Magazinrundschau - Archiv

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17 Presseschau-Absätze - Seite 1 von 2

Magazinrundschau vom 24.10.2023 - Bookforum

Jennifer Krasinski liest mit großem Interesse Prudence Peiffers Buch "The Slip: The New York City Street That Changed American Art Forever". Am Coenties Slip an der unteren Spitze Manhattans lebte und arbeitete zwischen 1956 und 1967 eine Gruppe von Künstlern "mit großen Ambitionen und wenig Geld": Robert Indiana, Ellsworth Kelly, Agnes Martin, James Rosenquist, Lenore Tawney, Jack Youngerman und Delphine Seyrig wohnten hier in billigen Lofts zwischen Fischerschiffen und Matrosen, weit entfernt von der Kunstwelt in der City. "Hier entwickelten sie Intuitionen und Ideen zu radikalen Praktiken und produzierten Werke, die schließlich Teil des Zeitgeistes wurden. 'Der Ort ist eine unterschätzte Determinante des kreativen Schaffens', schreibt die Autorin und Wissenschaftlerin Prudence Peiffer in ihrer Geschichte über diese Künstler zu jener Zeit, und sie schlägt vor, dass jede Chronik einer ästhetischen Entwicklung nicht nur das Wer, sondern auch das Wo berücksichtigen sollte. 'Was wäre, wenn es nicht die Technik oder der Stil ist, sondern der Geist des Ortes, der einen entscheidenden Moment definiert?' Diese Frage scheint perfekt in das zwanzigste Jahrhundert zu passen, das Zeitalter des gefundenen Objekts, des Readymade, des bereits Gemachten, der Pop Art und der Aneignung, als die Künstler begannen, alles zu nehmen, was sie umgab - das Alltägliche, das Weggeworfene, das Übersehene - und es als Material zu verwenden."

Magazinrundschau vom 07.12.2021 - Bookforum

Benjamin Kunkel befasst sich eingehend mit der Studie "Everything and Less" des Literaturwissenschaftlers Mark McGurl, der eine zentrale Herausforderung der Literaturwissenschaft im Zeitalter von Amazon und Self-Publishing kenntlich macht: Wie den Gegenstand einhegen, gewichten und priorisieren angesichts eines überbordenden Überangebots und dem Vorhaben, Literaturwissenschaft nicht mehr als Wissenschaft im Elfenbeinturm zu betreiben. McGurls populistischer Ansatz ist Kunkel eine Spur zu egalitär: "Beschämt über die soziale Unausgewogenheit ihres alten Kanons, der hauptsächlich aus weißen Männern bestand; verlegen angesichts der Schwierigkeit von Studenten, sowohl imaginative als auch theoretische Werke zu lesen, die Professoren einst typischerweise zuwiesen; und schließlich unsicher über ihren Platz in einer Welt, die behauptet, keine Zeit zum Lesen zu haben, obwohl sie reichlich Muße für Podcasts und Fernsehen hat - versucht die akademische Literaturwissenschaft erneut relevant zu werden, indem sie ihr Feld ausweitet und nivelliert, um dem Amazonas-Marktplatz näher zu kommen. Unabhängig davon, wie diese Verschiebung intellektuell zu bewerten ist, scheint sie bisher ein strategischer Fehlschlag zu sein. Warum sollten sich Studenten an Literaturabteilungen wenden, um die Art von Büchern und Fernsehsendungen kennenzulernen, die sie bereits konsumieren? Man muss kein Raketenwissenschaftler sein - Bergsteiger reicht aus -, um zu erkennen, dass die Anziehungskraft des Fachwissens in der Verheißung neuer Fähigkeiten liegt, nicht in der Bestätigung alter Gewohnheiten. Der Höhepunkt der Englischen Literatur als Fachgebiet, das sowohl Studenten anzog als auch die Lesegewohnheiten von Nichtstudenten beeinflusste, muss um 1970 gewesen sein, als sich die Zahl der Englisch-Studenten seit den späten 40er Jahren vervierfacht hatte. Der zentrale Text dieser Zeit, nach 'Hamlet', war wahrscheinlich Miltons 'Paradise Lost', ein langes und kunstvolles Blankvers-Epos voller abgründiger Anspielungen und einer teuflischen Syntax, von dem Milton gehofft hatte, es werde 'ein passendes Publikum finden, wenn auch nur ein kleines'. Doch kurioserweise war genau dies der Weg, in der Nachkriegszeit weite Kreise anzusprechen."

