Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
28.06.2005. Für die Briten ist Europa nur eine Frage des Geldes, glaubt Nepszabadsag. Für die New York Review of Books dürfen die Europäer auch Nationalisten sein. Für Prospect ist die EU-Verfassung vor allem ein stilistischer Irrtum. Für Le Point war das Non ein Angriff auf Kant. Die Gazeta Wyborcza wünscht sich etwas mehr Respekt für die Gründer der EU. Der Spectator stellt uns die WaBenzis in Afrika vor. Im Guardian schreibt Annie Proulx über eine Cowboy-Ausstellung im britischen Warwickshire. Im Nouvel Obs verfolgt der Sozialphilosoph Jean-Pierre Dupuy die Frage des Bösen. Im New York Times Magazine führt Michael Ignatieff einen platonischen Ein-Mann-Dialog über den Demokratieexport der Amerikaner.
Nepszabadsag (Ungarn), 22.06.2005
Der in London lehrende Politikwissenschaftler und ungarische EP-Abgeordnete George Schöpflin kritisiert im Interview Tony Blairs Europapolitik: "Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sich die Briten Europa nicht verpflichtet fühlen. Sie betrachten die ganze Sache sehr pragmatisch: was können wir da herausholen, was ist gut für uns? Das war's. Die Vorstellung, dass Europäer zu sein auch darüber hinaus eine Bedeutung haben könnte, ist für die Briten nebensächlich, zufällig, oder sogar schädlich." Laut Schöpflin sei Tony Blairs Kritik an der Wirtschaftspolitik Deutschlands und Frankreich zwar berechtigt, aber "er versucht alles in die Sprache der Wirtschaft und des Handelns zu übersetzen, um möglichst viel politische Inhalte auszufiltern." Der Briten-Rabatt ist für die Engländer laut Schöpflin "keine Frage des Geldes mehr, er wurde zu einem Symbol. Er bildet einen wesentlichen Teil der EU-Mitgliedschaft Großbritanniens."
New York Review of Books (USA), 14.07.2005
Mit ihrem Nein zur Verfassung - und vor allem zur stetigen Erweiterung - haben die Franzosen und Niederländer der EU einen großen Dienst erwiesen, meint ein recht realpolitscher William Pfaff: "Die EU ist keine internationale Hilfsorganisation, sie ist nicht dazu da, die Menschheit zu reformieren oder alle Zivilisationen miteinander zu versöhnen (auch nicht, um die amerikanische Außenpolitik zu unterstützen, wie einige Amerikaner das gerne hätten). Das niederländische und französische Votum beweist ein Gespür dafür, dass die oberste Verpflichtung einer jeden politischen Gemeinschaft, ob nun national oder international, sich selbst gegenüber besteht, gegenüber der eigenen Sicherheit, der eigenen Integrität und dem eigenen erfolgreichen Funktionieren. Die Europäische Union muss erfolgreich sein, um konstruktiven Einfluss auf andere zu haben, und dies stand auf dem Spiel."
Tony Judt bekräftigt noch einmal, dass der Irakkrieg "der falsche Krieg zur falschen Zeit" war, und stellt drei Bücher vor, die dies mehr oder weniger unternauern: David Rieffs desillusionierter Blick auf die Möglichkeiten humanitärer Interventionen "At the Point of a Gun", Andrew J. Bacevichs Abrechnung mit der Militarisierung der USA "The New American Militarism" und Amnesty Internationals Report on the United States.
Weitere Artikel: Der Physiker Freeman Dyson ist hocherfreut über die neue Norbert-Wiener-Biografie "Dark Hero of the Information Age", die nicht nur das des Mathemikgenie würdigt, sondern endlich auch den Erfinder der Kybernetik ins rechte Licht setzt. Arthur Kempton empfiehlt eine neue Billie-Holiday-Biografie von Julia Blackburn, "With Billie".
Tony Judt bekräftigt noch einmal, dass der Irakkrieg "der falsche Krieg zur falschen Zeit" war, und stellt drei Bücher vor, die dies mehr oder weniger unternauern: David Rieffs desillusionierter Blick auf die Möglichkeiten humanitärer Interventionen "At the Point of a Gun", Andrew J. Bacevichs Abrechnung mit der Militarisierung der USA "The New American Militarism" und Amnesty Internationals Report on the United States.
Weitere Artikel: Der Physiker Freeman Dyson ist hocherfreut über die neue Norbert-Wiener-Biografie "Dark Hero of the Information Age", die nicht nur das des Mathemikgenie würdigt, sondern endlich auch den Erfinder der Kybernetik ins rechte Licht setzt. Arthur Kempton empfiehlt eine neue Billie-Holiday-Biografie von Julia Blackburn, "With Billie".
Prospect (UK), 01.07.2005

