Magazinrundschau - Archiv

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Magazinrundschau vom 21.02.2023 - Aktualne

Tomáš Maca führt ein spannendes Gespräch mit dem Psychiater und Neurowissenschaftler Jiří Horáček, der die menschliche Anfälligkeit für Verschwörungstheorien erforscht. "Der menschliche Geist ist von der sogenannten prädiktiven Kodierung geprägt", so Horáček. "Wir registrieren die Realität um uns nicht so, dass wir sie im Geiste fotografieren, sondern so, dass wir darüber Mutmaßungen anstellen, wie sie in Zukunft aussehen wird, und anschließend überprüfen wir unsere Vorstellungen. Wir vergleichen sie mit dem, was kommt, und falls unsere Vorhersagen nicht zutreffen, müssen wir sie aktualisieren. (…) Es handelt sich um einen uralten Anpassungsmechanismus, den wir von unseren biologischen Vorfahren geerbt haben und der sich nicht unterbinden lässt. Er generiert immer wieder neue Vorhersagen, doch in Zeiten der Unsicherheit, wie wir sie etwa während der Pandemie erlebt haben, passt keine von ihnen." In diese Lücken stoßen dann die vermeintlichen Sicherheiten der Verschwörungstheorien. Hinzu komme die Funktion des Hormons Oxytocin, das für menschliche Bindungen verantwortlich ist und "uns nicht nur in unangenehmen Situationen zu Gruppen zusammenschließt, sondern auch unser kollektives Verhalten synchronisiert". Die durch entsprechende Algorithmen verengten Echokammern der sozialen Medien, in denen der Nutzer nur seine eigene Stimme hört, verstärkten diese Wirkung. Was ursprünglich eine wichtige Überlebensfunktion war, wendet sich in einer global vernetzten Welt gegen uns. Es zeige sich, dass weder Bildung noch Intelligenz dagegen schützten. Gibt es dann überhaupt eine Lösung? Laut Horáček ja: "Als effektive Strategie erweist sich das sogenannte Prebunking, also eine vorausgehende Warnung und Impfung gegen Desinformation. Es geht von der Annahme aus, dass wir, wenn wir die Wirkung von Falschnachrichten vermindern wollen, eine Präventivstrategie entwickeln sollten, die auf denselben Prinzipien beruht, die die Desinformatoren verwenden. Es funktioniert ähnlich wie bei der Impfung gegen eine Infektion, bei der der Patient einen Wirkstoff derselben Infektion, nur in abgeschwächter Form erhält."

Magazinrundschau vom 11.10.2022 - Aktualne

Anlässlich einer Ausstellung in der Millenium-Galerie in Prag erinnert Ivan Adamovič an den tschechischen Künstler, Schriftsteller, Diplomaten und Reisenden Adolf Hoffmeister (1902-1973). Hoffmeister sei eine wahre Renaissance-Persönlichkeit gewesen. Schon das Haus, in dem er fast sechzig Jahre lebte, war einzigartig: das kubistische Prager Gebäude Diamant des Architekten Emil Králíček. 1920 war Hoffmeister Mitbegründer der Künstlergruppe Devětsil, lernte unter anderem die Kafka und Majakowski kennen, später Man Ray, Chesterton, Shaw, Joyce. Heute ist Hoffmeister in Tschechien vor allem für seine Porträts und Karikaturen bekannt (hier eine Auswahl). Karikaturen, so Adamovič, seien damals die Antwort der Künstler auf die zunehmende Technisierung gewesen. "Im Zeitalter der Maschinen schien es, dass auch die Kunst vereinfacht werden musste, wenn sie nicht spießbürgerlich wirken wollte. Die ganze klassische Malerei schien den jungen Künstlern veraltet - der Bilderrahmen wurde zum Gefängnis der Imagination. Und Zeitungen - ein ohne Maschinen undenkbares Medium - konnten die aus wenigen markanten Strichen bestehenden Zeichnungen besser abbilden." Hoffmeister engagierte sich politisch als Linksintellektueller und schrieb das Libretto der Kinderoper "Brundibár", die durch ihre Aufführung durch jüdische Kinder im KZ Theresienstadt traurige Berühmtheit erlangte. Nach dem Einmarsch der Deutschen floh er nach Paris, wo er zusammen mit anderen tschechischen Intellektuellen verhaftet wurde, die der Spionage für Moskau verdächtigt wurden, dann über Afrika, Kuba weiter in die USA. Nach dem Krieg war er unter anderem als Diplomat für die kommunistische Regierung tätig, in der Zeit der politischen Prozesse verlor er jedoch seine Ämter, reiste aber weiter durch die Welt. Nachdem sich seine Hoffnungen des Prager Frühlings zerschlagen und die kommunistische "Normalisierung" eingesetzt hatte, zog sich der Vielgereiste, der Mann, der den ersten tschechischen Staatspräsidenten Masaryk mit einer einzigen Linie zu zeichnen verstand, in die innere Emigration zurück.
Stichwörter: Hoffmeister, Adolf, Kuba