Magazinrundschau vom 31.08.2021 - Bookforum

Eine so assoziative, dichte - und gar nicht so lange - Kritik liest man kaum noch. Der Dichter Paul Franz nähert sich Bohumil Hrabals Memoir über den Künstler und Freund Vladimír Boudnik mit Werner Herzogs Film "Die große Ekstase des Bildschnitzers Steiner" von 1974. Steiner, ein Meister des Skisprungs, sieht die Skulptur verborgen in der Materie, aus der sie nur befreit werden muss. Ähnlich ging es dem tschechischen Künstler Vladimír Boudnik, den Hrabal in "Der freundliche Barbar" porträtierte. "Vladimír, der Anfang der 1950er Jahre eine Zeit lang als Untermieter von Hrabal am Stadtrand von Prag lebte, als beide in einem Stahlwerk arbeiteten, ist jede Art von Nüchternheit zuwider. Wie Walter Steiner sieht Vladimír Bilder in der Materie. Vladimír erklärt, was er 'Explosionalismus' nennt, ein künstlerisches Dogma, das eine neue Synthese zwischen Geist und Materie anstrebt, und sagt jedem, der ihm zuhört, dass 'nicht jeder ein Künstler sein kann, aber jeder kann ein Bild vollenden, das er in einem Riss in der Wand sieht'. Sein tiefster Wunsch ist es jedoch, mit den Materialien in gegenseitiger Verklärung zu verschmelzen, wie Hrabal es beschreibt: 'Rohmaterial, das direkt in die Zone der Transzendenz injiziert wird'. Das Bild ist das eines Einspritzmotors. Transzendenz bedeutet in diesem Fall Geschwindigkeit und Verbrennung."

Leider ist der "Freundliche Barbar", der 1989 von Petr Koliha verfilmt wurde, nicht auf Youtube zu finden (nur diese zwei Minuten), dafür Werner Herzogs Film:



Gefunden haben wir auch - dank 3 quarks daily - die Verfilmung von Hrabals "Liebe nach Fahrplan", auf Tschechisch, mit englischen Untertiteln und in hervorragender Qualität:

Magazinrundschau vom 29.09.2020 - Bookforum

Der japanische Regisseur Yasuzo Masumura hat mit seinen zwischen Filmkunst, Autorenfilm und grellen Bahnhofskino-Spekulationen changierenden Filmen schon in den 60ern Kino gemacht, wie man es erst in den 70ern vermuten würde, schwärmt James Hannaham. Noch dazu hat Masumura in Italien Film studiert, Fellini und Antonioni waren Kommilitonen, erfahren wir. "Die japanische Neue Welle der Sechziger zeigt eine Vitalität und Kühnheit, die Hollywood überhaupt erst mal begreifen, geschweige denn sich stellen müsste. Und selbst innerhalb dieses Zusammenhangs war Masumura wahrlich eine Anomalie: Von allen war er der perfekte Insider mit der formvollendeten Sensibilität eines Außenseiters. Da er innerhalb des Studiosystems arbeitete, begriff man ihn nie als Regisseur der Neuen Welle, und doch sind seine Filme ungeheuerlicher als die meisten seiner Arhouse-Kollegen. Blutiger und verrückter, sicher. Aber auch eleganter und wagemutiger, was die Politik des Persönlichen betrifft. ... Ich möchte Masumuras Sensibilität als queer bezeichnen, ohne diese Behauptung tatsächlich handfest belegen zu können - abgesehen von seiner üppigen Kinematografie, seinem Wunsch, Genre zu subvertieren und Konformität zu trotzen und seiner Obsession für starke Frauen. Sein gegenkulturelles Herz scheint mir nicht nur für das Japan dieser Zeit einzigartig, sondern auch außerhalb der Begrenzungen des westlichen Kinos, sogar heute noch. Man nannte ihn den europäischsten Regisseur Japans, aber mit Fug und Recht lässt sich behaupten, dass er sogar europäischer als Europa war und eine ganze Kohorte von Rebellen inspirierte, die ihm folgten. Darunter sicher Oshima, der als junger Kritiker in einer Besprechung von 'Kisses' schrieb: 'Ich spüre nun, dass die Welle eines neuen Zeitalters von niemandem mehr ignoriert werden kann und dass eine energiegeladene, unwiderstehliche Kraft im japanischen Kino angekommen ist.'" 1970 haben sich die Cahiers Du Cinéma mit Masumura unterhalten, ein Blogger hat das Gespräch ins Englische übersetzt.

