Magazinrundschau
In die Provinz!
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
26.01.2010. Das Magazin beschreibt in einer Reportage die zunehmenden Amokdrohungen von Schülern. Der Spectator warnt die Londoner City vor den mörderischen Dominas in der Schweiz. In Sinn und Form erinnert Marc Fumaroli an einen, dessen Name nicht genannt werden darf: Mario Praz. Im New Humanist erinnert sich Laurie Taylor an die heiligen Männer, die ihn als Kind missbrauchten. Der Guardian fragt, warum Piet Mondrian so viel bekannter ist als Theo von Doesburg. Und in der NYRB fragt Garri Kasparow die Schachprogrammierer: Warum seid ihr so uninspiriert?
Das Magazin (Schweiz), 24.01.2010

Und: Georg Diez porträtiert die 17jährige Helene Hegemann, die gerade mit ihrem Roman "Axolotl Roadkill" Furore macht.
Spectator (UK), 22.01.2010

Sinn und Form (Deutschland), 25.01.2010

Außerdem lesen kann man einen Auszug aus einem Essay des George-Biografen Thomas Karlauf, der sich mit der Frage auseinandersetzt, was George, Stauffenberg und Hitler verbindet, und einen Auszug aus den Erinnerungen des Komponisten Rudolf Wagner-Regeny an das Ende des Zweiten Weltkriegs.
New Humanist (UK), 01.01.2010

Außerdem unterhält sich der Philosoph AC Grayling mit seinem Kollegen Tzvetan Todorov, der eine Verteidigung der Aufklärung geschrieben hat (englische Ausgabe), aber nicht so weit gehen will, auch den westlichen Begriff der Menschenrechte zu verteidigen: "Ich beobachte - und das ist der Grund, warum ich skeptisch bin - dass Menschenrechte heute benutzt werden, um eine westliche Überlegenheit zu rechtfertigen. Und sobald wir sehen, dass die Rechte irgendwo anders nicht genauso respektiert werden wie bei uns, dann sehen wir diese Länder als unter uns stehend an und glauben vielleicht gar, dass sie Strafe verdienen." Auch der große Dunkelmann John Gray hat das Buch besprochen und beschuldigt Todorov doch glatt des "Fundamentalismus der Aufklärung"!
ResetDoc (Italien), 15.01.2010
Resetdoc hat in einem Offenen Brief die Generaldirektorin der Unesco, Irina Bokova, aufgefordert, den Weltphilosophentag nicht ausgerechnet im Iran abzuhalten. "Unserer Meinung nach sollte Irans Kandidatur für die nächste Sitzung nicht als normale Rotation in Betracht gezogen werden, da wir mit den jüngsten Vorkommnissen schmerzlich erfahren haben, wie Menschen im Iran für ihre Ideen eingesperrt werden können und ihr Leben riskieren. Die junge Frau, die im Juni zum Symbol der Proteste nach den Wahlen wurde, Neda Agha Soltan, besaß Abschlüsse in Theologie und Philosophie."
Hier die Liste der bisherigen Unterzeichner.
Hier die Liste der bisherigen Unterzeichner.
Eurozine (Österreich), 21.01.2010

Weitere Artikel: Kazys Varnelis zitiert sich durch die jüngere Theoriegeschichte von Deleuze bis Castells, von Habermas bis Jameson und versucht dabei zu erklären, was der Anbruch der Netzwerkkultur zu bedeuten hat.
Elet es Irodalom (Ungarn), 15.01.2010

Open Democracy (UK), 21.01.2010

Außerdem bringt OpenDemocracy ein angenehm optimistisches Gespräch über die Chancen Russlands, zur Demokratie zu werden. Gesprächspartner sind Boris Dolgin vom Magazin polit.ru und der außenpolitische Experte Dmitry Trenin, der sich eine enge Beziehung Russlands zur EU wünscht: "In ökonomischen, sozialen, humanitären und allen anderen Aspekten. Es sollte in Sicherheitsfragen auch mit den Vereinigten Staaten kooperieren. Es sollte eine reale Partnerschaft entwickeln, eine, die ihres Namens würdig ist, meine ich. Das heißt nicht, dass wir nicht auch mit mit China, Japan oder Korea zusammenarbeiten. Aber eine Zusammenarbeit mit Europa wird der Motor dieses Prozesses sein."
Tygodnik Powszechny (Polen), 24.01.2010

