Magazinrundschau
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25.03.2013. Le Monde fragt, wer ist der Guru von Beppe Grillo und präsentiert Gianroberto Casaleggio als leicht unheimliche New-Age-Figur. Espresso bringt ein apokalyptisches Video Casaleggios. The Atlantic erzählt, warum der jordanische König nicht so demokratisch sein kann wie er möchte. Elet es Irodalom stellt ein Buch über "Ungarische Besatzungstruppen in der Sowjetunion" vor. La vie des idees erzählt, wie man in Frankreich den Tod laizisiert hat. Im Guardian erklärt Taiye Selasi, warum sie die Frage "Wo kommst du her?" kaum beantworten kann. Fast Company lernt von Kickstarter, warum Mädchen mit Lithografieprojekten immer zu bevorzugen sind. Wired möchte nicht Verleger sein.
Le Monde | Elet es Irodalom | Slate.fr | Wired | HVG | Guernica | El Malpensante | New York Times | Espresso | Guardian | Magyar Narancs | The Atlantic | La vie des idees | Fast Company | Eurozine
Le Monde (Frankreich), 14.03.2013

Espresso (Italien), 20.03.2013

Hier das (englischsprachige) Video:
Guardian (UK), 23.03.2013

Auch der pakistanische Autor Mohsin Hamid ist ein Wanderer zwischen den Welten. In den USA, wo er erstmals im Alter von drei bis neun Jahren lebte, lernte er mit dem Online-Rollenspiel "Dungeons and Dragons" die Grundlagen seines literarischen Handwerks, erzählt er: "Als ich mit der Arbeit an meinem dritten Roman anfing, war ich überzeugt, dass Romane keine passive Form der Unterhaltung sind. Romane waren nicht nur für den Autor, sondern auch für den Leser eine Möglichkeit, etwas zu erfinden. Romane waren anders als Film oder Fernsehen, weil Leser den Quellcode sehen - wir nennen die abstrakten Symbole Buchstaben und Wörter - und mehr von der Geschichte selbst zusammenfügen können. Romane haben keine Soundtracks und keine Besetzungsbüros. Ich dachte mir, mein neuer Roman sollte diese Natur der Autor-Leser-Beziehung deutlich machen, dass man als Leser gleichzeitig Publikum, Protagonist und Erzähler ist. Ich verstand immer mehr, dass eine Art Selbstdarstellung (und Selbst-Transzendenz und sogar Selbsthilfe) zentral ist für das, was Literatur dem Autor wie auch seinen Lesern ermöglicht."
Außerdem: Robin Yassin-Kassab stellt "The Iraqi Christ", den neuen Erzählband des in Finnland lebenden irakischen Autors Hassan Blasim vor. Anlässlich der Moore-Rodin-Ausstellung, die ab 29. März in der Henry Moore Foundation gezeigt wird, druckt der Guardian ein Interview mit Henry Moore aus dem Jahr 1970, das der künftige Direktor der Tate Gallery Alan Bowness mit ihm über Rodin führte.
Magyar Narancs (Ungarn), 05.03.2013

The Atlantic (USA), 01.04.2013

La vie des idees (Frankreich), 18.03.2013

Außerdem in La vie des idées: ein Essay des Philosophen José Luis Moreno Pestaña über die Bewegung der "Empörten" in Spanien.
Fast Company (USA), 18.03.2013

Auch Crowdfunding (etwa über den Branchenführer Kickstarter) zählt zu den großen Hoffnungen auf eine Erneuerung des Filmgeschäfts. Von Max Chafkin erfahren wir unterdessen, dass sich die Geschäftsführer von Kickstarter allem Erfolg zum Trotz eher als Kuratoren verstehen - weshalb sich im Netz die verärgerten Stimmen von Leuten häufen, deren Projekt von vornherein abgelehnt wurde. "Die Gründer von Kickstarter scheinen sich stark auf jene Künstler zu konzentrieren, die ihre eigene Community mitbringen. ... 'Es ist so: Würde Michael Bay auf uns zukommen und ein Kickstarter-Projekt vorschlagen, würden wir ihn sehr wahrscheinlich darum bitten, davon abzusehen', sagt Mitbegründer Strickler. 'Ich würde aber niemals das Mädchen mit seinem Lithografieprojekt von 500 Dollar verschrecken wollen, denn für so etwas haben wir mit der Sache überhaupt angefangen. Unserer Auffassung nach haben wir ihr gegenüber eine moralische Verpflichtung'. Eine idealistische Position, die einen beträchtlichen Haufen Geld von vornherein ausschlägt, doch mag dies auch den Genius der Seite ausmachen. Indem Kickstarter rigorose Richtlinien aussprach, ist es der Seite gelungen, kein Einkaufszentrum für nicht-existente Produkte zu werden."
Eurozine (Österreich), 19.03.2013

