Magazinrundschau
Diese Gabe europäischer Frauen
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07.10.2008. Schützt die Spekulanten vor sich selbst, fordert die New York Review of Books mit George Soros. Nepszabadsag fordert staatlich finanzierte Arbeitsplätze, damit Roma arbeiten lernen. In La vie des idees erklärt der Historiker Roger Chartier, wie ungeschützt das Buch schon vor der Erfindung des Internets war - im Mittelalter etwa. Für Indien ist Bollywood, was Dante für Italien war, meint Outlook India. Der Economist ahnt, wie sich die Musikindustrie retten wird. In Standpoint lächelt der Tenor Ian Bostridge über den Rebellionsgestus der Popmusik.
New York Review of Books (USA), 23.10.2008
In seinem Buch zur Kreditkrise "The New Paradigm for Financial Markets" sagt George Soros das Ende einer Ära voraus: Zu Ende gehe eine lange Phase der Stabilität, die Dominanz der amerikanischen Wirtschaft und des Dollars. John Cassidy möchte nicht dagegen wetten, zumal Soros schon sehr früh sehr hellsichtig die Krise prophezeit hat: "Mehr noch als seinen Investorenkollegen an der Wall Street, die sich all die neuen, nun implodierten Kreditinstrumente ausgedacht haben, gibt Soros die Schuld den Aufsichtsbehörden und Zentralbankern, die den hochexplosiven Geschäften noch Vorschub leisteten. Das System der Selbstregulierung überließ viele amerikanische und europäische Banken ihrem internen Risikomanagement. Für die einzige externe Kontrolle sorgten kommerzielle, von den Banken selbst bezahlte Rating-Agenturen wie Moody's und Standard & Poor. 'Ich halte es für überaus schockierend, wie Aufsichtsbehörden die Verantwortung abgegeben haben', schreibt Soros. 'Wenn sie selbst das Risiko nicht kalkulieren können, dürfen sie den Instituten unter ihrer Aufsicht nicht erlauben, es einzugehen. Das Risikomodell der Banken basierte auf der Annahme, dass das System stabil ist. Aber anders als die Marktfundamentalisten glauben, ist die Stabilität der Finanzmärkte keineswegs sicher. Sie muss aktiv von den Behörden gewährleistet werden.'"
Ein schöner Sieg, den Washington da neuerdings für sich im Irak reklamiert, spottet Peter W. Galbraith: "Religiöse Schiiten-Parteien, Irans engste Alliierte, kontrollieren die Zentralregierung des Iraks und den ölreichen Süden des Landes. Eine sunnitische Miliz mit dem Namen 'Das Erwachen' dominiert das Zentrum des Landes. Sie wird von eben den Baathisten geführt, für deren Sturz wir 2003 in das Land einmarschiert sind."
Weiteres: Colm Toibin erkennt große Ähnlichkeiten zwischen Barack Obama und James Baldwin. Sanford Schwartz bewundert Louise Bourgois, der das New Yorker Guggenheim Museum gerade eine große Ausstellung widmete. Besprochen werden auch Paul Stewarts Buch "Galapagos", Annie Proulx' Erzählungen "Fine Just the Way It Is" und eine Neuedition des Lindisfarne Evangeliums.
Ein schöner Sieg, den Washington da neuerdings für sich im Irak reklamiert, spottet Peter W. Galbraith: "Religiöse Schiiten-Parteien, Irans engste Alliierte, kontrollieren die Zentralregierung des Iraks und den ölreichen Süden des Landes. Eine sunnitische Miliz mit dem Namen 'Das Erwachen' dominiert das Zentrum des Landes. Sie wird von eben den Baathisten geführt, für deren Sturz wir 2003 in das Land einmarschiert sind."
Weiteres: Colm Toibin erkennt große Ähnlichkeiten zwischen Barack Obama und James Baldwin. Sanford Schwartz bewundert Louise Bourgois, der das New Yorker Guggenheim Museum gerade eine große Ausstellung widmete. Besprochen werden auch Paul Stewarts Buch "Galapagos", Annie Proulx' Erzählungen "Fine Just the Way It Is" und eine Neuedition des Lindisfarne Evangeliums.
Nepszabadsag (Ungarn), 04.10.2008

La vie des idees (Frankreich), 29.09.2008
Wie verändert die Digitalisierung das Buch und wie hat sich das Lesen im Laufe der Jahrhunderte entwickelt? Über diese Fragen, die sich im Internetzeitalter neu stellen, denkt Roger Chartier, Historiker und Experte für die Geschichte des Buchs und der Lektüre, in einem ebenso gelehrten wie spannenden Gespräch nach. Darin zeigt er unter anderem, das das Buch keineswegs ein so strikt in sich abgeschlossenes Objekt war wie es heute erscheint. Die Texte wurden auch früher fortgeschrieben: "So war auch die handgeschriebene Kopie (die bis ins 18. und 19. Jahrhundert existierte) offen für diese Mobilität des Textes von Kopie zu Kopie. Außer für sehr sakrale Texte, wo jeder Buchstabe respektiert werden muss, waren alle Texte offen für Interpretationen, Hinzufügungen, Veränderungen. In der frühen Zeit des Buchdrucks, vom 15. bis zum frühen 19. Jahrhunderts, waren die Auflagen aus verschiedenen Gründen sehr klein. Sie lagen bei 1.000 bis 1.500 Exemplaren. Der Erfolg eines Werks zeigte sich in der Zahl der Wiederauflagen. Und jede Wiederauflage war eine Neuinterpretation."
London Review of Books (UK), 09.10.2008