Magazinrundschau vom 14.02.2017 - Bookforum

In der aktuellen Ausgabe des Magazins denkt Emily Cooke über das Verhältnis von Schriftstellern zu ihrem Bankkonto nach und darüber, wie sich Geld und Status auf die literarische Karriere auswirken: "Bücher wie der von Manjula Martin herausgegebene Band 'Scratch: Writers, Money, and the Art of Making a Living' zerstören sinnvollerweise die Vorstellung, die Herstellung eines literarischen Werkes hätte mit den Lebensumständen des Autors nichts zu tun. Wie ich anhand jahrelanger Recherche feststelle, ist Reichtum allerdings kein Garant für ein gutes Buch. Nehmen wir die Gesetze, die unter den wenigen Erfolgreichen herrschen: Viel Geld zu haben, verleiht Status, aber wenig Geld zu haben, verleiht Authentizität, die wiederum eine andere Art Status verleiht. Zu viel zu haben, gehört sich nicht, zu wenig zu haben, auch nicht. Die Reichen und die Armen eint der Gedanke, dass das Geld, das du erbst oder verdienst etwas über deine moralische Beschaffenheit und die Qualität deiner Kunst aussagt. Was, wenn wir herausfinden, dass es nicht so ist?"

Außerdem im Heft: Sarah Jaffe erkundet die Geschichte und die Zukunft der Protestkundgebung. Ece Temelkuran findet gemeinsam mit dem Philosophen Gianni Vattimo heraus, dass die Wahrheit nicht immer hinreichend ist und was es mit der wahren Lüge auf sich hat. Eric Banks bespricht Pankaj Mishras Globalgeschichte des politischen Zorns. Und Atossa Araxia Abrahamian folgt dem Journalisten Patrick Kingsley auf eine Odyssee mit syrischen Flüchtlingen.

Magazinrundschau vom 06.09.2016 - Bookforum

In der aktuellen Ausgabe von Bookforum macht sich Gene Seymour Gedanken darüber, wie ein gutes Buch über das derzeitige Rennen ums Weiße Haus wohl aussehen müsste. Da sich das Leben in den USA im Moment wie ein dystopischer Roman anfühlt und Trump in seinem eigenen, undurchschaubaren Universum lebt, meint Seymour, wären vielleicht Borges oder Cortázar die passenden Autoren für so ein Buch: "Mein Buch würde nicht die Erschaffung eines Präsidenten nachvollziehen, sondern die Erschaffung einer Wählerschaft, eines Konsensus, einer wachsenden demokratischen Bewegung, die vielleicht nicht jetzt aber in der Zukunft eine Rolle spielen werden. Es wäre ein Buch über ein aufkeimendes Gefühl, das in der Kakophonie der Schlauberger und selbsternannten Weisen auf allen Seiten des politischen Spektrums nicht vorkommt: die Hoffnung auf eine Zukunft und ferne Signale von jungen Menschen, die nicht länger unter Bedingungen wie den gegenwärtigen leben wollen. Wenn der Leser solche Möglichkeiten nicht erkennen kann, wenn er sich von dem Gedröhn der Empörung und von der behaupteten Anwartschaft hat verführen lassen, um auf das Schlimmste in diesem November und darüber hinaus vorbereitet zu sein, dann ist der Leser nicht jenseits des Shitstorms, den sein Zynismus behauptet zu verachten, sondern mittendrin. Und mein Buch, wer immer es schreiben und wie immer es aussehen wird, wird gar nichts mit dem Leser zu tun haben wollen."

