Magazinrundschau - Archiv

La regle du jeu

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Magazinrundschau vom 26.09.2023 - La regle du jeu

Die Journalistin Annette Lévy Willard, ehemals Libération, erzählt die Geschichte des Pierre Goldman und betreibt damit eine Archäologie der linken Geschichte der französischen Nachkriegszeit, die heute wirklich tief versunken wirkt. Goldman war Sohn jüdischer Widerstandskämpfer - wenig bekannt ist, auch weil die Kommunistische Partei es später nach Kräften beschwieg, dass einige der größten Heldentaten der Résistance von jüdischen Widerstandskämpfern aus dem Ausland, meist aus Polen, begangen wurden. Goldman knüpfte später an und geriet noch später auf eine sehr schiefe Bahn. Lévy erinnert an eine Episode kurz vor 1968: "In den Jahren 1966-1968 sah ich als junge Studentin an der Rechtsuniversität Assas einen Pierre Goldman auftauchen, der so etwas wie ein Held der damaligen Linken war. Er war der Chef des Ordnungsdienstes der Studentenvereinigung UNEF. Wir linken Studenten wurden an der Universität Assas, die ein Hort der faschistischen OAS-Bewegung war, oft auf der Straße angegriffen, wenn wir die Uni verließen. Wir gingen dann zurück und suchten im Foyer Schutz. Und plötzlich hörten wir, wie die kahlgeschorenen Schädel der Rechtsextremen 'Goldman kommt!' brüllten und wegliefen, verängstigt von diesem kräftigen Kerl, der ein Kommando von anderen stämmigen Studenten anführte, die mit Hacken oder Eisenstangen bewaffnet waren. Es ging hart zur Sache. Wir spielten den bewaffneten Widerstand gegen die Besatzung nach. Und wir zeigten, dass Juden sich nicht mehr von Antisemiten angreifen oder abschlachten lassen würden." Goldman war 1968 nicht in Paris, weil er dann lieber in die lateinamerikanische Guerilla ging. Zurück in Paris wurde er kriminell und überfiel Apotheken - einmal wurden dabei zwei Apotherkerinnen getötet, aber er beteuerte seine Unschuld. Der Prozess gegen ihn ist eine berühmte Episode in der französischen Rechtsgechichte. 1979 wurde Goldman möglicherweise von rechtsextremen spanischen Terroristen ermordet. Cédrik Kahn hat einen Film über seine Geschichte gemacht, "Le Procès Goldman", der in Frankreich gerade ins Kino kommt.

Magazinrundschau vom 08.08.2023 - La regle du jeu

Maria de França unterhält sich mit der frankorussischen Autorin und Übersetzerin Galia Ackerman, die auch die Gründerin des sehr wertvollen, im Perlentaucher häufig zitierten Internetmagazins Deskrussie ist. In Frankreich hatte sie schon 2019 in ihrem Buch "Le régiment immortel - La guerre sacrée de Poutine" annonciert, dass der Ultranationalist Putin einen Krieg mit dem Westen anzetteln würde. Dieser Krieg hat sich längst internationalisiert, wie sie am Beispiel Afrika zeigt, wo die Franzosen zu den großen Verlierern gehören: Putins Zerberus Jewgeni Prigoschin hat hier alle Riegel gesprengt, indem er lokale Autokraten und Putschisten unterstützte, zuletzt in Niger. Auch in der Ukraine ist Putin je mehr auf der Siegerstraße je länger der Krieg dauert: "Für das Putin-Regime ist ein langer Krieg sehr vorteilhaft: Er ermöglicht es ihm, die russische Gesellschaft weiter zusammenzuhalten und an der Macht zu bleiben, denn selbst diejenigen, die gegen diesen Krieg sind - ich meine nicht die normalen Oppositionellen, sondern diejenigen, die zum Establishment gehören - sagen sich: 'Mein Land befindet sich im Krieg, und selbst wenn dieser Krieg ein Fehler ist, ist es mein Land, und jetzt, da wir nun mal drinstecken, dürfen wir ihn nicht verlieren, sondern müssen ihn gewinnen.' Es ist bekannt, dass die Unterstützung für den Krieg innerhalb der russischen Gesellschaft nicht abgenommen, sondern zugenommen hat, und zwar genau aus diesem Grund. Der lange Krieg ist also in Putins Interesse. Der kurze Krieg hingegen ist im Interesse der Ukrainer - und er muss im Interesse des Westens sein."

