Magazinrundschau
Kobolde des Zweifels
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
18.09.2012. In Wired singt der Science-Fiction-Autor William Gibson ein Loblied aufs Internet. Der Merkur seziert die zertifizierte Brillanz des Experten. Vanity Fair darf mit Barack Obama auf den besten Ort des Weißen Hauses. Die polnische Jugend ist tiptop, versichert Polityka, man sehe nur den wohlinformierten Protest gegen Acta. In Newsweek erklärt Ayaan Hirsi Ali, was für Ost und West die größte Blasphemie ist: die Emanzipation der Mädchen. Film Comment porträtiert den österreichischen Regisseur Peter Kubelka. Moisés Naím hofft in Letras Libres, dass Venezuela einmal so demokratisch wird wie Chile.
Wired | Film Comment | Believer | Grantland | Letras Libres | Village Voice | Elet es Irodalom | HVG | Guardian | Merkur | La regle du jeu | New York Magazine | Vanity Fair | Polityka | Newsweek | Open Democracy | Magyar Narancs | The Nation | Outlook India
Wired (USA), 13.09.2012

Merkur (Deutschland), 17.09.2012

Ekkehard Knörer denkt sehr grundsätzlich darüber nach, wie sich mit dem Medienwandel auch die Position des Kritikers verändert. Eine Demokratisierung der Kritik droht seiner Ansicht aber ebenso wenig wie ein allgemeiner Niveauverlust: "Allerdings multipliziert und fragmentiert sich die Öffentlichkeit endgültig zu Öffentlichkeiten, der Kanonkonsens zu Wertegemeinschaften mit untereinander nicht vereinbaren Urteilskoordinaten. Die Tätigkeit der Kritik wird dabei nun klarer erkennbar als das, was sie stets war: ein Sprachspiel, in dem einzelne in Expertenfunktion Urteile fällen, die klingen, als gälten sie für die Allgemeinheit."
Weiteres: Christian Demand erkennt in der Architekturkritik eine Tendenz zur "bürgerlichen Bausündenschelte" und plädiert für eine ästhetische Erziehung, die lehrt, "die Welt auch dort auszuhalten, wo sie sich den eigenen ästhetischen Präferenzen gerade nicht fügen will". Rudolf Burger befasst sich mit der Futurologie der siebziger Jahre.
Vanity Fair (USA), 01.10.2012

Polityka (Polen), 14.09.2012

Newsweek (USA), 17.09.2012

Open Democracy (UK), 18.09.2012

Magyar Narancs (Ungarn), 23.08.2012

The Nation (USA), 01.10.2012

Outlook India (Indien), 24.09.2012

Film Comment (USA), 11.09.2012

Weiteres: Kent Jones spricht mit Richard Peña, dem Leiter des New York Filmfestivals. Außerdem bespricht er ausführlich Paul Thomas Andersons neuen Film "The Master" (Pressespiegel), der gerade in Venedig Premiere feierte.
Believer (USA), 01.09.2012

In einem koreanischen Restaurant in Los Angeles lässt sich Andrew Simmons vom pulitzerprämierten Restaurantkritiker Jonathan Gold sieben Lektionen über das Kochen, das Essen und das Schreiben über Essen erteilen. Lektion 7: Essen ist der beste Weg, eine fremde Umgebung kennenzulernen: "Wenn du Journalist bist und versuchst, dich mit einer Stadt vertraut zu machen, werden die Leute nicht mit dir reden. Sie wollen deine Fragen nicht beantworten. Aber wenn du in einem Restaurant bist, wird bei allen das Gastfreundschafts-Gen aktiv. Das war ja sogar über Bin Laden zu lesen. Selbst wenn der israelische Premierminister in seinem Camp aufgekreuzt wäre, hätte er ihm einen Platz angeboten und Wasser und Datteln gebracht. So sind wir einfach programmiert."
Grantland (USA), 17.09.2012

Letras Libres (Spanien / Mexiko), 15.09.2012

Village Voice (USA), 17.09.2012

Elet es Irodalom (Ungarn), 14.09.2012

Während die sozialliberale Regierung von Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány von der ungarischen Bevölkerung massiv abgelehnt und bei den Wahlen 2010 regelrecht verjagt wurde, stößt der derzeitige Demokratieabbau unter Ministerpräsident Viktor Orbán nur auf geringen Widerstand im Land. Eszter Rádai fragte die in Berlin lebende ungarische Psychologin Eszter Fischer, woran das liegen könnte: "Der Demokratieabbau in Ungarn stößt meiner Ansicht nach deshalb auf einen geringen Widerstand, weil die Menschen nicht erkannt haben, dass sie inzwischen in einer Demokratie leben. Sie haben kein Verlustgefühl, weil die Demokratie nicht zu einer alltäglichen Erfahrung wurde. [...] Das bedeutet nicht, dass die Regierung Orbán populär wäre, nur gibt es keine Alternative. Es gibt keinen Prinzen, auf den man hoffen kann, dass alles wieder gut wird, wenn er den Thron besteigt. Es gibt keine Prinzen mehr."
HVG (Ungarn), 08.09.2012

