Magazinrundschau
Mr Xxx Stalin
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
09.07.2019. Mit einer Aktualisierung zu Raymond Geuss. Der Guardian erklärt, wie kinderleicht man in London sein Geld wäscht. Wie einfach eine grundlegende Ethik im Technologiesektor sein könnte, erklärt der Sci-Fi-Autor Ted Chiang in GQ. Literarni noviny möchte keine neue Mariensäule in Prag. In Literary Hub unterhalten sich Nadifa Mohamed und Aleksandar Hemon über den Blick des Migranten. The Point kommuniziert über Habermas. Pacific Standard beobachtet genetische Erweckungsversuche der
amerikanischen Kastanie. Die NYT beobachtet Anzeichen von Leben in einem
toten Schweinehirn.
Guardian (UK), 08.07.2019

Außerdem: Die pakistanische Journalistin Sanam Maher erzählt im Guardian noch einmal die Geschichte der Social-Media-Diva Qandeel Baloch, die im Jahr 2016 von ihrem Bruder umgebracht wurde, der fand, dass sie mit ihren freizügigen Videos Schande über ihre Familie gebracht habe. Der Guardian hat zu diesem Thema auch ein halbstündiges Video-Feature produziert.
MicroMega (Italien), 03.07.2019

Gentlemen's Quarterly (USA), 02.07.2019

Merkur (Deutschland), 01.07.2019

Weitere Artikel: Reiner Nägele wehrt sich gegen Versuche, Musikwissenschaft als reine Philologie zu betreiben. Rainer Maria Kiesow schreibt über Carl Schmitts "Gesetz und Urteil".
Pacific Standard (USA), 25.06.2019
Catkins on 6 month old T1 'Darling 58' American chestnut in high-light growth chamber. Preparing to pollinate more mother trees this year for the next outcross generation. Seed to seed in 2 year cycle. 🌰 pic.twitter.com/3WHSw7FfNN
- William Powell (@ChestnutPowell) 25. Mai 2018
William Powells "Darling 58", eine neue Kastanie, die Oxalsäure besonders gut entgiftet.
In der aktuellen Ausgabe des Magazins wirft Rowan Jacobsen einen kritischen Blick auf genetisch kultivierte Bäume, namentlich die ausgestorbene amerikanische Kastanie, und wägt ab, ob sie Fluch sind oder Segen: "Solche Bäume sind den gleichen Bedenken ausgesetzt wie genmanipuliertes Getreide, doch im Unterschied zu einjährigem Getreide, das wir nach unseren Wünschen gestaltet haben, leben Bäume viel länger, blühen, verteilen ihre Pollen übers Land und hybridisieren womöglich mit wilden Artgenossen. Sogar im agrikulturellen Kontext bieten Bäume Schutz und Nahrung für Insekten, Pilze und Säuger. Und weil Bäume lange leben, gibt es viel Raum für Interaktion mit der 'natürlichen' Welt … Da die transgene Kastanie der erste genetisch modifizierte Organismus ist, der auf die Natur losgelassen wird, sind die Anforderungen hoch. Wissenschaftler haben so viele Interaktionsszenarien wie nur möglich getestet, von Pilzen, die die Wurzel besiedeln, bis zum Keimen von Gras, Pinien und Ahorn in den abgestorbenen Blättern. Sie haben den Saft der Blätter an Insekten und die Pollen an Hummeln verfüttert. In all diesen Tests hat sich die transgene nicht von der wilden Kastanie unterschieden. Nur ein Testergebnis steht noch aus. Kaulquappen, die mit transgenem und wildem Kastanienlaub gefüttert wurden, entwickelten sich gleich schnell, aber Quappen, die mit Ahornlaub gefüttert wurden, wuchsen nur halb so schnell. Ahornlaub ist eins der Nahrungsmittel, das Kaulquappen seit Aussterben der Amerikanischen Kastanie als Ersatz fressen. Möglich, dass das Ökosystem die Kastanie mehr vermisst, als wir ahnen."
Außerdem: Rebecca Dzombak über die unaufhaltsame Welle des Mikroplastik-Mülls. Und Laura Bliss berichtet über die Wohnungsnot in der Bay Area und was Google dagegen unternehmen will.
Elet es Irodalom (Ungarn), 05.07.2019

Literary Hub (USA), 01.07.2019

The Point (USA), 01.07.2019

In der angelsächsischen Sphäre scheint Jürgen Habermas ganz eindeutig als "Liberaler" zu gelten. In The Pointmag veröffentlichte der amerikanische Philosoph Raymond Geuss (ex Cambridge) zum Neunzigsten des Denkers eine Polemik, wie man sie in dieser Qualität in Deutschland nicht zu lesen bekam: Geuss wirft dem Habermasschen Kult der "Diskussion" und der "Kommunikation" eine sträfliche Naivität vor. Beispiel ist für ihn der Brexit, ein Ziel das vor Jahren allenfalls zehn Prozent der Briten angestrebt hätten und das durch permanentes Schnattern und Kommunizieren zum Super-GAU einer schlecht qualifizierten Mehrheit wurde. Auch Habermas' Idee der Legitimität greift Geuss an. Ingesamt klingt seine Polemik konservativ: Das haben wir also davon, wenn dieses ganze Volk anfängt zu deliberieren.
Auf Geuss' Polemik antwortet nun der amerikanische Historiker Martin Jay, der Habermas in Schutz nimmt: Natürlich suche eine modernen Demokratie permanent nach Legitimität, und zwar durch nichts anderes als Diskussion und Kommunikation: "Die Suche nach einem plausiblen Begriff von Legitimität mittels einem diskursiven Prozess der Willensbildung als ein heuchlerisches liberales Experiment abzuqualifizieren... ist in einer säkularen Welt, in der Fragen der Souveränität, der Menschenrechte und konstitutioneller Zwänge permanent ausgehandelt werden, erschreckend zynisch."
Literarni noviny (Tschechien), 03.07.2019

New York Times (USA), 07.07.2019

Außerdem: Michael Sokolove untersucht die Rolle, die saudisches Geld in amerikanischen Universitäten spielt. Und David Marchese spricht mit Whoopi Goldberg über den Verfall der gepflegten Konversation.
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