Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Juni 2007

Heute in den Feuilletons

30.06.2007. In der Welt berichtet Dan Diner von Bestrebungen, den Islam mit westlichen Gesetzen zu versöhnen. Die NZZ begleitet den russischen Schriftsteller Warlam Schalamow an den Kältepol der Grausamkeit. Götz Aly will in der Berliner Zeitung die Landesbibliothek im Flughafen Tempelhof unterbringen. Die tolerante FR gesteht der hessischen Kulturministerin schließlich zu, so dumm zu sein, wie sie will.

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29.06.2007. Die Welt hört Günter Grass und Norman Mailer in New York. In der FR liefert ein unbekannter New Yorker den schönsten Satz zu Günter Grass und den Nazis. In der taz rockt Debbie. Die NZZ erklärt, was Hikikomori ist. Die SZ bewundert die effektvollen Auftritte Lang Langs. Die FAZ arbeitet sich mal wieder am Perlentaucher ab.

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28.06.2007. In der taz erklärt Werner Herzog, unter welchen Umständen die unbekannte Materie namens Schauspieler Auskunft gibt. Die NZZ sieht in Horrorfilmen ein Mittel der Produktdifferenzierung. Die SZ amüsiert sich mit Gänsen in der Pariser Oper. Die FAZ untersucht die Grenzen der französischen Nationalliteratur. In der Zeit erzählt Adam Krzeminski, dass die Polen gern als Königsmörder bewundert würden. Mit geteilter Begeisterung nehmen die Feuilletons David Chipperfields Entwurf für ein neues Eingangsgebäude der Berliner Museumsinsel auf.

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27.06.2007. Die Zeitungen widmen sich ausgiebig Tony Blair, der heute sein Amt als Premierminister abgibt. Die FR resümiert die Blair-Jahre als Kulturkampf. In der NZZ rechnet die Schriftstellerin Jenny Diski mit Blairs Politik des Herzens ab. Die Welt hofft, dass er seinen Übertritt zum Katholizismus überlebt. Außerdem: In der SZ reist Richard Swartz über die Dörfer von Belgrad nach Zagreb.

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26.06.2007. In der NZZ erzählt Frank Castorf, wie er seinen Schutzgott Obatala gefunden hat. Die taz warnt vor einer Konzentration auf Muslime, obwohl serbische, italienische und griechische Einwandererkinder enorme Bildungsdefizite haben. In der Welt feiert Rüdiger Safranski das Glück der freien Beweglichkeit in seiner Freundschaft mit Peter Sloterdijk. Die FR kritisiert einen Antimoderneaffekt der Unesco. In der SZ sucht der Dichter Jan Wagner den spielerischen Bruch der Regeln.

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25.06.2007. In der Welt feiert Ayaan Hirsi Ali die Queen als Symbol des freiheitlichen Lebens. Walter Kempowski befragt den Tagesspiegel. In der taz erklärt Bekir Alboga von Ditib, er wolle eine offene Moschee in Köln. In der FAZ erklärt Broder, warum er den Börne-Preis verdient hat. In der Presse geißelt Andre Glucksmann das Verbrechen der Gleichgültigkeit. In der SZ macht Said einen Unterschied zwischen Iranern und obskurantistischen Mullahs.

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23.06.2007. Die FR sucht ein Kino in Afghanistan. In der Welt beschreibt Martin Amis die sechs oder sieben verschiedenen Lächeln des Tony Blair. In der taz widerspricht der Historiker J. Adam Tooze Götz Alys Thesen über die deutsche Ausplünderung der Juden. In der NZZ fragt Ernst-Wolfgang Böckenförde ob der Islam die Trennung von Staat und Religion mitmachen wird. Die SZ verteidigt die zeitgenössische Architektur. In der FAZ beschreiben Ranjit Hoskote und Ilija Trojanow die durchsichtige Inszenierung des Volkszorns gegen Salman Rushdie.

