polizeispitzel - und schließlich feststellen muss, dass sie einen Fehler gemacht hat. Der Zuschauer identifiziert sich normalerweise mit der Person, die eine Entwicklung durchmacht", wird Nasr zitiert.
HVG (Ungarn), 24.11.2005

New York Times (USA), 27.11.2005
Jesus hat mit nichts mit dem Sohn Gottes zu tun, meint der Literaturkritiker Harold Bloom in "Jesus and Yahweh", das Jonathan Rosen schon allein wegen der Fülle an Ideen und Widersprüchen empfehlen möchte. "Jesus Christus ist im Gegensatz zu Jesus ein späteres theologisches Konstrukt, das sehr hellenistisch anmutet. Christus ist für Bloom ein Betrug an Jesus dem Menschen, Yeshua, der offensichtlich in einer jüdischen Welt lebte, an den Bund mit Yahweh glaubte, die Gesetze nicht für tödlich hielt und erschrocken oder zumindest verwundert gewesen wäre über die Religion, die in seinem Namen entstand."
Zwei große, schwere und vielleicht endgültige Biografien gibt es diese Woche anzuzeigen. Mit seinen fast 1.000 Seiten mutet Bob Spitz' "The Beatles" wie eine Bibel an (erstes Kapitel), die Geschichte einer Band, die zeitweise bekannter war als Jesus. Und dazu noch durchgängig mit einem Verve geschrieben, der Jean und Michael Stern ab Seite zehn nicht mehr losgelassen hat. John Simon schwärmt haltlos von Richard Schickels Biografie des Regisseurs Elia Kazan (Filme). Hier stimme alles: gesunde Distanz, ertragreiche Nähe, ausreichend viele Details, aber auch die notwendige Diskretion.
Weiteres: Terence Rafferty vermutet, dass John Banville mit "The Sea" (erstes Kapitel) eine "schlaue Parodie auf jene Art von englischen Roman geschrieben hat, die hingerissene Rezensionen im Guardian und Independent einfährt, zu einem stillen, geschmackvollen Film mit Harold Pinter-Drehbuch gemacht wird und den Man Booker Preis gewinnt". David Lipsky findet Robert Kaplans "Imperial Grunts" (erstes Kapitel), für das der Autor das militärgestützte amerikanische Imperium abreiste, ein wenig zu kriegsbegeistert geworden.
Das New York Times Magazine: So schlecht sind die Innenstadtghettos der USA doch nicht, schließt Christopher Caldwell aus den Unruhen in den Banlieues. Der Beweis ist Marseille. Ausgerechnet die Stadt mit den meisten Immigranten sei von den Unruhen verschont geblieben. "Marseille ist nicht wie die meisten französischen Städte, in denen der Stadtkern aus peinlich gepflegten architektonischen Schätzen besteht und die Unordnung an den Rand geschoben wird. Es ist von innen nach außen gestülpt, so dass die 'Innenstadt' und 'Vorstadt' ihren amerikanischen Pendants ähneln. Das könnte Marseille eine Menge Probleme erspart haben."
Ein knappes Jahr nach dem Tsunami besucht Barry Bearak die schwer getroffene indonesische Stadt Banda Aceh, in der allein 90.000 Menschen umkamen. Seine epische Reportage füllt in vier Teilen nahezu das ganze Heft. Gary Rosen kommt von Kazuo Ishiguros "Alles, was wir geben mussten" zur gegenwärtigen Debatte über das therapeutische Klonen in Washington. Und natürlich das elfte Kapitel von Elmore Leonards Fortsetzungsgeschichte "Comfort to the Enemy".
Zwei große, schwere und vielleicht endgültige Biografien gibt es diese Woche anzuzeigen. Mit seinen fast 1.000 Seiten mutet Bob Spitz' "The Beatles" wie eine Bibel an (erstes Kapitel), die Geschichte einer Band, die zeitweise bekannter war als Jesus. Und dazu noch durchgängig mit einem Verve geschrieben, der Jean und Michael Stern ab Seite zehn nicht mehr losgelassen hat. John Simon schwärmt haltlos von Richard Schickels Biografie des Regisseurs Elia Kazan (Filme). Hier stimme alles: gesunde Distanz, ertragreiche Nähe, ausreichend viele Details, aber auch die notwendige Diskretion.
Weiteres: Terence Rafferty vermutet, dass John Banville mit "The Sea" (erstes Kapitel) eine "schlaue Parodie auf jene Art von englischen Roman geschrieben hat, die hingerissene Rezensionen im Guardian und Independent einfährt, zu einem stillen, geschmackvollen Film mit Harold Pinter-Drehbuch gemacht wird und den Man Booker Preis gewinnt". David Lipsky findet Robert Kaplans "Imperial Grunts" (erstes Kapitel), für das der Autor das militärgestützte amerikanische Imperium abreiste, ein wenig zu kriegsbegeistert geworden.
Das New York Times Magazine: So schlecht sind die Innenstadtghettos der USA doch nicht, schließt Christopher Caldwell aus den Unruhen in den Banlieues. Der Beweis ist Marseille. Ausgerechnet die Stadt mit den meisten Immigranten sei von den Unruhen verschont geblieben. "Marseille ist nicht wie die meisten französischen Städte, in denen der Stadtkern aus peinlich gepflegten architektonischen Schätzen besteht und die Unordnung an den Rand geschoben wird. Es ist von innen nach außen gestülpt, so dass die 'Innenstadt' und 'Vorstadt' ihren amerikanischen Pendants ähneln. Das könnte Marseille eine Menge Probleme erspart haben."
Ein knappes Jahr nach dem Tsunami besucht Barry Bearak die schwer getroffene indonesische Stadt Banda Aceh, in der allein 90.000 Menschen umkamen. Seine epische Reportage füllt in vier Teilen nahezu das ganze Heft. Gary Rosen kommt von Kazuo Ishiguros "Alles, was wir geben mussten" zur gegenwärtigen Debatte über das therapeutische Klonen in Washington. Und natürlich das elfte Kapitel von Elmore Leonards Fortsetzungsgeschichte "Comfort to the Enemy".
New Yorker | London Review of Books | Outlook India | Literaturen | Elet es Irodalom | Espresso | Nouvel Observateur | Al Ahram Weekly | HVG | New York Times | Merkur | Weltwoche | Economist | Spiegel | Spectator | Point | New Republic