Magazinrundschau - Archiv

The Spectator

155 Presseschau-Absätze - Seite 1 von 16

Magazinrundschau vom 18.04.2023 - Spectator

Im Spectator fürchtet Adrian Wooldridge, das die alte Elite von einer neuen, woken, abserviert wird. Und mit ihr die Meritokratie. Schon jetzt, stellt er fest, besetzen die Woken überall neu geschaffene Posten, für die man selbst nicht unbedingt akademische Exzellenz braucht, diese aber überwachen kann: "In Yale gibt es inzwischen ebenso viele akademische Verwaltungsbeamte wie fest angestellte Professoren. Viele von ihnen tragen Titel, in denen das Wort 'Vielfalt' vorkommt, wie z. B. 'Chief Diversity Officer' und 'Deputy Chief Diversity Officer'." In Britannien ist man noch nicht ganz so weit, aber auch dort haben es sich viele Bürokraten "angewöhnt, sich auf Interessengruppen zu verlassen, die einen Teil der Arbeit für sie erledigen. Stonewall ist bereit (gegen eine Gebühr) zu bescheinigen, ob unsere Bildungsstätten LGBT+-freundlich sind, indem sie sie an einem Diversitätsindex messen und sie dann in ihr Diversity-Champions-Programm aufnehmen. Universitäten können nur dann Forschungsgelder erhalten, wenn sie von Athena Swan akkreditierte 'Leads' beschäftigen, die mit von Athena Swan akkreditierten Maßnahmen nachweisen, dass sie integrative Arbeitgeber sind. ... Die Annahme ist immer die gleiche: Angehörige ethnischer Minderheiten können es nicht aus eigener Kraft schaffen, sondern brauchen die Hilfe einer tugendhaften Bürokratie."
Stichwörter: Diversity, Bürokratie, Woke

Magazinrundschau vom 12.07.2022 - Spectator

Das British Film Institute widmet dem indischen Filmemacher Satyajit Ray eine Retrospektive, der neben Ingmar Bergman, Akira Kurosawa und Federico Fellini zu den großen Autorenfilmern der fünfziger Jahre gehörte. Tanjil Rashid nutzt die Gelegenheit für eine Eloge auf die bengalische Renaissance, die mit dem Literaturnobelpreisträger Rabindranath Tagore ihren Anfang nahm: "Satyajit Ray war ein Renaissancemensch der dritten Generation, dessen Talent sich aus dem seiner Vorfahren zusammensetzte. Das Aufwachsen in der Druckerei der Familie, umgeben von Tinte und Holzstöcken und dem Geruch von Terpentin, hat ihn stark geprägt. Nach einem Abschluss in Physik und Wirtschaft an der Universität Kalkutta studierte Ray moderne Malerei, japanische Kalligrafie und westliche klassische Musik in Santiniketan, Rabindranath Tagores utopischer Universität. Er arbeitete in der Werbung als Art Director und entwarf nebenbei Buchumschläge und preisgekrönte Schriften. Die ganze Zeit über flimmerten Filme in seinem Kopf. Während des Krieges nahmen die GIs Ray mit, um auf ihrer Militärbasis Hollywood-Filme zu sehen. Erste Erfahrungen mit dem Filmedrehen machte er bald darauf, als Jean Renoir in Bengalen war, um den Film 'Der Fluss' zu drehen. Ray suchte nach Drehorten für den Meister des 'poetischen Realismus', mit dem er sich angefreundet hatte.  Dann sah er auf einer Geschäftsreise nach London Vittorio de Sicas 'Fahrraddiebe' und war, wie er Jahre später erzählte, 'ergriffen': 'Als ich aus dem Kino kam, war ich fest entschlossen. Ich würde Filmemacher werden.'"

