Magazinrundschau
Kompromittierte Grazie
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
15.10.2013. Outlook India findet Zensur in Indien, aber keinen Zensor. Vice lernt die Vielfalt der Rebellen in Libyen kennen. Der Merkur erkundet das Wir. Port lässt sich von Scheich Majed Al-Sabah mit Oud einnebeln. Micromega fürchtet, dass es Italien wie der DDR ergehen wird. Wired begutachtet den Brennnesselausschlag auf dem Busen von Kriegerinnen. Die Verlagsbranche ist längst nicht exklusiv genug, findet Literaturagent Andrew Wylie in The New Republic. Magyar Narancs stellt den Zitherspieler Félix Lajkó vor, der zwei Monate die Charts der Weltmusik anführte. n+1 bewundert schöne Surferkörper. Der Rolling Stone beschreibt die Ängste schwuler Schüler in den Südstaaten.
n+1 | Wired | Guardian | New Republic | Magyar Narancs | New Yorker | Salon.com | Rolling Stone | Outlook India | Vice | Merkur | Prospect | HVG | Port | MicroMega
n+1 (USA), 09.10.2013

Outlook India (Indien), 21.10.2013

Außerdem bespricht Zareer Masani Ramachandra Guhas neue Biografie über Gandhis frühe Lebensjahre in Afrika. Diese zeigt ein offenbar wenig schmeichelhaftes Bild: "Wenn Südafrika für Gandhi ein Labor darstellte, um seine Philosophie des Satyagraha zu entwickeln, war es zugleich auch eine Warnung, dass sich seine tyrannische Obsession für Trivialitäten, sein klösterlicher Mystizismus und sein Rückgriff auf das Fasten als eine Art emotionaler Erpressung kontraproduktiv und entzweiend auswirken würden."
Vice (USA), 11.10.2013

Es gibt keine wirkliche Trennung von realer Welt und dem Internet, meint Jacob Applebaum im Interview über die Überwachungsmethoden der Geheimdienste. "Im Westen sehen wir eine extreme Kontrolle des Internets - NSA/GCHQ-Angriffstechnologie wie Quantum Insert, über die der Spiegel gerade berichtet hat ... das Tempora Programm. Bei all dem geht es nicht um die Kontrolle des Internets, es geht darum, dass das Internet benutzt wird, um den physischen Raum und Menschen in physischen Räumen zu kontrollieren. Das heißt, sie benutzen das Internet wie eine riesige Überwachungsmaschine. Und weil man diese Maschine nicht vermeiden kann, ist das ein Problem."
Merkur (Deutschland), 15.10.2013

Kathrin Passig rekapituliert, wie sich Gemeinschaften im Internet auflösen, entweder weil sie in sozialen Netzwerke aufgehen oder weil sich herausstellt, wie wenig man eigentlich teilt. Sie nennt das Konsensillusion: "Die Übereinstimmung unter Freunden in Fragen des Kulturkonsums - oder vielmehr ihr Fehlen - ist in den letzten fünfzehn Jahren als Nebeneffekt der Arbeit an Empfehlungsalgorithmen erforscht worden. Nichts in den Ergebnissen dieser Forschung deutet darauf hin, dass es bei Filmen, Büchern oder Musik nennenswerte Überschneidungen zwischen Freundeskreis und Geschmacksnachbarschaft gibt."
Weiteres: Thomas E. Schmidt blickt ein wenig erschrocken auf die achtziger Jahre von West-Berlin zurück, als er es so genossen hatte, zum großen "Szenario der Negativität" zu gehören. Und der Verfassungsrechtler Dieter Grimm überlegt, welche Werte die Gesellschaft heute zusammenhalten könnten.
Prospect (UK), 08.10.2013

Außerdem erklärt David Isaacs, warum sich Cormac McCarthys Romane trotz ihrer filmartigen Ästhetik so schwer verfilmen lassen warum Ridley Scotts neuer, von McCarthy geschriebener Film "The Counselor" es dem Publikum zwar nicht leicht macht, aber "wenigstens rein filmisch" ist. James Woodall schlendert durch die große Paul-Klee-Ausstellung in der Tate Modern.

HVG (Ungarn), 02.10.2013

Port (UK), 08.10.2013

MicroMega (Italien), 08.10.2013

Wired (USA), 07.10.2013

Guardian (UK), 12.10.2013

Nicht ganz von der Hand zu weisen findet David Shariatmadari, was Tom Standages in seinem Buch "Writing on the Wall" über die Normalität Sozialer Medien schreibt: Demnach waren Massenmedien und ihre Form der Informationsverbreitung eine Anomalie in der Geschichte, eng verbunden mit der industriellen Revolution. "Heute, da die zentralisierten industriellen Prozesse dezentralen technologischen Verfahren gewichen sind, über die Individuen die Kontrolle haben, erledigen wir die Dinge wieder auf die alte Art und Weise."
New Republic (USA), 07.10.2013

Magyar Narancs (Ungarn), 26.09.2013

Hier eine Kostprobe mit der Zither:
New Yorker (USA), 21.10.2013

Aus aktuellem Anlass empfehlen wir diesen schönen Beitrag aus dem New Yorker von 2011, in dem sich Alice Munro an ihre Kindheit in Wingham, Ontario erinnert: "In einer Ecke unserer Esszimmers war etwas, über das ich mich jedes Mal wunderte, wenn ich den Electrolux zum Staubsaugen rausholte. Ich wusste, was es war: eine brandneu aussehende Golftasche mit Schlägern und Bällen darin. Ich fragte mich nur, was sie in unserem Haus machte. Ich wusste kaum etwas über das Spiel, aber ich hatte gewisse Vorstellungen von den Leuten, die es spielten. Sie trugen keine Blaumänner wie mein Vater, auch wenn er bessere Arbeitshosen anzog, wenn er in die Stadt fuhr. Meiner Mutter traute ich schon eher zu, sportliche Klamotten anzuziehen und einen Schal um ihr feines, wehendes Haar zu binden. Aber nicht einen Ball in ein Loch zu schlagen. Die Frivolität einer solchen Aktion lag ihr fern."
Salon.com (USA), 13.10.2013

Rolling Stone (USA), 10.10.2013

Außerdem: Schlagzeuger Ginger Baker, demnächst auf Tournee, gibt im Interview ganz hervorragend den grumpy old man.
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