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22.06.2007. In der FAZ macht Marina Litwinenko, die Witwe des ermordeten Ex-KGB-Offiziers, Wladimir Putin für den Mord verantwortlich. In der FR fordert Adam Krzeminski eine europäische Öffentlichkeit. Die SZ staunt über das heutige Theater: Der Regisseur wird zum Autor und der Autor zum Medium. Außerdem hofft hier der bulgarische Autor Vladimir Zarev, dass sein Land mit der EU nun endlich vom Chaos der Nachwendezeit erlöst werde.

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21.06.2007. Die taz findet die hasserfüllten Reaktionen auf Salman Rushdie und Großbritannien unlogisch. In der Welt zeigt sich Irshad Manji angesichts der Drohungen gegen Rushdie beleidigt. In der SZ warnt der indische Schriftsteller Kiran Nagarkar davor, den pakistanischen Religionsminister nicht ernst zu nehmen. Die Zeit beobachtet die professionelle Jugendarbeit von Rechtsextremen. In der FAZ erklärt Sohrab Mahdavy, was man im Iran vom Westen lernt.

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20.06.2007. Die Welt fragt sich, warum für Kultur nie genug Geld da ist, für dicke Abfindungen aber immer. In der taz fragt sich Ilija Trojanow, warum die Schweizer nicht den Bankraub legalisieren - wo sie schon die Buchpreisbindung abgeschafft haben. In der FR stellt Elif Shafak ihre fünf Istanbuls vor. Die SZ denkt über die deutsch-französische Verdrossenheit nach. In der FAZ freut sich Katharina Hacker über den Friedenspreis für Saul Friedländer.

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19.06.2007. In der FR rechnet der Schriftsteller Wojciech Kuczok mit der "Vierten Republik" der Gebrüder Kaczynski in Polen ab. Die Welt berichtet über Polen in der Wehrmacht. Die NZZ findet die Skulptur-Projekte in Münster manchmal geradezu witzig. Außerdem untersucht der Islamwissenschaftler Stefan Rosiny die Ursachen des Konflikts zwischen Hamas und Fatah. Im Tagesspiegel fragt der Literaturkritiker Hubert Winkels, warum der heutigen Kritik der Furor fehlt. In der SZ porträtiert Navid Kermani den oppositionellen iranischen Ajatollah Borudscherdi. Allein die Zeit regt sich über die neuen Morddrohungen gegen Salman Rushdie auf.

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18.06.2007. In der SZ erklärt Hassan Khader, warum für ihn der romantische Nationalismus der Palästinenser am Ende ist. Die FR erinnert an den Aktionskünstler Gustav Metzger, der einen großen Einfluss auf den Pop hatte. Die NZZ erklärt, was es mit dem "Histrio" auf sich hat. Viele Zeitungen besuchten zwei Veteranentreffen der Gruppen 47 und Genesis.

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16.06.2007. Nur leicht coupiert, mal waldorfhaft, mal brodelnd, meist grenzüberschreitend, jedenfalls ohne Botschaft: Die zwöfte documenta ist eröffnet und löst wohltemperierte Kommentare aus. In der Welt klagt Louis Begley über den europäischen Antiamerikanismus. Und in der FR wird Georg Klein älter und fatalistisch matt.

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15.06.2007. Erste Enttäuschung über die Documenta. Die Formen migrieren, aber der Klatschmohn blüht nicht, und der Auepavillon ist eine Rumpelkammer. Die Kunstreporter der Feuilletons klagen über oberseminarhafte Attitüden und kuratorische Willkür. Die SZ porträtiert die polnische Bestsellerautorin Dorota Maslowska: "ein Gesicht wie ein Kind und ein Stil wie ein verstopfter Abfluss".Die FR fragt nach Nachhaltigkeit in der Architektur. Die NZZ stellt afghanische Religionsgelehrte vor, die es wagen, den Terror und andere Exzesse der Taliban zu kritisieren.