Außerdem: Benjamin Anastas findet Javier Marias' neuen Roman über Spionage in post-Franco-Spanien ("Thus Bad begins") allzu geschwätzig und was die Konstruktionsmittel angeht gar abgedroschen, als wäre der Autor mit seinem 13. Roman in seine Jeff-Koons-Periode eingetreten. Jabari Asim bespricht zwei Essay-Sammlungen über ethnische Beziehungen in den USA. Und Lidija Haas befasst sich mit einem Buch von Emily Witt, das Alternativen zur traditionellen Paarbeziehung erkundet und feststellt: Lieber die eigenen kleinen, konkreten Wünsche erkennen und an ihrer Erfülllung arbeiten, als auf das sexuelle Utopia warten.

Magazinrundschau vom 20.10.2014 - Bookforum

Walter Isaacson legt nach seiner Biografie über Steve Jobs einen Band über jene "Innovatoren" vor, die die Entwicklung des Computers und des Internets vorantrieben. Ein höchst lesenswertes Buch, findet Jacob Silverman im Bookforum, aber mit Einschränkungen, zum Beispiel in der nur untergründig mitschwingenden Frage des militärischen Anteils in dieser Geschichte: "Der Gedanke, dass einige der bedeutendsten Technologien nicht nur am Rande mit der stets mahlenden amerikanischen Kriegsmaschine zu tun haben, sondern aktiv von ihr finanziert und designt wurden, mag unbequem sein. Ihn zu akzeptieren - wie es etwa Steve Blank getan hat, der Tech-Veteran und Autor der populären Online-Vorlesung über "Die geheime Geschichte des Silicon Valley" - würde auch die üblichen Hosiannas auf die digitalen Bahnbrecher ein wenig dämpfen und den Raum für ein paar härtere Fragen öffnen."

Magazinrundschau vom 11.09.2014 - Bookforum

In der Herbstausgabe von Bookforum stellt Hussein Ibish Jean-Pierre Filius Buch "Gaza: A History" vor. Auch wenn Filiu mitunter etwas zu detailversessen und strikt chronologisch vorgeht, findet der Autor hier alles, was er braucht (laut Ibish wie in keinem anderen Buch derzeit), um den Konflikt zwischen Israel und der Hamas und seine aktuellen Entwicklungen zu verstehen: "Hintergrund ist der ökonomische Kollaps der Hamas, die dringend nach einem Weg sucht, Gaza zur West Bank hin zu öffnen. Filiu schreibt: "Nur eine Aussöhnung innerhalb Palästinas würde die Abwärtsspirale in Gaza beenden." Allerdings bleibt die Versöhnung bedeutungslos, solange es keine Wahlen gibt und die Truppen sich verbünden. Wenn Hamas weiter unabhängige Truppen unterhält, wäre das wie die Hisbollah in Libanon, keine wirkliche Einheit. Doch eine echte Herausforderung. Filiu hat Recht: Das politische Schicksal der Menschen in Gaza bleibt trügerisch, "bis die nationalistischen und islamistischen Komponenten des palästinensischen Widerstands miteinander Frieden schließen." Was Filiu nicht berücksichtigt, ist, dass eine solche Hegelianische oder besser Maoistische Synthese der Oppositionen den Triumph einer Gruppierung über die andere voraussetzt. Eine militante Gruppierung, die den bewaffneten Kampf propagiert, kann zu einer diplomatischen, auf Verhandlungen bauenden Organisation der internationalen Gemeinschaft kaum eine ordentliche Beziehung haben. Bis nicht eine Partei der anderen überlegen ist, wird die Spaltung es den Palästinensern weiter schwer machen und den Hardlinern in Israel in die Hände spielen."

Außerdem: Scott Beauchamp unterzieht mit einem Buch von Michael MacDonald die Begründungen für den Irak-Krieg einer Revision und erkennt die ganze Selbstgefälligkeit neoliberaler Ideologie. Und Emily Gould outet sich als parfümverrückt und nimmt uns mit in die obskure Welt der Liebhaber von Vintage-Düften.

