Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

September 2005

Heute in den Feuilletons

30.09.2005. Die FR schlendert über das Art Forum in Berlin und empfiehlt Manga und Verwischtes als gewisses Etwas über dem Esstisch. In der taz meldet Ulf Poschardt: Das Projekt der Moderne ist noch nicht beendet, vor allem bei der CDU. Die NZZ deckt die Ursprünge des modernen arabischen Antiamerikanismus auf. Und in der SZ blickt Andrzej Stasiuk auf polnische Wahlplakate und zurück blicken mediale Zombies mit dem Lächeln einer Saftpresse.

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29.09.2005. In der Zeit erinnert sich Christa Wolf mit Wehmut der fünfziger Jahre in der DDR. In der Welt beschreibt Jörg Immendorff, wie ihm zwei Millionen Nasenzellen abgetriebener Föten ins Hirn gespritzt wurden. Die FAZ kürt das Theaterstück der Saison - Moritz Rinkes "Cafe Umberto", wo alle Arbeitslosen Akademiker sind. Leander Haußmanns neuer Film "NVA" stößt auf geteilte Reaktionen.

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28.09.2005. In der taz spricht Kazuo Isihiguro über Klone, die wie Menschen sind, die wie Klone sind. Die Welt beklagt die furchtbare Heuchelei in Hany Abu-Assads Film "Paradise Now" über zwei palästinensische Selbstmordattentäter. Die FR sagt: "Du bist nicht Deutschland." Die FAZ will den Chinesen nicht trauen. Die SZ deckt den ersten Berliner Galerien-Fake auf.

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27.09.2005. In der SZ kommt Cees Nooteboom um Don Quijote nicht herum. Die NZZ fürchtet, dass Großbritannien im Meer versinkt. Die FAZ fragt, ob der Libanon vor einem neuen Bürgerkrieg steht. In der Welt erklärt der evangelische Landesbischof aus Bayern Johannes Friedrich, warum seine Kirche aus dem Projekt einer Einheitsübersetzung der Bibel aussteigt. Die FR kritisiert einen gewissen Minimalismus der neuen Flick-Ausstellung in Berlin. Und die taz fragt, was Porno im Pop sucht.

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26.09.2005. Die taz berichtet vom ersten großen Konzert des chinesischen Rockmusikers Cui Jian in Peking seit Jahren. Die Welt greift eine Kontroverse zwischen dem Avantgardeautor Ben Marcus und Jonathan Franzen auf. Alle sind mitgerissen von der "Macht des Schicksal" unter Michael Gielen und Stefan Herheim und weniger hingerissen vom "Wintermärchen" unter Robert Wilson in Berlin.

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24.09.2005. In der Welt fragt Dan Diner: Warum entwickelt sich der Nahe Osten nicht? Liegt's am Islam? Die Welt bringt auch ein Interview mit Richard Sennett über Katrina und Rita und die Schwächen der amerikanischen Städte. Die taz richtet in den Neuen Ländern eine "Sonderwohlfahrtszone" ein. Die NZZ stellt fest: Das sozialistische Experiment ist - auch in Israel - gescheitert. Die FR zahlt in Bulgarien einen Euro für die Milch im Kaffee. Die FAZ schlendert durch das Cafe Deutschland.

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23.09.2005. Die Welt staunt über Beethoven spielende Ghetto-Kinder in Venezuela. In der SZ wirft Bauer Peter Stein mit Pfirsichsorbet nach Stadelheimer. Die NZZ berichtet über die Unterdrückung weißrussischer Künstler. Die taz gibt Joschka Fischer Gelegenheit zur Selbstkritik - vergeblich. Die FAZ porträtiert den polnischen Krimiautor Marek Krajewski, dessen Romane nicht in Wroclaw, sondern in Breslau spielen.