Magazinrundschau vom 09.11.2021 - Spectator

Alles was Männer können, können Frauen mindestens genauso gut. Auch Banken ausrauben, lernt Julie Bindel aus Caitlin Davies' Buch "Queens of the Underworld": "Wenn Sie auf der Suche nach Juwelendieben, Bankräubern und Goldschmugglern sind, sind Sie hier genau richtig. Es beginnt 1960 und erzählt die Geschichte von Zoe Progl, einer professionellen Gaunerin, die bei einem einzigen Raubüberfall Pelze im Wert von 250.000 Pfund gestohlen hat. Nach ihrer 20-jährigen Haftstrafe im Holloway-Gefängnis gelang Progl der erfolgreichste Gefängnisausbruch seit 75 Jahren, als sie über eine 25 Fuß hohe Mauer in die Freiheit kletterte. ... 'Queens of the Underworld' ist ein ausgelassener Bericht über alle Arten von Verbrechen, die von Frauen begangen wurden, vom 17. Jahrhundert bis heute. Moll Cutpurse war um 1600 als Taschendiebin tätig und betrieb ihr kriminelles Imperium von der Shoe Lane in der Londoner City aus, dem heutigen Sitz der Investmentbank Goldman Sachs. Jahrhunderte später, im Jahr 2004, wurde Großbritanniens berüchtigtste Betrügerin der Neuzeit, Joyti De-Laurey, für sieben Jahre ins Gefängnis gesteckt, weil sie 4,5 Millionen Pfund von ihren Arbeitgebern bei Goldman Sachs gestohlen und damit 11 Immobilien im Vereinigten Königreich, eine 750 000 Pfund teure Villa am Meer auf Zypern, Luxusautos, Schmuck von Cartier und ein 150 000 Pfund teures Schnellboot gekauft hatte. De-Laurey, die als 'Picasso der Hochstapler' bezeichnet wurde, sagte mir 2005, dass sie eine längere Strafe als die meisten Männer erhielt, die für ähnliche Verbrechen verurteilt wurden, weil sie eine Frau war, die die männlichen Banker, die sie bestohlen hatte, 'wie ein paar Arschlöcher' aussehen ließ."
Stichwörter: Schmuck

Magazinrundschau vom 17.08.2021 - Spectator

Eine Korruption unvorstellbaren Ausmaßes macht auch David Loyn mitverantwortlich für den fast kampflosen Rückfall Afghanistans an die Taliban: Die afghanische Armee bestand zum Teil nur "aus 'Geistersoldaten', Phantomtruppen, deren Sold von höheren Offizieren eingetrieben wurde." Die größte Verantwortung dafür liegt für Loyn allerdings bei den USA, und ganz besonders bei George W. Bush. Er "machte einen großen Fehler, als er Donald Rumsfelds Plänen zustimmte, die afghanischen Milizen zur Hauptkraft vor Ort zu machen, um die Taliban und Al-Qaida zu besiegen. Die internationale Unterstützung sollte nur aus Luftstreitkräften und einem 'leichten Fußabdruck' von Spezialkräften bestehen. Doch die afghanischen Milizen, die er mit Millionen von Dollar überhäufte, wurden von eben jenen Kriegsherren angeführt, deren Banditentum und Gewalt Mitte der 1990er Jahre überhaupt erst zum Aufstieg der Taliban geführt hatte. Nach 2001 nutzten die Warlords ihre neue, von den USA finanzierte Seriosität, um sich in Machtpositionen in der Post-Taliban-Regierung zu drängen, die zu einem ständigen Motor der Korruption wurde. Was auch immer in den folgenden 20 Jahren an anderen Mängeln auftrat, und es gab viele ... sie wurden von diesem grundlegenden Versagen im Afghanistankrieg in den Schatten gestellt."