Hier ein Auszug aus dem Original: "Das chinesische Volk sollte frei sein. Der Traum der chinesischen Nation sollte der Traum von einer Verfassung sein. Nur unter einer verfassungsmäßigen Regierung kann unsere Nation und unser Volk stärker und wohlhabender werden. Nur unter einer verfassungsmäßigen Regierung können wir den Traum von einer Konstitutionalisierung erfüllen. Nur wenn wir den Traum von einer Verfassung verwirklicht haben, können wir davon sprechen, dass unsere Souveränität bewahrt und unsere Bürgerrechte und unsere Freiheit beschützt werden. Dann wird die Freiheit des Staates zur Freiheit der Menschen werden, die offen ihre Meinung sagen und mit ganzem Herzen träumen können."
Hier ein Auszug aus der auf Parteilinie getrimmten Version: "Träume sind eine Form des Selbstversprechens und müssen von Zeit zu Zeit überprüft werden. Wir haben ein spektakuläres Königreich geschaffen, das tausende von Jahren existierte. Aber der alte Traum erwachte 1840 plötzlich durch Gewehrfeuer aus dem Schlaf. Das führte dazu, dass wir unsere Fehler in der Vergangenheit erkannten. Wir öffneten unsere Augen um die Welt zu sehen, unsere Erfolge zu verkünden, die Intelligenz der Masse zu rühmen und unsere Moral zu erneuern. Unsere Reform und Restauration begann hier. Unsere Republik und die Revolution begannen hier. Unsere Schreie in der Bewegung 4. Mai begannen hier. Unsere Vorstellungen auf dem Boot in Nanhu (South Lake) unsere Proklamation auf dem Tiananmen Platz und unsere Hörner, die Reform und Öffnung verkündeten - alles begann hier."
Der derzeitige Aufstand gegen Politiker - gegen alle Politiker - in Bulgarien speist sich vor allem aus dem Zorn über die endlose und offenbar unausrottbare Korruption, erklärt Dimitar Bechev. Verständlich, aber was werden die Folgen sein? "In einer idealen Welt würde Bulgariens Frühling des Zorns die Staatsinstitutionen verantwortlicher machen, den endemischen Zynismus brechen, der das öffentliche Leben lähmt und der Politik erlauben, wenigstens einen kleinen Teil ihres emanzipatorischen Ideals zurückzugewinnen. Aber der Ausbruch kann genauso gut den letzten Rest der Legitimität zerstören, die das dysfunktionale demokratische Regime noch bei der Bevölkerung hat. Wenn das passiert, wird Bulgarien wahrhaftig einen besonderen Beitrag zur Dunkelheit geleistet haben, die über Europa hereinbricht.
Elet es Irodalom (Ungarn), 22.03.2013

Die scheinbar marginale, dennoch zunehmende Zahl der Obdachlosen, insbesondere die steigende Zahl von obdachlosen Roma, macht "die schwindende Kohäsion, Integrationsfähigkeit und Solidarität in der ungarischen Gesellschaft seit der Wende" deutlich, schreibt János Ladányi. War Obdachlosigkeit in den Wendejahren ein kaum - und wenn, dann eher in der Hauptstadt - existierendes Phänomen, so ist die Zahl der erfassten Obdachlosen im Jahre 2012 hier auf 30.000 gestiegen. Die Zahl der unregistrierten Obdachlosen ist wohl um ein vielfaches gestiegen. Lange herrschte die Auffassung, dass die verhältnismäßig niedrige Anzahl der obdachlosen Roma auf eine überdurchschnittlich starke Solidarität in den Roma-Gemeinden zurückzuführen ist. Diese erodierten jedoch in den vergangenen Jahren und wurden schrittweise durch stark hierarchisierte Ghettos ersetzt. Macht und Gewalt des Stärkeren stellen nun die Norm dar, Ausgrenzung und Ausbeutung der noch Ärmeren gilt mangels Alternativen als "Ordnung": "Mit polizeilichen Kampagnen ist diesem Phänomen genauso wenig zu begegnen, wie mit behördlicher Härte und Brutalität. Auch die 'kreative Gesetzgebung' auf Regierungs- oder kommunaler Ebene verfehlt die angenommene Lösbarkeit des Problems der Obdachlosigkeit", so Ladányi.
Slate.fr (Frankreich), 24.03.2013

