Magazinrundschau
Niemals peinlich
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Freitag Mittag
06.06.2014. Die NYRB überlegt, wer alles Schuld ist am wachsenden Terrorismus in Afghanistan. Im New Statesman erinnert John Gray an Maos Freunde in der akademischen Welt. Der New Yorker porträtiert den englischen Schriftsteller Edward St. Aubyn. Rue89 widmet sich den neuen Porn Studies. In der LARB beschuldigt Muhammad Idrees Ahmad Seymour Hersh, im Falle Syriens profaschistischer Propaganda aufgesessen zu sein. In Eurozine erklärt Peter Sloterdijk, warum es in Deutschland keine digitale Kompetenz gibt.
New York Review of Books (USA), 05.06.2014

Außerdem: Claire Messud liest eine englische Neuübersetzung von Camus" "Der Fremde". Cass R. Sunstein bespricht einen Band über die Verfassungszusätze der USA. Und Ian Johnson bespricht zwei neue Bücher über die Ereignisse auf dem Platz des himmlischen Friedens vor 25 Jahren.
New Statesman (UK), 23.05.2014

Merkur (Deutschland), 01.06.2014

In der Sprachkolumne des Merkurs nimmt Daniel Scholten die Ambitionen zur Etablierung einer geschlechtsneutralen Sprache in der neuen Straßenverkehrsordnung aufs Korn, wo aus Autofahrern "Auto Fahrende" wurden und - "von hier an wird es richtig falsch" - aus Fußgängern "zu Fuß Gehenden".
New Yorker (USA), 02.06.2014

Gestern kam die Meldung, dass Jaron Lanier mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird. Deutsche Leser kennen den amerikanischen Cyberpionier - er gilt als Erfinder der virtuellen Realität - nur als Konvertiten, als Mahner vor "digitalem Maoismus" und kybernetischem Totalitarismus. Doch 2011 zeichnete Jennifer Kahn im New Yorker ein sehr viel komplexeres Porträt Laniers: Sie beschreibt seine ungewöhnliche - und dramatische - Kindheit, tief geprägt von der Hippiekultur, was ihn allerdings nicht davon abhielt, für Atari oder (seit 2006) im Forschungslabor von Microsoft zu arbeiten: "Laniers Sehnsucht, sich dem Gespräch zu entziehen, während er gleichzeitig Akzeptanz sucht, hat tiefe Wurzeln. "Als ich aufwuchs fand mein Dad manchmal, dass ich nicht exzentrisch genug bin - in dem Sinne, dass ich später als Erwachsener in einem Haus mit Wänden, die parallel stehen, leben wollte, so Sachen", erzählte Lanier. Dann sprach er über seine Mutter. "Hätte sie länger gelebt, ich glaube ich wäre auf konventionelle Art erfolgreicher geworden", meint er. "Ich wäre Medizinprofessor in Harvard geworden oder etwas ähnliches. Mein Dad sagte "Sei der Buckminster Fuller oder der Frank Lloyd Wrigt" - sei der seltsame Außenseiter, der erfolgreich wird. Was ich dann ja auch irgendwie wurde."
Die allerneueste Ausgabe des New Yorker ist die traditionelle Fiction- und Poetry-Ausgabe. Online lesen darf man ein Porträt des Autors und Videobloggers John Greens lesen sowie Christine Smallwoods Besprechung von Phyllis Roses "The Shelf: From LEQ to LES" für das sich die Autorin durch die Bücher LEQ-LES im Regal ihrer Bibliothek gelesen hat.
Rue89 (Frankreich), 31.05.2014

LA Review of Books (USA), 01.06.2014

Eurozine (Österreich), 06.06.2014

Im Schweizer Monat unterhalten sich Marc Beise, Frank Schirrmacher und Peter Sloterdijk (online gestellt von Eurozine) über die "amerikanischen Digitalgiganten", und Peter Sloterdijk macht einen etwas überraschenden Punkt, als er Frank Schirrmacher zur Idee für ein europäisches Google beglückwünscht - als hätte Schirrmacher mit seinen apokalyptischen Visionen nicht kräftig dazu beigetragen, jeden Gedanken an digitale Innovationen zu ersticken. Diese Haltung kommt nicht von ungefähr: "In Europa", so Sloterdijk, "haben wir uns als Opfer empfunden, als Spielmasse der russisch-amerikanischen Konfrontation, und haben Lichterketten gebildet. Damit schafft man aber noch keine Kompetenz; es gibt hier ein europäisches Versäumnis, für das wir einen hohen Preis bezahlen. Es ist ja nicht so, dass der Computer ausschließlich auf amerikanischem Boden entstanden ist. Konrad Zuse hat für seinen genialen Computer, den er Ende der vierziger Jahre entwickelt hat, nach 20-jährigem Prozess vor dem Deutschen Patentamt eine endgültige Ablehnung seines Patentantrages erhalten, mit dem Argument, hier liege ein Produkt von mangelnder Erfindungshöhe vor. Das ist ein Ausdruck, den man sich auf der Zunge zergehen lassen muss!"
Außerdem interviewt Geert Lovink die Filmemacherin und Aktivistin Astra Taylor, die in ihrem Buch "The People"s Platform" über Internet und Kapital schreibt und eine große Lücke ausmacht: "Kritisches Denken ist nicht auf dem Stand der heutigen Realität mit ihrem vernetzten Kapitalismus - Deleuze" kurzes Postskriptum über die Kontrollgesellschaften ist so ziemlich das beste, was man zu diesem Thema bekommen, und er erwähnt nicht einmal explizit das Internet."
New York Times (USA), 06.06.2014

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