Magazinrundschau - Archiv

Al Ahram Weekly

202 Presseschau-Absätze - Seite 1 von 21

Magazinrundschau vom 24.05.2016 - Al Ahram Weekly

Hassan Nafaa staunt über den Wahlerfolg des neuen britischen Bürgermeisters Sadiq Khan, auch wenn trotz dieses Erfolgs in Britannien und Europa immer noch viel Platz für Fremdenfeindlichkeit bleibt. Man stelle sich jedoch vor, Khans Eltern wären von Pakistan in einen der Golfstaaten eingewandert statt in Britannien. "Vielleicht hätten sie Jobs gefunden, die ihren Familien finanzielle Sicherheit oder vielleicht sogar einen gewissen Wohlstand gesichert hätten. Es wäre ihnen vielleicht möglich gewesen, ihre Kinder auf die Universität zu schicken. Doch die Familie wäre sozial und politisch immer marginalisiert geblieben. Sie hätten niemals die Staatsbürgerschaft für sich oder ihre Kinder erwerben können. Sie wären immer Ausländer geblieben und vielleicht irgendwann gezwungen worden, in das Land ihrer Vorfahren zurückzukehren."

Außerdem: Nehad Selaiha lobt Sameh Mahrans neues Stück "Inbox" am Al-Ghad Theater.

Magazinrundschau vom 09.06.2015 - Al Ahram Weekly

In Ägypten ist ein Streit ausgebrochen über den ersten Katar-Preis für Arabische Literatur. Erhalten hat ihn der ägyptische Schriftsteller Ibrahim Adel-Meguid für seinen Roman "Adagio". Die Jury sei anonym, die Entscheidungskriterien verschwommen und überhaupt versuchten die arabischen Golfstaaten ständig, sich mit Geld kulturelles Prestige zu kaufen - so die Vorwürfe, berichtet Nourhan Tewfik. Adel-Meguid verteidigt sich am Telefon gegen die Vorwürfe: ""Es ist ein arabischer Preis", sagt er, "und er wird nicht vom Kulturministerium Katars verliehen. Einer der Sponsoren ist die Unesco. Noch wichtiger: die Siegerromane werden in fünf Sprachen übersetzt. Das ist eine größere Anzahl von Übersetzungen als bei jedem anderen arabischen Preis. Es wird jährlich zehn Gewinner geben, das sind in zehn Jahren 100 arabische Romane in fünf verschiedenen Sprachen. Das ist ein großes Fenster in die arabische Welt, eine ausgezeichnete Gelegenheit, der Welt einen Einblick in die arabische Literatur zu geben."

Außerdem: Nehad Selaiha sah zwei Theaterstücke, die Frauen, Gewalt und Wahnsinn zum Thema hatten: "Eine Frau allein" von Franca Rame und Dario Fo sowie "Paranoia" von Rasha Falta. Letzteres, ein ägyptisches Beispiel für das schockierende "In-Yer-Face-Theatre", mit dem die Briten in den 90er Jahren brillierten, versucht sie behutsam einem ägyptischen Publikum nahezubringen.

Magazinrundschau vom 14.04.2015 - Al Ahram Weekly

Allen politischen Rückschlägen zum Trotz wird in Ägypten immer noch Theater gespielt. Sogar in der Provinz, berichtet Nehad Selaiha, die für eine Don-Quichotte-Produktion nach Zaqaziq fuhr. Kaum Geld, aber viel Talent und Originalität sorgten für eine beeindruckende Vorstellung, schreibt sie. Gegeben wurde der "Don Quijote" von Yves Jamiaque nach Cervantes. Regisseur Amr Qabil "zeichnet den Helden, deutlich jünger als in Cervantes Buch, als durch und durch sympathische Figur. Er ist eher ein visionärer Künstler oder romantischer Dichter, der die Herrlichkeit der Fantasie der wirklichen Welt vorzieht, als ein Ritter in schimmernder Rüstung. Seie Adapation legt nahe, dass Individuen Recht haben können, während die Gesellschaft im Unrecht ist und desillusionierend. In so einer Situation erscheinen Idealismus und edle Ziele dem Lebensklugen als verrückt, sie werden unabweisbar besiegt und als nutzlos verworfen durch die alltägliche Realität. Kein Wunder, dass Don Quichotte in Qabils Version einen Grad an tragischer Würde gewinnt, der unsere Herzen gewinnt, während wir schallend über seine Missgeschicke lachen."

Außerdem: Rania Khallaf berichtet von einer Reise zu einem Künstlerworkshop nach Marrakesch, zu dem sie mit Künstlern aus Tunesien, Algerien, Irak, Italien und Kurdistan sowie jungen Künstlern aus Marokko reiste, um sich mit Frauenkörpern zu beschäftigen.