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22.09.2005. Wegen eines Server-Problems sind wir heute zu spät gekommen - pardon! In der Zeit beschreibt Juli Zeh die Nachteiligkeit unseres treuherzigen Blicks nach oben. In der taz rät Alfred Grosser zu einer großen Koalition ohne Schröder und Merkel. In der SZ sucht Heinz Bude nach einem geistigen Gesicht für die SPD. Die Welt wirft schon einen Blick auf die große Immendorff-Ausstellung in Berlin. Die FAZ erkundet den zweitwichtigsten Wirtschaftszweig Spaniens: die Prostitution.

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21.09.2005. In der taz bewältigen Daniel Cohn-Bendit und Claus Leggewie gemeinsam die deutsche Gegenwart. Die FR ist in einer derartig verdrehten Sexualform. Die FAZ rät arbeitslosen Hochqualifizierten zur Emigration nach Indien und Kate Moss zur Einwanderung nach Deutschland. In der Welt erklärt die Hamburger Chefdirigentin Simone Young, warum sie gerne bunte Programme dirigiert. Die NZZ kritisiert die ungebremste Egomanie deutscher Künstler, die permanent oberflächliche Meinungen zur deutschen Politik kundtun. Die SZ analysiert die deutsche Bewunderung für Skandinavien.

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20.09.2005. Die Schockwellen der Wahl haben nun auch das Feuilleton erreicht. In der SZ beschreibt der Politologe Franz Walter, wie sich die Gesellschaft in neue Stämme auffächert. Paul Nolte benennt sie in der taz: kulturelle Optimisten und Pessimisten. In der Welt findet Jörg Immendorf die PDS unappetitlich. Die FAZ versucht die Stimmung auf Wahlpartys sowie Schröders Allmachtsgefühle nachzuempfinden.Die FR sieht ein Revival der Konsensdemokratie. Nur die NZZ bleibt unpolitisch und bestaunt das Premierenfeuerwerk in Basel.

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19.09.2005. Das Thema Nummer 1 erfordert zwar einen sehr weiten Kulturbegriff, aber wir verlinken trotzdem auf die wichtigsten Leitartikel. Auch in der Kultur ist einiges los: Botho Strauß' neue Komödie wurde in Zürich uraufgeführt und erinnert die NZZ an Michel Houellebecqs neuen Roman. Die SZ wirft dem Zürcher Intendanten Matthias Hartmann vor, scheckheftgepflegte Investoren-Kunst zu machen. Die FR erliegt dem fülligen Verführer Josef Ostendorf in den "Bakchen". In der NZZ erklärt Ignaz Kircher, wie Schauspieler sterben sollten, um nicht deppert zu werden. Die FAZ lauscht gebannt der mathematisch kalkulierten Raserei, mit der Inger Christensen ihre Gedichte liest.

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17.09.2005. Auch in den Feuilletons geht der Wahlkampf in den Endspurt: Nicht Bildung sollte man abbauen, sondern Vorschriften, umreißt die SZ ihre Utopie einer traditionsgespeisten Erneuerung. Die taz erzählt, wie Joschka Fischer in Potsdam hunderte Passanten in Kundgebungshaft nahm. Die FR möchte die Wahlstimmen nach Condorcet-Methode auszählen lassen. In der Welt betrachtet Gerd Koenen eine unheilvolle deutsche Tradition: die schwärmerischen Sympathie für Russland. Die NZZ bewundert mutige Frauen, die auch dort lieben, wo nichts zu holen ist.

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16.09.2005. In der SZ malt sich Georg Klein aus, wie Tick, Trick und Tück ihrer Tante im Kanzleramt das Leben schwer machen. Die FAZ geht mit Günter Grass auf Tour für die Espede und gegen das arrivierte Feuilleton. Die NZZ beschreibt, wie China den Nachwuchs an Internet-Zensoren ausbildet. Die Welt registriert eine gestiegene Nachfrage an antisemitischer Literatur auf der Moskauer Buchmesse. Und die FR empfiehlt, Hubert Fichte in einer Hamburger Bahnhofskneipe zu lesen.

