Jon Halliday, Jung Chang

Mao

Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes
Cover: Mao
Karl Blessing Verlag, München 2005
ISBN 9783896672001
Gebunden, 976 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ursel Schäfer, Heike Schlatterer und Werner Roller. Es war nicht das Wohl seines Volkes, das Mao Tse-tung, dem Großen Vorsitzenden der Volksrepublik China, am Herzen lag. Es war auch nicht die kommunistische Ideologie, obwohl er ihren weltweiten Sieg anstrebte. Das Motiv von Maos Handeln war ausschließlich und zu jeder Zeit sein absoluter Wille zur Macht. Ob auf persönlicher, auf nationaler, auf internationaler Ebene - sein Machthunger war grenzenlos. Mao Tse-tung hat nicht alle, aber viele seiner Ziele erreicht, und China hat teuer dafür bezahlt: mit dem Leben von 70 Millionen Menschen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.11.2005

Mit großer Eindringlichkeit empfiehlt Gisela Mahlmann dieses Buch jedem, "der mit China zu tun hat, ob als Politiker ... oder als Tourist". Denn darin werde endlich, sieben Jahrzehnte nach Edgar Snows hymnischen Porträt in "Roter Stern über China", das mythische Bild Maos als weiser Soldat und Repräsentant des besseren Kommunismus zerschmettert. Mao erscheint stattdessen als größter Massenmörder der Geschichte und als Sadist. Nicht jede Information, so Mahlmann, ist neu, doch nie wurde die Geschichte von Maos Terrorregime und seiner Person so umfassend und breit präsentiert - das Ergebnis von zwölf Jahren metikulösem Quellenstudium in Archiven weltweit und Interviews mit Heerscharen von Zeitzeugen. Die Breite ist denn auch der einzige Mangel des Buches, findet die Rezensentin: Fast tausend Seiten inklusive Fußnoten werden vielen zu schwer verdaulich sein. Dabei wäre es gerade wichtig, das viele das Buch lesen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.10.2005

Jung Changs und Jon Hallidays Buch über Mao ist im Grunde eine "umfassende Anklageschrift" und als solche kann der Rezensent Karl Grobe das Buch auch gelten lassen. Da der Band sich aber der "Form nach als Biografie" gibt, fühlt sich der Rezensent doch zu einigen Einsprüchen herausgefordert, die er Punkt für Punkt aufführt. Zunächst merkt der Rezensent an, dass die Fakten, die die beiden Autoren aufführen, "hinreichend bekannt" sind und es keineswegs ausreicht, die "Hintergründe der absoluten Macht" Maos allein aus seinem "Charakter" heraus zu erklären. Es ist dem Rezensenten aufgefallen, wie wenig sich die Autoren mit den zeithistorischen Umständen befassen, was er für ein Manko hält. Neben inhaltlichen Aussagen, die seiner Ansicht nach so sträflich kurz und unkommentiert im Text stehen, dass sie als verfälschend gelten müssen - hier führt er beispielsweise den Spionagevorwurf gegen Bucharin auf, der so keinesfalls "stehen bleiben darf" - haben ihn aber auch noch "formale Dinge" in dem Buch gestört. So empfindet er es als irritierend, dass die Umschriften der chinesischen Namen zwischen zwei Transkriptions-Methoden schwanken und zudem moniert er als "ungehörig", dass die Autoren etwa den Kontrahenten Maos, Zhang Guotao, permanent nur mit dem Vornamen nennen. Zudem haben die Autoren wirklich nur Quellen ausgewählt, die sie im "Sinne ihrer Anklage" nutzen können, moniert Grobe. Vielleicht ist es heute schlicht "noch nicht möglich" eine "faire Biografie" Maos zu schreiben, meint Grobe, der das Buch als "Plädoyer" gegen den "politischen Gewaltverbrecher" Mao durchaus als "Verdienst" zu würdigen weiß.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.10.2005

Mao Zedong, schreibt der Rezensent Urs Schoettli, wird von den heutigen Generationen eher als "gütiger Onkel" denn als "Revolutionsführer" gesehen. Die von Jung Chang und Jon Halliday verfasste Mao-Biografie legt nahe, dass Mao keines von beidem gewesen ist. Zwar offenbart sich nichts besonders Neues in dieser Biografie, wie der Rezensent findet, doch die überaus gründliche Recherchearbeit macht sie zu einer "sorgfältigen Sammlung der Schandtaten" des Autokraten von "erheblichem dokumentarischen Wert". In den gesammelten Zeugnissen zeichne sich das Bild eines "klassischen Konterrevolutionäres" ab, der sich durch seine Abwertung der chinesischen Kultur auszeichne und der buchstäblich über Leichen geht. Schoettli diagnostiziert Mao nach der Lektüre eine pathologische Egomanie, die in der geschlossenen Abteilung besser aufgehoben gewesen wäre als in der Politik, wo sie 70 Millionen Tote zeitigte. Erwähnenswert erscheint dem Rezensenten schließlich, dass der sonst als akzeptabel und moderat eingestufte Tschou En-lai als "Schwächling" und "williger Kollaborateur" bei den Autoren "sehr schlecht wegkommt".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2005

Maos Leibarzt Li Shizui veröffentlichte vor ein paar Jahren seine Memoiren, in denen Mao Zedong als skrupelloser, zynischer und sexbesessener Potentat geschildert wurde, ruft Rezensent Tilman Spengler in Erinnerung. Das Autoren-Ehepaar Jung Chang und Jon Halliday bestätigt dieses Bild und erweitert es um die historische und die politische Dimension. Und die habe es in sich: sollten alle Fakten dieser jahrelang und lückenlos recherchierten Biografie stimmen, gibt Spengler zu beachten, dann müsse "Chinas Geschichte in entscheidenden Punkten neu erzählt werden". Die Sowjetunion, lautet eine der wichtigsten Erkenntnisse, wirkte sehr viel bestimmender auf die chinesischen Genossen ein als bisher angenommen. Deren hart umkämpfter "Langer Marsch" sei wiederum pure Propaganda gewesen, wohingegen bislang noch nicht bekannt gewesen sei, in welch erschreckender Höhe das Mao-Regime Tote und Opfer gekostet hat. Das Buch ist spannend geschrieben, auch beeindruckend dicht recherchiert, versichert Spengler, hinterlässt aber bei ihm auch einige offene Fragen. Worin nun bestand die besondere Anziehungskraft Maos, das Geheimnis seiner Macht? Das Böse muss Bestandteil der Erlösungsphantasien gewesen sein, versucht sich Spengler in der Analyse und wünscht sich mehr Erklärungen in diese Richtung. Um dann schnell zu versichern, dass sein Einwand nur als Kritik eines "auf hohem Niveau verwöhnten Betrachters" zu verstehen sei. 
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