Tamás Somlymosi ist Intendant des Staatsballetts an der Ungarischen Staatsoper und steht immer wieder in der Kritik, weil er die Inszenierungen nicht öfter mit
ungarischen Nachwuchstänzern besetzt. Im Interview mit Eszter Herskovits
erklärt er, warum das nicht so einfach ist: "Wenn, sagen wir mal,
Messi in irgendeiner ungarischen Fußballmannschaft spielen wollte, würden wir uns darüber nicht freuen? Um beim Ballett zu bleiben, wenn der Star des Moskauer Bolschoi bei uns tanzt, ist das schlecht? Wenn ein Tänzer aus einer Schule kommt, die als Hochburg des Balletts gilt, stärkt uns das auch hier (...) Als ich mich beim Staatlichen Ballettinstitut bewarb, wählte man aus
tausend Jungen und zweitausend Mädchen jeweils zwölf aus. Wenn heute gleich welche Schule zum Probetanzen aufruft, freut man sich, wenn
50 bis 60 Kinder zusammenkommen. Es ist natürlich nicht sicher, dass alle fünfzig genommen werden und es ist bei weitem nicht sicher, dass all Angenommenen auch dabeibleiben. Aber es ist nicht das gleiche, ob man aus fünfzig oder aus tausend ein Talent aussucht. Es nicht angenehm für mich, in einer Abschlussaufführung zu sitzen, in der es keinen einzigen Jungen als Abschlusskandidaten gab. Wie soll ich da ungarische Jungen anheuern? Und selbst von den angeheuerten Mädchen haben die Hälfte
ausländische Wurzeln. Als was zählen sie dann? Ein bisschen ausländisch oder sehr ausländisch? Oder wo ist das Problem?"