Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Dezember 2005

Heute in den Feuilletons

31.12.2005. Bora Cosic beobachtet in der Berliner Zeitung, wie Deutschland zu seiner eigenen Provinz verkommt. Die taz lässt Lord Ralf Dahrendorf und Paul Nolte über Bürgersinn und die neue Bürgerlichkeit diskutieren. In der Welt fordert Matthias Politycki 2006 mehr Theorie in der Literaturkritik, während Jörg Immendorf 2005 an einen Haufen Zeitungsfetzen erinnert. Der Pianist Alfred Brendel verwahrt sich im NZZ-Interview gegen exzentrische Tastenlöwen. Und die FR sorgt sich um den Kulturraum Kino.

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30.12.2005. Zehn Jahre nach seinem Tod wird Heiner Müller auf eventuell fortbestehende Lebendigkeit getestet. Die taz meint: Er steckt wohl noch im Fegefeuer, für die Welt überlebt allenfalls Müllers Totenkult. Die Berliner Zeitung beschreibt neue Techniken im Überlebenskampf der Musikindustrie. Die SZ bringt ein fünfseitiges Mozart-Dossier. Und der Fall der Susanne Osthoff treibt auch die Feuilletons um.

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29.12.2005. In der Zeit erklärt Peter Greenaway, wie die "Nachtwache" Rembrandt ruinierte. In der SZ versucht der Altorientalist Walter Sommerfeld seine Kollegin Susanne Osthoff zu verstehen. Die FAZ besucht das germanistische Institut der Universität Bagdad. In der Berliner Zeitung erklärt Helga M. Novak, wie sie schreiben lernte, als sie häkeln sollte. Woody Allens neuer Film "Match Point" trifft auf die Begeisterung der Kritik.

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28.12.2005. Die SZ trägt die Eigenheimzulage zu Grabe. In der NZZ fürchtet Julian Nida-Rümelin, dass weder Ein- noch Wittgenstein im heutigen Wissenschaftssystem noch eine Chance hätten. In der Welt erklärt Heinrich August Winkler, warum Europa westorientiert und die Türkei (noch?) nicht europäisch ist. Die FR berichtet über über den Wettstreit der Familien Eczasibasi und Sabanci um den inoffiziellen Titel des großzügigsten Kunstsponsors in Istanbul. Und die taz erklärt, warum Max Reinhardt bis heute ein Vorbild sein sollte.

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27.12.2005. In der taz unterhält sich Gabriele Goettle mit der Kulturhistorikerin Anna Bergmann, die erklärt , warum sie Organentnahmen aus Hirntoten ablehnt. Die FR feiert die Ausstellung "36 * 27 * 10" im Berliner Palast der Republik. In der Welt erklärt Ralf Dahrendorf, warum er die Leugnung des Holocaust nicht unter Strafe stellen wollte. Die FAZ nimmt Steven Spielbergs Film "Munich" gegen Kritik in Schutz. In der SZ beschreibt der irakische Schriftsteller Najem Wali, wie der Iran im geschwächten Irak seine Vorherrschaft durchsetzen will.

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24.12.2005. Es weihnachtet mit voller Kraft. Weihnachtsgeschichten lesen wir unter anderem von Georg Klein, Alexander Osang, Peter Glaser, Colum McCann. Nur der Tagesspiegel erzählt eine Geschichte der Weihnachtsgeschichten. Außerdem: Die NZZ schildert einen Streit um die Seelen zwangsrekrutierter Koreaner im japanischen Yasukumi-Schrein. Die NZZ bringt eine Beilage über Grenzüberschreitungen, die SZ ein Manifest gegen dieselben.

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23.12.2005. In der SZ verteidigt Renate Künast Multikulti als Tatsache. Die Berliner Zeitung annonciert den unumgänglichen Trend zum Visual Kei. In der taz schließt Jan Philipp Reemtsma jede Legalisierung von Folter kategorisch aus. Die NZZ hängt österreichischen Gedanken des Jahres 2005 nach. Und laut FR leben wir (zumindest aber die Systemtheorie) unter den noch gar nicht recht begriffenen, hier aber erstmals beschriebenen Bedingungen einer polykontexturalen Heterarchie.

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22.12.2005. In der Welt sprechen Pawel Huelle über die polnische Vergangenheitsbewältigung und Christoph Schlingensief über die Bayreuther "Parsifal"-Bewältigung, und Hans Christoph Buch schreibt über den Linksruck in Lateinamerika. Die taz macht sich Sorgen über die französischen Zeitungen. Die FAZ bringt Durchhalteparolen von Robert Musil zu Weihnachten 1916 und einen Streifzug Mario Vargas Llosas durch Berlin.

