Magazinrundschau
Miranda trifft Steve in einer Bar
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
27.11.2018. Magyar Narancs und die New York Review of Books lernen verstehen, wie Orban und Trump den größten Schaden anrichten: indem sie nichts tun. Überwachung ist die neue Religion in China, meint Slate.fr. The Hindu hat wenig Hoffnung für eine Lösung des Kaschmir-Konflikts. Novinky möchte in Brasilien überhaupt nicht mehr über Politik reden. Warum will keiner mehr Sex, fragt The Atlantic.
Magyar Narancs (Ungarn), 31.10.2018

New York Review of Books (USA), 06.12.2018

Es gibt viele Gründe für die Bevorzugung von Minderheiten an Universitäten. Sie haben jedoch fast alle ihre Tücken. Mehr diversity zum Beispiel hieße, dass auch rechte Provinzler und Evangelikale aufgenommen werden müssten. Fokussiert man dagegen auf Rassismus, ist man auf der sicheren Seite, glaubt der Jurist Noah Feldman. "Ein gutes und faires Aufnahmeverfahren sollte nicht nur die Noten und Testergebnisse der Bewerber berücksichtigen, sondern auch die Hindernisse, mit denen sie konfrontiert sind. Dazu gehört die Erfahrung der strukturellen und wirtschaftlichen Ungleichheit, die in den Vereinigten Staaten zwangsläufig durch die Rasse beeinflusst wird. In diesem Sinne sollte die historische Rassendiskriminierung ein Faktor bei der Zulassung sein - nicht als rückwärtsgerichtete Wiedergutmachung, sondern wegen ihrer anhaltenden Auswirkungen auf die derzeitigen Bewerber. Es ist nicht rechtswidrig, die Auswirkungen des Rassismus auf die Antragsteller zu berücksichtigen, vorausgesetzt, dass diese Auswirkungen von Fall zu Fall anhand von Informationen, die sich aus Bewerbungsaufsätzen und soziologischen Bewertungen der Lebensumstände der Antragsteller ergeben könnten, berücksichtigt werden. Dies würde beispielsweise bedeuten, dass die Rasse der Bewerber an sich die Zulassung nicht beeinflusst, sondern nur indirekt, insofern die generationenübergreifende Diskriminierung ihre Erfahrungen und Möglichkeiten geprägt hat." Der Charme dieses Vorgehens besteht für Feldman vor allem darin, dass man Afroamerikaner gegenüber asiatischen Amerikanern bevorzugen könnte, ohne des Rassismus beschuldigt zu werden.
Außerdem: Elisa Gabbert liest Gedichte von A.E. Stalling und Terrance Hayes. Alex Traub berichtet über neue nationalistische Lehrpläne in Indien. Und Marcia Angell liest Bücher zur Opioid-Krise in den USA.
Slate.fr (Frankreich), 27.11.2018

Sehr lesenswert auch Aude Lorriaux' Reportage über die verzweifelte Lage von Polinnen, die eine Abtreibung suchen - die Gesetze sollen mal wieder verschärft werden.
The Hindu (Indien), 14.11.2018
Die Historikerin Farzana Shaikh, Autorin des einschlägigen Buchs "Making Sense of Pakistan", beleuchtet im Interview mit Suhasini Haidar viele Aspekte der pakistanischen Politik, die sie in "stabiler Instabilität" blockiert sieht - und das gilt für alle Aspekte der Politik, unter anderem die Beziehungen zwischen Militär und Religion oder die Beziehungen zu externen Staaten wie den USA. Und leider gilt es auch für den Clinch mit Indien. Seit zehn Jahren gab es keine substanziellen Gespräche zwischen den beiden Ländern mehr, so Shaikh: "Viele fragen nach einer Vermittlung durch Dritte, besonders beim Thema Kaschmir. Aber Kaschmir ist nicht nur ein Territorialstreit, Kaschmir ist eng verbunden mit den Selbstbildern der beiden Länder. Für Indien ist es vital, Kaschmir zu behalten, damit es sich als säkulares Land beweisen kann. Was immer Narendra Modi und die radikal hinduistische Kaderorganisation RSS behaupten - Indiens säkulare Verfassung postuliert nur ein Gesetz für jedermann, Hindus, Muslime, Buddhisten und so weiter. Pakistan sieht durch den Nichtbesitz von Kaschmir dagegen seinen Anspruch, das 'muslimische Indien' darzustellen, kompromittiert. So betrachtet es die Teilung als unvollendet."
Novinky.cz (Tschechien), 26.11.2018

Guardian (UK), 26.11.2018

James McAuley rekonstruiert en detail den Mord an der Jüdin Sarah Halimi in Paris, der in der französischen Debatte über den Antisemitismus einen Wendepunkt markierte und aus dem McAuley einen Beweis gegen den französischen Republikanismus zu stricken versucht.
Eurozine (Österreich), 23.11.2018

Weiteres: In New Eastern Europe wirft Agnieszka Pikulicka-Wilczewska einen Blick auf das Bitocoin-Geschäft in Russland.
New Yorker (USA), 03.12.2018

Außerdem im Heft: Ein Essay von James Baldwin aus dem Jahr 1962, in dem der Schriftsteller seine eigene Entwicklung als Schwarzer unter Weißen Revue passieren lässt.
Elet es Irodalom (Ungarn), 23.11.2018

The Atlantic (USA), 01.12.2018

Ausgerechnet der renommierteste Bürgerrechtsverein der USA, die ACLU, hat sich kürzlich öffentlich dagegen ausgesprochen, die Rechte eines Angeklagten auf ein faires Gerichtsverfahren zu stärken. Zumindest auf dem Universitätscampus, schreibt ein entsetzter Conor Friedersdorf. Eine neue Richtlinie von Erziehungsministerin Betsy DeVos soll sicherstellen, dass künftig nach Title IX Angeklagte Zugang zu allen Unterlagen und Beweismitteln bekommen und Ankläger wie Kläger sich gegenseitig oder von ihren Anwälten ins Kreuzverhör nehmen dürfen. Bisher konnte die Universität eine Klage von einem einzelnen Ermittler untersuchen lassen und dem Angeklagten, dem die Ergebnisse nicht mitgeteilt werden, dann nur noch ihren Beschluss überreichen. Die ACLU protestierte gegen die neue Richtlinie auf ihrer Webseite und auf Twitter: Sie schwäche den Schutz vor sexuellen Übergriffen und "'fördert einen ungerechten Prozess, begünstigt unangemessen die Angeklagten und entlässt die Schulen aus ihrer Pflicht nach Titel IX, unverzüglich und fair auf Beschwerden über sexuelle Gewalt zu reagieren. Wir werden weiterhin Überlebende unterstützen.' Vor allem ein Satz war für die Bürgerrechtler schockierend: Die Richtlinie fördere 'einen ungerechten Prozess, der die Angeklagten unangemessen begünstigt'. Seit wann hält die ACLU ein Verfahren, das den Angeklagten begünstigt, für unangemessen oder ungerecht?" Die Rechten jedenfalls freuen sich bereits über diese Argumentationslinie, seufzt Friedersdorf.
Außerdem: Peter Beinart denkt über Chancen und Risiken einer neuen linken Welle (der dritten seit den dreißigern und den sechzigern) bei den Demokraten nach. Mike Mariani wundert sich, dass die Nachfrage nach Exorzisten in Amerika steigt.
Outlook India (Indien), 26.11.2018

New York Times (USA), 25.11.2018

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