The Nation (USA), 08.02.2010

London Review of Books (UK), 28.01.2010

Weitere Artikel: Daniel Soar denkt über den geheimdienstlichen Datenbank-Fehler nach, der dazu führte, dass der Unterhosenbomber Umar Farouk Abdul Mutallab an Bord eines Flugzeugs gelangte. Michael Hofmann nutzt die Lektüre der Übersetzung von Stefan Zweigs "Die Welt von gestern" für ein Porträt des Autors. Perry Anderson liest neue Bücher über den aktuellen Stand von Chinas Aufstieg zur Weltmacht. Gleich über zwei neue Bücher zur Jahrhunderflut in Paris im Jahr 1910 schreibt Jeremy Harding. In Maßen beeindruckt zeigt sich Michael Wood von James Camerons Fantasyfilm "Avatar".
Nepszabadsag (Ungarn), 23.01.2010

Guardian (UK), 23.01.2010
Anlässlich einer bevorstehenden Ausstellung in der Londoner Tate Modern überlegt Simon Mawer, warum ein Künstler, der so einflussreich und brillant war wie Theo van Doesburg am Ende nur eine Fußnote in der Geschichte der Avantgarde geblieben ist. Doesburg war ein enger Freund Mondrians. Die beiden produzierten eine zeitlang fast identische Gemälde, bis van Doesburg es wagte, in seinen Bildern die Diagonale einzuführen und so einen Bruch zwischen den beiden auslöste. "Beide Künstler kamen aus der holländischen gegenständliche Malerei und fanden genau zur selben Zeit zur vollkommenen Abstraktion. Aber während Mondrian sein Leben lang bei seinen freudlosen geometrischen Gemälden blieb, hatte van Doesburg andere Ideen, dutzende sogar. Was findet man, wenn man Mondrian zu verstehen versucht? Einen abstrakten Maler, ziemlich eigenbrötlerisch, ziemlich streng. Versucht man das gleiche bei van Doesburg, ist er glitschig wie ein Aal. Maler, Dichter, Kunstkritiker, Designer, Typograf, Architekt, Performance-Künstler - er war all diese Dinge und mehr. Prometheus selbst. Ein Fuchs zum Igel Mondrian."
Außerdem: Der Autor Chinua Achebe beschreibt seine komplizierte Beziehung zu Nigeria. Sarah Crown spricht mit E.L. Doctorow über dessen neuen Roman "Homer and Langley". Martin Amis schreibt über das Schreiben an seinem Roman "Time's Arrow". Nick Fraser hat "Four Lions" gesehen, Chris Morris' Filmsatire über "Dschihadisten". Und Julian Barnes schickt eine Kurzgeschichte mit dem Titel: "Sleeping with John Updike".
Außerdem: Der Autor Chinua Achebe beschreibt seine komplizierte Beziehung zu Nigeria. Sarah Crown spricht mit E.L. Doctorow über dessen neuen Roman "Homer and Langley". Martin Amis schreibt über das Schreiben an seinem Roman "Time's Arrow". Nick Fraser hat "Four Lions" gesehen, Chris Morris' Filmsatire über "Dschihadisten". Und Julian Barnes schickt eine Kurzgeschichte mit dem Titel: "Sleeping with John Updike".
Osteuropa (Deutschland), 27.01.2010
Die Zeitschrift Osteuropa fragt in einem Themenheft, was von der slawischen Idee nach dem Panslawismus geblieben ist. Der Historiker Stefan Troebst freut sich in einem jetzt online gestellten Text zwar über die neue Slawisierung der Europäischen Union, macht aber deutlich, dass der Slawismus eine Konstruktion ist: "Die Annahme eines sämtliche Slaw(ischsprachig)en in Raum und Zeit verbindenden kulturellen, gar biologistischen Elements hat viele Gesichter: Periodisch fungiert sie als politisch wirksames transnationales Identifikationsmuster; sie stellt einen Bezugsrahmen kulturwissenschaftlicher Forschung dar; und sie ist bis heute ein höchst produktiver Mythos in Kunst und Literatur. Die essentialistische Vorstellung einer ethnogenetischen 'Verwandtschaft' aller Slawen, der Existenz einer slawischen Urheimat ('Allslawien') samt slawischer Ursprache, gar der Herausbildung einer natio slavica sind dabei frühneuzeitlichen Ursprungs."
Al Ahram Weekly (Ägypten), 21.01.2010