Larry Siedentop, Gisela Stuart, John Kay, Sunder Katwala, Charles Grant, Philippe Legrain und Michael Maclay sehen das skeptischer. (Schade, dass nur amerikanische und britische Autoren nach ihrer Meinung gefragt wurden.) Fast alle betonen übrigens, wieviel sozialer Großbritannien ist als Frankreich oder Deutschland. "Schneller auf als jedes andere Land in Europa baut Großbritannien gerade seinen Wohlfahrtsstaat auf, der zum Teil auf dem skandinavischen Modell basiert", schreibt etwa Moravcsik.
Weitere Artikel: David Rieff hinterfragt das politische Bewusstsein der großen Spenden- und Hilfsorganisationen am konkreten Beispiel der Hungersnot-Katastrophe in Äthiopien Mitte der achtziger Jahre. Jonathan Power, der zwanzig Jahre lang als Freiwilliger am sozialistischen Aufbau in Tansania mitgewirkt hat und dem Land schließlich verbittert den Rücken kehrte, berichtet 21 Jahre später von seiner Rückkehr in das Land, in dem sich gleichzeitig nichts und alles geändert zu haben scheint. Und Jonathan Heawood verteidigt die neue BBC-Comedy-Serie "The Thick of It" (in der sich ein unglückseliger Minister und sein nutzloser und manipulativer Mitarbeiterstab Sandkastenkämpfe liefern) gegen Anschuldigungen, sie stellte die politische Realität der britischen Regierung verzerrt und klischeehaft dar.
Nur im Print: das ehemalige Tory- und jetztige Labour-Mitglied Robert Jackson erklärt in einem Brief an Dear Angela Merkel, warum Großbritannien und Deutschland so ein feines Team sein könnten.
Point (Frankreich), 23.06.2005

Gazeta Wyborcza (Polen), 25.06.2005

"Paradoxerweise kann der neue, konservative iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad zu einem demokratischen Umsturz beitragen. Angesichts der zu erwartenden repressiveren Politik wird sich die Opposition einigen, und die unzufriedenen Menschen werden auf die Straßen gehen". Diese Meinung äußert der liberale Studentenführer Abdollah Momeni in einem Gespräch mit der Gazeta Wyborcza. Er glaubt weder an den Sinn einer neuen Revolution, noch an eine militärische Intervention der USA. Beide würden Tausende von Toten kosten. Dagegen sollten die Reformer auf den Aufbau einer Zivilgesellschaft setzen, die ihre Rechte von der Regierenden einfordern wird - wie in der Ukraine (!).
Aber auch über die Lage in Russland ist man besorgt. Für die Politologin Lilia Schevtzova führt die Zentralisierung der Macht dazu, dass die politische Verantwortung und die Schuldzuweisungen sich auf Präsident Putin konzentrieren. Auch die wirtschaftliche Monokultur, die Russland zu einem Öl-Staat a la Nigeria macht, und die Tendenzen zur staatlichen Monopolisierung zum Beispiel im Gassektor versprechen nichts Gutes. Hinzu kommt eine missglückte Sozialpolitik. Noch ist eine Entwicklung wie in Kiev unwahrscheinlich, aber das System wankt schon, meint Schevtzova. "Das monopolistisch-korporative System funktioniert nur, wenn folgendes vorhanden ist: eine tragende Ideologie, die Bereitschaft zur staatlichen Repression, eine soziale Duldung dieser Repression und eine Isolierung von der Außenwelt. Wenn eines wegfällt, wankt das ganze System. Allein die Tatsache, dass man im Kreml nach neuen Feinden sucht und zur stalinistischen Rhetorik greift, zeugt von einer wachsenden Unruhe in der Regierung".
Espresso (Italien), 30.06.2005