Gut, dass wir raus sind, findet Mary Dejevsky. Vielleicht gab es triftige Gründe zu bleiben, "aber sie kommen fast ausschließlich von einer Seite: im Wesentlichen von der Elite. Hört man sich die Vox-Pops, die Telefonanrufe an, liest man die Kommentare unter dem Strich in den Zeitungen und in Teilen der sozialen Medien, so erhält man eine ganz andere Botschaft. Zusammengefasst lautet diese, dass die Mission immer zum Scheitern verurteilt war. Dass niemand, wie fortschrittlich oder motiviert er auch sein mag, in der Lage war, das afghanische Volk seinem Willen zu unterwerfen; dass der Versuch, Afghanistan zu einem demokratischen Staat nach westlichem Vorbild umzugestalten, ein Irrweg war; dass das Vereinigte Königreich Afghanistan schon vor langer Zeit hätte verlassen sollen, wenn es überhaupt jemals dort hätte sein sollen, und dass, ja, der Preis zu hoch war ... Wieder einmal, so scheint es, gibt es eine Kluft zwischen der Elite und dem Rest - eine Kluft, die für die Machthaber nahezu unsichtbar zu sein scheint. Sie ähnelt der Kluft, in die David Cameron im Zusammenhang mit dem Brexit gestürzt ist".

Magazinrundschau vom 03.09.2019 - Spectator

Viele Briten haben genug von Brexit-Diskussionen. Sie wollen jetzt aus der EU aussteigen, egal wie, und die Sache hinter sich bringen. Aber es ist eine Illusion, zu glauben, ein "No deal"-Austritt würde wenigstens einen sauberen Bruch bedeuten, wie Boris Johnson behauptet, erklärt Ivan Rogers, ein langjähriger Staatsbeamter, der Britannien zwischen 2013 und 2017 in der EU vertreten hat, seinen Landsleuten. Diese Vorstellung "ermutigt eine Öffentlichkeit (in der viele verständlicherweise die Nase voll haben vom Spiel der Politik) zu glauben, dass ein 'Abschluss' nur wenige Wochen entfernt sein könnte. Aber das ist völlig irreal. Die Realität eines 'no deal' ist, dass alle ungeklärten Fragen über unsere zukünftigen Beziehungen zur EU ungelöst bleiben und nicht einmal sicher ist, ob es danach überhaupt Verhandlungen zur Lösung dieser Probleme geben wird. Es wäre also nur der Anfang und nicht das Ende. Die von den Ministern propagierte Vorstellung, dass die Unternehmen nach einem 'No Deal'-Ausstieg in acht Wochen endlich die 'Klarheit' und 'Gewissheit' haben würden, die sie benötigten, ist lächerlich. Sie wüssten nicht einmal, ob es irgendeine Art von Präferenzabkommen (mit anderen Worten, eins, das wesentlich über die WTO-Verpflichtungen hinausgeht, aber wesentlich weniger tief geht als die Mitgliedschaft im Binnenmarkt und in der Zollunion und damit weniger Handelsvolumen mit dem Kontinent liefert, als wir es jetzt haben) mit unserem größten Handelspartner geben wird, geschweige denn, welche Art von Abkommen und wann."

Fraser Nelson, der Boris Johnson eigentlich für einen Guten hält, der nach dem Brexit mehr Globalisierung und Freihandel will, nicht weniger, hört beim Premier in jüngster Zeit einen "subtile, aber unwillkommene Änderung des Tons" heraus. In welche Richtung marschiert Johnson denn nun eigentlich, fragt er sich verwirrt. "Wir haben auffallend wenig über seine Vision von einem 'globalen Brexit' gehört, sein großes Thema als Außenminister war und seine angebliche Agenda für die Zeit nach dem 31. Oktober. Oder von seinem Versprechen eines 'liberalen Konservatismus', eine Waffe, die - versicherte er den Abgeordneten - sie vor der gelben Gefahr einer Renaissance der Liberaldemokraten retten würde. Seine Hauptpriorität ist es, Wähler von Nigel Farages Brexit-Partei zu gewinnen, und das erfordert eine andere Taktik. Statt des liberalen Toryismus hören wir also von Plänen, Menschen länger einzusperren und dafür mehr Gefängnisse zu bauen. Die Wähler der Brexit-Partei strömen zu den Tories, die nun über eine komfortable Mehrheit verfügen. Und es gibt noch mehr. Vor einigen Wochen wurde angekündigt, dass die Freizügigkeit, das visafreie System, das alle EU-Bürger überall auf dem Kontinent frei leben und arbeiten lässt, am 31. Oktober um 23.00 Uhr endet. Wodurch wird sie ersetzt? Die Regierung hat sich nicht entschieden. Das hat Millionen von Menschen in Unsicherheit und Panik versetzt: Was wird mit ihnen geschehen? Und ihren Kindern in der Schule hier?"