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14.06.2007. In der Zeit erklären sich Günter Grass und Martin Walser in einem dreiseitigen Gespräch ihre gegenseitige Liebe. In Spiegel Online schildert Ahmet Altan das gefährliche Paradox der türkischen Demokratie. In der NZZ beschäftigt sich Sonja Margolina mit den Wurzeln des neuen russischen Autoritarismus. Die Welt zitiert aus einem wissenschaftlichen Gutachten zu Maxim Billers Roman "Esra", über den jetzt vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt wird. In der FAZ bekennt Dieter Wellershoff sein Unbehagen über die geplante Kölner Großmoschee.

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13.06.2007. Die Welt bringt das letzte Interview mit Richard Rorty, der sich eine vom Iran ausgehende islamische Aufklärung erhofft. In der Berliner Zeitung geißelt Ines Geipel die "kriminelle Aushebelung der Demokratie" in Ostdeutschland. Die NZZ entdeckt nichts auf der Art Basel. In der FR droht Wim Wenders Europa mit einer Utopie. Die taz rüttelt auf mit einem Gedicht von Rolf Hochhuth: "Vorbeuge-Haft/die Schäuble plant, haben Nazis KZ genannt; auch Schutzhaft: War doch seit 33 bekannt..." Und die FAZ meint zur Documenta: Wenn die Moderne unsere Antike ist, dann ist die Gegenwart Vergangenheit.

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12.06.2007. In der taz unterstützt der Historiker Ulrich Herbert das Projekt einer großen Ausstellung über Zwangsarbeit. In der FR bekennt sich Timothy Garton Ash zum "Leben der Anderen". Die Welt fragt sich, ob die Buchmesse Frankfurt mittlerweile bedauert, Katalonien in diesem Jahr als Gastregion eingeladen zu haben. In der NZZ lässt der Arabist Tilman Nagel kein gutes Haar an Tariq Ramadans bisher nur auf Englisch erschienener Mohammed-Biografie "In the Footsteps of the Prophet".

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11.06.2007. In der SZ schreibt Jürgen Habermas zum Tod von Richard Rorty. Ebenfalls in der SZ analysiert Ernst-Wilhelm Händler die Krise des Ich in der Ökonomie. Die taz erklärt, warum sich Rechtsextreme plötzlich für Theater interessieren - besonders in den Neuen Ländern. Im Tagesspiegel bekennt sich der neue Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger zur Idee des Humboldtforums. Die NZZ versucht, die Unterschiede zwischen China und Taiwan auszuloten.

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09.06.2007. Führt die Rückkehr des Politischen zur Rückkehr platter Abbildhaftigkeit? In den ersten Berichten über die Kunstbiennale von Venedig schwanken die Kritiker zwischen leiser Ernüchterung und freundlichem Applaus. Auch auf den von Isa Genzken bespielten deutschen Pavillon gibt es zwiespältige Reaktionen. In der FAZ erinnert Werner Spies daran, dass ohne Picassos "Demoiselles d'Aignon" ohnehin keine Moderne in der Kunst stattgefunden hätte. In der Welt erklärt der kenianische Ökonom James Shikwati, warum er Entwicklungshilfe für Afrika rundheraus ablehnt.

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08.06.2007. Die taz erklärt, warum Muslime ausgerechnet in den USA so gut integriert sind. Die Welt warnt vor einem Generalangriff auf den Islam. In der SZ erzählt der Autor Ishmael Beah von seiner Zeit als Kindersoldat in Liberia. Die FR problematisiert den Begriff des "Existenzrechts" Israels. Die FAZ ist ernüchtert von der Kunstbiennale in Venedig: die Künstler halten dem Boom nicht mehr Stand und liefern nurmehr Bewährtes.Alle würdigen den wilden Konservativen Martin Mosebach, der in diesem Jahr den Büchner-Preis erhält.