Repression oder Toleranz? Im Titel registriert der Espresso eine zunehmende Feindseligkeit gegenüber Ausländern. Die "Extracomunitari" fallen der Öffentlichkeit momentan vor allem dadurch auf, dass sie öfter im Gefängnis sitzen.
Elet es Irodalom (Ungarn), 27.06.2005

Der Anglist Tamas Benyei versucht die für Kontinentaleuropäer manchmal rätselhafte englische Seele in einer Sammelrezension der Bücher des Philosophen und Essayisten Roger Scruton und der Schriftsteller Jonathan Coe (mehr hier), Ben Elton (mehr hier) und Irvine Welsh (mehr hier) zu entschlüsseln.
Express (Frankreich), 27.06.2005

Spectator (UK), 25.06.2005

Ruth Dudley Edwards klagt über den wirklichkeitsfernen, zynischen britischen Boulevardjournalismus dieser Tage, der aus Bürotürmen und nicht mehr von der Straße kommt. Mit maoistischem Esprit rät sie zur Umerziehung. "Ich würde die Journalismusschulen schließen und niemandem erlauben, in einer Zeitung in London anzufangen, ohne zuvor zehn Jahre lang in regionalen Büros gearbeitet zu haben. Dann hätten wir vielleicht Politiker, die die Leute wählen wollen und Journalisten, die die Menschen besser machen wollen."
Außerdem lässt Roger Scruton die Gedanken und das Leben Jean Paul Sartres in knapper Folge Revue passieren.
Clarin (Argentinien), 25.06.2005
Das Melodrama, behauptet der mexikanische Journalist und Schriftsteller Carlos Monsivais in N, der Kulturbeilage der argentinischen Tageszeitung Clarin, ist das prägende Grundmuster bei der Ausbildung des Bewusstseins der Bewohner Lateinamerikas: "Welche Beziehung besteht hier zwischen Sentimentalität und Politik? Wie weit nimmt jeder Einzelne die Politik durch den Filter seiner education sentimentale wahr? Die Antwort lässt für gewöhnlich wenig Platz für Zweifel: In der Tradition Lateinamerikas gelangt man zur politischen Erfahrung durch das Format des Melodramas - das Land leidet und braucht uns, der Unschuldige wird geopfert, die Schuld an allem, was uns zustößt, lässt sich auf einem einzigen Foto, in den spezifischen Gesichtszügen eines Einzelnen zusammenfassen. Die Demokratie verzichtet hier bis heute in krisenhaften Momenten niemals auf die Sprache, die Metaphern und Erzählungen des Melodramas. In den letzten Jahren hat man immer wieder einmal politische Episoden als 'Telenovelas' bezeichnet, während man genauer von missratenen, nicht überzeugenden Melodramen sprechen sollte."
Außerdem gibt es ein Porträt des argentinischen Malers und Bildhauers Xul Solar (eigentlich Oscar Alejandro Agustin Schulz Solar). Im Museum für Lateinamerikanische Kunst in Buenos Aires ist soeben eine umfangreiche Retrospektive dieses surrealistischen Einzelgängers und engen Freundes von Jorge Luis Borges eröffnet worden.
Außerdem gibt es ein Porträt des argentinischen Malers und Bildhauers Xul Solar (eigentlich Oscar Alejandro Agustin Schulz Solar). Im Museum für Lateinamerikanische Kunst in Buenos Aires ist soeben eine umfangreiche Retrospektive dieses surrealistischen Einzelgängers und engen Freundes von Jorge Luis Borges eröffnet worden.
Outlook India (Indien), 04.07.2005

