Magazinrundschau
Landschaft des Verstehens
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
19.06.2018. Jetzt wird schon mit Hilfe der Virtual Reality Jagd auf Flüchtlinge gemacht, ächzt Wired. Die Republik recherchiert, wie der FC Kreml für sich die Fußball-WM klarmachte. In Magyar Narancs spürt Imre Bartók seinem Widerwillen gegen die Ordnung nach. Der Guardian ermittelt in der Welt der Kunstfälscher. Die New York Times reitet mit John Kidd, dem Gaucho der James-Joyce-Exegese, gegen die Gauleiter der Wirtschaftlichkeit.
New York Times | Wired | Guardian | Intercept | Tablet | Magyar Narancs | Eurozine | New Yorker | Republik | London Review of Books | La regle du jeu
New York Times (USA), 17.06.2018

In der Book Review der New York Times zollt Alan Rusbridger einem Urgestein des Journalismus Tribut. Die Autobiografie des investigativen Reporters Seymour Hersh vom New Yorker hält er für ein eigenes Reportageglanzstück: "Die beharrliche Recherche wird oft als Schuhsohlen-Journalismus bezeichnet - sich die Hacken ablaufen, statt zu googlen. Im Fall von Hersh bedeutete das lange Stunden in Bibliotheken zuzubringen oder auch in letzter Minute in ein Kaff zu fliegen, um einen widerborstigen Zeugen zu jagen. Es hieß, mitten in der Nacht an fremde Türen zu klopfen, zu lernen, Dokumente auf dem Kopf zu lesen, während man vorgab, sich Notizen zu machen, und pensionierte Generäle zu bearbeiten, Empathie zu zeigen, Vertrauen zu gewinnen … Es war hart zu sehen, wie Hershs Berichte von 2014 und 2017 über chemische Kriegsführung in Damaskus von dem britischen Blogger Eliot Higgins auseinandergenommen wurden, der Hershs Beschränkung auf einige wenige ungenannte Quellen kritisierte. Higgins gehört zu einer neuen Art Reporter, enzyklopädisch informiert über die Waffensysteme im Syrien-Konflikt, mit Videomaterial, allerhand Quellen und Satellitenfotos ausgestattet. Hersh nimmt solche Herausforderungen an und spricht von der 'Wahrheit, wie ich sie vorfand'. Die Erschöpfung des 80-Jährigen ist zu spüren, wenn er sagt: 'Ich erlaube der Geschichte gerne, meine jüngere Arbeit zu beurteilen' … Wir brauchen Reporter wie Hersh, Skeptiker, die an nichts einfach so glauben, die den schweren Weg gehen, um unter die Oberfläche von Glanz und Schrott, Täuschung und Manipulation zublicken. 'Wenn deine Mutter sagt, sie liebt dich, überprüf es', nach diesem Motto handelte Hersh … Werden Nachrichtenportale irgendwann noch einmal in der Lage sein, ihren Reportern die Resourcen und die Zeit zur Verfügung zu stellen, um die Art von Arbeit zu machen, wie Hersh sie in seinen besten Zeiten so großartig erbrachte?"
Intercept (USA), 27.05.2018

Tablet (USA), 17.06.2018

Magyar Narancs (Ungarn), 18.06.2018

Eurozine (Österreich), 08.06.2018

New Yorker (USA), 19.06.2018

Außerdem: Ed Caesar weint der britischen PR-Agentur Bell Pottinger keine Träne nach, die vor allem für Oligarchen und Diktatoren von Assad bis Lukaschenko arbeitete. Zum Verhängnis wurde ihr, dass sie im Auftrag des indischen Gupta-Konzern in Südafrika die gesellschaftlichen Konflikte anheizte: "Die Kampagne, dachte Tony Gupta, würde nicht nur dem Land nützen, sondern auch dem Unternehmen seiner Familie, wenn die Brüder nicht mehr als Oligarchen erschienen, sondern als Außenseiter, die der weißen Vorherrschaft entgegenträten." Amanda Petrusich besucht das jetzt der Öffentlichkeit zugängliche Anwesen des Musikers Prince. Und David Denby sieht Leonard Bernstein mit den Augen seiner Tochter - in der Buchkritik.
Republik (Schweiz), 18.06.2018

London Review of Books (UK), 18.06.2018

Weiteres: Rosemary Hill sinniert über die Verbindung von Romantik und Wissenschaft bei Lord Byron und seiner Tochter Ada Lovelace. Pankaj Mishra wünscht sich, Amerikas Intellektuelle hätten sich schon über ökonomische Ungleichheit oder die Macht der Konzerne so empört wie über Donald Trump.
La regle du jeu (Frankreich), 15.06.2018

Wired (USA), 11.06.2018

Guardian (UK), 19.06.2018

New York Times | Wired | Guardian | Intercept | Tablet | Magyar Narancs | Eurozine | New Yorker | Republik | London Review of Books | La regle du jeu
Kommentieren