Magazinrundschau vom 23.07.2019 - Spectator

Gesetze gegen Hate Speech? Bloß nicht, denkt sich die amerikanische Autorin Lionel Shriver und empfiehlt den Briten (ebenso wie den Franzosen), sich ein Beispiel am amerikanischen Supreme Court zu nehmen, der - in Gestalt von Richter Samuel Alito verkündete, dass die Meinungsfreiheit in ihrer stolzesten Form die Freiheit verteidigt, eine Meinung zu verkünden, "die wir hassen". Und: "Jetzt, da sich jedermanns Anspruch auf 15 Minuten Ruhm über Jahre erstreckt, hat das digitale Zeitalter uns gezeigt, dass die Ergüsse unserer Mitmenschen schrecklich sind. Das Geschrei des Internets enthüllt die deprimierende Verbreitung von Unwissenheit, Neid, Bitterkeit, Groll, Bosheit, Vorurteilen und Dummheit in unserer Mitte. Widerwillig denke ich, dass ich lieber über all das Gift da draußen Bescheid wissen möchte, als die Welt in wahnhafter Unschuld zu durchstreifen".

Magazinrundschau vom 04.06.2019 - Spectator

Dass Quentin Tarantino nicht nur den räudigen B- und C-Genres aus den Bahnhofskinos der 70er huldigt, sondern auch ehrfürchtig zu den großen Italowestern-Opern von Sergio Leone aufblickt, weiß man allerspätestens seit "Inglourious Basterds", dessen Inszenierung deutlich von Leones Ästhetik beeinflusst war und für dessen Soundtrack der Regisseur sich ausgiebig in Ennios Morricones Fundus bedient hatte. In einem Essay für den Spectator erläutert Tarantino seine Leidenschaft für den italienischen Regie-Großmeister nun genauer - wie stets beim hyperaktiven US-Filmemacher nicht unbedingt allzu tiefgründelnd und mitunter auch in Sichtnähe zum Klischee, aber ein paar schöne Beobachtungen finden sich eben doch: "Designer Carlo Simi ist ein unbesungenes Genie - Leones Geheimwaffe, genau wie Ennio Morricone. Die Sets und Kostüme in den amerikanischen Western der späten 60er waren nichts besonderes: Die Kostüme kamen stets aus dem Fundus des Studios, für das eben gerade gedreht wurde. Carlo Simi hingegen schuf Outfits mit einem Elan wie aus einem Comicheft und das manchmal ganz buchstäblich - einer der drei Sergios blätterte einmal durch einen Comic und rief aus: 'Hey, verpass' ihm so einen Umhang!' Diese verrückten Kostüme erledigen die halbe Charakterarbeit, egal, ob es sich dabei um die Schurken, Helden oder Abenteurer handelt. Leone bezeichnete sie einmal als Ritterrüstung. Und aus ihnen spricht der popkulturelle Zeitgeist. Die Staubtücher in 'Spiel mir das Lied vom Tod' sind genauso zeitlos wie die Trenchcoats bei Melville. Spricht man über Leones Western, dann spricht man über das beste Produktionsdesign, das beste Kostümdesign und über die Filme mit den besten Requisiten aller Zeiten. Es gibt einfach nichts Vergleichbares."

Unten eingebettet: Ein kleines Tributvideo zu Ehren von Carlo Simi. Außerdem der Hinweis, dass Tarantino im Blog seines Kinos in Los Angeles regelmäßig über die Filme schreibt, die er dort handverlesen präsentiert (leider kann man keine Autorenprofile verlinken - aber mit einen bisschen Scrollen findet man rasch die entsprechenden Einträge).