Magazinrundschau vom 31.03.2015 - Al Ahram Weekly

Nehad Selaiha berichtet vom Kemet Festival, einem Theaterfestival in Kairo für "heimatlose" Theatergruppen. Besonders gut gefallen hat ihr Mahmoud Tantawis Inszenierung "Al-Dokan", eine "intelligent komprimierte Version von Mikhail Romans Stück von 1960 über einen Intellektuellen, der von den Zwängen des Lebens und existenzielle Verzweiflung in die Drogensucht getrieben wird. Tantawi benutzt eine Anzahl von Holzblöcken und leeren Rahmen, die alle von den Schauspielern manipuliert werden. Sensible Beleuchtung, ein feingestimmtes Ensemble und beschwörende Musik verwandeln die Bühne in einen quälenden mentalen Raum, in dem fesselnde Bilder schweben, nachklingen, verblassen oder ineinander aufgehen. Obwohl es eine Amateurproduktion war, war es das beste Stück, das ich gesehen habe. Es hat die Preise für beste Darstellung, beste Dramaturgie, bestes Bühnenbild, beste Regie und den Spezialpreis der Jury für Schauspiel wohl verdient."

Magazinrundschau vom 24.03.2015 - Al Ahram Weekly

Die Regierung in Kairo will eine neue Hauptstadt bauen, weil das alte Kairo langsam aus allen Nähten platzt. Niveen Wahish hat schon einige Informationen über das Projekt zusammengetragen: "Die neue Hauptstadt soll 700 Quadratkilometer östlich von Kairo einnehmen, an einem zentralen Punkt zwischen Groß-Kairo und dem Roten Meer, und sie soll fünf Millionen Menschen beherbergen. Allein die erste Phase wird 45 Milliarden Dollar kosten. ... Die zukünftige Stadt soll nicht nur Verwaltungs- und Geschäftsgebäude beherbergen, sondern auch einen Flughafen, einen Themenpark, der viermal so groß wie Disneyland in Kalifornien sein soll, und einen Touristenturm. Außerdem 1,1 Millionen Wohneinheiten und 40.000 Hotelzimmer."

Amira Howeidy denkt darüber nach, was die beiden Städte, die alte, die nach europäischem Vorbild gebaut wurde, und die neue Hauptstadt, wohl unterscheiden wird: "Ob diese neue Hauptstadt nun gebaut wird oder nicht, klar ist, dass Dubai City heute der Maßstab für Modernität und Geschmack ist. "Realität zwingt sich von selbst auf und die Geschmäcker haben sich geändert", sagt Ahmad Al-Bindari, ein Architekturhistoriker und Fotograf. "Downtown Kairo hat seine besten Jahre hinter sich und Shopping Malls wie in den Golfstaaten sind populär. Es gibt also ein Bedürfnis danach, auch wenn nur ein Teil der Ägypter dieses Bedürfnis befriedigen kann." Die Frage ist, fügt er hinzu, braucht Kairo wirklich den größten Wolkenkratzer in der Wüste und das größte Disneyland?"

Außerdem: Nehad Selaiha berichtet vom 13. Festival des Jeunes Createurs in Kairo.

Magazinrundschau vom 12.08.2014 - Al Ahram Weekly

Was wollen die Palästinenser eigentlich, fragt Abdel-Moneim Said im regimenahen Al Ahram. Warum haben sie die PLO abserviert und sich von der Hamas in einen aussichtslosen Krieg treiben lassen? "Als Hamas und seine Helfer in den Krieg mit Israel eintraten, wurde nicht nur palästinensisches Blut vergossen. Syrisches Blut floss bereits in Strömen, dann marschierte der Islamische Staat (Isis) von Syrien in den Irak, besetzte Mossul, massakrierte jeden, der ihm im Weg stand und vertrieb die Christen. Unterdessen töteten seine Genossen in Beit Al-Maqdis ägyptische Soldaten in Farafra. Gleichgesinnte Gruppen töten Soldaten im Süden Tunesiens und bedrohen die Sicherheit der Staaten in Nord- und Westafrika: von Libyen über Mali bis Marokko. Es ist sicher legitim zu fragen, ob der Krieg in Gaza Teil eines größeren Krieges in der arabischen Region ist und ob er nicht auf genau die arabischen Länder zielt, von denen erwartet wird, dass sie eingreifen und die Palästinenser retten."

Magazinrundschau vom 16.12.2013 - Al Ahram Weekly

Mohamed Soffar liest "Die bittere Wahrheit", einen Aufsatz des islamischen Gelehrten und Reformers Muhammad Abduh (1849-1905), im Licht von Kants Aufsatz "Was ist Aufklärung?". Beide, so Soffar beschäftigen sich mit der Frage, wie der Intellektuelle mit politischen Autoritäten umgehen soll. Anders als Kant sah Abduh den Staat, den er nur als despotischen kannte, nicht als potentiellen Verbündeten gegen einen rückständigen Klerus. Und hier wird es dann überraschend: "Mit der britischen Besetzung Ägyptens, erschien am politischen Horizont Abduhs ein Gegengewicht zum despotischen Staat. Die Besatzung versorgte Abduh mit dem Partner, der ihm bisher für einen Sozialvertrag gefehlt hatte, ein Partner, der das historische und politische Äquivalent zur Autorität der absoluten Könige im westlichen Experiment war. Und ähnlich wie die westlichen Intellektuellen würde Abduh, indem er sich taktisch mit der britischen Besatzungsmacht gegen die orientalischen Prinzen verbündet, Unterstützung für sein Reformprojekt erhalten. Am Ende würde er beide Autoritäten abschaffen 'ohne Schaden anzurichten und zur rechten Zeit', wie er selbst schrieb." Doch die bittere Wahrheit war und ist, dass sich die Ägypter ihren despotischen Herren immer wieder bereitwillig unterwerfen, fürchtet Soffar.