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15.09.2005. In der Zeit trifft Robert Menasse einige deprimierende Sachfeststellungen zum Stand der deutschen Demokratie. Die taz ist erstaunt, wie übellaunig sich die Schriftsteller in diesem Wahlkampf zu Wort melden. In der FR fordert Axel Honneth von den Chefdenkern der Parteien einen mehrdimensionalen Gerechtigkeitsbegriff. Die FAZ empört sich über Bremens Praxis, Arbeitslose als Erzieher in die Kitas zu schicken. In der Berliner Zeitung spricht Christian Petzold über seinen Film "Gespenster" und nicht zu Ende gestorbene Menschen. Und in der NZZ schwärmt John Cale von putzigen Bach-Grooves.

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14.09.2005. In der SZ erklärt Günter Grass, warum er für die Rot-Grünen stimmt. "Ein starkes Stück" findet Frank Schirrmacher in der FAZ, wie Paul Kirchhof aus seinen eigenen Reihen gemobbt wird. In der FR beschreibt der israelische Historiker Tom Segev, wie Tel Aviv über Jerusalem triumphierte. In der Berliner Zeitung lästert Regisseur Peter Stein über seine lieben Kollegen. In der taz entdeckt Georg Seeßlen in Bach die "Antwort auf die Niedergeschlagenheit in Mitteleuropa".

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13.09.2005. In der FAZ träumt Julian Barnes von einem anarchischen, lärmenden und freundlichen Europa. Dagegen sieht Hans Ulrich Gumbrecht in der FAZ in Deutschland einen neuen Cäsarismus aufziehen. Die FR wandelt durch die estnische Literaturlandschaft. Die SZ erklärt mit Aristoteles, warum Paul Kirchhofs Einheitssteuer ungerecht ist. In der taz trauert Claus Offe den verheißungsvollen Zeiten der deutschen Linken nach. In der Welt erinnert sich Heinz Bude an die netten Mädels von den Maoisten.

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12.09.2005. In der SZ graut es Dan Diner vor der unheiligen Allianz zwischen orientalischer Vormoderne und westlicher Postmoderne. In der Berliner Zeitung verteidigt Kenzaburo Oe die japanische Verfassung gegen ihre bellizistischen Gegner. Die FAZ erlebt am Geiseltalsee eine industrielle Entwicklung von revolutionärem Ausmaß. Die NZZ sorgt sich um die Zukunft ägyptischer Jugendlicher. Die FR tummelt sich auf Wahlkampfveranstaltungen in Brandenburg. Der Goldene Löwe für Ang Lees Western-Melodram "Brokeback Mountain" wird im Allgemeinen begrüßt.

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10.09.2005. In der Welt bedankt sich Christopher Hitchens bei Osama bin Laden für das Abhärtungstraining. Die taz fragt den halben Kulturbetrieb, was links sein heutzutage bedeutet. Niedliche Katzen und unergründliche Seerosenteiche: Die NZZ bezeugt die Rückkehr der Romantik in der Kunst. Thomas Hettche weiß in der FAZ, warum der deutsche Roman die Gegenwart meidet. Die Theaterleiterin Elisabeth Schweeger erklärt der FR, warum sie und ihre Kolleginnen eine Gefahrenzone bilden. Und in der SZ möchte Ulrich Beck lieber heute als morgen den sozialen Fußboden namens Bürgergeld einziehen.

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09.09.2005. Die NZZ ist entsetzt über die Todesdrohungen gegen den ägyptischen Intellektuellen und Islamtheoretiker Sayyid al-Qimni. In der FAZ porträtiert Julia Jusik den tapferen russischen Abgeordneten Aleksandr Torschin. Die FR fragt sich, warum deutsche Politikerinnen wie Männer aussehen wollen. Und die SZ lauscht verzückt Windgöttern, antiken Junkies und Menschenfresserriesen in Isabel Mundrys Oper "Ein Atemzug - die Odyssee".