Außerdem: Kennen Sie Shivani? Fragt Manjula Padmanabhan. Shivani war eine der berühmtesten und verehrtesten Autorinnen Indiens, doch als sie 2002 starb, kannte man sie im literarischen Establishment trotzdem nicht, denn sie schrieb auf Hindi. Auch Padmanabhan hat erst jetzt von ihr erfahren, durch die Erinnerung von Shivanis Tochter Ira Pande. K. S. Shaini berichtet von einer bedeutenden archäologischen Fundstelle im Bundesstaat Chhattisgarh: "eine 1.500 Jahre alte Stadt mit Palästen, Tempeln, Häusern und einem buddhistischen Bildungszentrum, das Platz für 10.000 Studenten bot." Maloy Krishna Dhar beglückwünscht Bernard-Henri Levy zur Erfindung eines "neuen Genres": Sein Buch "Who Killed Daniel Pearl", schreibt er, ist "sowohl ein packender Roman, als auch eine scharfsinnige Ermittlung".
Und zweimal Indira Gandhi: Inder Malhotra empfiehlt einen Prachtband mit Fotos von Raghu Rai, die der politischen Bedeutung der Nehru-Tochter mit dem umstrittenen Vermächtnis gerecht werden. Dazu passt - oder passt nicht - der nur im Netz zugängliche Text von Arun Jaitley, der Rais Ausrufung des Notstandes 1975 mit Hitlers Machtübernahme vergleicht.
Guardian (UK), 25.06.2005

Salman Rushdie weist darauf hin, dass es ziemlich viele Wahrheiten gibt. Im Fall Guantanamo zählt er drei Gruppen: die Wahrheit der ausländischen Beobachter, die Wahrheit der Demokraten und die der Republikaner. "Die konservative Wahrheit, die so etwas wie 'konservative Fakten' schafft, lautet in etwa so: Es gibt einen Krieg, und diese Gefangenen sind unsere Todfeinde. Warum gibt es soviel Geschrei darüber, wie man Leute behandelt, deren Verbündete ihre eigenen Gefangenen köpfen? Und warum gibt es keinen Aufschrei über die eindeutig nachgewiesene Zerstörung von heiligen Büchern des Christentums und Judentums in muslimischen Ländern?"
Ozon (Polen), 23.06.2005

Al Ahram Weekly (Ägypten), 23.06.2005

Weitere Artikel: In einem bewegenden Text beschreibt Youssef Rakhaaus den Tod seines Vaters und wie die Trauer ihn erstmals verstehen ließ, was Sartre mit der Trennung von Selbst und Bewusstsein meinte. Maggie Morgan porträtiert Samir Morcos als Autorität moderner koptischer Identität, vor allem aber als Stimme einer antisektiererischen Vernunft und als jemanden, der sich nicht scheut, oppositionelle Identitätspolitik - die vermeintlich gerechte Frontbildung der Verfolgten - als Engstirnigkeit zu bezeichnen. Ali Guindi porträtiert Hoda Wasfi, die Chefredakteurin des vierteljährlich erscheinenden Literaturmagazins Fusoul, das sie mitbegründete, als der sozialistische Realismus das Gebot der Stunde war und das sie durch den philosophischen und politischen Zeitgeist hindurch gestaltend in die Gegenwart begleitete.
Times Literary Supplement (UK), 24.06.2005

