Magazinrundschau
Das ist so unfassbar 17. Jahrhundert
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
11.04.2017. Nicht Brüssel muss die ungarische Demokratie verteidigen, sondern die Ungarn, meint Peter Nadas in HVG. Frauenrechte gelten wohl nur provisorisch, fürchtet Margaret Atwood im New Yorker. La Croix porträtiert den Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon. Die London Review sucht britische Jobs in Polen. Die LA Review untersucht den Raum in den Filmen von Straub Huillet. Die New York Times beleuchtet das symbiotische Verhältnis von CNN-Chef Jeff Zucker und Donald Trump.
HVG (Ungarn), 09.04.2017

New Yorker (USA), 17.04.2017

Außerdem: Peter Hessler berichtet von seiner Erfahrung, während des Arabischen Frühlings Arabisch zu lernen. John Seabrook folgt dem Impresario Paul Tollett zu dem von ihm initiierten Musik-Festival ins kalifornische Coachella Valley. Und Kathryn Schulz stellt uns die vergessene Bürger- und Frauenrechtlerin Pauli Murray vor.
La Croix (Frankreich), 07.04.2017

Zu den Zeichen seiner höheren Sendung gehört auch das kleine rote Blechdreieck, das sich Mélenchon stets ans Revers heftet, bemerkt Audeguy, eine obszöne Aneignung eines Résistant- und Opferstatus aus der Geschichte, wie das Magazin Marianne erläutert: "Wer sich an den Geschichtsuntericht erinnert, wird hierin das Symobl erkennen, das die Nazis benutzten, um in ihren Lagern die politischen Gefangenen zu kennzeichnen: Widerstandkämpfer, Kommunisten, Wehrdienstverweigerer..." Selbst von einem Anhänger befragt, was es mit diesem Abzeichen auf sich hat, "bestätigt er diesen Ursprung: 'Das sind die deportierten Kommunisten.' Und er habe sich entschlossen, es permanent zu tragen, um auf rechte Kritiker zu reagieren, die ihn mit der extremen Rechten vergleichen." Das Zeichen wurde ursprünglich in Belgien als Abzeichen des Antifaschismus gegen neue Rechtsradikale erfunden.
London Review of Books (UK), 20.04.2017

Weiters: Nur Hohn und Spott hat Jeremy Harding für die Schöngeister übrig, die wie Ronald Raphael mit seinem Buch "Borderwall as Architecture" die Grenze zwischen den USA und Mexiko zu etwas Verbindendem machen wollen, zu einem Kunstprojekt oder auch einem mit Kakteen umkränzten Radweg für sorglose Outdoorer. Julian Barnes fragt bang, ob die Welt jetzt die Briten hasst.
Elet es Irodalom (Ungarn), 07.04.2017

LA Review of Books (USA), 07.04.2017

Szene aus Straub/Huillets Film "Von heute auf morgen" nach Arnold und Gertrud Schönberg von 1996
Die Filme von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet gelten als schwere Kost, deren Kenntnis sich bislang auf wenige Spezialisten vornehmlich im europäischen Raum beschränkte. Eine tourende Filmreihe und zwei neue Buchveröffentlichungen (mehr dazu hier und dort) machen die sperrig-spröden Filme des französischen Regie-Duos nun auch in den USA bekannter. Kevin McMahon hat sich eingehender mit den stets in einem besonderen Verhältnis zur Musik stehenden Filmen und Büchern der beiden befasst und geht dabei auch auf die besondere Rauminszenierung ein, etwa in dem Opernfilm "Von heute auf morgen": "Es handelt sich dabei mit Nachdruck um eine abgefilmte Aufführung: Wir sehen die Bühne, das Orchester und den (leeren) Saal. Die Szenerie wird nie 'geöffnet', was den auf seltsame Weise klaustrophobischen Plot um eine häusliche Auseinandersetzung noch betont. Jahre bevor die MetLive ihre Konventionen für abgefilmte Opern entwickelte, unterliefen Straub-Huillet diese bereits... Straub-Huillets Auseinandersetzungen mit dem Klang-Raum werden ergänzt durch die Auseinandersetzung mit dem Ort-Raum. Alle Elemente - Kamerarbeit, Klang, Montage, Text und Performance - zielen darauf ab, den Zuschauer an einem kohärenten, spezifischen Ort zu situieren. Nicht jeder Ort kommt dafür in Frage. Die Dokumente in dem Band 'Writings' belegen den enormen Aufwand, mit dem sich Straub-Huillet auf die Suche nach Drehorten machten, die den Anforderungen für das Projekt exakt genügten. Und wenn sie einen Ort gefunden hatten, brachten sie präzise auf den Punkt, wie sie ihn gebrauchen würden. 'Die Arbeit mit dem Drehort ist essenziell', sagt Straub. 'Ansonsten führt man bei den Dreharbeiten einfach nur alte Tricks auf. Was nicht durch Geduld und Zeit gemeistert wird, ist nichts wert. Es muss den Ort durchdringen und Wurzeln schlagen.'"
En attendant Nadeau (Frankreich), 10.04.2017

Dutheil bespricht auch Annick Duraffours und Pierre-André Taguieffs monumentalte Studie "Céline, la race, le Juif : Légende littéraire et vérité historique", die zum Standardwerk über das Thema von Célines Antisemitismus werden dürfte.
Guardian (UK), 08.04.2017

Weiteres: Jeanette Winterson erklärt, warum sie ihre Partnerin geheiratet hat, obwohl sie so gern ein Zeichen gegen konventionelle Monogamie gesetzt hätte.
New York Times (USA), 09.04.2017

Außerdem: Robert F. Worth erkundet die Rolle des französischen Sozialwissenschaftlers Gilles Kepel in der Debatte um Assimilation und Extremismus unter Frankreichs Muslimen. Leslie Jamison erzählt, wie es sich anfühlt, eine Stiefmutter zu sein. Carina Chocano denkt darüber nach, was es bedeutet, "begierig nach etwas" genannt zu werden, in den sozialen Medien wie auf der politischen Bühne. Und Jenna Wortham fragt, warum Silicon Valley Online-Belästigungen nicht zu stoppen vermag.
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