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21.12.2005. In der Zeit erklärt Benjamin Korn, warum aus Frankreich sogar die Köche auswandern. Die NZZ berichtet über einen von Voltaire ausgelösten Eklat in Genf. In der SZ erklärt Paul Theroux, warum er der Liebe Bonos und Bill Gates' zu Afrika misstraut. Die Welt zweifelt leise am Sinn der Akademien. In der FAZ fordert Prinz Asfa-Wossen Asserate den Westen auf, die Unterstützung für das herrschende äthiopische Regime von dessen Demokratisierung abhängig zu machen.

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20.12.2005. Es gibt jüdisch-orthodoxe Rapper, erfährt die FR. Die dürfen aber nicht Stage-Diven. Die taz schaut sich Pixar-Trickfilme im MoMA an. Fällt die ehemalige AEG-Fernmeldekabelfabrik von Ernst Ziesel, fällt ganz Berlin- Öberschöneweide, warnt die SZ. Während die Welt grübelt, welche Berechtigung Kultur überhaupt noch hat, stellt die NZZ simbabwische Schriftstellerinnen vor.

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19.12.2005. Andrea Breths "Minna von Barnhelm"-Inszenierung in Wien wird ungnädig aufgenommen. Christoph Marthalers "Fruchtfliege" in Berlin kam besser an. In der FAZ macht Jared Diamond ("Kollaps") der Menschheit Hoffnung aufs Überleben. Laut NZZ ist der Pakt des Vergessens in Spanien immer noch nicht gebrochen. Die Welt staunt über den britischen Umgang mit der neuesten Architektur ("Demolition").

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17.12.2005. Von allen kommentiert wird der Rücktritt von Adolf Muschg als Präsident der Akademie der Künste. In der Welt erklärt Sonja Margolina Versuche für gescheitert, in Russland Demokratie zu fördern. Und Mario Vargas Llosa erzählt die bewegte Geschichte der Pariser Kirche Saint-Sulpice. Die FAZ macht die Politik für den Skandal um den südkoreanischen Klonforscher Woo-suk Hwang mitverantwortlich. Die NZZ entdeckt die neuen losgelösten österreichischen Erzähler. Und die SZ attestiert der Türkei ein wachsendes Image-Problem.

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16.12.2005. Ein Paukenschlag riss die Berliner Akademie der Künste aus sanftem Winterschlaf. Ihr Präsident Adolf Muschg erklärte seinen Rücktritt. Die Berliner Zeitung schildert die Hintergründe. Die SZ sieht in dem Rücktritt eine Chance. Weitere Themen sind die französische Debatte über die Kolonialgeschichte und die ersten Willensbekundungen Bernd Neumanns. Und außerdem verteidigt Bernd Heisig in der Welt die Unfreiheit der Kunst.

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15.12.2005. Eine Tag vor seinem Prozess wiederholt Orhan Pamuk in der Presse und in der FAZ seine Aussagen zum Völkermord an den Armeniern und kritisiert die zwei Haltungen der nichtwestlichen Bourgeoisie. In der Zeit fordert der Promi-Anwalt Alan Dershowitz die Legalisierung der Folter. Die NZZ widmet sich der Melancholie im französischen Rap. Die taz warnt vor einem neuen bösen Frühling des Antisemitismus. In der Welt fürchtet der Schriftsteller und Architekt Kanan Makiya die Tyrannei der Mehrheit im Irak. Die SZ feiert die Rückkehr der Scandaleuse Beaute auf die Cover internationaler Modemagazine.

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14.12.2005. Die SZ erklärt, wie der Kunstraub im Irak den Terror finanziert, und Andrzej Stasiuk erzählt eine kleine Geschichte der albanischen Stromversorgung. In der Welt erzählt Kenzaburo Oe, wie er einmal Mao Zedong begegnete. Die NZZ erzählt die Geschichte der "chin-il-pa", der Fraktion der koreanischen Bevölkerung, die einst mit Japan kollaborierte. Die FR beobachtet den Kampf der Opfer in Frankreich.

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13.12.2005. In der SZ fragt die kroatische Autorin Slavenka Drakulic: "War der Preis für die Staatsgründung Kroatiens die geplante und systematische Ausrottung der serbischen Minderheit?" Die FAZ porträtiert den zweitbesten Freund von Gerhard Schröder. Die FR findet King Kong groß und die weiße Frau etwas klein. In der Welt fordert Norbert Lammert eine Expansion der Leitkultur nach ganz Europa. 

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12.12.2005. In der Berliner Zeitung springt Alexa Hennig von Lange mit einer Hoffnung des Pop runter. Runter ins eisige Meer. Die SZ besucht das längste Hochhaus Europas. In der NZZ plädiert Karl-Markus Gauß für Manes Sperber. Die FAZ hörte, wie die Berliner Philharmoniker Simone Young auflaufen ließen. In der Welt streitet Rainer Moritz fürs Populäre in den Verlagsprogrammen.