Freudig erregt zeigt sich Martin West über die Rekonstruktion eines Sappho-Gedichts, mit dem sich die Zahl der vollständig erhaltenen Gedichte auf ganze vier erhöht. Die Fragmente waren 2004 von Martin Gronewald und Robert Daniel in der Universität Köln entdeckt worden. "Dieser Text, entdeckt in der Kartonnage einer ägyptischen Mumie, ist das früheste bisher bekantte Manuskript ihres Werks. Er wurde im dritten Jahrhundert vor Christus kopiert, nicht viel mehr als dreihundert Jahre, nachdem sie ihn geschrieben hatte." Leider haben wir keine deutsche Übersetzung gefunden. West präsentiert seine Englische. Es geht ums Altern! "... This state I oft bemoan; but what's to do?' / Not to grow old, being human, there's no way."
Außerdem: Tom Holland empfiehlt Filmemachern, Xenophon zu lesen. Robert Elsie widmet dem albanischen Schriftsteller Ismail Kadare ein ausführliches Porträt, das online leider nur in Auszügen zu lesen ist.
Economist (UK), 24.06.2005

Weitere Artikel: Diesen Herbst jährt sich die Schlacht um Trafalgar zum 200. Mal, und der Economist nimmt sich ihres Helden und Siegers - General Nelson - an. Drei Neuerscheinungen werden vorgestellt und gelobt, ganz besonders Roger Knights Biografie "The Pursuit of Victory", die nach Ansicht des Economist das Zeug zum endgültigen Nelson-Porträt hat. Und der Economist gibt der Legende des jiddischen Theaters Lilian Lux das letzte Geleit.
Außerdem: "Hallo Nachbarn!" Im Dossier schaut der Economist nach Osten, von den unmittelbaren Anrainerstaaten der EU bis hin nach Russland, und geht der Frage nach, wie eine osteuropäische Integrationspolitik in Zukunft aussehen könnte. Dazu gibt es auch etwas auf die Ohren: ein Interview mit dem Zentraleuropa-Korrespondenten Robert Cottrell.
Nouvel Observateur (Frankreich), 23.06.2005