Magazinrundschau vom 26.04.2022 - Aktualne

Ende April erscheint in Tschechien der neue Roman "Bílá voda (Weißwasser)" der Schriftstellerin Kateřina Tučková, der sich wieder einem interessanten historischen Kapitel widmet: Bíla voda ist ein Kloster in einem kleinen Dorf an der polnischen Grenze, in dem die Kommunisten Anfang der Fünfzigerjahre Hunderte von Ordensschwestern internierten. Im Gespräch mit Tomáš Maca berichtet die Autorin von ihren Recherchen: "Von solchen Internierungsklostern gab es in der totalitären Tschechoslowakei mehrere; insgesamt über siebentausend tschechischer und viertausend slowakischer Nonnen waren in ihnen untergebracht. Die meisten befanden sich in den Sudetengebieten, die nach dem Krieg verwaist waren, sodass man die Nonnen dort fernab von den Blicken der Menschen wegsperren konnte." Das Dorf Weißwasser habe wegen der damaligen Undurchlässigkeit der Grenzen buchstäblich am Ende der Welt gelegen, es führte nur ein einziger Weg dorthin, und es gab nur das Kloster, eine psychiatrische Anstalt und wenige bewohnte Häuser. "Wenn die Nonnen das Dorf verlassen wollten, mussten sie eine Erlaubnis einholen. Der Passierschein wurde ihnen von den Zuständigen meist nur für einen halben Tag ausgestellt, was bei der Ablegenheit des Ortes für sie nicht viel Sinn hatte." Im Rahmen der Schauprozesse endeten einige der landesweiten Klostervorsteherinnen dann als politische Gefangene. "Neben der Beseitigung der ältesten Ordensschwestern hat mich aber vor allem die Art erschüttert, wie die Kommunisten mit den jüngsten Nonnen umgingen (…) Es wurden Männer dafür bezahlt, sie zu verführen und zu schwängern, sodass sie nicht mehr in ihre Orden zurückkehren konnten. Im besten Fall sollten sie sie verliebt machen, aber natürlich ist auch von Vergewaltigungen die Rede." Und noch ein weiteres interessantes Kapitel hat Tučková in ihrem Roman verarbeitet: "In der Untergrundkirche Koinótés, die Bischof Felix Davídek in Opposition zur offiziellen Struktur der tschechoslowakischen katholischen Kirche gegründet hatte, wurden nach den vorhandenen Quellen sechs Frauen zu Priesterinnen geweiht." Es sei eine Möglichkeit für die internierten Nonnen gewesen, ihren Glauben weiter zu praktizieren, nachdem die Kommunisten ihnen die männlichen Priester entzogen hatten. Namentlich bekannt sei jedoch nur Ludmila Javorová, weil die andern Priesterinnen anonym bleiben wollten.
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Magazinrundschau vom 26.10.2021 - Aktualne