Magazinrundschau vom 11.07.2023 - La regle du jeu

Alix L'Hospital unterhält sich mit der Schriftstellerin Christine Angot, die schon viele Jahre vor #MeToo sexuelle Gewalt thematisierte, die selbst erlitten hatte. In ihrem Roman "L'Inceste" erzählte sie 1999 von den Vergewaltigungen, die ihr Vater ihr angetan hatte. Von Inzest handeln mehrere ihrer Bücher. Im Gespräch begrüßt sie die Fortschritte, die durch #MeToo erreicht wurden, warnt aber auch vor Schematisierungen der Debatte. "Zu sagen 'Ich war Opfer von etwas' ist nicht dasselbe wie zu sagen 'Ich bin ein Opfer', als ob es von Natur aus so wäre. Ich bin weder ein einzelnes Opfer noch eines unter vielen... Jeder Versuch, zu verallgemeinern, führt zu Undifferenziertheit. Und Undifferenziertheit führt immer zu Indifferenz. Zur Gleichsetzung. Opfer einer Vergewaltigung in einem Keller in der Ukraine zu sein, ist nicht dasselbe wie Opfer einer Vergewaltigung durch den eigenen Vater in einer Wohnung in Straßburg zu sein. Es ist etwas anderes. Und doch ist sie meine Schwester und umgekehrt. Man kann Opfer nicht zu einer sozialen Gruppe machen. Sonst kommt es dazu - und das ist bereits der Fall -, dass sich 'Chef-Opfer' herausbilden und in den Fernsehstudios bestimmte Stühle für das Opfer des Tages reserviert werden, wer auch immer es sein mag. Ich bin ein freier Mensch. Auf diesen Stuhl setze ich mich nicht."
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Stichwörter: Angot, Christine, Inzest, #metoo, Metoo

Magazinrundschau vom 25.04.2023 - La regle du jeu

Patrick Mimouni schließt seine Serie zu Proust und dem Rechtsextremismus ab. In den ersten Folgen hatte er erzählt, dass Proust - dessen "Marcel" im Roman immerhin ein Dreyfus-Anhänger ist - zunächst vor allem Zuspruch von Autoren der rechten Action française wie Charles Maurras und Léon Daudet erhalten hatte (unsere Resümees). Aber sie hatten nicht mit den Volten gerechnet, die Proust in späteren Bänden der "Recherche" schlug. Nicht nur die Thematisierung von Homosexualität störte sie, sondern mehr noch, dass sie ein Roman der verratenen Erwartungen ist: "Charlus, der sich zu Beginn des Romans als Frauenheld darstellt, wird schließlich seine Päderastie offenbaren. Swann, der als entschieden skeptischer Dandy erscheint, wird schließlich zur jüdischen Religion zurückkehren. Madame Verdurin, die die vulgärste Linke verkörpert, wird schließlich die Größe der französischen Aristokratie illustrieren und zur Prinzessin von Guermantes werden. Odette Swann, die als Prostituierte in einem Bordell in Nizza begann, wird schließlich einen der renommiertesten literarischen Salons in Paris leiten. Und so weiter und so fort… Die Charaktere sind jedoch nicht das einzige, was in diesem Fall eine Rolle spielt. Das von Proust formulierte Prinzip bestimmt den Roman selbst, dessen letzter Band genau als 'das Gegenteil von dem, was man im ersten Band erwartet hatte' erscheinen wird. Und was hatte man im ersten Roman erwartet? Nun, eben einen Roman, der den Lesern der Action française gefallen könnte. Nur fühlten sich diese Leser wie Léon Daudet betrogen, als sie feststellten, dass Proust ganz und gar nicht dem entsprach, was sie sich vorgestellt hatten."

