Magazinrundschau
Dieses spezifische Stück Fleisch
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
06.09.2016. Buzzfeed untersucht in einer Kontinente umspannenden Reportage die Rolle internationaler Schiedsgerichte. In Babelia hofft der baskische Fernando Aramburu auf eine Aufarbeitung der mörderischen Geschichte der ETA. Der New Yorker betreibt Vergangenheitsbewältigung in Berlin mittels "Familienaufstellung". Atlantic bereitet uns schon mal auf die kommende Kopftransplantation vor. The Nation findet bei Thomas Struth Post-Internet-Art. Die New York Times erzählt die Geschichte von Oliver Stones Film über Edward Snowden.
Buzzfeed (USA), 06.09.2016

Babelia (Spanien), 02.09.2016

London Review of Books (UK), 08.09.2016

Weiteres: Emma Cline lässt in ihrem Roman "The Girls" noch einmal die sechziger Jahre aufleben, als sich junge Frauen, um den Zwängen ihrer Familien zu entkommen, dem fanatischen Charles Manson anschlossen. Dass sich seitdem nichts für Frauen geändert habe, wie der Roman nahelegt, nimmt Emily Witt der Autorin nicht ab. Terry Eagleton bespricht ausführlich Elizabeth Foysters Biografie des schwachköpfigen Earl of Portsmouth, John Charles Wallop, den auch Jane Austens Vater nicht zur Vernunft bringen konnte.
La regle du jeu (Frankreich), 05.09.2016

Guardian (UK), 05.09.2016

Außerdem: Sehr beeindruckt ist David Runciman von Yuval Noah Hararis Buch "Homo Deus", das ausmalt, wozu Algorithmen fähig sein werden, da Intelligenz und Bewusstsein voneinander getrennt wurden. Cathy O'Neil ahnt allerdings schon, was die Algorithmen für unser Berufsleben bedeuten.
New Yorker (USA), 12.09.2016

Außerdem: Tom Kizzia besucht die Inupiat in Alaska, die gleichermaßen vom Öl abhängen und vom Klimawandel betroffen sind. Ian Parker geht zum Dinner mit dem einflussreichen Restaurant-Kritiker Pete Wells, der beim Essen aussieht, als knackte er ein schwieriges Rätsel. Und Ariel Levy berichtet, dass die Amazonas-Droge Ayahuasca in New York und im Silicon-Valley gerade richtig abgeht.
Magyar Narancs (Ungarn), 05.09.2016

The Atlantic (USA), 01.09.2016

New Republic (USA), 24.08.2016

Werner Herzog hat einen schönen Essayfilm über das Internet gemacht, "Lo and Behold: Reveries of the Connected World". Sven Birkerts versichert, dass sich Herzog viel Zeit nimmt, um auch die steilsten Visionen über einen künftig mit dem Internet identischen, telepathisch twitternden Schwarmgeist der Menschheit auszumalen. Und doch "gehört Herzogs Herz klar den Dingen, wie wir sie kannten. Leuten mit Namen und Biografien, Objekten, auf die man klopft und die ein Geräusch machen, unendlichen Räumen voller natürlichem Licht. Auch der Langsamkeit, dem Reibungswiderstand der Wirklichkeit. Sein Film endet mit einem Rückblick auf einen älteren Spielort, die ländliche Isolation von Green Bank, West Virginia, wo wir nochmal den Astronomen Jay Lockman sehen, der auch Banjo spielt. Eine struppige Gruppe stimmt in den alten Standard 'Old Salty Dog' ein. Die Leute drumherum klatschen Beifall - eine wahre Gemeinschaft."
Hospodarske noviny (Tschechien), 03.09.2016

The Nation (USA), 19.09.2016

Absolut lesenswert findet der in Stanford lehrende Historiker Richard White ein Buch von Benjamin Madley über den Genozid an den Indianern im Kalifornien der Jahre 1846-1873. Madley interessiert sich vor allem für die institutionelle Basis dieses Völkermords, so White: "Madley behauptet - und das ist der Kern seines Buchs - dass Kaliforniens Regierungsvertreter tatsächlich 'die Hauptarchitekten der Vernichtung' waren und dass sie von der Bundesregierung dazu ermächtigt und finanziell unterstützt wurden. Zusammen schufen Landes- und Bundesbeamte, was Madley als 'Tötungsmaschinerie' beschreibt, bestehend aus amerikanischen Soldaten, kalifornischer Miliz und Freiwilligen sowie aus Sklavenhändlern und Söldnern (sogenannten 'Indianerjägern'), die für Geld dabei waren. Laut Madley 'brauchte es einen nachhaltigen politischen Willen - sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene - um die Gesetze, die Strategien und die gut finanzierte Tötungsmaschinerie zu schaffen, die sicher stellten, dass [dieser Genozid] über Jahrzehnte begangen werden konnte."
Bookforum (USA), 06.09.2016

Außerdem: Benjamin Anastas findet Javier Marias' neuen Roman über Spionage in post-Franco-Spanien ("Thus Bad begins") allzu geschwätzig und was die Konstruktionsmittel angeht gar abgedroschen, als wäre der Autor mit seinem 13. Roman in seine Jeff-Koons-Periode eingetreten. Jabari Asim bespricht zwei Essay-Sammlungen über ethnische Beziehungen in den USA. Und Lidija Haas befasst sich mit einem Buch von Emily Witt, das Alternativen zur traditionellen Paarbeziehung erkundet und feststellt: Lieber die eigenen kleinen, konkreten Wünsche erkennen und an ihrer Erfülllung arbeiten, als auf das sexuelle Utopia warten.
New York Times (USA), 04.09.2016

Außerdem: Rachel Cusk macht sich Gedanken über häuslichen Komfort. Und Joshua Hammer stellt uns Berhanu Nega vor, der seinen Posten als geachteter Universitätsprofessor in Lewisburg gegen die Rolle eines Rebellenführers in Äthiopien eingetauscht hat.
Kommentieren