New York Times (USA), 26.06.2005
Michael Ignatieff diskutiert im New York Times Magazine kundig und historisch weit ausholend die Mission Amerikas, weltweit die Demokratie zu verbreiten. Verschiedene Präsidenten haben es versucht: in Deutschland, in Vietnam, in Osteuropa. Ein nobles Vorhaben, das aber zu zwiespältigen Ergebnissen führen kann, wie George W. Bush gerade erfährt. "Der Terrorismus hat dazu geführt, dass die Freiheit fremder Völker und die nationalen Interessen der USA übereinstimmen. Aber nicht jeder glaubt daran, dass ein demokratischer Naher Osten Amerika sicherer machen wird, nicht mal mittelfristig. Thomas Carothers vom Carnegie Endowment for International Peace etwa zweifelt an der 'leichtfertigen Annahme, dass es eine direkte Verbindung zwischen demokratischem Fortschritt und dem Austrocknen des islamischen Terrorismus gibt.' Eine Demokratisierung in Ägypten könnte zum Beispiel kurzfristig nur die Muslimische Bruderschaft an die Macht bringen."
Weitere Artikel: Nancy Updike porträtiert den israelischen Schriftsteller Etgar Keret, der mit seiner politischen und ideologischen Enthaltsamkeit recht originell und erfolgreich ist. Jaime Wolf stellt den Radiomoderator Nic Harcourt vor, der mit seiner Show Morning Becomes Eclectic zum Herold unbekannter Musiker geworden ist. Im Titel grübelt Jonathan Dee, wie man Kindern erklären soll, dass sie noch vor ihrer Geburt mit HIV infiziert wurden.
In der New York Times Book Review: Die polnische Journalistin Hanna Krall hat in ihrem Erzählband "The Woman From Hamburg" (erstes Kapitel) einen neuen Stil kreiert, den die begeisterte Elena Lappin "Holocaust Gonzo Journalismus" tauft. "Sie berichtet die grundsätzlichen Fakten, versieht sie aber mit einem romanhaften Dreh, was ihre Interviews zu eleganten, vielschichtigen Erzählungen macht. In Madeleine G. Levines subtiler Übersetzung spricht Kralls ausdrücklich kunstlose Prosa mit der Kraft der Fiktion - eine mysteriöse Verschmelzung, die sie in ihrer Geschichte 'Salvation' auch anerkennt. 'Bei meiner Arbeit als Reporterin habe ich gelernt, dass logische Geschichten, ohne Rätsel und Löcher, in denen alles offensichtlich ist, meistens unwahr sind. Und dauernd geschehen Dinge, die man beim besten Willen nicht erklären kann.'"
Weitere Besprechungen: Wer etwas über den skandalumwölkten Dichter Robert Lowell erfahren will, sollte besser Lowells Lyrik lesen statt der jetzt erschienenen Briefe (Auszüge), rät Walter Kirn. Jeffrey Steingarten findet Tom Hodgkinsons Vorschläge, jede Stunde des Tages perfekt mit Müßiggang zu füllen, bis drei Uhr nachmittags ganz nett, dann wird es ein wenig eintönig. Hodgkinson ist übrigens nicht nur Autor von "How to Be Idle" (erstes Kapitel), sondern seit 1993 auch der Gründer der schönen britischen Zeitschrift The Idler. Sollten wir das New York Police Department mit Taschenausgaben der "Sonnette aus dem Portugiesischen" ausstatten, fragt sich David Orr, dem in zwei aktuellen Romanen aufgefallen ist, dass Gewalt auch durch Poesie verhindert werden kann.
Weitere Artikel: Nancy Updike porträtiert den israelischen Schriftsteller Etgar Keret, der mit seiner politischen und ideologischen Enthaltsamkeit recht originell und erfolgreich ist. Jaime Wolf stellt den Radiomoderator Nic Harcourt vor, der mit seiner Show Morning Becomes Eclectic zum Herold unbekannter Musiker geworden ist. Im Titel grübelt Jonathan Dee, wie man Kindern erklären soll, dass sie noch vor ihrer Geburt mit HIV infiziert wurden.
In der New York Times Book Review: Die polnische Journalistin Hanna Krall hat in ihrem Erzählband "The Woman From Hamburg" (erstes Kapitel) einen neuen Stil kreiert, den die begeisterte Elena Lappin "Holocaust Gonzo Journalismus" tauft. "Sie berichtet die grundsätzlichen Fakten, versieht sie aber mit einem romanhaften Dreh, was ihre Interviews zu eleganten, vielschichtigen Erzählungen macht. In Madeleine G. Levines subtiler Übersetzung spricht Kralls ausdrücklich kunstlose Prosa mit der Kraft der Fiktion - eine mysteriöse Verschmelzung, die sie in ihrer Geschichte 'Salvation' auch anerkennt. 'Bei meiner Arbeit als Reporterin habe ich gelernt, dass logische Geschichten, ohne Rätsel und Löcher, in denen alles offensichtlich ist, meistens unwahr sind. Und dauernd geschehen Dinge, die man beim besten Willen nicht erklären kann.'"
Weitere Besprechungen: Wer etwas über den skandalumwölkten Dichter Robert Lowell erfahren will, sollte besser Lowells Lyrik lesen statt der jetzt erschienenen Briefe (Auszüge), rät Walter Kirn. Jeffrey Steingarten findet Tom Hodgkinsons Vorschläge, jede Stunde des Tages perfekt mit Müßiggang zu füllen, bis drei Uhr nachmittags ganz nett, dann wird es ein wenig eintönig. Hodgkinson ist übrigens nicht nur Autor von "How to Be Idle" (erstes Kapitel), sondern seit 1993 auch der Gründer der schönen britischen Zeitschrift The Idler. Sollten wir das New York Police Department mit Taschenausgaben der "Sonnette aus dem Portugiesischen" ausstatten, fragt sich David Orr, dem in zwei aktuellen Romanen aufgefallen ist, dass Gewalt auch durch Poesie verhindert werden kann.