Magazinrundschau
Maoistische Synthese der Oppositionen
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
11.09.2014. Diese Woche war die Magazinrundschau so riesig, dass wir sie geteilt haben. Heute also der zweite Teil mit einem sehr lesenswerten Artikel von Assaf Sharon in der NYRB über die verfehlte Politik Netanjahus. Bookforum stellt eine Geschichte Gazas vor. Im Guardian gerät AL Kennedy über einen goldenen Ferrari ins Grübeln. In Eurozine beschreibt der Soziologe Boris Dubin die Machtlosigkeit der russischen Gesellschaft. Und das New York Magazine stellt die CEO Martine Rothblatt vor, die ihre Ehefrau als Computer hat nachbauen lassen.
New York Review of Books (USA), 25.09.2014

Außerdem: Max Rodenbeck lernt aus neuen Büchern über den Irak, dass die atemberaubende Grausamkeit des IS viele Vorläufer hat. In Hillary Clintons Memoiren "Hard Choices" ist viel von "neuen Epochen" und "neuen Anfängen" die Rede, "neues Denken" zeigt sie dagegen weniger, ätzt Joseph Lelyveld. Lewis B. Cullman, der in den letzten zwanzig Jahren nach eigenem Bekunden selbst fast 500 Millionen Dollar für wohltätige Zwecke gespendet hat, ärgert sich über die Steuergeschenke für Philantropen und Stiftungen. Und Jed Perl nimmt mit den ersten zwei Sätzen seines Artikels den Kult um Jeff Koons auseinander: "Imagine the Jeff Koons retrospective at the Whitney Museum of American Art as the perfect storm. And at the center of the perfect storm there is a perfect vacuum."
Bookforum (USA), 08.09.2014

Außerdem: Scott Beauchamp unterzieht mit einem Buch von Michael MacDonald die Begründungen für den Irak-Krieg einer Revision und erkennt die ganze Selbstgefälligkeit neoliberaler Ideologie. Und Emily Gould outet sich als parfümverrückt und nimmt uns mit in die obskure Welt der Liebhaber von Vintage-Düften.
Magyar Narancs (Ungarn), 21.08.2014

Guardian (UK), 07.09.2014

Ian McEwan hat sich für sein neues Buch "The Children Act" recherchiert, wie schwer es für Gerichte mitunter ist, das Recht gegen den Glauben durchzusetzen. Von den klügsten Familienrichtern hat McEwan dabei als klare Maßgabe gegenüber fundamentalistischen Eltern mitgenommen: "Dem Wohl des Kindes ist nicht gedient, wenn es seiner Religion geopfert wird."
Außerdem: John Lanchester schlägt vor, nicht mehr von Armut, sondern von wachsender Ungleichheit zu sprechen, um den damit verbundenen gesellschaftlichen Skandal deutlich zu machen. Und Tim Parks will jetzt doch wieder Krimis schreiben.
Eurozine (Österreich), 09.09.2014

Außerdem: Tanya Richardson beschreibt in einer sehr anschaulichen Reportage das Leben in Odessa nach dem gewaltsamen Zusammenstoß von Anti-Maidan- and Euromaidan-Aktivisten im Mai. Der ukrainische Philosoph Wolodimir Jermolenko fordert von Europa schärfere Sanktionen gegen Russland: "Kompromisse und Rückzieher werde von Putin immer als Schwäche ausgelegt werden. Diese Schwäche erweckt die agressiven Instinkte des Kremls wie ein Tropfen Blut den Vampir erregt." Alain Finkielkraut erklärt im Interview glasklar, warum er einen Multikulturalismus, wie Martha Nussbaum ihn in ihrem neuen Buch "The New Religious Intolerance" vertritt, ablehnt. Martha Nussbaum wiederum bleibt im Interview zu diesem Thema freundlich vage.
Rue89 (Frankreich), 07.09.2014

New York Magazine (USA), 08.09.2014

Außerdem: Katie Zavadsky besucht die Frauen des Islamischen Staats, die fleißig twittern (was sonst). Und David Edelstein entdeckt den Punk in der Verfilmung von Charlotte Roches "Feuchtgebiete" (echt wahr).
HVG (Ungarn), 27.08.2014

New York Times (USA), 06.09.2014

Besprechungen in der Book Review widmen sich neuen Romanen von Elena Ferrante, James Ellroy, Ben Lerner und Joseph O"Neill; außerdem Diane Ackermans anregende Geschichte des Anthropozäns "The Human Age" (wussten Sie, dass Ingenieure die Körperwärme von 250.000 täglich Stockholms Zentralbahnhof passierenden Reisenden nutzen, um ein nahegelegenes 13stöckiges Bürogebäude zu heizen?) und Henry Kissingers Buch "World Order". Gregory Cowles schließlich empfiehlt Robert Prestons "The Hot Zone", ein Buch, das sich schon 1995 mit dem Ebola-Virus beschäftigte.
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