Magazinrundschau vom 18.04.2023 - La regle du jeu

Patrick Mimouni setzt seine faszinierende Artikelserie über Proust und den Rechtsextremismus fort (Resümee von Teil 1 und Link, hier Teil 2). Proust, konstatiert er zu Beginn des dritten Teils, war zumindest zu seinen Lebzeiten ein Autor, der vor allem von der extremen Rechten wahrgenommen und geschätzt wurde. Das lag vor allem daran, dass ihn Charles Maurras, der Gründer der Action française, und sein Ko León Daudet protegierten. Und die Zeitung gleichen Titels hatte eine Hunderttausender-Auflage. Die berühmte und ungleich renommiertere Nouvelle Revue Française (NRF) propagierte Proust zwar auch - aber das war nur ein kleiner Zirkel von Intellektuellen. Die Stimmung bei Daudet änderte sich mit dem vierten Band der "Recherche", "Sodom und Gomorrha", wo das Thema Homosexualität im Vordergrund steht, und später nach Prousts Tod 1922. Daudet trauerte zunächst. Aber mit Proust, so Mimouni, war der dezidiert jüdische Intellektuelle ins öffentliche Leben eingetreten, neben Bergson, Freud und Einstein. "Mit seiner Prosa, die fast ohne Absätze und Interpunktion auskommt und einer Seite in der Bibel oder im Talmud gleicht, verkörperte Proust in den Augen einer immer größer werdenden Leserschaft den jüdischen Intellektuellen schlechthin. Und indem er ihn verkörperte, brachte er zwangsläufig die Frage ins Spiel: Was ist ein jüdischer Intellektueller?" Vielleicht hat auch Prousts Erfolg in Deutschland dazu beigetragen: Jedenfalls wandte sich Daudet nach Prousts Tod dezidiert von ihm ab: "In Bezug auf Proust sprach er nicht von 'Judentum', sondern zog es vor, von 'Intellektualismus' zu sprechen. Er wollte mit seiner Invektive nicht zu weit gehen. Aber in seinem Vokabular bedeutete eine 'vollständig jüdische' oder 'vollständig intellektualisierte' Natur dasselbe. In Wirklichkeit erinnerte er auf seine Weise an Prousts Talmudismus."

Magazinrundschau vom 28.03.2023 - La regle du jeu

Mit einem ziemlich faszinierenden Artikel startet Patrick Mimouni eine fünfteilige Artikelserie über Marcel Proust und die extreme Rechte. Er erzählt von Prousts Freundschaft zu Charles Maurras, dem tauben, aber wortgewaltigen Anführer der Action française, und zu Léon Daudet, Maurras' Kompagnon und engem Freund Prousts - aber sie durften sich nur heimlich treffen, schreibt Proust, der selbst Dreyfusard war, während Maurras und Daudet die Bewegung der Antidreyfusards anführten, die den Grundstein für den Antisemitismus des 20. Jahrhunderts legte. Mimouni unterstellt, dass Proust auch an der Freundschaft zu Daudet festhielt, weil er die "Affäre" in seinem Roman beleuchten wollte. Mimounis Beleg dafür ist die rechtsextreme Comtesse de Loynes, die die Action française finanzierte - und die das Vorbild für Odette in "Swanns Welt" ist. "Die Gesellschaftsreporter begannen sich erst nach dem Ausbruch der Dreyfus-Affäre für sie zu interessieren, eben weil ihr Salon dank Léon zum Hauptquartier der Antidreyfusards wurde. Der Salon von Odette, die zu Madame Swann wurde, entsteht im Roman auf die gleiche Weise, indem er von den gleichen Ereignissen profitiert, nur dass es Madame Verdurin ist, die Odette auf die Idee bringt - 'Madame Verdurin, bei der ein latenter bürgerlicher Antisemitismus erwacht war und eine regelrechte Hysterie erreicht hatte'. Bis dahin hatte die Comtesse de Loynes nur Männer empfangen. Sogenannte ehrbare Frauen konnten natürlich keine Beziehungen zu einer ehemaligen Prostituierten unterhalten. Dasselbe gilt für Madame Swann, eine Frau, die die Guermantes vor der Affäre niemals empfangen hätten. Es genüge nun, 'Tod den Juden!' auf ihren Sonnenschirm zu sticken, um in den Faubourg Saint-Germain aufgenommen zu werden, stellt die Herzogin von Guermantes fest. Die Judenfeindlichkeit öffnete nicht nur ehemaligen Prostituierten die Türen zu den Salons der Aristokratie, sondern ermöglichte es den antisemitischen Anführern, die Kontrolle über die royalistische Partei zu erlangen."