Nirgends sind die Buchcover nüchterner als in Frankreich, wo die Buchreihen viel wiedererkennbarer sind als die einzelnen Titel. Aber warum?, fragt Charlotte Pudlowski in einem längeren Essay für Slate.fr und findet heraus, dass es paradoxer Weise an einer "sehr frankreichtypischen Sakralisierung der Literatur liegt, die ins 18. und mehr noch 19. Jahrhundert zurückgeht. 'So lautet die These des berühmten Literaturwissenschaftlers Paul Bénichou', erklärt Antoin Compagnon, der selbst die 'Geburt des klassischen Schriftsteller' studiert hat. Bénichou erzählt in seinem Buch 'Le Sacre de l'écrivain, 1750-1830' die Geschichte der Emanzipation der Literatur von der Autorität der Religion, und wie sie sich sogar an deren Stelle setzt. Die Schriftsteller wurden die Helden und die Heiligen des 19. Jahrhunderts', so Compagnon. Und das sind sie geblieben."
Wired (USA), 19.03.2013

Auch Fernsehserien sind im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung nicht mehr das, was sie einmal waren, erfahren wir von Willa Paskin, die in der mittlerweile selbst produzierenden Streaming-Videothek Netflix nach dem "House of Cards"-Coup und mit vielen weiteren, kommenden Serien (darunter auch die langersehnte Fortsetzung von "Arrested Development") schon so etwas wie das neue HBO sieht. Dabei arbeitet Netflix nicht nur mit Sehvorlieben und Sehgewohnheiten, in die sie über Kundenmonitoring Einblick haben, sondern auch mit den neuen Möglichkeiten eines nicht-linearen Programms: "Das neue 'Arrested Development' ist nicht nur ein siebenstündiger Film. Es ist etwas neues - eine Sammlung von auf einen Schlag veröffentlichter Episoden, die sich remixen und neu kombinieren lassen und durch solche neuen Zusammensetzungen stets dazugewinnen. In diesem Moment bietet allein Netflix diesen Rahmen. Auf die Frage, wie die Show sich wohl entwickelt hätte, wenn der traditonelle Fernsehsender Showtime den Zuschlag erhalten hätte, sagt Produzent Hurwitz: 'Was das Storytelling betrifft, hätten sich wohl nicht ganz so durchgeknallte Ideen durchgesetzt.'" Einen Nachteil bezeichnet Paskin allerdings auch: Da alle Netflix-Produktionen zur besseren Vermarktung auf einer genauen Vorliebenanalyse basieren, "klingen sie alle sonderbar vertraut, so aufpoliert sie auch sein mögen."
Außerdem: Ed Yong blickt in die heilbringende Zukunft der Schwarmwissenschaft. Brian Raftery porträtiert den Filmemacher Shane Carruth, der sich nach dem überraschenden Erfolg seines Debütfilms "Primer" neun Jahre Zeit ließ für seinen zweiten Film "Upstream Color" (von dem unsere Kritikerin Elena Meilicke allerdings nicht völlig begeistert war). Ted Greenwald unterhält sich mit Wikipedia-Grüner Jimmy Wales, der nochmals nachdrücklich unterstreicht, dass sich Wikipedia - anders als Google - keiner Staatszensur beugen wird. Kyle Wiens plädiert für einen uneingeschränkten Zugang zum eigenen Mobiltelefon.
HVG (Ungarn), 13.03.2013

Guernica (USA), 15.03.2013

Außerdem stellt Kumar stellt die Bilder eines Fotoprojekts von Cole vor. Man sieht immer zwei Bilder von Cole aus verschiedenen Städten und liest einen kurzen Text von Kumar dazu. Weiter gibt es ein Interview mit dem Autor Aleksandar Hemon über Literatur und das echte Leben in Amerika und Bosnien. und es stehen einige Briefe online aus dem Band 'Airmail: The Letters of Robert Bly and Tomas Tranströmer'.
El Malpensante (Kolumbien), 25.03.2013

New York Times (USA), 26.03.2013

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