Magazinrundschau vom 26.06.2018 - Spectator

Der afroamerikanische Philosophiestudent Coleman Hughes reitet eine scharfe Attacke gegen die Verfechter von Quoten und "Vielfalt". Ersteres findet er schlicht rassistisch und letzteres heuchlerisch: "Warum sehen wir die aufgeladensten Forderungen nach Vielfalt und Sensibilität gerade an Orten, die bereits am vielfältigsten und sensibelsten sind? ... Befürworter der Vielfalt gehen nicht dorthin, wo sie am meisten gebraucht werden, sondern dorthin, wo sie am mächtigsten sind. Wenn amerikanische Institutionen weiterhin die falschen Götter der Vielfalt und Inklusion anbeten, dann werden wir 'Rasse' nie vergessen können. In der Tat haben die Progressiven in den USA die Diskussion über Rasse gekapert, so dass selbst die Formulierung 'ohne Ansehen der Rasse' jetzt wie eine malerische Plattitüde aus einer vergangenen Ära klingt - selbst für diejenigen, die wie ich glauben, dass es das einzig erstrebenswerte Ziel ist. Martin Luther King sprach von einem Traum, dass seine vier Kinder 'eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden'. Dieser Traum rückt immer weiter weg, während die Agenda der Vielfalt die Rassendiskriminierung für das 21. Jahrhundert in Schwung bringt."

Magazinrundschau vom 20.06.2017 - Spectator


Luisa Casati im "Brunnen-Kostüm" von Paul Poiret in den 1910ern

Und noch drei Ladies, die durch ihr extravagantes Äußeres Furore machten: Luisa Casati, Doris Castlerosse und Peggy Guggenheim, denen Judith Mackrell gerade ein Buch gewidmet hat. Die drei kannten sich nicht, schreibt Sofka Zinovieff, aber sie wohnten alle drei zu verschiedenen Zeiten im selben venezianischen Palazzo: "Sie bilden ein großartiges Trio. Alle drei Frauen kamen hier nach Krisen und gescheiterten Ehen und machten den Palazzo zu ihrer persönlichen Bühne, mit Venedig als perfektem Hintergrund. Traditionell tolerant gegenüber dem Karnevalesken und erotisch Kühnem erlaubte es ihnen diese 'der See entsprungenen' Stadt, große exotische Fische in einer kleinen Lagune zu sein. Während Luisa Casati in der gotischen Belle Epoche ein lebendes Kunstwerk wurde, nutzte Doris Castlerosse ihren sexuellen Glamour, während der glänzenden 1930er Jahre so viele Juwelen einzusammeln wie möglich. Peggy Guggenheim war auch eine Sammlerin von Liebhabern, aber eine, die Kunst und Leben vermischte, bis ihr Zuhause zu einer erstaunlichen Galerie geworden war."

Magazinrundschau vom 16.05.2017 - Spectator

Norman Lebrecht erzählt - leider nicht ausführlich genug - die sehr sehr traurige Geschichte des Emil Gilels, der ein großartiger Pianist war (unvergleichlich seine Aufnahme der "Pathétique") und doch auf ewig vom noch großartigeren Swjatoslaw Richter überstrahlt werden wird. Gilels war ein Mann des Regimes, wo Richter sich nicht einfangen ließ. Und doch litt Gilels vielleicht noch mehr unter Stalin und seinen Nachfolgern, weil auch er bespitzelt wurde - von seinem Schwager Leonid Kogan, einem "phänomenalem Geiger": "Mstislaw Rostropowitsch, der mit Kogan und Gilels in einem Trio spielte, brach mit der Gruppe, als er erfuhr, dass der Geiger auf einer ihrer Tourneen ein Dossier zusammenstellte. Andere Musiker lernten, auf ihre Worte zu achten, wenn Kogan in der Nähe war. Der arme Gilels musste selbst in der Intimität seiner Familie jedes Wort auf die Goldwaage legen. Für ihn gab es keinen Platz, den er sicher nennen konnte."

Hier spielen Gilels, Kogan und Rostropowitsch: