Magazinrundschau - Archiv

L'Express

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Magazinrundschau vom 29.10.2013 - Express

Es gibt ein Genre von Politikerbüchern, das in Frankreich gern gepflegt wird. Gleich nachdem man ein Kabinett verlassen hat, wartet man mit seinen salzigsten Insidererinnerungen auf. So auch Nicolas Sarkozys ehemaliger Kulturminister Frédéric Mitterrand, der in Frankreich als Moderator und Autor sehr bekannt ist. Jérôme Dupuis ist im Express etwas befremdet über dieses Buch, weil Mitterrand praktisch ausschließlich über die hübschen Hintern von Kollegen und Söhnen von Kollegen schreibt. Aber er berichtet auch über ein Missverständnis zwischen Nicolas Sarkozy und Angela Merkel, das der NSA vielleicht entgangen ist. Was Sarkozy über Merkel sagte, hat Mitterrand so notiert: "Mein einziges Problem mit Angela, wirklich mein einziges, ist ihre Kohlsuppe. Jedes Mal wenn sie mich einlädt, will sie mir Rotkohlsuppe machen. Am liebsten mag sie Rotkohlsuppe mit Paprika. Sie ist fest davon überzeugt, dass das eine Vorliebe von mir ist, seit ich die Suppe beim ersten Mal aus Höflichkeit gelobt habe. Jedes mal wieder will sie mir diese Suppe machen, ich versuche abzuwinken, aber sie denkt, das tue ich aus Zurückhaltung. Ich verabscheue Rotkohlsuppe mit Paprika. In der Küche ist das wohl die Sache, die ich am heftigsten verabscheue."

Magazinrundschau vom 13.03.2012 - Express

In einer Reportage über den japanischen Buchmarkt fragt Tristan Savin auch nach der Verfassung der japanischen Literatur nach der Katastrophe des Tsunami im vergangenen Jahr. Laut Yutaka Yano, dessen literarische Zeitschrift Shincho seither zum größten Teil Beiträge druckt, die das verheerende Ereignis verarbeiten, wissen viele Schriftssteller nicht mehr, wie sie überhaupt noch schreiben sollen. "Der Roman versucht, die Realität wieder zusammenzufügen, wenn sie sich ändert - aber viele Autoren meinen, dass ihre Tätigkeit nicht imstande ist, diese Realität zu beschreiben, dass sie sie unbrauchbar geworden ist. Das Reale, das Imaginäre, das Symbolische, alles ist erschüttert ... Es ist das Ende der modernen Literatur in Japan. Doch in gewisser Hinsicht auch eine Chance für sie."

Auch Telerama beschäftigt sich mit dem Thema und lässt etliche japanische Autoren zu Wort kommen, die auf ganz unterschiedliche Weise auf die Katastrophe reagieren; der aus Fukushima stammende Autor Hideo Furukawa etwa erklärt, dess er es derzeit einfach nicht schaffe zu schreiben.

Magazinrundschau vom 21.02.2011 - Express

In einer Reportage beschreibt Amelie Amelhau die Generation Internet, die jetzt auch in Marokko per Facebook zu Demonstrationen für politische Reformen und gegen eine Beschränkung der Machtbefugnisse des Königs aufrief (mehr hier). Die bissige, rebellische und zunehmend freie marokkanische Bloggerszene schaffe einen neuen Freiheitsraum im Land. "Die Aneignung des Internets durch die Jugend hat den Zugang zur Kommunikation in einem Land ein wenig erleichtert, dessen Mediensphäre lange Zeit einer bestimmten Elite vorbehalten war. Inzwischen findet man online Islamisten, Linke, Doktoranden, Bachelor-Studenten, Städter, Landbewohner... Für Younes Kassimi, Organisator der Moroccan blog awards, bei denen jedes Jahr die besten privaten Websites prämiert werden, sind diese äußerst vielfältigen Profile die große Stärke des marokkanischen Netzes. 'Das Web gibt Menschen eine Stimme, die bisher keine hatten, und von denen die Eliten letztlich ziemlich wenig wussten.'"
Stichwörter: Aneignung, Marokko

Magazinrundschau vom 04.01.2011 - Express

Es kommt einem bekannt vor. So wie die deutschen Journalisten Marcus Hellwig und Jens Koch im Iran sind die französischen Journalisten Herve Ghesquiere und Stephane Taponier von den Taliban gekidnappt worden. Die neueste Meldung lautet, dass sie von den Taliban der Spionage beschuldigt werden. "Frankreich hat die Vorwürfe 'kategorisch zurückgewiesen', berichtet der Express am 1. Januar und zitiert weiter: "Die Beschuldigung sei absurd. 'Seit einem Jahr dauern die Verhandlungen an, damit unsere Landsleute ihre Familien gesund wiedersehen können', schreibt der Quai d'Orsay in einer Pressemitteilung." Für die beiden Journalisten haben Kollegen und Freunde ein Blog gegründet.



Dort steht zu lesen: "Wie viele Kollegen haben wir anfangs die Anonymität der Journalisten gewahrt, aber dann haben wir uns entschlossen, ihre Namen bekannt zu machen. Es ist uns menschlich unmöglich nicht zu reagieren. Eine Petition zirkuliert. Unterschriften sind willkommen."
Stichwörter: Anonymität, Spionage

Magazinrundschau vom 23.11.2010 - Express

In einer Artikelserie zu Agatha Christie bekennt sich der frischgebackene Goncourt-Preisträger Michel Houellebecq zum Einfluss der englischen Krimiautorin auf sein Schreiben. Ihren Hercule-Poirot-Krimi "Das Eulenhaus" hält er für ihr "Meisterwerk". Tristan Savin zeigt, dass er in seinem Roman "Plattform" Christie ganze drei Seiten gewidmet hat, indem er eine seiner Figuren diesen Roman dem Erzähler empfehlen lässt, und was Houellebecq an ihr schätzt. "Nach seiner Ansicht ist Agatha Christie 'urkonservativ und gegen jegliche soziale Umverteilung von Reichtum', zeigt sich aber 'häufig ziemlich grausam in der Beschreibung dieser englischen Aristokratie, deren Privilegien sie verteidigt'."

Magazinrundschau vom 18.05.2010 - Express

In einem ungewöhnlich ausführlichen Interview spricht der spanischstämmige, in Frankreich lebende Schriftsteller Jorge Semprun über seine Aktivitäten in der Resistance und gegen Franco, seine Zweisprachigkeit und sein gerade in Frankreich erschienenes Buch "Une tombe au creux des nuages". Der Titel dieser Sammlung der in den letzten zwanzig Jahren in Deutschland auf deutsch gehaltenen Vorträge zitiert Paul Celans Bild vom "Grab in den Lüften" aus dessen Gedicht "Todesfuge". Über die deutsche Sprache sagt der Buchenwald-Überlebende Semprun: "Deutsch ist sehr schwierig, gelegentlich hermetisch, aber von großer Schönheit. Die deutsche Sprache der großen Dichter des 19. und der großen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wurde von den Nazis pervertiert ... Dieses Getöse des Hitler-Deutschs ist furchtbar. Es hat die wahre deutsche Sprache zum Verstummen gebracht. Ich finde es bewunderungswürdig, dass Paul Celan, der ein Opfer dieses Systems war ..., sich entschieden hat, der deutschen Sprache ihre Schönheit wieder zurückzugeben, ihre Kraft und ihre Fähigkeit zum Widerstand gegen das Böse."

Magazinrundschau vom 05.01.2010 - Express

Philippe Gavi kommentiert in einem Blog den Mordanschlag auf den dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard, der 2005 nach der Veröffentlichung seiner Mohammed-Karikatur mit einer Fatwa belegt worden und am 1. Januar von einem somalischen Islamisten mit einer Axt angegriffen worden war. "Die Angelegenheit ist ernst. Dieser Aufruf, im Namen des Dschihad freie Geister zu töten, hat keine empörten Reaktionen bei so genannten gemäßigten Muslimen hervorgerufen; noch weniger habe ich in den Zeitungen irgendeine Erklärung von Vorstehern von Moscheen und Autoritäten der Gemeinschaft gelesen, in denen sie diese erschreckenden Wahnsinn verurteilt hätten. Auch nicht von anderen religiösen und nichtreligiösen Autoritäten. Zur Zeit der Karikaturenaffäre waren sie jedoch bereit, ihre Erzürnung über die Verhöhnung ihrer religiösen Gefühlen zu erklären. Warum hört man keine Stimmen, die die jungen Muslime warnen und sie daran erinnern, dass Mohammed kein verrückter Killer war, und dass es vieles gibt, womit man sich mehr gegen ihn versündigt als mit einer Zeichnung - zum Beispiel das Treiben der blutdürstigen Irren, die sich auf ihn berufen."

Magazinrundschau vom 27.10.2009 - Express

Im Chat mit Lesern der Online-Ausgabe des Express plaudert der inzwischen 78jährige Drehbuchautor und Schriftsteller Jean-Claude Carriere ("Die Ferien des Monsieur Hulot") sehr entspannt über die Zukunft von Büchern und Medien in Druckform. So bekennt er, dass er kein Drama darin sehe, wenn das Papier vielleicht nicht überlebe. Und auf die Frage, ob Lektüre durch die neuen elektronischen Medien nicht einfacher und vor allem umfassender werde, meint er: "Niemand bestreitet die praktischen Vorteile des E-Books, aber es bleibt ein Buch, nur in einer anderen Form. Die Wahl des Mediums ist jedermanns eigene Sache. Vielleicht eine Frage der Gewohnheit, der größeren Intimität zu einem einzigartigen, persönlichen Gegenstand, in dem man Anmerkungen machen, Seiten einknicken oder etwas streichen kann. Nichts beseitigt etwas anderes jemals vollständig, und das ist gut so. In den zwanziger und noch in den dreißiger Jahren hieß es, das Kino würde alle anderen Formen künstlerischen Ausdrucks verdrängen, Theater, Oper und sogar das Buch. Es sei die absolute Kunst. Und das Ergebnis? Nie haben Ausstellungen mehr Menschen angezogen als heute. Das Wesentliche ist nicht die Technik, sondern die Idee."

Magazinrundschau vom 26.05.2009 - Express

In einem Interview schwärmen die Modemacher Dolce & Gabbana von Scarlett Johansson, Starmodel der Kampagne für ihre neue Make-up-Linie, und lassen sich ausführlich über die kleidende Kraft des Lippenstifts aus. Domenico Dolce: "Letztendlich bekleidet ein Lippenstift eine Frau wie ein Gewand. Er ist entscheidend für die Verstärkung ihrer Persönlichkeit. (...) Woran ich mich beim Lippenstift meiner Mutter Sara erinnere, ist seine intensive, flammende Farbe. Meine Mutter trug oft Schwarz mit kleinen Leopardenmusterakzenten, aber ihr Gesicht erstrahlte immer durch das leuchtende Rot ihrer Lippen. Das ist es übrigens, was ich an Make-up liebe: Es kleidet einen durch einen Hauch von Nichts."
Stichwörter: Johansson, Scarlett, Mutter

Magazinrundschau vom 24.03.2009 - Express

Zwanzig Jahre nach Erfindung von "Agrippina" legt die Comiczeichnerin Claire Bretecher den achten Band mit ihrer legendär gewordenen Heldin vor, "Agrippine deconfite". In einem unterhaltsamen und spitzzüngigen Interview bekennt Bretecher, "vernünftigerweise" Misanthropin zu sein. Die militanten Aspekte des Geschlechterkampfs hätten sie stets angewidert und sie habe es vorgezogen, sich um Geschlechtsunterschiede nicht zu kümmern und so zu tun, als gebe es keine. Befragt, ob sie Frauenzeitschriften lese, erklärt sie: "Ich blättere sie durch und schau mir die Bilder an und fluche. Sie sind so öde. Seit fünfzig Jahren immer dasselbe: wie man braun wird, wie man sich frisiert... Ganz zu schweigen von den Moden. Heute muss man öko sein. Das ist das Allerschlimmste! Schauen Sie bloß die Rezepte an: Alles ist gesund, die wollen uns dazu bringen, dass wir Quinoa essen. Bäh! Aber ich kann's nicht lassen, sie anzuschauen. Wegen der Bilder."