Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Dezember 2006

Heute in den Feuilletons

30.12.2006. Die letzten Feuilletons in diesem Jahr blicken zurück, mal wehmütig, mal gehässig, mal satirisch. Nur die SZ blickt nach vorne, einen literarischen, gesellschaftlichen oder anderen Mega-Trend vermag aber auch sie nicht auszumachen. Die Welt freut sich mit Hallgrimur Helgason, dass es nicht mehr nur einen isländischen Fernsehkanal mit Ruhetag gibt. Die NZZ begleitet Dubravka Ugresic auf ihren virtuellen Museumsspaziergängen. Und die taz kritisiert Alain Badious unkritische Haltung zu Massenmord-Regimen. Die Online-Redaktionen der Zeitungen kommentieren die Hinrichtung Saddam Husseins.

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29.12.2006. In der SZ beobachtet der Schriftsteller Chris Abani, wie Lagos süßes Öl blutet. Die NZZ fürchtet sich vor Yobs. In der Welt wundert sich der kanadische Magazinmacher Tyler Brule über das blinde Vertrauen der deutschen Medien auf Rostocker Hausfrauen. Die taz lauscht andächtig dem Strumpfmikrofon, das Zinedine Zidane im Film des Jahres trägt. Die FR lauscht dem neuen Arte-Chef Gottfried Langenstein.

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28.12.2006. In der Zeit stellt Garri Kasparow den Kollaps des Putinismus in Aussicht. Außerdem befasst sich die Zeit mit der Zukunft des Fernsehens, die im Internet liegt. In der Welt entwickelt Juri Andruchowytsch ein anarchistisches europäisches Einigungsprojekt. In der FR sagt der rumänische Autor Mircea Dinescu zum EU-Beitritt seines Landes: "Wir sind auf dem Weg nach Europa wie ein Hund, der eine Konservendose hinter sich herzieht." Die NZZ sinniert über afroamerikanische Haarfrisuren als Stil und Statement. Und der SZ graut vor Hamburgs Hafencity.

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27.12.2006. Aaaauuu! Ha!- und Hua! Hit me! Pleaaaaaaase! Alle verabschieden James Brown. Die taz würdigt seine Stöhner, die FR sein Verhältnis zu Frauen, die SZ seinen Rhythmus. Die NZZ zollt ihm Respekt. Und die Welt wünscht ihm Beinfreiheit im Himmel. Außerdem: Die NZZ will keine 300 Punkte für einen deutschen Master aufbringen. Die SZ diskutiert über die grüne Linie in israelischen Schulbüchern. Und die FAZ besucht die Riesenoper "The First Emperor" an der New Yorker Met.

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23.12.2006. Es weihnachtet unaufhaltsam: Die NZZ zeigt sich überrascht. In der FAZ stellt Martin Mosebach klar: Erlösung ist auch Erlösung vom Fest. In der Welt entlarvt Sibylle Lewitscharoff das Neue Testament als familienfeindlich. Die SZ verwahrt sich gegen die Bibel in gerechtem Bürokratenperfekt und erklärt, dass Gänseschmalz gegen das Schwären der Bärmutter hilft. In der FR erinnert sich Gerd Loschütz an Heilige Abende auf dem Hauptbahnhof. Und in der taz sagt Peter Sloterdijk die globale Selbstzerstörung an. Trotzdem ist er optimistisch.

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22.12.2006. In der SZ geißelt Lawrence Lessig die Fundamentalisten des Copyrights als Sowjets aus dem Jahr 1988. Die FAZ würdigt Hans Haackes Auseinandersetzung mit der Rolle Hermann Josef Abs' bei der "Arisierung" von Vermögen in der Nazizeit. Die taz freut sich über die gute Hanfernte in diesem Jahr. Die FR verirrt sich mit Steve McQueen . Die NZZ befasst sich mit der schwierigen Lage der Muslime in Thrazien.

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21.12.2006. In der SZ fragt Navid Kermani, was deutsch ist in der deutschen Literatur. Und Amos Oz möchte Israel nicht als Vasall der USA sehen. Die Welt porträtiert den polnischen Autor Marek Krajewski, der seine Krimis im Breslau der zwanziger Jahre ansiedelt. Die taz kennt 567 Synonyme für das Wort Prostituierte. Die FAZ hatte beim neuen Kaurismäki die unweihnachtliche Vision einer Blondine, die es ernst meint.

