Einen ganz guten
Überblick über die Ansichten der
postkolonialen Linken zum Krieg in Gaza bekommt man bei
n+1: Für Jaskiran Dhillon lässt sich das "
völkermörderische Projekt des Siedlerkolonialismus" in Gaza "in Aktion erleben - eines, das eng mit ähnlichen Kämpfen gegen Unterdrückung und gewaltsame Landbesetzung in der ganzen Welt verbunden ist. Am besten schließe ich meinen Beitrag mit den Worten der indigenen Aktivistin und Schriftstellerin Winona Laduke, die uns eindringlich daran erinnert, dass 'wir nicht über Israel sprechen können, weil wir nicht über
Wounded Knee sprechen können. Weil wir nicht über Sand Creek oder die Carlisle Internatsschule" sprechen können. Weil wir nicht über Zwangssterilisationen oder Pockendecken oder Kit Carlson und seine Politik der verbrannten Erde im Südwesten sprechen können. Weil wir Andrew Jackson auf unserem Zwanzig-Dollar-Schein haben. Weil wir eine einzige riesige Siedlung auf gestohlenem Land sind.'"
Hadeel Assali bemerkt bitter, dass die
Hamas von den USA natürlich als
Terrorgruppe eingestuft wird, obwohl sie "ein
integraler Bestandteil der palästinensischen Gesellschaft ist - und das nicht nur im Gazastreifen", weshalb der Krieg der Israelis keiner gegen die Hamas sei, sondern gegen die Palästinenser und gegen alle Schwarzen. Die amerikanischen Medien und die Gesellschaft würden das nicht verstehen, obwohl sie involviert seien: "Ein Teil des Problems besteht darin, dass es in diesem Land [den USA] keine Antikriegsbewegung gibt. Sind sich die Amerikaner so wenig bewusst, dass die
US-
Kriegsmaschinerie in Somalia, im Sudan, in Afghanistan und im Irak Millionen von Menschen getötet hat - zu viele, um sie aufzuzählen? Vielleicht liegt es daran, dass die Kriege anderswo stattfinden, aber dieselben Waffen werden von der hochmilitarisierten Polizei und in Form von Massenerschießungen auch gegen unsere eigenen schwarzen Gemeinschaften eingesetzt. Ein afghanischer Freund erinnerte mich daran, als Obama seine Truppen aus Afghanistan abzog: Was glauben Sie, wo all diese Waffen gelandet sind?"
Bruce Robbins will "nicht als Jude sprechen, sondern als
Sohn eines Veteranen des Zweiten Weltkriegs", der mit seiner Flugzeugstaffel unter anderem Halberstadt bombardierte, "wobei etwa 2500 Zivilisten getötet wurden. Als ich darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass selbst in einem gerechten Krieg die Tötung einer großen Zahl von Zivilisten als Gräueltat zu werten ist, und zwar nicht im Sinne des technischen Vokabulars der Menschenrechte, sondern im Sinne meiner eigenen groben Vorstellung von menschlichem Anstand. Was hat das mit dem zu tun, was jetzt in Gaza passiert? Im Moment ziehe ich zwei Schlussfolgerungen. Die erste ist, dass die Tötung von israelischen Zivilisten am 7. Oktober eine Gräueltat war. Die zweite ist, dass die Tatsache, dass eine Gräueltat, die von der Hamas begangen wurde und in gewisser Weise von Zivilisten, die durch die von der Hamas geschaffenen Öffnungen im Zaun kamen, die
palästinensische Sache nicht weniger gerecht macht." Was die Israelis derzeit in Gaza tun, ist für Robbins wiederum "kein 'Krieg', wie die Medien ihn immer wieder nennen. Es ist eine Schießbude, mit Zivilisten als Zielscheiben. Es ist eine
Ausrottung."
Und Andrew Ross geißelt die Unterbrechung der
Wasserversorgung Gazas durch die Israelis als "
Kolonisierung durch Austrocknung. ... In den letzten Wochen haben wir durch die Belagerung des Gazastreifens einen Vorgeschmack auf das bekommen, was kommen wird. Obwohl die Unterbrechung der Wasserversorgung für den Feind eine uralte militärische Taktik ist, stellt sie einen Verstoß gegen moderne Kriegsregeln dar, insbesondere wenn Wasser als Waffe gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wird. Insbesondere ist es für eine Besatzungsmacht illegal, sich die natürlichen Ressourcen eines Volkes unter militärischer Herrschaft anzueignen. Es ist ein weitaus schwerwiegenderes Verbrechen, ihnen den Zugang zu diesen Ressourcen zu verwehren. Doch Israel operiert schon
so lange außerhalb des Völkerrechts, dass das ultimative Tabu - die Begehung von Völkermord - sich als nur eine weitere zu überschreitende Grenze herausgestellt hat."