Magazinrundschau
Frischfleisch!
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
02.01.2018. In 168 ora sucht Peter Nadas nach Gründen für die Brutalität Budapests. Für Literary Hub suchen Margaret Atwood und Andrew O'Hagan die Realität im Internet. Bloomberg recherchiert die Realität der Reinigungskräfte in amerikanischen Fleischfabriken vor Ort. Die New York Times recherchiert die Realität von Frauen in den Werkstraßen des Autobauers Ford. Jacobin outet die Gangster im ANC. Der New Yorker resümiert, wie sehr China die USA als Weltmacht bereits verdrängt hat.
New York Review of Books (USA), 18.01.2018

168 ora (Ungarn), 21.12.2017

Literary Hub (USA), 21.12.2017

La vie des idees (Frankreich), 22.12.2017

London Review of Books (UK), 04.01.2018

Patricia Lockwood sichtet Neues von und über Joan Didion. Griffin Dunnes Dokumentation "The Centre Will Not Hold" ist ihr zwar zu hagiografisch, aber sehenswert findet sie sie doch: "Es wirkt ganz wie eine Dokumentation, die ein Neffe über eine Tante machen würde, die nicht Joan Didion ist... Doch man merkt natürlich immer wieder, wie außergewöhnlich sie als Sujet ist. An einer Stelle fragt Dunne, was sie fühlte, als sie in Haight-Ashbury das fünfjährige Kind auf Acid sah. Es arbeitet erst in ihrem Gesicht, und man erwartet von ihr zu sagen: 'Es war furchtbar.' Stattdessen strahlt sie und sagt: 'Das war Gold wert.'"
Ganz hinreißend findet es Ferdinand Mount, von Craig Browns Band "Ma'am Darling" an die grässliche Prinzessin Margaret erinnert zu werden, die auch bei anderen Menschen nur das Schrecklichste zutage förderte: "Ihr Snobismus konnte barocke Ausmaße erreichen. Als ihr Mann einmal beinahe ihr Kleid in Brand gesteckt hätte und sagte: 'Das wäre nur gut gewesen. Ich hasse dieses Material', erwiderte Ihre Königliche Hoheit scharf: 'Ein Wort wie Material benutzen wir nicht. Wir sagen dazu Stoff.'"
Wired (USA), 02.01.2018

Novinky.cz (Tschechien), 27.12.2017

Bloomberg Businessweek (USA), 25.12.2017

Facebook greift direkt ins politische Geschehen ein, schreiben Lauren Etter, Vernon Silver und Sarah Frier. Dies geschieht mittels einer eigens eingerichteten Abteilung, die Politikern aus dem ganzen Spektrum gezielt Hilfestellung dabei leistet, das eigene Anliegen effizient zu lancieren oder eben auf die politische Meinungsbildung manipulativ einzuwirken. Geleitet wird diese Abteilung von Katie Harbath, einer ehemaligen Strategin der Republikaner, die zuvor bereits Rudy Giulianis erfolgreiche Kampagne 2008 leitete. "Seit Facebook sie drei Jahre später angestellt hat, reist ihr Team rund um den Globus, um politische Kunden dabei zu unterstützen, die mächtigen digitalen Tools der Firma zu nutzen. In einigen der größten Demokratien der Welt - von Indien über Brasilien bis nach Deutschland und dem UK - sind diese Mitarbeiter de facto Kampagnenarbeiter geworden. Und wenn ein Kandidat erst mal gewählt wurde, springt die Firma mit auf den Zug auf, um Angestellte der Regierung zu unterrichten oder technische Hilfestellung bei Livestreams offizieller Staatsevents anzubieten." (Etter hat erst vor wenigen Wochen detailliert beschrieben, wie Facebook-Mitarbeiter dem heutigen Präsidenten der Philippinen, Rodrigo Duterte, im Wahlkampf halfen)
Jacobin (USA), 21.12.2017

Ceska pozice (Tschechien), 31.01.2018

New Yorker (USA), 08.01.2018

Dana Goodyear überlegt, ob es Hollywood nach den jüngsten Skandalen gelingen wird, sich neu auszurichten. Die Ausgrenzungspraktiken gegenüber Frauen, die sie beschreibt, lassen das kaum vermuten. Und doch - es hat sich was verändert: "'Die ganze Stadt spricht nur darüber', sagte mir eine altgediente Fernsehautorin. 'Bei jedem Meeting, jedem Mittagessen, wo man auch hingeht. Ich war auf einer Geburtstagsparty im schicken Haus eines angesagten Serienautors, und ging in die Küche, wo sechs weiße Kerle - Drehbuchautoren, Schauspieler, Agenten - in einem Kreis standen und einen Saulus-Moment hatten, wie in: Ich blickte in meine Seele und fragte mich, ob ich etwas falsch gemacht hatte?' ... Niemand weiß mehr, wie er sich verhalten soll. Die Regeln haben sich verändert."
Außerdem: Siddhartha Mukherjee berichtet über den körperlichen Verfall seines Vaters. Anthony Lane sah Paul Thomas Andersons Film "Phantom Thread" mit Daniel Day Lewis in seiner angeblich letzten Rolle. Louis Menand liest Bücher zu den amerikanischen Wahlkämpfen 1968. Und Carrie Battan hört traurigen Rap von Lil Xan und anderen.
New York Times (USA), 19.12.2017
Die Welt staunt immer noch, dass einige der bestbezahlten Menschen auf dieser Welt - Hollywoodstars! - den krudesten sexuellen Belästigungen ausgesetzt waren und darüber schwiegen. Wie mag es da erst den Frauen gehen, die in einer Fabrik arbeiten? Susan Chira und Catrin Einhorn haben das für eine Reportage recherchiert. Der Chicagoer Zweig des Autokonzerns Ford war in den 90ern schon einmal zu 22 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt worden, im August musste er sich wegen derselben Vorwürfe wieder vergleichen, diesmal für zehn Millionen. "Von Anfang an sind die Frauen Zielscheiben. Die erste Warnung kommt oft schon während der Einführung, wenn die Neuankömmlingen durch die Werkstraßen geführt werden. Shirley Thomas-Moore, eine Lehrerin, die zu Ford ging, um mehr Geld zu verdienen, erinnert sich an diese Szene in den Achtzigern: Ein Mann schlug mit seinem Hammer aufs Geländer, um die Aufmerksamkeit auf die Frauen zu lenken. 'Frischfleisch!', brüllten die männlichen Arbeiter."
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