Gregor Hens

Missouri

Roman
Cover: Missouri
Aufbau Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783351037581
Gebunden, 284 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Sommer 1989: Karl ist 25 Jahre alt und will seine unglückliche Jugend im Internat hinter sich lassen. Ein Job als Assistant Teacher in Columbia, Missouri, ist die ersehnte Möglichkeit, sich neu zu erfinden. Dort verliebt er sich in Stella, eine seiner Studentinnen. Und aller Rationalismus relativiert sich angesichts der Gefühle, die sie in ihm auslöst. Die er ebenso wenig versteht wie ihre eigenartige Gabe, für kurze Zeit die Schwerkraft zu überwinden. Ist das Traum, Einbildung oder das, was man Wirklichkeit nennt? Gregor Hens hat einen Roman über die Zeit im Leben geschrieben, in der die Weichen gestellt werden für alles, was kommt - und die Geschichte einer ersten großen Liebe, die im Scheitern unwiderruflich prägt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.09.2019

Rezensent Nico Bleutge ist milde enttäuscht von diesem Roman von Gregor Hens. Zwar überzeugt ihn der Autor einmal mehr mit kühl beschreibenden Sätzen, doch steht die Unentschiedenheit des Autors zwischen zeitgeschichtlichem Interesse (die Geschichte des USA-Auswanderers Karl spielt zur Zeit des Mauerfalls) und Identitätsgeschichte a la "Stiller" der Geschichte und der ungetrübten Begeisterung des Rezensenten im Weg. Stark hingegen findet Bleutge den Text, wenn er die Zerrissenheit des Helden zwischen Partnerschaft und amerikanischem Traum einerseits und der totalen Ungewissheit andererseits abbildet. Auch den literarischen Verweisen im Text kann Bleutge etwas abgewinnen. In weiten Teilen findet er die erzählerische Gestaltung der Geschichte allerdings unglaubwürdig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.07.2019

Rezensent Christoph Schröder erkennt die literarische Leistung von Gregor Hens an den schwebenden Sätzen in dessen neuem Roman. Das Thema der Entfremdung kann ihm der Autor in seinem Buch als generationstypisches Symptom erklären, indem er einen jungen Westdeutschen zur Zeit des Mauerfalls erst in ein Flugzeug in die USA setzt und dann einen Trip in die noch existente DDR unternehmen lässt. Liebesgeschichte und Generationenporträt in einem erzählt der Text laut Schröder von Ambivalenz und Indifferenz.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.06.2019

Ein junger Dozent an einer US-amerikanischen Hochschule erlebt im Jahr 1989, wie seine Freundin Stella über dem Boden schwebt, und versteht seitdem die Welt nicht mehr: So beschreibt Rezensent Fokke Joel den Aufhänger von "Missouri". Mehr jedoch als fantastische Literatur sei Gregor Hens' neues Buch ein "Campusroman mit Theorieeinschüben", denn der junge Wissenschaftler versuche, sich das Phänomen mithilfe damals prominenter Theoretiker wie Austin und Wittgenstein zu erklären, erzählt der Kritiker. Auch wenn er vermutet, dass Hens damit hauptsächlich Leser begeistern wird, die die angesprochenen Theorien kennen, hält der Rezensent "Missouri" für gut zu lesen, denn schließlich gibt es ja auch eine Liebesgeschichte zwischen dem Erzähler und Stella.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.05.2019

Prall gefüllt mit Referenzen erscheint Rezensent Kai Sina dieses Buch des Leonard-Cohen- und Jonathan-Lethem-Übersetzers Gregor Hens, der hier Goethe, Kafka, Nabokov, Baudrillard und Tom Waits - um nur einige zu nennen - zu einem hochkomplexen Roman mixe. Erzählt wird laut Sina die Geschichte des jungen, in einem katholischen Internat aufgewachsenen Karl, der die "ungeheure Sachlichkeit" Deutschlands verlässt, um die Leichtigkeit Amerikas zu erleben, dort eine transzendente Liebesbeziehung mit der zur Levitation neigenden Stella beginnt und schließlich den Annäherungsversuchen von deren Mutter erliegt. Klingt kitschig, wird von Hens aber so angenehm "prätentionslos" und angereichert mit postmodernen Reflexionen erzählt, lobt der Kritiker, dass er das Buch mit Freude gelesen hat. Nicht zuletzt empfiehlt Sina diesen gelungenen Streifzug durch den Amerikas Mittleren Westen all jenen, die vergessen haben, dass es auch noch ein Amerika jenseits von Trump gibt.
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