Magazinrundschau
Jelineks Ruf
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
03.06.2008. Die London Review wünschte sich, Elfriede Jelineks Roman "Gier" wäre nie übersetzt worden. Polityka erzählt eine Geschichte des polnischen Antisemitismus - auch auf Deutsch. In Clarin hofft der spanische Architekt Santiago Calatrava, auch in Großstädten bald angenehm leben zu können. In der Gazeta Wyborcza beschwichtigt der Politologe Ivan Krastev die Angst der Ex-Jugoslawen vor einem Zerfall der EU. Im Guardian hält Ian McEwan nichts von Endzeit-Denken. Al Ahram erzählt die Geschichte der Juden in Ägypten. Die New York Times porträtiert die stärkste Waffe der pakistanischen Demokratie: Männer in schwarzen Anzügen.
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London Review of Books (UK), 05.06.2008

Weitere Artikel: Hugh Pennington erklärt - aus Anlass der Katastrophe in Burma -, dass Desaster dieser Art, anders als oft behauptet, in der Regel keine Epidemien nach sich ziehen: "Dass die unbegrabenen Toten eine wichtige Infektionsquelle sind, ist ein alter Glaube. In Wahrheit sind die Mikroben, die Leichen zersetzen, aber fast völlig auf diese besondere Aufgabe spezialisiert - und kaum in der Lage, auf die Lebenden überzuspringen." David Runcimann beschreibt den Wahlkampf 2008 als erstes wirkliches Internet-Wahlereignis der US-Geschichte - und damit das Ende massenmedialer Monopole. Andrew O'Hagan berichtet von einem Besuch in Bethlehem. Michael Wood bespricht eine Robert-Bresson-DVD-Box.
Clarin (Argentinien), 01.06.2008
"Wie werden die Städte der Zukunft sein?", fragt N, das Magazin der argentinischen Zeitung Clarin, und der spanische Architekt Santiago Calatrava gibt in einem seiner seltenen Interviews überraschend optimistische Antworten: "Ich glaube, so rasend schnell wie im 20. Jahrhundert vor allem in Europa werden die Städte nicht mehr wachsen. Dass die Einwohnerzahl einer Stadt innerhalb von gerade einmal zwei Generationen von 2000 auf zwei Millionen steigt, das wird sich so wohl nicht wiederholen. Im 21. Jahrhundert werden wir uns mit der Stadt aussöhnen. Durch öffentlichen Nahverkehr und Verbesserung der Infrastruktur werden die Städte als Orte, in denen es sich angenehm leben lässt, wiedergeboren werden. Ich glaube, das wird ein großartiges Jahrhundert." (Hier ein fast einstündiger Beitrag über und mit Calatrava in der Show des amerikanischen Talkmasters Charlie Rose.)
Vanity Fair (USA), 03.06.2008

In der Huffington Post berichtet Mayhill Fowler, wie Bill Clinton ausrastete und einen "gesalzenen Strom von Epitheta" losließ, um Purdum zu beschreiben. "Er nannte ihn 'schäbig', 'unehrlich', 'schleimig' und einen 'Drecksack.'" Clintons Reaktion darf man auch in einem Video betrachten. Und Gawker wartet mit Hintergrundinformationen auf: "the fact that Purdum is married to Clinton's former press secretary Dee Dee Myers."
Erkennen Sie die Dame auf dem Titelbild? Die aussieht wie eine aufgebrezelte Hausfrau kurz vor der zweiten Scheidung? Angelina Jolie. Definitiv ein Fall von Photoshop of Horrors.
Polityka (Polen), 02.06.2008

Outlook India (Indien), 09.06.2008

Sanjaya Baru preist das Buch "Smoke Mirrors" der indischen Lehrerin und Journalistin Pallavi Aiyer, die über ihr Leben in China schreibt: "Sie hat ein geistreiches, kluges und tiefsinniges Buch geschrieben, das jeder gebildete Inder lesen sollte, der das Leben und die Liebe, die Ängste und die Hoffnungen, die Aufs und Abs unseres größten, ältesten und wichtigsten Nachbarn verstehen will." Gerson da Cunha bedauert sehr, dass in Cannes nichts aus Indien zu sehen war - Festivalleiter Thierry Fremaux, den er dazu befragt hat, meint lakonisch: "Kein indischer Film hat uns überzeugt." Und Ashish Kumar Sen fragt sich, wen die indischstämmigen Amerikaner, die in großer Mehrheit Hillary-Clinton-Fans sind, nun unterstützen werden, da ihre Bewerbung wohl gescheitert ist.
New Yorker (USA), 16.06.2008

In mehreren kleinen Artikeln geht es um persönliche Einlassungen zum Thema Glaube und Zweifel, unter anderem des kenianischen Schriftstellers Uwem Akpan, des Ghanaers Mohammed Naseehu Ali, der amerikanischen Schrifsteller Tobias Wolff, Edwidge Danticat, Allegra Goodman und George Saunders. Zu lesen sind außerdem die Erzählung "Natasha" von Vladimir Nabokov und Lyrik von Philip Levine und Gerald Stern.
James Wood renzensiert eine Studie über die alte Frage, warum Gott Leiden zulässt: "God?s Problem" (HarperOne). Louis Menand bespricht eine Biografie über Ezra Pound: "Ezra Pound Poet. A Portrait of the Man and His Work" (Oxford). Peter Schjeldahl führt durch eine Jeff-Koons-Retrospektive im Museum of Contemporary Art in Chicago. Sasha Frere-Jones erklärt, was Auto-Tune, eine Software zur automatischen Tonhöhenkorrektur, mit der menschlichen Stimme anstellt. Und Anthony Lane sah im Kino die Kinoversion von "Sex and the City".
Merkur (Deutschland), 01.06.2008