Außerdem: Nehad Selaiha bespricht Aufführungen beim 11. Saquia Theaterfestival.
Stichwörter: Klerus

Magazinrundschau vom 05.11.2013 - Al Ahram Weekly

Nehad Selaiha hofft immer noch, dass nach dem Fall Mubaraks und Mursis endlich die "lange und schwierige Auseinandersetzung um unser ganzes kulturelles Erbe beginnen kann und wir uns von den Elementen befreien können", die beide an der Macht hielten. Mehrere Theaterpremieren haben ihr gezeigt, dass sie mit diesem Wunsch nicht allein dasteht: Shadi Al-Dalis Stück "A Plastic Dream" im Al-Tali'a Theater zum Beispiel, das im Ägypten nach dem arabischen Frühling spielt, zeigt "die Gedanken und Gefühle der jungen Ägypter heute, es zeigt ihr schmerzhaftes Bewusstsein der Absurditäten und Widersprüche der heutigen Gesellschaft, ihrer erstickenden Traditionen und rigiden, versteinerten Ideen. Es dramatisiert ihr Leiden unter dem niederschmetternden Gewicht eines erdrückenden kulturellen Erbes, das blinden Gehorsam und Uniformität hochschätzt, Freiheit und Wandel fürchtet, Neues und Anderes ablehnt, Kreativität und Vorstellungskraft unterdrückt, die Liebe verleugnet und den menschlichen Körper mit Scham, Ablehnung und tiefem Misstrauen betrachtet."

Magazinrundschau vom 06.08.2013 - Al Ahram Weekly

Ati Metwaly porträtiert die ägyptische Musikwissenschaftlerin und Kulturpolitikerin Ines Abdel-Dayem, die eine abwechslungsreiche Karriere hinter sich hat. Nach dem Sturz Mubaraks war sie von der Übergangsregierung als Vorsitzende des Kairoer Opernhauses eingesetzt. Unter Mursis Regierung wurde sie gefeuert. Die jetzige Regierung wollte sie zur Kulturministerin ernennen, machte aber einen Rückzieher, als die Salafisten protestierten. Jetzt ist Abdel-Dayem wieder Vorsitzende des Opernhauses und damit nach eigenem Bekunden restlos glücklich: "'Ich habe in den letzten zwei Monaten eine Menge gelernt. Es waren die wichtigsten Erfahrungen meines Lebens. Die Proteste, die wochenlangen Sit-ins vor dem MInisterium, die Aufführungen, die außerhalb des Hauptquartiers jeden abend stattfanden ... Es gab einen großartigen Kontakt zu den Leuten, nicht nur zu denen, die in der Kunstszene oder die Kunstliebhaber sind. Ganz normale Leute auf der Straße zeigten Interesse an der Musik und der Kunst. Das ist definitiv die wichtigste Lektion, die ich gelernt habe und die meine Arbeit am Opernhaus beeinflussen wird. Wir müssen heute anfangen darüber nachzudenken, wie wir alle sozialen Schichten und alle Generationen erreichen können."

Außerdem: Lassaad Ben Ahmed skizziert die schwierige Situation in Tunesien nach der Ermordung des tunesischen Aktivisten Mohamed Al-Brahmi.
Stichwörter: Salafisten, Tunesien

Magazinrundschau vom 16.07.2013 - Al Ahram Weekly

In Libyen fühlen sich Oppositionsgruppen inspiriert vom Sturz Mursis in Ägypten. Die Lage ist in Libyen zwar etwas anders, aber die Strategien, die der "Revolution vom 30. Juni" zum Erfolg verhalf, werden eifrig nachgeahmt, berichtet Kamal Abdallah. So sagt ihm Nasser Al-Hawari, Direktor der libyschen Menschenrechtsorganisation Observatory und Gründer der Rafd [Widerstand]-Bewegung, "'Rafd hoffe, seine Forderungen auf ähnliche Weise durchzusetzen: indem wir die Leute mobilisieren, sich in großer Zahl in den Städten auf den Plätzen zu versammeln, um friedlich für ihre Rechte einzutreten'. Al-Hawari sagt, der Hauptzweck von Rafd sei es, deutlich zu machen, dass das libysche Volk jede Form von Gewalt ablehnt, die den Menschen bestimmte Sichtweisen aufzwingen will, die demokratischen Werten widersprechen."
Stichwörter: Libyen