Einst Teil des Filmgeschäfts, stellen
Blockbuster heutzutage das Filmgeschäft per se dar,
schreibt Mark Harris in einem sehr lesenswerten Hintergrundartikel. Die fast schon nach
stalinistischer Planwirtschaft riechenden Ankündigungen der großen Studios, bis 2020 fast ausschließlich Sequels bestens etablierter Franchises und Comicverfilmungen zu produzieren, stellen nicht nur ein filmhistorisches Unikum dar, sondern markieren seiner Ansicht nach auch eine Zeitenwende: Aus dem Versuch, Publikumsgeschmäcker auf Jahre hin zu zementieren, spricht für ihn die blanke Angst vor dem eigenen Untergang. "Es handelt sich dabei um einen
Schutzwall, der ausschließlich mithilfe jener Werkzeuge errichtet wurde, die die Verantwortlichen behaglich finden - Tabellenkalkulationen, Gewinn- und Verlustrechnungen, demografische Studien,
Risikovermeidungsstrategien und ein Kalender. Aus diesen Auflistungen spricht keinerlei ersichtliche
Liebe für Filme, geschweige denn eine
Freude am kreativen Risiko. Lediglich Furcht davor, zu verlieren. ... Geschmeidigkeit sollte man doch für eine Tugend halten, nicht wahr? Die Fähigkeit,
sich den Zeiten anzupassen und sich nicht darauf zu versteifen, dass man die sich wandelnden Vorlieben des eigenen Zielpublikums für etwas hält, was es zu verhindern oder zu überrollen gilt, sollte eigentlich für ein lebendiges und überraschendes Angebot sorgen. So war das immer. Doch diese Sorte
kultureller Anpassungsfähigkeit ist etwas, was die Fädenzieher der gegenwärtigen Filmkultur aktiv vermeiden wollen."
Im
New Yorker antwortet Richard Brody auf Harris" Kritik und streicht dabei heraus: "Kritiker und Journalisten machen häufig den für die eigene Sache zwar dienlichen, sich dabei aber auch selbst belügenden Fehler, im wesentlichen nur über jene Filme zu schreiben, die das
größte Publikum erreichen (oder dies wahrscheinlich tun werden oder nur zu diesem Zweck gestaltet sind), in der Annahme, damit auch
ihre eigene Popularität und Relevanz zu sichern. ... Filme sind heute
wilder, kühner, origineller als jemals zuvor."