Magazinrundschau vom 31.01.2023 - La regle du jeu

Frankreich bleibt leider eine Metropole des Antisemitismus in Europa. Dass Organisationen wie der "Service de Protection de la Communauté Juive" (SPCJ) leicht rückgängige Zahlen über antisemitische Taten veröffentlicht, bedeutet keine Entwarnung, schreibt Marc Knobel: "Es muss daran erinnert werden, dass mehrere Dramen die jüdische Gemeinschaft im Jahr 2022 tief erschüttert haben, insbesondere ein als antisemitisch eingestufter Mord (der 13. Mord seit den 2000er Jahren), bei dem ein 89-jähriger Mann jüdischen Glaubens von seinem Nachbarn aus dem Fenster gestoßen wurde. 'Es wäre skandalös, sich über die Zahlen in einem Jahr zu freuen, in dem wir den antisemitischen Mord an René Hadjadj in Lyon miterlebt haben', stellt Anne-Sophie Sebban-Bécache fest. Von Le Point befragt, erwähnt die Direktorin des AJC-Paris, des französischen Büros des American Jewish Committee (AJC), zwei weitere Todesfälle: den Tod von Jeremie Cohen in Bobigny, der brutal angegriffen wurde, bevor er von einer Straßenbahn erfasst wurde, als er versuchte, seinen Angreifern zu entkommen, und den Mord an Liyahou Haddad in Longperrier, der von einem Nachbarn mit einer Axt erschlagen wurde. 'Man muss sich nur daran erinnern, was mit Sarah Halimi geschah, die aus dem Fenster gestürzt wurde, nachdem der Täter sie gefoltert hatte', erinnert die Aktivistin. Tatsächlich wirft diese Besonderheit der antisemitischen Gewalt Fragen auf. Die Akte sind oft ebenso unvorhersehbar wie gewalttätig. Sie hinterlassen Spuren und Nachwirkungen. Ein Rückgang der Taten von einem Jahr zum anderen reicht nicht aus, um die Tragweite dieser Gewalt zu mindern und ihre Gefährlichkeit zu relativieren."

Magazinrundschau vom 17.01.2023 - La regle du jeu

Der postkoloniale Komiker Dieudonné hat sich in einem obskuren Fernsehsender und einer obskuren Zeitschrift bei den Juden entschuldigt. Marc Knobel glaubt ihm kein Wort. Allzu intensiv war Dieudonnés Abdriften in die rechtsextreme Szene. Zugleich zeigt Dieudonnés Fall, dass es vom einen zum anderen Extrem nur ein Schritt ist: Dieudonné, so Knobel, habe eine Strategie verfolgt, die etwa von Eric Marty, einem Literaturwissenschaftler an der Universität Paris-VII in Le Monde beschrieben worden sei: "In erster Linie will er den Juden die Eigenschaft als Opfer absprechen, indem er ihnen die Zeichen ihrer eigenen Henker zuschreibt; die Juden zu den Handwerkern des schwarzen Märtyrertums und der Sklaverei machen. Sich selbst dagegen will er als Opfer darstellen, indem er die 'Lynchjustiz' anprangert, der er ausgesetzt sei. Dieser Antisemitismus durchzieht auch radikale schwarze Bewegungen in den USA, die Black Panthers oder Nation of Islam mit ihrem Anführer Louis Farrakhan. Dieudonné versucht, eine sehr zersplitterte schwarze Gemeinschaft zu vereinen, deren Ressentiments gegenüber einer Republik, die ihre Versprechen nicht einhält, steigen. Für ihn sind die Schwarzen und Nordafrikaner die ersten Opfer des Rassismus. In einigen schwierigen Vorstädten ist ihm Erfolg garantiert. So durchdringt die Thematik des 'verdorbenen Mainstreams' seine Aufführungen."