Weitereas: Wolfgang Ullrich erzählt in der Ästhetikkolumne, warum er Duschgels sammelt, deren "Reizchoreografie besonders virtuos gestaltet ist". In einem aus Foreign Affairs übernommenen Beitrag prophezeit der Historiker Jerry Z. Muller, dass der ethnische Nationalismus auch im 21. Jahrhundert die Welt prägen wird. "Er entspricht manchen bleibenden Neigungen des menschlichen Geistes, die durch den Prozess der Entstehung des modernen Staates intensiviert werden; er ist eine entscheidend wichtige Grundlage sowohl für die Solidarität wie für die Feindschaft und wird noch viele Generationen lang Bestand haben."
Prospect (UK), 02.06.2008

Weitere Artikel: David Goldblatt stellt den israelischen Fußballverein Beitar Jerusalem FC und seine militant anti-arabischen Anhänger vor. Der Prospect-Filmautor Mark Cousins schreibt auf einem Flug von Großbritannien nach Dubai mal ganz grundsätzlich auf, was ihm das Kino bedeutet. Eine AIDS-Erkrankung ist in Großbritannien kein Todesurteil mehr - die Probleme, die diese erfreuliche Tatsache mit sich bringt, schildert Elizabeth Pisani. Philipp Collins und Richard Reeves glauben, dass Labour sich noch viel stärker in Richtung Liberalismus bewegen muss, um eine Chance zum Machterhalt zu wahren. Mark Pagel bespricht zwei Bücher zur Biologie der Rassen.
Radar (Argentinien), 01.06.2008

Gazeta Wyborcza (Polen), 31.05.2008
Viele "traumatisierte Ex-Jugoslawen" prophezeien der EU ein ähnliches Ende wie dem Tito-Staat, konstatiert der bulgarische Politologe Ivan Krastev. Fehlende Solidarität und wachsender Nationalismus gefährden die EU, Demokratie und Wohlstand sind keine Garantie für ihren Fortbestand: "Der Wohlstand geht irgendwann zu Ende und die Demokratie wird vom Volk benutzt, um den Staat kaputt zu machen", warnen sie. "Der Vergleich hinkt", kommentiert Krastev, "aber solche Gedanken sind in Krisenzeiten nützlich. Die Intuition meiner Gesprächspartner ist richtig - man darf die EU nicht als selbstverständlich ansehen, sonst wird es niemanden mehr geben, der sie verteidigen wird. Das war auch der tragische Fehler der jugoslawischen Eliten."
Folio (Schweiz), 01.06.2008

Außerdem: Bruno Giussani berichtet aus dem Jahr 2013, was Google über uns weiß. Mikael Krogerus pflegt vier Wochen Freundschaften bei Facebooks. Gundolf S. Freyermuth bewundert die selbstgedrehten Videos bei Youtube. Claude Settele versucht mit Karten aus dem Internet von Luzern nach Zürich zu reisen. Und es werden eine ganze Reihe Internetseiten und -dienste vorgestellt.
Guardian (UK), 31.05.2008

Nepszabadsag (Ungarn), 31.05.2008

Espresso (Italien), 30.05.2008

Spectator (UK), 30.05.2008

Al Ahram Weekly (Ägypten), 29.05.2008

Weitere Artikel: Rania Khallaf berichtet von einer Konferenz über den auch fast zwanzig Jahre nach seinem Tod noch heftig umstrittenen ägyptischen Schriftsteller Youssef Idris.
Point (Frankreich), 29.05.2008

Express (Frankreich), 30.05.2008

Economist (UK), 29.05.2008

Besprochen werden unter anderem die extrem Bush-kritischen Memoiren von George W. Bushs einstigem Pressesprecher Scott McClellan und Jonathan Dimblebys Buch mit Reportagen aus "Russland".
Außerdem erklärt der Economist, warum die US-Geografie Barack Obamas Präsidentschaft im Wege stehen könnte.
La vie des idees (Frankreich), 28.05.2008
Annie Jourdan stellt eine Studie über Napoleons Staatsstreich am 9. November 1799 vor: "Le Dix-huit Brumaire. L?epilogue de la Revolution francaise" (Gallimard). Ihr Autor wird dabei als Nachfolger von Francois Furet gefeiert, dem Historiker, der die Geschichte der französischen Revolution aus prokommunistischen Mustern gelöst und die Geschichte der Linken in Frankreich reflektiert hat. "Patrice Gueniffey, der ehemalige Schüler von Francois Furet, ist heute dessen Erbe und war für die Aufgabe höchst geeignet. Er arbeitet seit mehreren Jahren über Napoleon und setzt fort, was Furet leider nicht mehr zu Ende führen konnte: Überlegungen zur Epoche des Konsulats und des Empire. Gueniffey interessiert sich dabei insbesondere für die Frage der Legitimität, für das Funktionieren der Institutionen, das Phänomen ,Staatsstreich?, die Beziehung zwischen Macht und Autorität sowie das Wesen von Napoleons Regime."
New York Times (USA), 01.06.2008

Weiteres: Lynn Hirschberg wirft einen Blick in den Maschinenraum der Tyra-Banks-Produktion, in dem mit Hochdruck an der Marke "Tough but still smiling" gearbeitet wird. Die Book Review hat eine Handvoll Autoren gefragt, welche Bücher sie den Präsidentschaftskandidaten mit auf den Weg geben können. Lorrie Moore etwa empfiehlt Henry James' "Portrait of a Lady" (Barack Obama), Macbeth (Hillary Clinton) und die Märchen der Gebrüder Grimm (John McCain).
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