Heute in den Feuilletons
Indem du, was bewundernswert ist, bewunderst
Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
NZZ, 13.08.2009
Joachim Güntner graut es vor Googles Plänen für sein Feature "Edition", einer Art Cloud-Bibliothek, über die Leser Zugang zu E-Books erhalten, die auf einem Google-Server liegen. Selbst besitzen wird man sie nicht. "Sollten wir damit hadern, dass die Herren dieses neuen Wolkenkuckucksheims theoretisch über jeden Griff ins virtuelle Bibliotheksregal informiert sind? Dass sie sogar ein ungefähres Bild unseres Lesetempos erhalten? Das lässt sich ja doch alles ohne weiteres dokumentieren, wird aber die um ihre Intimität unbekümmerte Generation Facebook nicht weiter stören."
Weitere Artikel: Stanislaus von Moos, emeritierter Professor für Kunstgeschichte, lobt den künstlerischen und didaktischen Anspruch der Berliner Museumsinsel und fragt sich, warum das im Landesmuseum Zürich nicht denkbar ist. Susanne Ostwald informiert auf der Kinoseite über den neuen Almodovarfilm "Zerrissene Bilder", seiner Liebe zum Kino und zu Penelope Cruz. Christoph Egger stellt den Film "Tödliches Kommando" von Kathryn Bigelow vor.
Besprochen werden August Strindbergs Reportage "Unter französischen Bauern" , der Roman von Felix Philipp Ingold "Gegengabe - aus kritischen, poetischen und privaten Feldern" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).
TAZ, 13.08.2009
Besprochen werden Sion Sonos Spielfilm "Love Exposure" über einen Liebe suchenden Teenager, das Spielfilmdebüt "Ein Augenblick Freiheit" von Arash T. Riahi, das von iranischen Flüchtlingen in Ankara erzählt, Henry Selicks Animationsfilm "Coraline" sowie der Roman "Brüder" von Yu Hua (hier eine Leseprobe) über das China des 20. Jahrhunderts (mehr dazu in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).
In tazzwei räsoniert Jan Feddersen über die Geburt der zuweilen durchaus nervenden alternativen Bewegung in Woodstock. Und Katia Meade informiert über eine schwarze Romanfigur, die auf dem Buchcover von Justine Larbalestiers Thriller "Liar" ein weißes Gesicht bekam, weshalb der amerikanische Verlag nun zurückrudern muss.
Hier Tom.
Aus den Blogs, 13.08.2009
Netzpolitik hat zu ironischen Variationen eines Wahlkampfplakats von Wolfgang Schäuble aufgerufen. Dagegen wollte die Fotografin, die Schäuble für das Plakat portraitierte, klagen - aber sie verzichtet nun doch. Sie hätte auch nicht viel Aussicht auf Erfolg gehabt, meint der Rechtsanwalt Udo Vetter in seinem Lawblog: "Zunächst hat die Fotografin in einem Punkt recht. Das Urheberrecht für die Fotos liegt bei ihr. Schon deswegen, weil man das Urheberrecht nicht übertragen kann. Was man als Inhaber des Urheberrechts allerdings übertragen kann, sind die Nutzungsrechte. Wie weit diese im vorliegenden Fall jedenfalls gehen, lässt sich auf der Homepage der CDU nachlesen, wo es auch die Plakate zum Download gibt: 'Alle Bilder auf www.bilder.cdu.de können für redaktionelle Zwecke unter Angabe des Bildnachweises (Foto: www.bilder.cdu.de) sowie des Fotografen (soweit genannt) kostenlos verwendet werden.'"
(Via BoingBoing) Gehirnpraline, gefälligst?

FR, 13.08.2009
Weiteres: Ulrich Kurth berichtet vom Klavierfestival in La Roque d'Antheron. Auf der Medienseite beschwert sich Daniel Bouhs über die Praxis der Hypo Real Estate, die bei ihrer Hauptversammlung keine journalistischen Aufzeichnungen zulassen.
Besprochen werden Steve McQueens Film "Hunger" über den Hungerstreik der IRA, Kathryn Bigelows Irakfilm "Tödliches Kommando" und der 3D-Kinderfilm "Coraline".
Zeit, 13.08.2009
Außerdem schreibt Elisabeth von Thadden über die Brüderlichkeit unter Frauen; Adam Soboczynski erklärt, warum Kleist von Goethe und Schiller außen vor gelassen wurde; Peter Kümmel dechiffriert die Codes der Freundschaft in Blog, E-Mail und SMS; Eberhard Straub untersucht die besondere Begabung der Deutschen zur Freundschaft; Ijoma Mangold bekennt sich dazu, auch unter Kollegen Freunde zu haben.