Außerdem: Weihnachten waren in Nagaa Hamadi sechs Kopten vor ihrer Kirche erschossen worden (mehr hier). Muqtedar Khan erinnert daran, dass Mohammed 628 n.Chr. einer Delegation von Christen aus dem St. Katherinen-Kloster in einem Schutzbrief versprochen habe, bis zum jüngsten Tag alle Christen zu beschützen.
New York Review of Books (USA), 11.02.2010
Schachweltmeister Garri Kasparow gibt gern zu, dass er die Niederlage gegen Deep Blue 1997 nicht leicht verkraftet hat. Aber was hat IBM der Sieg genutzt? Was haben die Programmierer daraus gemacht? "Den Traum, künstliche Intelligenz zu schaffen, die sich am menschlichen Denken orientiert, haben wir aufgegeben. Stattdessen bekommen wir jedes Jahr neue Schachprogramme und neue Versionen von alten, die alle auf dem gleichen in den sechziger und siebziger Jahren entwickelten Programmierkonzept beruhen: einen Zug auszuwählen, nachdem Millionen von Möglichkeiten durchgerechnet wurden. Wie so vieles andere auch in unserer an Technologie reichen und an Innovationen armen Welt, sind die Schachprogramme dem Markt und der Logik der kleinen Draufgabe zum Opfer gefallen. Brute-Force-Programme spielen das beste Schach, warum sich also mit etwas anderem aufhalten? Warum Zeit und Geld vergeuden, um mit neuen und innovativen Ideen zu experimentieren, wenn wir wissen, was klappt? Solches Denken sollte jeden entsetzen, der sich einen Wissenschaftler nennt, doch es scheint tragischerweise die Norm zu sein. Unsere besten Köpfe sind in die Finanzentwicklung statt in die reelle Programmierung gegangen - mit katastrophalen Folgen für beide Seiten."
Anne Applebaum lobt Michael Scammells bereits oft besprochene Biografie Arthur Koestlers ein und ist sehr dankbar für Scammells Hinweis auf Koestlers recht unbekannte Reportagen "Scum of the Earth" über Flüchtlinge in Frankreich: "Sie waren eine Offenbarung: erstaunlich frisch, klar und relevant erklären sie Frankreichs schnellen Kollaps 1940, sondern beleuchten auch die Schwierigkeiten, die Frankreich und andere europäische Länder bei der Integration von 'Ausländern' sogar heute noch haben."
Weiteres: Ahmed Rashid fragt, wann die USA und ihre Verbündeten bereit sein werden, mit den Taliban zu verhandeln. "Denn ein militärischer Sieg ist nicht in Sicht, und einen anderen Weg, den Krieg zu beenden, der bereits seit 30 Jahren andauert, gibt es nicht." Jerome Groopman klärt, ob und wie die offenbar gerade in Mode gekommene Verhaltensökonomie das Gesundheitssystem verbessern kann.
Anne Applebaum lobt Michael Scammells bereits oft besprochene Biografie Arthur Koestlers ein und ist sehr dankbar für Scammells Hinweis auf Koestlers recht unbekannte Reportagen "Scum of the Earth" über Flüchtlinge in Frankreich: "Sie waren eine Offenbarung: erstaunlich frisch, klar und relevant erklären sie Frankreichs schnellen Kollaps 1940, sondern beleuchten auch die Schwierigkeiten, die Frankreich und andere europäische Länder bei der Integration von 'Ausländern' sogar heute noch haben."
Weiteres: Ahmed Rashid fragt, wann die USA und ihre Verbündeten bereit sein werden, mit den Taliban zu verhandeln. "Denn ein militärischer Sieg ist nicht in Sicht, und einen anderen Weg, den Krieg zu beenden, der bereits seit 30 Jahren andauert, gibt es nicht." Jerome Groopman klärt, ob und wie die offenbar gerade in Mode gekommene Verhaltensökonomie das Gesundheitssystem verbessern kann.
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