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08.09.2005. Heute kommt Putin nach Deutschland: Der Schriftsteller Viktor Jerofejew erklärt in der Welt die Macht der Angst zum wirksamsten russischen Herrschaftsmittel. In der NZZ schreibt Sonja Margolina über die regelmäßig wiederkehrende Abtreibung der Eliten in Russland. In der Zeit zieht Paul Kirchhof die Trennlinie zwischen Statusgleichheit und Freiheit. In der taz fragt Jim Jarmusch, was ihm die Industrie außer Geld schon zu bieten habe. Im Tagesspiegel unterhalten sich der CDU-Kulturpolitiker Norbert Lammert und der Berliner Theatermanager Matthias Lilienthal. Die FAZ empört sich über einen amerikanischen Beststeller, der die Waffen-SS verherrlicht.

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07.09.2005. In der taz wettert Marlene Streeruwitz gegen das große Welttheater von Salzburg. In der SZ schreibt der ägyptische Schriftsteller Ahmed al-Aidi über die völlig sinnlosen Wahlen in seinem Land. In der FAZ fordert Reiner Klingholz, über Menschen genauso viel wissen zu dürfen wie über Topfchrysanthemen. In der NZZ beklagt Charles Simic mangelnde Solidarität in den USA. In der FR erklärt Jean-Noel Jeanneney, Direktor der Pariser Bibliotheque Nationale, warum er nach Victor Hugo nicht bei Google Print suchen möchte.

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06.09.2005. In der Welt weist Thea Dorn auf einen seltsamen Umstand dieses Wahlkampfs hin: Die aussichtsreichste Kandidatin ist eine Frau, und 90 Prozent ihrer Gegner im Feuilleton sind es auch. Die FAZ erlebte das TV-Duell Schröder/Merkel als Komödie des pädagogischen Eros. In der FR erkennt Sighard Neckel in Angela Merkels Sozialpolitik eine späte Rache von Erich Honecker. Die SZ versinkt in der Tiefe von Gerhard Richters Grau. Und die taz untersucht Spuren der 68er im Kursbuch und im Ikeakatalog.

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05.09.2005. Im Tagesspiegel beklagt Regisseur Michael Thalheimer die provinzielle Aggressivität in Berlin und zwischen seinen Theatern. In der Welt sieht die Autorin Esmahan Aykol die Ankläger von Orhan Pamuk in der Defensive. In der taz erinnert sich Helga Hirsch, wie ihr die Polen alle kommunistischen Flausen ausgetrieben haben. In der SZ erklärt der Urbanist Mike Davis, warum Hurrikan Katrina keine natürliche Naturkatastrophe war. Und die FAZ lernt vom Rapper Kanye West den feinen Unterschied zwischen Plünderern und Menschen, die nach Nahrung suchen.

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03.09.2005. SZ und FR beschäftigen sich weiterhin mit dem in Flut und Chaos untergehenden New Orleans. Die FAZ spürt einen Hauch von Nordkorea durchs deutsche Fernsehen wehen. In der NZZ reist Bora Cosic in ein bedrohlich aufgerissenes Serbien. Die Welt hat sich von Andre Glucksmann überzeugen lassen: Der Hass existiert. Und die taz spekuliert über die Zukunft der Bundeskulturstiftung

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02.09.2005. In der FR interpretiert der in Istanbul lebende Günter Seufert die Klage gegen Orhan Pamuk als ein Ränkespiel von Europagegnern im türkischen Staatsapparat. Ähnlich sieht es die Welt. Die NZZ fragt: Ist Google gut oder böse? Die taz empfiehlt Popmusik aus den Zeiten des Kalten Krieges. Allenthalben wird unter Anführung von Schriftstellerzitaten um New Orleans getrauert.

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01.09.2005. Schön ist das alles nicht! Matthias Politycki schildert in der Zeit das Versagen des weißen Mannes im globalen Wettstreit. Dafür erinnert Adam Michnik an eine schöne Zeit schöner Menschen. Die FAZ glaubt nicht mehr an den EU-Beitritt eines Landes, das Orhan Pamuk mit drei Jahren Gefängnis bedroht, weil er eine historische Wahrheit aussprach. In der SZ erklärt Tanja Dückers, warum sie der aktiven Teilhabe am Wahlkampf grundsätzlich abschwört. Die taz fürchtet an der Kulturnation weniger die Nation als die Kultur.