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10.12.2005. Harold Pinter sorgt immer noch für Streit. Die NZZ wünscht sich mal wieder einen literarischen Literaturnobelpreis, und keinen politischen. Selbst die FR beschwert sich über "unheilvolle linke Rhetorik" der Sechziger- und Siebzigerjahre. Die Welt bringt eine Übersetzung des mindestens ebenso umstrittenen Haaretz-Interviews mit Alain Finkielkraut. Die SZ warnt vor Silvio Berlusconis Geschichtspolitik. In der taz äußert sich Gerhard Henschel moralisch empört über die Bild-Zeitung. Die FAZ feiert Gidon Kremers Neuaufnahme von Bachs Partiten und Sonaten für Violine.

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09.12.2005. Harold Pinter haut auf den Putz und sorgt für Stimmung und Verstimmung. Erstaunen auch über den "Idomeneo" in Mailand, welcher monatelange bürgerkriegsähnliche Querelen an der Scala zu einem glücklichen Abschluss brachte. Die FAZ kritisiert Gregor Schneiders Idee, einen schwarzen Kubus vor dem Hamburger Bahnhof aufzubauen. In der NZZ wittert Natan Sznaider eine politische Morgendämmerung in Israel. In der Welt bringt Peter Schneider seine kritische Reportage über Multikulti in Berlin zu Ende.

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08.12.2005. Die Zeit hat das Stück der Stunde in ganz Europa gesehen: Euripides' "Die Bakchen". Die FR freut sich über die Wiedervereinigung der Fugees. Die taz findet den modernen Konservatismus so dumm wie den alten. Die Welt begrüßt die Lübecker "Zusammenrottung" von Schriftstellern, die FAZ reagiert primär. Die SZ erinnert daran, dass erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die katholische Parallelgesellschaft abgeschafft wurde. Und Harold Pinter richtet sich in einer Videobotschaft an die USA.

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07.12.2005. In der SZ erklärt Tony Judt, warum die USA ein "Dritte-Welt-Land" sei und warum in Europa die politische Klasse versagt. Die Welt fragt, warum Gregor Schneider seinen schwarzen Kubus nicht vorm Hamburger Bahnhof in Berlin aufstellen soll: Aus Angst vor dem Terror? Die taz feiert die Pariser Dada-Ausstellung als mehrsprachige Enzyklopädie einer der radikalsten Avantgardebewegungen.

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06.12.2005. In der Welt erklärt Kanan Makiya, wie Deutschland dem Irak helfen könnte - mit einer Gauck-Behörde. Die NZZ fiebert der Saisoneröffnung an der krisengeschüttelten Scala entgegen. Die taz fürchtet, dass die Renaissance des Bürgertums in Extremismus ausarten könnte. Der Tagesspiegel findet: Selbst der brutalste Rap ist nichts gegen die Marseillaise. Für die FAZ besucht Viktor Jerofejew das Fiese Haus von Norilsk.

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05.12.2005. In der NZZ beschreibt der irakische Lyriker und Verleger Khalid al-Maaly seine Eindrücke vom Prozess gegen Saddam Hussein. Außerdem bringt die NZZ einen Schwerpunkt über die Krise der Tageszeitungen. Die Welt sieht die deutsche Wikipedia von Kommunisten und Werbegurus unterwandert. Die SZ spekuliert über die arg verzweifelte Natursehnsucht des Olafur Eliasson.

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03.12.2005. Der Tagesspiegel bezeugt, dass New York Max Raabe und seinem Palastorchester zu Füßen liegt. Wie palästinensische Künstler die israelische Mauer verschwinden lassen, weiß die taz. Die FAZ sieht Frankreichs Intellektuelle konservativ werden. Die NZZ unterhält sich mit der Theaterschauspielerin Jutta Lampe über die Allmachtsansprüche der Regisseure. Die SZ rümpft die Nase über die erbärmliche politische Kultur in Spanien. Und alle rezensieren Jürgen Goschs Zürcher Inszenierung von Tschechows "Kirschgarten" in Grund und Boden.

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02.12.2005. Die NZZ schämt sich für das neue Schweizer Kabinett von Gerhard Schröder. Die taz staunt über die Dichtkunst Xavier Naidoos. In der SZ begrüßt Andrew Wylie die digitale Bibliothek von Google. Die FAZ will ein Zentrum gegen Vertreibungen mit europäischer Dimension. In der Welt erklärt der Exorzist des Vatikans, warum Gott das Böse schuf.

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01.12.2005. In der Zeit spricht Günter Grass über seinen Plan, eine neue Gruppe 47 oder so etwas Ähnliches zu gründen, sofern sich keiner als Genie aufführt. Der NZZ graust es vor Dmitri Nabokovs Drohung, eine testamentarische Verfügung seines Vaters Vladimir Nabokov wahrzumachen und das Romanfragement "Tool" zu vernichten. Die Welt hört Angela Merkels Regierungserklärung auf kulturpolitische Schwingungen ab. Alle gratulieren Woody Allen zum Siebzigsten, am besten Dani Levy im Tagesspiegel, nur in der taz gratuliert Diedrich Diederichsen Jean-Luc Godard zum Fünfundsiebzigsten.