Weitere Artikel: Jonathan Raban erklärt das Phänomen Sarah Palin als amerikanische Variante des modernitäts- und urbanitätsfeindlichen rechtsextremen Poujadismus der fünfziger Jahre. Besprochen werden eine Neuausgabe von Howard Sturgis' Roman "Belchamber", ein Sammelband über "Jews and Shoes" und eine DVD-Box mit drei Filmen von Max Ophüls.
Babelia (Spanien), 04.10.2008
Der mexikanische Schrifsteller Carlos Fuentes - gerade ist sein neuer Roman "La voluntad y la fortuna" erschienen - zeigt sich im Interview sehr besorgt über die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen mexikanischer Staatsmacht und Drogenmafia: "Heutzutage ist das Leben hier viel gefährlicher als früher. Ich traue mich nicht mehr, zu Fuß um den Block zu gehen. Alle fordern mehr Sicherheit. Das ist sehr riskant, denn Sicherheit gibt es manchmal bloß mit einem autoritären Regime, einer Diktatur. Die große Herausforderung wird es sein, Sicherheit unter demokratischen Verhältnissen zu gewährleisten. Die Sicherheit hat viel mit dem Drogenhandel zu tun. Ein wichtiger erster Schritt wäre, dass sich sechs, sieben, acht Länder zusammentun und beschließen, Straffreiheit für Drogenkonsum zu gewähren. Natürlich würden dann mehr Drogen konsumiert. Aber nachdem Roosevelt die Prohibition aufgehoben hatte, gab es zwar weiterhin Alkoholiker, was es jedoch nicht mehr gab, waren Al Capones."
Weltwoche (Schweiz), 02.10.2008

Weitere Artikel: Kurt W. Zimmermann stichelt mit einer pessimistischen Bestandsaufnahme in Richtung der ihm zu zahmen schweizer Blogger: "Es gibt in der Eidgenossenschaft keinen frechen Polit-Blog, keinen gutgemachten Wirtschafts-Blog und keinen flotten Unterhaltungs-Blog. Vergleichsweise mickrige Schwachstrom-Blogs wie jene von Moritz Leuenberger und Kurt Aeschbacher gehören zu den Angeboten mit dem höchsten Beachtungsgrad."
In den USA hingegen, so berichtet Carmen Gasser, nutzten angesehene Ökonomen für einen Brandbrief an Finanzminister Paulson einen Blog namens Freakonomics : "Längst ist Bloggen keine Spielerei mehr von Internetfreaks. Es ist zu einem Massenphänomen geworden."
New Yorker (USA), 13.10.2008

(Gawker betitelte sein enttäuschtes Resümee des Artikels mit: "The Missing Dirt on Ariana Huffington".)
Weiteres: James Wood beschäftigt sich mit dem republikanischen Hasswort dieses Wahlkampfs: "Worte". Thomas Mallon bespricht das Buch "Looking for Lincoln: The Making of an American Icon " von Philip B. Kunhardt III, Peter W. Kunhardt und Peter W. Kunhardt, Jr. Alex Ross hörte die Berliner Philharmoniker mit Stockhausens "Gruppen" auf dem Flughafen Tempelhof. Und David Denby sah im Kino den Thriller "Body of Lies" von Ridley Scott und die Komödie "Happy-Go-Lucky" von Mike Leigh. Zu lesen ist die Erzählung "Gold Boy, Emerald Girl" von Yiyun Li und Lyrik von Bryan D. Dietrich, Albert Goldbarth und Spencer Reece.
Outlook India (Indien), 13.10.2008

Nouvel Observateur (Frankreich), 02.10.2008

Economist (UK), 06.10.2008

Weitere Artikel: Eindrücklich wird geschildert, warum Somalia der gescheitertste aller gescheiterten Staaten ist. Außerdem: Ein Nachruf auf Paul Newman. Und ein Extra-Teil (die Übersicht oben in der rechten Spalte) befasst sich mit der US-Wahl aus vielen Perspektiven.
Besprochen werden unter anderem Yasheng Huangs Studie über den "Kapitalismus mit chinesischem Antlitz" und Timothy W. Rybacks Buch über "Hitlers Privatbibliothek".
Le Monde (Frankreich), 04.10.2008
Jonathan Littell, der einst als Abgesandter der Soros-Foundation in Georgien arbeitete, war während des kurzen Krieges auf dem Terrain. In Le Monde veröffentlicht er eine epische Reportage, die mit Kritik an beiden Seiten nicht spart. Unter anderem schreibt er über die Pressepolitik beider Seiten. Auch durch Südossetien durfte er reisen. Anders als die Georgier hätten die Russen den Journalisten allerdings keine Gelegenheit zu freier Recherche gegeben. "Der Clou dieser Magical Mystery Tour ist das klassische Konzert mit dem Orchester des Mariinsky-Theaters aus Sankt-Petersburg unter Valery Gergiev vor den Ruinen des örtlichen Parlaments. Seit Jahren hatten die Georgier versucht, Gergiev, einen Nordosseten und dicken Freund Putins, für ein Versöhnungskonzert einzuladen. In Tschinwali leitet er, umgeben von einer Kinderschar, sein vom russischen Fernsehen live übertragenes Konzert mit einer Ansprache auf russisch und englisch ein. Er spricht über den 'Genozid', der von den Georgiern verübt worden sei und vergleicht sie mit den Attentätern des 11. September. Und obwohl selbst die ossetische Stellen nur noch von 133 Ziviltoten sprach, hält er sich lieber an die anfängliche Version mit den 2000 Toten."
Standpoint (UK), 02.10.2008

Espresso (Italien), 02.10.2008

New York Times (USA), 04.10.2008

In der Book Review bespricht Joshua Hammer den neuen Roman von Ian Buruma, der in "The China Lover" die chinesisch-japanische Geschichte in der Figur einer Filmdiva spiegelt.
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