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20.12.2006. Allgemeines Bashing der "Idomeneo"-Aufführung an der Deutschen Oper, nur die Berliner Zeitung ist hingerissen. In der Zeit blickt Friedrich Wilhelm Graf etwas neidisch auf Katholizismus und Islam, die es immer wieder in die Schlagzeilen schaffen - im Gegensatz zum Protestantismus. Die NZZ sucht zehn Milliarden Pfund für London. Die SZ widmet sich dem schwarzen Körper in der Popkultur.

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19.12.2006. Im Tagesspiegel porträtiert Kunsthändler Rudolf Zwirner die neuen Sammler. Die FAZ zählt die Opfer des ETA-Terrors und sucht vergeblich nach der Sympathie ihrer Mitbürger. In der taz freut sich die Intendantin des RBB Dagmar Reim auf die Zukunft der ARD: "Demografisch läuft alles auf uns zu." In der FR untersucht der Literaturwissenschaftler Rainer Just die Phantasien der Täter in den Entführungsfällen der Natascha Kampusch und der 13-jährigen Stephanie aus Dresden und kommt zum Ergebnis, dass sie der Normalität näher sind als dieser lieb ist.

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18.12.2006. Die NZZ erklärt den Unterschied zwischen einem Camorrista und einem Mafioso. Die taz würdigt Verdienste und Untiefen der deutschen NS-Forschung. In der FAZ erklärt Jürgen Habermas in einer Lobrede auf Ronald Dworkin, was dieser ganz anders macht als er selbst. Die SZ veröffentlicht Briefe des russischen Ex-Agenten Michail Trepaschkin, die Licht in die Litwinenko-Affäre bringen.

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16.12.2006. Anlässlich der Teheraner Negationisten-Konferenz fordert Ayaan Hirsi Ali in der Welt die westlichen Staaten auf, mehr gegen den Antisemitismus in der islamischen Welt zu tun. Die FR fürchtet: Der Documenta-Leiter Roger M. Buergel wird nicht schmusen wollen. Auch die SZ staunt nicht schlecht über den Mann. Die taz staunt dagegen über dreißig Jahre Emma und bedauert die Christen im Irak. Die FAZ bietet zu Weihnachten eine Liste mit den am schlechtesten verkauften guten Büchern dieses Jahres.

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15.12.2006. Die NZZ erklärt die Tücken der koreanischen Höflichkeit. Die taz befasst sich mit dem politischen Hiphop in Geschichte und Gegenwart. Die Welt atmet auf: China wird vielleicht doch nicht die Zukunft gehören. Die FR analysiert: Der Föderalismus scheitert an seinen Organen. Die SZ resümiert die deutschen Zustände nach Wilhelm Heitmeyer und vor Weihnachten so: Soziale Desorientierung, hohe Fremdenfeindlichkeit, und alle haben Angst vor dem Abstieg.

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14.12.2006. Die FAZ hat recherchiert, was Garri Kasparow bei "Christiansen" gesagt hätte, wenn "Christiansen" ihn nicht ausgeladen hätte. Die Berliner Zeitung macht sich Sorgen um die russische Autorin Jelena Tregubowa, die ein wenig vorteilhaftes Porträt über Putin verfasst hat (wir haben eine Leseprobe). Die SZ staunt über lange Sätze bei Thomas Pynchon, dessen kurze Sätze sie aber auch kaum entschlüsseln kann. Die NZZ recherchiert bei der Agentur Magnum über die Zukunft der Fotografie. Die taz findet die Szenarien des Urbanisten Mike Davis etwas zu apokalyptisch.

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13.12.2006. Die chilenischen Schriftsteller Ariel Dorfman und Antonio Skarmeta kritisieren in FAZ und FR, dass Caudillo Augusto Pinochet am Ende unbehelligt sterben konnte. Die FAZ schildert außerdem die verzwickte rechtliche Lage im Streit zwischen dem Suhrkamp Verlag und den neuen Miteigentümern. In der NZZ freut sich Richard Wagner über die Kulturhauptstadtehre für Hermannstadt/Sibiu. In der SZ erklärt Jaron Lanier, was ihn am Hype um das Web 2.0 so stört.

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12.12.2006. Die FAZ schildert, wie der Iran kritische Blogger zermürbt - und wie man ihnen helfen kann. In der NZZ trägt Horacio Castellanos Moya den korrupten Pinochet zu Grabe. Die FR hat genug von der deutschen Mittelstandsliteratur aus karg-melancholischen Berliner Altbauwohnungen. Die Welt pocht auf Unterschied zwischen Datsche und Schrebergarten. Und die SZ legt zum ersten Mal einen Frack an.