Magazinrundschau vom 11.06.2014 - Bookforum

In der Sommerausgabe des Bookforum vergleicht der Schriftsteller William T. Vollmann ("Europe Central") zwei fiktionale Bücher über den Irakkrieg, Phil Klays "Redeployment" und Hassan Blasims "The Corpse Exibition". Vollmanns Fazit: Blasims Blick auf den Krieg, der eines Irakers nämlich, ist noch finsterer, als derjenige hartgesottener Marines bei Klay, die immerhin Familie und Kameradschaft haben, und fantastischer dazu: "Er ist ein magischer Realist wie Borges, der mit der Magie des Todes hantiert. Seine Figuren sind Zivilisten, ruiniert vom Krieg und den Folgen. Seine Fantasie treibt schaurige Blüten. Die Toten reden und kannibalisieren einander ... Manche haben außergewöhnliche Fähigkeiten. Als ein Iraker im Buch von Terroristen entführt und gefoltert wird, weil er Pornos verkauft, lässt er ihre Messer und Säbel verschwinden, sodass sie ihm nicht die Arme abhacken können. Also schießen sie ihm die Arme ab… Außerdem hat Blasim Humor. So wird ein Entführter von einer militanten Gruppe zur nächsten durchgereicht, um diese alptraumhaften Beichtvideos zu drehen. Erst ist er ein irakischer Offizier, der im Auftrag der Amerikaner tötet und vergewaltigt und vor einem Haufen abgeschlagener Köpfe posiert. Dann ist er ein vom Iran verdingter Mörder, dann ein sunnitischer Terrorist usw. Zum Schluss soll er einen blutrünstigen Al Qaida Anführer spielen, der zuschaut, wie man ihm Menschenopfer darbringt, während er die Schöpfung verflucht. Blasim ist ein Meister des außerordentlichen Grauens." Wichtig findet Vollmann übrigens beide Bücher, da sie uns von einem Ort berichten, wo Alpträume wahr werden.

Magazinrundschau vom 04.04.2014 - Bookforum

Doug Henwood geht anhand von Thomas Pikettys voluminöser und, wie Henwood findet, enorm wichtiger Studie "Capital in the Twenty-First Century" der Frage nach, wo sich innerhalb der Gesellschaft in den vergangenen zwei Jahrhunderten bevorzugt Kapital gebildet und vermehrt hat. Henwood gefällt, dass der Autor die 400 Forbes-Kandidaten in seine Darstellung mit aufnimmt, die meist durch alle Statistiken rutschen, weil sie so VIP sind. Ansonsten beschränkt Piketty sich allerdings im Wesentlichen auf die USA, England, Frankreich, Deutschland und Japan, wenn er Konstanten, wie die Kapitalakkumulation beim berühmten einen Prozent der Bevölkerung, und Veränderungen festhält wie diese hier: "Gehörten zu dem einen Prozent früher vor allem Rentiers, wird es heute von den großen CEOs dominiert, die so selbstgefällig sind anzunehmen, sie würden für ihre außerordentlichen Talente entlohnt … Das alte Kapital ist allerdings ausdauernd. Zwar gibt es die neuen Reichen. Bill Gates und Mark Zuckerberg kommen nicht aus dem Geldadel. Dennoch schätzt Piketty, dass die Hälfte der großen Vermögen aus Erbbesitz stammen. Meine Vermutung war übrigens immer, dass die treibende Kraft hinter der Aufhebung der Vermögenssteuer die Tech-Mogule waren, die sich um ihr Vermächtnis sorgten. Damit schließt sich der Kreis." (Piketty selbst warnt in einem Interview mit der SZ vor den Folgen der immer größer werdenden Ungleichheit.)

Außerdem in dieser Ausgabe: Geoff Dyer erkennt in August Sanders Fotografien verloren gegangene Gesichter. Und David Marcus beobachtet, wie der Schriftsteller Benjamin Kunkel stramm nach links rückt.