Der Lyriker, Übersetzer und Essayist Miloslav Topinka hat soeben den tschechischen Staatspreis für Literatur erhalten, und Daniel Konrád versucht diesem Dichter auf die Spur zu kommen, der eigentlich viele Lebensabenteuer zu verzeichnen hätte: Topinka hat als junger Student "die Wüste durchquert, mit Einsiedlern und Grabräubern gesprochen. Er ist den Kilimandscharo hinaufgestiegen. Er sah die brennende Savanne. Und fast wäre er von kongolesischen Soldaten umgebracht worden, von denen einer ihm mit dem Gewehrkolben einen Zahn ausschlug. Und dennoch finden wir in Topinkas lyrischem Werk (…) nicht die Andeutung von Abenteurertum." Aus seiner neunmonatigen Afrikaexpedition im Jahr 1968 schöpfe er nicht, "was er gesehen, sondern im Innern erlebt hatte." Sie habe sein Schreiben allenfalls als Initialerlebnis beeinflusst, für die jahrzehntelange Suche nach etwas schwer Benennbarem. Denn für Topinka sei Poesie dafür da, "Empfindsamkeit für Dinge zu erzeugen, die der Mensch nicht mit den Sinnen wahrnimmt." Auch seine lange Beschäftigung mit Astrophysik schärfte den Blick für das "andere Sehen": "Ein Molekül des Blatt Papiers, das ich in der Hand halte, ist ein Überrest der Photosynthese, die sich in einem Baum vollzogen hat. In unserem Körper befinden sich Atome, die bei der Explosion einer Supernova entstanden sind. Der Kern des Sauerstoffs in der Luft, die wir atmen, ist Überbleibsel einer thermonuklearen Verbrennung, die sich vor einigen Milliarden Jahren in einem Stern ereignet hat", wie der Dichter selbst erklärt. Weshalb der Mensch "buchstäblich aus Sternenstaub entstanden" sei.

Magazinrundschau vom 01.06.2021 - Aktualne

Martin Fendrych bescheinigt seinen tschechischen Landsleuten, eine "hedonistische Gesellschaft" zu sein. Es habe immer geheißen, nach Covid werde nichts mehr so sein wie vorher, aber davon sei nichts zu bemerken. "Wir lockern wie die Wilden." Seit Montag darf man wieder sein Bier in der Kneipe trinken, "dem Tempel des Tschechentums". Der Überdruss an all den Einschränkungen ist logisch und verständlich, aber auch wieder typisch, meint Fendrych: "Wir sind Tschechen, das Nicht-an-Regeln-halten ist für uns ein wesentliches und eisern eingehaltenes Menschenrecht." Die Mundschutzmasken hängen unter der Nase, unter dem Kinn oder lässig am Arm, der Ansturm auf die Baumärkte habe etwas von der muslimischen Haddsch in Mekka, die Leute gäben sich wieder die Hand und drängten sich unbekümmert zusammen. "Eigentlich ein Wunder, dass die Ansteckungszahlen weiter sinken, als sei auch das Virus inzwischen der Situation überdrüssig. Oder lockt es uns in eine Falle und bereitet schon die nächste Welle vor?" Fendrych fragt sich auch, ob die tschechische Lässigkeit etwas damit zu tun habe, dass das Land eines der säkulärsten, unchristlichsten der westlichen Welt sei. "Nicht, dass Christen unbedingt die besseren Menschen wären, das nicht", aber ab und zu höre man doch einmal in der Kirche oder im Bibelkreis, dass man seinen Nächsten lieben solle wie sich selbst. (Das geht natürlich auch ganz ohne Bibel)
Stichwörter: Tschechien