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11.12.2006. Die taz findet: Das Foto von der 51-jährigen hochschwangeren Annie Leibovitz hat das Potenzial zum Skandal. Die NZZ untersucht das Verhältnis der Skandinavier zu den Muslimen. Die SZ sagt das Ende der Mobilität an. "Hauptsache Deutsch" heißt die Devise für die Goethe-Institute. Die Welt und die Welt freuen sich drüber.Der Tagesspiegel will 1 indisches und 1 ostasiatisches Museum in Berlin.

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09.12.2006. Die NZZ reist mit dem Bus Nr. 36 in die Banlieue von Lyon, weg von den Fromages blanc im Zentrum. Die FAZ ist wenig überrascht, dass Julian Nida-Rümelin in die braune Falle der Tempo-Redaktion getappt ist. In der Welt stöbert Zafer Senocak in der türkischen Kulturgeschichte vergebens nach Antike wie Moderne. Einträchtig abgewatscht wird Franco Zeffirellis mit 200 Kilo Goldpulver auf Hochglanz gebrachte Version der "Aida" an der Mailänder Scala.

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08.12.2006. Die NZZ stellt einen Newcomer in der libanesischen Medienlandschaft vor: die hisbollahfreundliche Tageszeitung Al-Akhbar. Die Welt porträtiert den Berliner Rapmusiker Sido. Die taz hört House von Innervisions. Die SZ besucht den georgischen Autor Aka Morchiladze. Und in der FAZ erzählt Josef Bierbichler, wo er sich vor den Touristen versteckt.

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07.12.2006. In der Zeit bedauert Wolf Biermann unendlich, dass der General Pinochet im Bett stirbt statt am Galgen. In der NZZ erinnert die Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong daran, dass der Koran religiösen Fundamentalismus verurteilt. Die taz ernennt die Kehlmannisierung des deutschen Feuilletons zum Trend des Jahres. In der SZ beschreibt Negar Azimi, wie Homosexuelle in Ägypten Opfer des Islamismus werden.

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06.12.2006. Wirre Gangsterfarce, Avantgarde des Mainstream, große Polizistenoper, Mafia unplugged, brillante Schnellfeuer-Dialoge, ein Film mit Herz - ein paar Kritikermeinungen zu Martin Scorseses Remake von Andrew Laus brillantem dreiteiligen Hongkongthriller "Infernal Affairs", der bei der Berlinale 2003 von unseren Großkritikern zumeist übersehen wurde. Außerdem: Die FAZ schlachtet die Turner-Prize-Gewinnerin Tomma Abts, die FR lobt dagegen deren Dezenz.

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05.12.2006. Die Berliner Zeitung freut sich: Die deutsche Malerin Tomma Abts hat den Turner-Preis gewonnen. In der SZ erklärt der chinesische Filmemacher Lou Ye, was die Zensur für ihn bedeutet. Die taz-Russland konstatiert: Der Zeitgeist steht auf FSB. In der FR spekuliert der Strafrechtler Klaus Lüderssen nochmal über den Mannesmann-Prozess.

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04.12.2006. In der Welt erklärt Mario Vargas Llosa den UN-Bericht über die globale Wasserkrise zur Pflichtlektüre. In der NZZ beklagt der Verleger Jochen Jung, dass sich die deutschsprachigen Verlage immer ähnlicher werden. Alle freuen sich über den Europäischen Filmpreis für Florian Henckel von Donnersmarcks Stasi-Film "Das Leben der anderen" . Die FAZ am Sonntag sammelt Stimmen zur Putinisierung Russlands.

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02.12.2006. In der Berliner Zeitung erklärt die Teilchenphysikerin Lisa Randall, wie man sich in der fünften Dimension bewegt: nur nicht schauen! In der FR macht sich Amos Oz Hoffnungen auf einen neuen Friedensprozess in Israel. Die FAZ wundert sich über die Paradoxien des heutigen Kunstmarkts mit seinen braven Künstlern und wilden Sammlern. Die SZ fragt: Was ist vom Mythos Bauhaus geblieben? In der taz erklärt Richard Powers, wie er seine Romane in den Computer diktiert. Genießen Sie die letzten Tage der FAZ in ehemaliger Rechtschreibung!

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01.12.2006. Die FAZ sah Nina Hoss in Barbara Freys Berliner "Medea"-Inszenierung schöner, also bewusster morden. Auch für die NZZ lässt Hoss das Allgemeinmenschliche weit hinter sich. In der Welt setzt Viktor Jerofejew seine Hoffnungen auf die russische Mittelschicht. In der taz schwärmt Tariq Ali von den neuen Lichtgestalten der internationalen Linken, Hugo Chavez und Evo Morales, und hofft dass sich die Iraker daran ein Beispiel nehmen. In der SZ staunt Jana Hensel über die Erfolge der neuen deutschen Buchpreise.