Magazinrundschau vom 22.11.2022 - La regle du jeu

Bruno Meyerfeld, Brasilien-Korrespondent von Le Monde und Autor des Buchs "Cauchemar brésilien", analysiert im Gespräch mit Maria de França die brasilianischen Wahlen. Boslonaro ist abgewählt, sagt er, aber der Bolsonarismus nicht. Bolsonaro repräsentiere alles, was dynamisch ist im Land: Die Soja-Industrie, den Evangelikalismus und die extreme Rechte, die die sozialen Medien dominieren. Der Erstaunliche dabei ist, dass keineswegs nur Weiße in diesem mehrheitlich schwarzen und gemischten Land für ihn stimmten. Meyerfeld kennt auch eine Menge alleinstehender Mütter, die ihn wählten: "Bolsonaro liegt bei den weiblichen Wählern weit zurück, aber er ist sich dessen sehr bewusst. Die Figur des Vaters ist in Brasilien sehr abwesend; sehr viele Kinder wachsen in Familien auf, in denen nur die Mutter da ist, weil der Vater einfach weggeht und sich vor seiner Verantwortung im Haushalt drückt. Bolsonaro aber hat sich immer als sehr präsenter Familienvater dargestellt, und das hat er in die Politik integriert: Er ist zwar ein Macho, aber er ist ein echtes Familienoberhaupt. Und ich glaube, das berührt einige Frauen, die ihre Kinder allein erziehen; es gefällt ihnen, in Bolsonaro diese Figur des Familienvaters zu sehen. Natürlich ist er ein Macho, aber schließlich ist ganz Brasilien Macho-Land, was macht das also für einen Unterschied? Das schreckt nicht ab, im Gegenteil." Andere Gründe, warum nicht so wenige Schwarze Bolsonaro wählen, ist ihr Konservatismus, so Meyerfeld, und die Macht der Evangelikalen, die gerade in der schwarzen Bevölkerung stark sind.

Magazinrundschau vom 18.10.2022 - La regle du jeu

Das Problem mit Giorgia Meloni ist nicht einfach, dass eine Rückkehr des Faschismus droht. Einen Bruch wie in den zwanziger Jahren wird es nicht geben, sagt Ezio Mauro, ehemals Chefredakteur La Repubblica in einem ausführlichen Gespräch mit Christian Longchamp. Das Problem mit Meloni sei, "dass sie einen Fuß im System und einen Fuß außerhalb des Systems hat", erklärt er. Die Hauptgefahr für die italienische Demokratie sieht er darin, dass Meloni gern die Verfassung in Richtung eines Präsidialsystems ändern würde: "Die Verfassung wollte verhindern, dass es einen starken Mann an der Spitze des Staates gibt. Sie wurde als Bollwerk zum Schutz der Republik konzipiert. Sie sorgte dafür, dass die Machtzentren in einem geschickten Gleichgewicht orchestriert wurden, um Missbrauch zu verhindern. Meloni hat mehr als einmal erklärt, dass sie ein Präsidialregime einführen wolle. Das ist ihr trojanisches Pferd, um die Verfassung zu ändern. An sich ist eine präsidiale Staatsorganisation nicht verwerflich. Frankreich ist ein großes demokratisches Land. Aber dieses System hängt von seiner Nutzung ab, von der Instrumentalisierung, der es zum Opfer fallen kann. Meiner Meinung nach will Meloni die Idee der Rechten von Demokratie und Macht in die Verfassung übertragen, also die Identifikation zwischen dem politischen Anführer und dem Volk, die Weigerung sich auf Beschränkungen und Regeln für Macht einzulassen."