Magazinrundschau
Farbe aus dem All
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
17.09.2019. Vanity Fair porträtiert den pakistanischen Premier Imran Khan. The Atlantic fragt, was die äthiopische Bundeslade im British Museum zu suchen hat. Im Merkur setzt sich Eva Geulen dem kosmischen Grauen H.P. Lovecrafts aus. Die Washington Post schwärmt für Rieslinge mit Umlaut. Der Guardian sucht ein Kopftuch in türkischen Fernsehserien. Der New Yorker kann sich nicht entscheiden, ob Edward Snowden ein Verräter oder ein Whistleblower ist.
Vanity Fair (USA), 30.09.2019

Mérce (Ungarn), 14.09.2019

The Atlantic (USA), 09.09.2019

Merkur (Deutschland), 02.09.2019

Times Literary Supplement (UK), 16.09.2019

Magyar Narancs (Ungarn), 15.08.2019

Washington Post (USA), 17.09.2019

Jason Wilson hat eine Schwäche für deutschen Weißwein, Riesling insbesondere, mit schönen "Umlauts" im Namen. Und so reist er an die Mosel um das Piesporter Goldtröpfchen und mehr zu kosten. Staunend berichtet er über eine junge, lebendige Weinszene, die mit organischen Weinen experimentiert und exzellente trockene Weine produziert (wie zum Beispiel die Gruppe "Message in a bottle"). Dabei hat sie einen kleinen Helfer: den Klimawandel. "Die letzte Ernte 2018 wurde von Weinkritikern weltweit für nahezu perfekt erklärt, viele glauben, dass sie eine goldene Ära trockener deutscher Weine ankündigt. 'In vielerlei Hinsicht hat uns der Klimawandel geholfen', sagt mir der Winzer Johannes Haart. 'Ich experimentiere damit, und schaue, wohin es uns führt.' Haart wählt, wie andere auch, seine Worte sorgfältig aus. Diese Situation ist ganz neu und ein wenig verwirrend. Deutschland gilt seit Jahrhunderten als eine Region mit kühlem Klima, in der die Trauben um ihre Reife und ihre Gärung kämpften und alkoholarme Weine mit viel Restzucker entstanden. Jetzt, angesichts des unvorhersehbaren Wetters der Welt, ernten die Winzer hier früher im Herbst, mit einem höheren Traubenvolumen und der Herstellung von Wein mit einem höheren Alkoholgehalt - und vor allem trockener. In einigen Ecken der Weinwelt gibt es unbehagliches Flüstern, dass Teile Deutschlands bald bekanntere Gebiete Spaniens, Italiens oder Frankreichs herausfordern könnten, die immer heißer und heißer werden. Wie lange wird es dauern, bis jemand sonnig eine deutsche Weinregion zur 'neuen Toskana' erklärt?"
Le Monde diplomatique (Deutschland / Frankreich), 16.09.2019

Weiteres: Hongkongs Regierung wird die tiefe politische Krise nicht mit ein paar finanziellen Wohltaten überdecken können, meint Martine Bular, zu tief sind die Hongkonger über ihre Zukunft verunsichert: "Diese Identitätskrise geht mit einer sozialen Krise einher. Hongkong zählt zu den reichsten Städten der Erde, was auch die Rekordzahl von 67 Milliardären zeigt (laut US-Magazin Forbes). Andererseits sind die Ungleichheiten besonders krass ausgeprägt: 20 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsschwelle." Mickael Correia blickt auf den überhitzten Wohnungsmarkt in Lissabon, wo reiche Angolaner und Touristen die Immobilienpreise in die Höhe schießen lassen: "Innerhalb von zehn Jahren ist die Zahl der Ferienwohnungen um 3000 Prozent gestiegen. Seit Ende 2018 führt Lissabon die Rangliste der europäischen Städte mit den meisten Airbnb-Wohnungen pro Einwohner an, noch vor Barcelona und Paris."
Aktualne (Tschechien), 17.09.2019

La vie des idees (Frankreich), 16.09.2019

Guardian (UK), 16.09.2019

Ian Urbina führt uns am Beispiel der koreanischen Reederei Sajo die ungeheure Rechtlosigkeit auf hoher See vor Augen. Er erzählt die Geschichte des Trawlers Oyang 70, eines wahren Seelenverkäufers, der von seinem betrunkenen Kapitän zum Kentern gebracht wurde: Fünf Seeleute ertranken, die Überlebenden berichteten von systematischer Ausbeutung und Misshandlung durch die tyrannischen Offizieren. "An Land hätte ein solches Desaster das Ende des Unternehmens bedeutet, nicht so auf hoher See", berichtet Urbina weiter. Die berüchtigte Reederei schickte einfach die Oyang 75 los, als neues Modellschiff. In Neuseeland gelang 32 Seeleuten die Flucht: "Als die Indonesier morgens um vier Uhr aufwachten, schlichen sie von Bord, während der Kapitän noch schlief. Weil sie Muslime waren, zogen die Männer durch die Straßen auf der Suche nach einer Moschee; weil sie keine fanden, nahmen sie stattdessen Zuflucht zu einer Kirche. Einer nach dem anderen beschrieben sie den Kirchenmitarbeitern und später Regierungsvertretern ihre Gefangenschaft auf dem Horrorschiff. Ein Chefingenieur brach einem Deckmann die Nase, weil dieser versehentlich mit ihm zusammengestoßen war. Ein anderer Offizier schlug ein Besatzungsmitglied so heftig, dass dieser einen Teil seines Augenlichts verlor. Wer Befehlen nicht Folge leistete, wurde in den Kühlraum gesperrt. Andere wurden gezwungen, verdorbene Fischköder zu essen. An guten Tagen dauerte eine Schicht zwanzig Stunden. Manchmal arbeiteten sie 48 Stunden durch. 'Ich dachte oft daran, um Hilfe zu bitten', sagte Andi Sukendar, einer der indonesischen Seeleute laut Gerichtsprotokoll, 'aber ich wusste nicht, wen'."
Elet es Irodalom (Ungarn), 13.09.2019

New Yorker (USA), 23.09.2019

Außerdem: Jonathan Blitzer erklärt, warum die Stimmen der Latinos in Florida für Trump Chefsache sind. Ben Taub porträtiert den Kriegsjournalisten und Utopisten Jonathan Ledgard. Janet Malcolm stellt Benjamin Mosers Biografie über Susan Sontag vor, die Sontags Tagebücher als wesentliche Quelle nutzt. Hilton Als erinnert an den Fotografen Roy DeCarava und seine Porträts schwarzer Künstler. Peter Schjeldahl feiert die afroamerikanische Künstlerin und Michelle-Obama-Porträtistin Amy Sherald. Anthony Lane sah im Kino James Grays "Ad Astra".
Kommentieren