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07.06.2007. Die NZZ vermisst die action in einem Wiener "Sturm". Moscheen befördern die Integration, lesen wir in der Berliner Zeitung. In der taz erklärt der Historiker Tom Segev, warum es zum Sechstagekrieg kommen musste. In der Welt fragen sich die Documenta-Kuratoren Roger Buergel und Ruth Noack, ob sie relevant sind. Die anderen sind so souverän und feiern Fronleichnam.

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06.06.2007. "Stoppt Putin!" ruft Elena Tregubova in einem Offenen Brief in der SZ den G8-Chefs zu. Die Welt steht verzückt vor Damien Hirsts mit 8601 Diamanten bestücktem Schädel. In der NZZ weist Fassbinder-Nachlassverwalterin Juliane Lorenz alle Vorwürfe zurück. Die Zeit hört eine afrikanische Oper, die Flugzeuge zum Absturz bringt. Die taz stellt Luk Percevals Filmprojekt "Düsseldorf, mon amour" vor.

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05.06.2007. In der FAZ erklärt Necla Kelek, warum der Bau einer Moschee keine Frage der Glaubensfreiheit, sondern eine politische Frage ist. Die Welt berichtet über Proteste in Polen gegen die Streichung von Goethe, Kafka, Dostojewski und Gombrowicz von den Lehrplänen. Die NZZ untersucht die Rolle Russlands im Kosovo. Der Tagesspiegel recherchiert zum Streit um Fassbinders Nachlass. In der FR sehnt man sich nach Altstadt. Die SZ aktiviert uns Massenpublikum indirekt für die kommende Documenta.

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04.06.2007. Weltpolitisches Feuilleton, heute. In der FR kritisiert der chinesische Soziologe Wang Hui die Sicherheitsfixierung in Heiligendamm - ist der Westen auf dem Weg zum asiatischen Autoritarismus? In der NZZ beklagt der israelische Schriftsteller Meir Shalev "vierzig Jahre der Unaufrichtigkeit und Ungerechtigkeit" nach dem Sieg im Sechstagekrieg. In der SZ beschreibt Navid Kermani, wie er bei einer Diskussion zur Kölner Moschee eine Kölner Botschaft empfing. In der taz begrüßt der kamerunische Schriftsteller Patrice Nganang den Haager Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten Liberias Charles Taylor. In der FAZ schreibt Ingo Schulze den Nachruf auf Wolfgang Hilbig.

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02.06.2007. Imre Kertesz warnt in seiner in der SZ abgedruckten Berliner Europarede: Das Jahrhundert von Auschwitz ist noch nicht vorbei. Slavenka Drakulic gibt ebenfalls in der SZ zu, dass sie bei der Nierenshow mitgemacht hätte, wenn man sie gefragt hätte. Aber diese Show war ein Fake, wie jüngste Meldungen bestätigen. In der NZZ denkt Dan Diner über die historische Zäsur des Sechstagekriegs nach. In der FAZ betont Ralph Giordano, dass er sich seine Meinungsfreiheit auch weiterhin nicht von den Bestimmungen der Scharia begrenzen lassen will. Die Welt besingt den "einzigartigen, wunderbaren Mr. Bloor", den Neuerfinder der Motorräder von Triumph (mit Dreizylindermotor). Auch in der FR wird neueste Technik besungen, und zwar von Martin Walser höchstpersönlich, der das CERN in Genf besuchte.

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01.06.2007. Die FAZ berichtet, dass China aus Anlass der Frankfurter Buchmesse erstmals Dissidenten akzeptiert. Die SZ schildert die Nöte der Handtaschen-, Kultur- und Pharmaindustrie mit den Raubkopierern. In der FR stellt der Schriftsteller Abdourahman A. Waberi aus Dschibuti fest, dass Afrika in Berlin abwesend ist. Die NZZ ist überwältigt von Luc Bondys "König Lear"-Inszenierung in Wien. Die Welt deckt auf: Auch in der Kunstwelt wird gedopt. Die taz deckt auf: Es gibt die Scorpions immer noch.