Guardian (UK), 15.09.2012
Zum Erscheinen der Erinnerungen (Auszug) Salman Rushdies, erzählen vor allem Freunde, wie sie damals die Fatwa gegen Rushdie, die im Iran gerade wieder bekräftigt wurde, erlebten. Der einzige, der damals auf der anderen Seite stand, Inayat Bunglawala, Gründer und Vorsitzender der Organisation Muslims4UK, würde heute kein Verbot mehr des Romans fordern, aber er hat ein warmes Gefühl, denkt er an die Demonstrationen zurück: "Sieht man zurück auf den Herbst 1988, kann man wohl ohne Übertreibung sagen, dass es die Hitze der Affäre um die Satanischen Verse war, in der erstmals eine bewusste britische muslimische Identität in UK geschmiedet wurde. Ich studierte damals im zweiten Jahr und es war ein aufregendes Gefühl, mit anderen zu marschieren und zu demonstrieren, die unterschiedlicher Herkunft waren, vom indischen Subkontinent, Nordafrika, Südostasien und anderswo, aber alle vereint im Glauben an den Islam."
Die Fragen, die damals aufgeworfen wurden, bleiben, meint Ian McEwan: "Wie geht eine offene pluralistische Gesellschaft mit den unterschiedlichen Gewissheiten verschiedener Glaubensrichtungen um? Und wie akzeptieren die Gläubigen das freie Denken anderer? Auf die erste Frage könnte man generell antworten, dass eine säkulare oder skeptische Weltsicht der beste Garant für religiöse Freiheit ist: ohne Bevorzugung alle innerhalb des Gesetzes tolerierend und beschützend. Was die zweite Frage angeht - nun, Menschen die absolut überzeugt sind von ihrem Gott, sollten darüber stehen, physische Rache zu nehmen, wenn sie beleidigt sind. Vielleicht sind die Bücherverbrenner und Plakatschwenker, paradoxerweise, geplagt von den ersten Kobolden des Zweifels?"
Die Fragen, die damals aufgeworfen wurden, bleiben, meint Ian McEwan: "Wie geht eine offene pluralistische Gesellschaft mit den unterschiedlichen Gewissheiten verschiedener Glaubensrichtungen um? Und wie akzeptieren die Gläubigen das freie Denken anderer? Auf die erste Frage könnte man generell antworten, dass eine säkulare oder skeptische Weltsicht der beste Garant für religiöse Freiheit ist: ohne Bevorzugung alle innerhalb des Gesetzes tolerierend und beschützend. Was die zweite Frage angeht - nun, Menschen die absolut überzeugt sind von ihrem Gott, sollten darüber stehen, physische Rache zu nehmen, wenn sie beleidigt sind. Vielleicht sind die Bücherverbrenner und Plakatschwenker, paradoxerweise, geplagt von den ersten Kobolden des Zweifels?"
La regle du jeu (Frankreich), 12.09.2012
Bernard-Herni Lévy hat in seinem Blog La Règle du jeu richtig recherchiert und erzählt die Geschichte einiger Währungsunionen. Allein in Europa kennt er sechs Fälle, die teilweise - wie eine skandinavische Währungsunion - gescheitert sind, zuweilen aber auch glückten. "Zwei zum Beispiel haben eine echte gemeinsame Währung geschaffen, nach Jahren der Krisen, der Rückschläge, der vorläufigen Rücknahmen und dank mutiger Führer, die verstanden hatten, dass eine Währung nur auf einem Budget, einem Steuersystem, einem Arbeitsrecht, gemeinsamen sozialstaatlichen Regeln, kurz einer wirklich abgestimmten Politik beruhen kann: Dies ist die Geschichte der neuen Mark, die fast vierzig Jahre nach dem Zollverein von 1834 Gestalt annahm und die Gulden, Thaler, Kronenthaler und Mark der hanseatischen Städte ersetzen. Und es ist die Geschichte des Dollars, von dem man kaum mehr in Erinnerung hat, dass er 120 Jahre brauchte um sich durchzusetzen - und dass die Voraussetzung dafür eine Vergemeinsamung der Schulden war. Die Lehre daraus ist unerbittlich: Ohne Zusammenschluss keine gemeinsame Währung."
New York Magazine (USA), 16.09.2012
Kathryn Schulz besucht den Autor Michael Chabon und spricht mit ihm über seinen neuen Roman "Telegraph Avenue", der von der Freundschaft und Liebe zweier Männer handelt, die für nicht Schwule so schwer auszudrücken ist: "Chabon beneidet Frauen für ihre relativ größere emotionale Freiheit, sagt er. Und er glaubt, dass 'viele der Dinge, die Männer fühlen - Verwirrung, Frustration, Mangel an emotionaler Bindung und Erfüllung - damit zu tun hat, dass die akzeptierten Ausdrucksmöglichkeiten so dürftig sind'. Mit meinem Buch, sagt er, 'frage ich letztendlich: Was bedeutet es für zwei Männer, sich zu lieben? Lieben sich männliche Freunde? Und wenn sie sich lieben, was für eine Art von Liebe ist das? Sagen sie, dass sie sich lieben? Wissen sie überhaupt, dass sie sich lieben?'"
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