Magazinrundschau vom 26.01.2021 - Aktualne

Jan Blažek vom Projekt Paměť národa (Gedächtnis der Nation, mehr Infos bei Wikipedia) erinnert in einem Artikel an die erste Welle der Vertreibung der Sudetendeutschen vor 75 Jahren. "Während die ersten Monate nach dem Zweiten Weltkrieg als 'wilde Vertreibung' der Deutschen aus dem tschechoslowakischen Grenzgebiet in die Geschichte eingingen, gilt die zweite Phase ihrer Abschiebung dann als 'geordneter' Transfer. Was nicht bedeutet, dass diese Vorgänge ohne menschliches Leid vonstatten gegangen wären, sie verursachten Wunden, die bis heute nicht geheilt sind." Und Blažek zitiert aus zahlreichen persönlichen Berichten von Zeitzeugen, darunter etwa die heute 92-jährige Margarete Koppe aus Opava (Troppau), die sich erinnert: "Erst einmal mussten wir eine weiße Binde mit einem schwarzen N darauf tragen. [N für Němec = Deutscher]. Manche trugen auch so etwas auf der Brust. Man durfte nicht auf dem Gehweg gehen, nur auf der Straße. So war die Anordnung, auch wenn sich nicht jeder daran gehalten hat." Die diskriminierenden Maßnahmen gegen die Deutschen, so Blažek, hätten zwar von Region zu Region variiert, doch viele der Verbote, Befehle und Einschränkungen hätten paradoxerweise, wenn auch nicht zufällig, an die antijüdischen Maßnahmen der Nationalsozialisten erinnert. Die Webseite von Paměť národa ist übrigens zugleich ein Oral-History-Archiv und enthält viele persönliche Erinnerungen und Videos von Zeitzeugen.

Magazinrundschau vom 28.07.2020 - Aktualne

In einer Zeit, in der überall auf der Welt Statuen von Politikern gestürzt werden, läuft in den tschechischen Kinos ein Film über Václav Havel an. "Das schlicht 'Havel' genannte Drama (Trailer) errichtet dem bekanntesten tschechoslowakischen Dissidenten und ersten Nachwendepräsidenten jedoch weder ein lebloses marmornes Denkmal noch reißt es dessen Statue ein", schreibt Rezensent Tomáš Seidl. Nicht der Staatsmann Havel stehe hier im Fokus, sondern seine Dissidentenzeit zwischen 1968 und 1989, sein privates Leben und vor allem die komplizierte Beziehung zu seiner ersten Frau Olga Havlová. "Ohne billige Skandalisierung wird Havel hier als Mann gezeichnet der - wie er selbst kleinlaut bekennt - 'in bestimmten Gefühlsangelegenheiten nicht so moralisch fest' ist, wie es seine Frau Olga verdient hätte. Diese bleibt all seinen Liebesaffären zum Trotz ein Fixstern und ein Anker, zu dem er aus der Umarmung anderer Frauen immer wieder zurückkehrt." Die filmische Charakterisierung Havels als zögernder, unentschlossener Charakter auch in politischen Dingen kann der Rezensent jedoch nicht so richtig nachvollziehen. "Wäre es so gewesen, wäre er weder eine führende Dissidentenpersönlichkeit noch Präsident geworden", meint Seidl.
Stichwörter: Havel, Vaclav, Biopic

Magazinrundschau vom 30.06.2020 - Aktualne

Zum Tod des tschechischen Dichters, Essayisten und Übersetzers Petr Král erinnert Petr Janyška an den früh vom Surrealismus beeinflussten und 1968 nach Frankreich emigrierten Poeten: "Sein Leben führte Petr Král programmatisch als ein ästhetisches Gebilde, als eine Poetik der dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr: Er bekannte sich zum Zauber des Zufalls, der unerwarteten Verbindungen, des Ungeahnten, ließ sich von kleinsten Details und Schattierungen überraschen, konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf scheinbare Nebensächlichkeiten, die für ihn aussagekräftiger waren als die vordergründigen großen Konturen. Er suchte die Flüchtigkeit des Augenblicks, das Unwiederholbare, verborgene Bedeutungen … Er war ein entschiedener Einzelgänger, lehnte kollektive Wahrheiten und generell geteilte Klischees ab, hielt sich fern von Institutionen und Ämtern. Und die wollten ihn auch nicht." Král schrieb nach seiner Emigration sowohl auf Französisch als auch auf Tschechisch. Nach vierzig Jahren kehrte er 2005 nach Prag zurück, und so wie schon in der Vorkriegszeit eine enge Symbiose zwischen den tschechischen und französischen Surrealisten bestanden habe, blieb auch der Dichter Král zeitlebens von den beiden Großstädten Prag und Paris geprägt: "Diese doppelte kulturelle Zugehörigkeit war sein Spezifikum, er hegte sie und brachte diesen kulturellen Reichtum auch in die tschechische Literatur ein. Er versuchte, wie er es selbst ausdrückte, den tschechischen Knödel mit französischem Champagner zu erleichtern."