Weitere Artikel: Den Typus des Kino-Soldaten findet Katja Nicodemus in Kathryn Bigelows Film "Tödliches Kommando" und anderen Irakkriegsfilmen: "Männer, die ihrem Job mit der Nüchternheit von Postboten oder Automechanikern, nur eben in kugelsicheren Westen nachgehen." Carolin Emcke besucht den israelischen Schriftsteller David Grossman. Der New Yorker Theatermann Tuvia Tenenboom hat im Auftrag der Zeit Bayreuth besucht und kann Woody Allen beruhigen: Wagner hören hat ihn nicht dazu animiert, Polen zu überfallen. Der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich huldigt der Kunst des Bad Painting. Detlef Kuhlbrodt feiert Sion Sonos Film "Love Exposure" als japanisch, katholisch und albern. Zu den Mitarbeitern der Woche kürt Ulrich Stock die Musiker der Band Herman Dune.
Auf den Literaturseiten werden unter anderem Yu Huas Roman "Brüder" (Leseprobe hier) und Peter Stamms "Sieben Jahre" besprochen (mehr ab 14 Uhr in unserer Bücherschau des Tages).
Welt, 13.08.2009
Weitere Artikel: Wolfgang Kraushaar fragt, ob es eine Mitschuld der Studentenbewegung an Theodor W. Adornos Tod vor vierzig Jahren gegeben hat. Matthias Heine liest einen Band der "Mitteilungen des deutschen Germanistenverbandes", der zu einem recht optimistischen Befund über die Vitalität der deutschen Sprache kommt. Dankwart Guratzsch wundert sich, dass die Dresdner nach der umstrittenen und teuren Waldschlösschenbrücke nun auch noch eine ganze Menge Tunnel bauen wollen. Daniel Müller unterhält sich mit dem Popsänger Jan Delay über sein neuestes Album. Elmar Jung porträtiert die rechtspopulistische dänische Politikerin Pia Kjaersgaard, die chauvinistische Töne in der Kulturpolitik anschlägt. Manuel Brug besucht das Rossini-Festival in Pesaro.
Besprochen werden Filme, darunter ein Biopic über Coco Chanel mit Audrey Tautou.
Weitere Medien, 13.08.2009
FAZ, 13.08.2009
Besprochen werden die "John Wesley"-Ausstellung in der Fondazione Prada in Venedig, eine große Ausstellung zum Verleger Johann Friedrich Cotta im Stadtmuseum Tübingen, Kathryn Bigelows Irakkriegs-Film "Tödliches Kommando" und Bücher, darunter Peter-Andre Alts Studie "Kafka und der Film" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).
SZ, 13.08.2009
Weitere Artikel: Stephan Speicher erklärt mit historischer Fundierung, dass "Gehaltsexzesse" ökonomisch begründbar sein mögen, deswegen aber noch lange nicht auch gerecht sind. Laura Weissmüller besucht den für den Preis der Neuen Nationalgalerie nominierten Konzeptkünstler Danh Vo in seiner winzigen Kreuzberger Hochhaus-Wohnzelle. Till Briegleb unterhält sich mit Matthias von Hartz, dem künstlerischen Leiter des Internationalen Sommerfestivals auf Kampnagel in Hamburg. Kia Vahland kommentiert den jüngsten, vom Panzerglas abgeschmetterten Teetassenwurf in Richtung Mona Lisa. Vom Filmfestival in Locarno berichtet Fritz Göttler. In der inzwischen SZ-üblichen unkritischen Vorabwerbung bereitet Tobias Kniebe schon mal auf Oskar Roehlers Film über die Entstehung des Films "Jud Süß" vor. Gemeldet wird, dass amerikanische Autoren wie Jonathan Lethem und Michael Chabon von Google Books mehr Privatheit bei der Online-Lektüre fordern (mehr dazu auch in dem Blog BoingBoing.) Volker Breidecker gratuliert dem "Subkulturisten" Rolf Schwendtner zum Siebzigsten.
Besprochen werden Alvis Hermanis' in Hallein aufgeführte "Sound of Silence"-Performance, die neu anlaufenden Filme "Tödliches Kommando" von Kathryn Bigelow (Tobias Kniebe staunt über die "Regieamazone in der Menopause"), "Love Exposure" von Sono Sion und "G.I. Joe" von Stephen Sommers sowie Bücher, darunter Peer Pettersons Roman "Ich verfluche den Fluss der Zeit" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).