Magazinrundschau vom 28.01.2020 - Aktualne

Die ehrwürdige tschechische Literaturzeitung Literární noviny, einst Sprachrohr des Prager Frühlings, verbreitet neuerdings chinesische Propaganda, so der Vorwurf der Journalisten Lukáš Valášek und Daniel Konrád in Aktuálně. Tatsächlich gibt es gerade eine Beilage der Literární noviny, in der viele Stimmen von den Schönheiten der chinesischen Kultur und Kunst schwärmen. Gegründet in den Zwanzigerjahren, erlebte die Zeitung ihre "glanzvolle Ära in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts, als sie sich dank Autoren wie Milan Jungmann oder Ludvík Vaculík, der dort das 'Manifest der 2000 Worte' abdruckte, von einer Regierungszeitung zu einer Zeitschrift wandelte, die die Liberalisierungsbestrebungen in der damaligen Tschechoslowakei unterstützte." Der jetzige Zeitungseigentümer Miroslav Pavel, zu Kommunismuszeiten Sprecher zweier Premiers, habe nun "mit einem anderen kommunistischen Regime eine Partnerschaft geschlossen. Die Literární noviny haben mit einer der größten regierungstreuen Zeitungen Chinas, der Guangming Ribao, eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen und drucken nun chinesische Propaganda. Und zwar einschließlich von Artikeln, die direkt von chinesischen Regierungsjournalisten geschrieben werden." Auf Anfrage der Aktuálně-Journalisten, wie viel Honorar China der Zeitung dafür zahle (die in letzter Zeit wundersam aus den roten Zahlen herausgekommen ist), wollten Zeitungseigentümer und Mitherausgeber keine Auskunft geben.

Magazinrundschau vom 12.11.2019 - Aktualne

"Wir sorgen uns um den Abbau des Regenwalds in Amazonien - und in Europa verschwinden die Urwälder." So das Fazit des Gesprächs, das Simona Fendrychová mit dem tschechischen Forstwissenschaftler Miroslav Svoboda führt, der seit zehn Jahren an einer Erfassung der Urwälder Mitteleuropas arbeitet. Erstaunlicherweise gibt es bislang kaum genauere Daten, denn bisher habe sie niemanden interessiert, so Svoboda. "Die Europäische Union beschäftigt sich mit diesem Thema in keinem ihrer Umweltschutzprogramme. Es ist in keiner Legislative verankert, und jedes Land handelt hier auf eigene Faust. Es gibt keine koordinierte europäische Anstrengung zum Schutz der Urwälder." Europa habe hier einiges aufzuholen. Eines der wenigen Länder, die ihre Urwälder kartografiert haben, sei die Slowakei. Die meisten ursprünglichen Wälder gebe es in Rumänien, südeuropäischen Ländern und Skandinavien oder im Balkan. In Rumänien, einem der waldreichsten Länder, wo nie eine Bestandsaufnahme durchgeführt wurde, beobachten Svoboda und sein Team dramatische Abholzungsbewegungen, die oft illegal stattfinden. "Auch in Nationalparks wurde gerodet, wahrscheinlich illegal, aber keiner weiß darüber Bescheid. Bekannt ist die Causa Schweighofer, die einige Jahre andauerte. Diese riesige österreichische Firma hat wissentlich Holz aus illegalem Abbau gekauft. Dies nur um zu verdeutlichen, in welche Geschäftsebenen das reicht. (…) In Rumänien besteht im Grunde eine Holzmafia, die mit illegalem Holz handelt. (…) Die zwei Förster, die im Oktober ermordet wurden, hatten vermutlich versucht, den Nationalpark in Maramureş vor illegalen Rodungen zu schützen." Svoboda und sein Team haben selbst schon Einschüchterungen erfahren. Im Kreis Făgăraș wurden ihnen letztes Jahr die Autoreifen zerstochen.