Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Dezember 2004

Heute in den Feuilletons

31.12.2004. Angesichts des Seebebens in Asien sucht die NZZ Trost beim Shintoismus. In der Welt findet es Robert Spaemann vernünftig, an Gott zu glauben. Die taz feiert das bald vergangene Jahr mit einem 650-Zeilen-Gedicht. Die Berliner Zeitung beklagt die Schwachheit ihres Fleisches. In der SZ denken drei Deutsche türkischer Herkunft über den Satz "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein" nach. Die FAZ begrüßt die Konsolidierung der deutschen Literatur im Jahr 2004. Und wir wünschen: Ein frohes Neues Jahr!

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30.12.2004. Thema Nummer 1 ist natürlich der Tod Susan Sontags. Die SZ feiert sie als stärkste Anwältin Europas in den USA. Die FAZ bringt einen ihrer letzten Texte. Die Zeit verabschiedet sich von den Verheißungen der digitalen Kunst, an die sie aber sowieso nie geglaubt hatte. In der NZZ singt Karl Schlögel ein Loblied auf den Nomaden. In der FR watet Richard Wagner durch die Untiefen der heutigen Mediengesellschaft.

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29.12.2004. Die Berliner Zeitung beklagt ein weiteres Opfer der großwestdeutschen Republik: Christoph Hein, der offenbar nicht mehr Intendant des Deutschen Theaters werden möchte. Die SZ lässt sich von dem Geologen Simon Winchester erklären, warum Wohlstand und Stabilität so ungleich verteilt sind. Die FR sieht eine neue Gründerzeit in der französischen Kultur. In der taz erklärt Muhammad Kalisch, warum er als Muslim Angst vor dem Westen hat. Die FAZ findet die Stasi-Akten im Bundesarchiv bestens aufgehoben.

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28.12.2004. In der NZZ sucht der libanesische Schriftsteller Hassan Dawud nach einer Sprache, in der die Araber den Mord an Theo van Gogh verurteilen können. Die FR applaudiert hüftschwingenden Hitlers in London. Die taz äußert naturidentische Gefühle. In der SZ warnt  Richard Chaim Schneider vor einer Katastrophe am Tempelberg.

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27.12.2004. Gabriele Goettle hat für die taz die Obdachlosenärztin Jenny de la Torre besucht. Die NZZ beschreibt die Ständegesellschaft des globalisierten Theaterbetriebs. In der Welt erklärt der frühere DDR-Bürgerrechtler Lutz Rathenow, warum Michael Schindhelm kein Stasi-Spitzel war. Die FR erliegt dem Zauber von Gottfried Benn. In der SZ erzählt Joachim Kaiser, wie die Berliner Philharmoniker Furtwänglers Dirigierstil interpretierten. Die FAZ beklagt den Niedergang der französischen Nation.

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24.12.2004. Weihnachten! In der taz heißt der Weihnachtsmann Rudi Dutschke. Die FR lässt über Religion und Toleranz nach dem Mord an Theo van Gogh spekulieren. In der Berliner Zeitung bekennt sich Klaus Berger zu einem Gott, der Schwiegermütter sterben lässt. In der SZ schreibt Max Goldt keine satirische Weihnachtsgeschichte. Die NZZ sucht den Horizont ab. Und Harald Schmidt sieht jetzt aus wie Georges Moustaki.

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23.12.2004. In der taz analysiert der Politologe Wladimir Polochailo die Verfassungsreform in der Ukraine als Niederlage der Opposition. In der FAZ schildern zwei Deutsche nicht deutscher Herkunft ihre Probleme mit Deutschen deutscher Herkunft. Die NZZ weiß: Die Musik moslemischer Musiker ist noch nicht islamisch.

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22.12.2004. In der NZZ erzählt Christoph Geiser, dass sich das Land Brandenburg statt Autoren lieber Kaninchen hält. In der Welt lanciert der Historiker Norman Stone einen Angriff auf den Historiker Hans-Ulrich Wehler. In der SZ präsentiert Timothy Garton Ash einen Demokratiebauplan für den Irak und die Ukraine. Die FAZ erzählt, wie sich ein Literaturkritiker gegen seine Zeitung wehrt, El Pais. Die taz meint: Hans Magnus Enzensberger will sich schlicht zur Ruhe setzen.

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21.12.2004. Die FAZ hat die großartigste Filmszene des Jahres entdeckt: Sie spielt auf dem Gesicht von Nicole Kidman. Die taz porträtiert Amerikas schwärzesten Romantiker: den Autor Denis Johnson. Das von Hans Magnus Enzensberger, nicht aber von Eichborn annoncierte Ende der Anderen Bibliothek sorgt für Spekulationen. Sucht Enzensberger einen anderen Verlag?

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20.12.2004. In der Welt bekennt Adolf Muschg: Er wäre stolz, wenn er Deutscher wäre. Die NZZ fürchtet eine Implosion des pakistanischen Staates. Die FAZ versetzt iranischen Alkohol mit Bitterstoffen. Und alle trauern um Peter Palitzsch. Und alle gratulieren Friederike Mayröcker.

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18.12.2004. Die NZZ erklärt, warum ausgerechnet Warschau für Friedrich Dürrenmatt reiner Honig war. In der Welt erklärt Cora Stephan, warum sie auch über die Leiden Deutscher in der Geschichte schreiben will. Die taz porträtiert den Booker-Preisträger Allan Hollinghurst. In der FAZ erklärt der ukrainische Autor Andrij Bondar, dass die Ermordung ukrainischer Politiker durch russische Geheimdienste eine lange Tradition hat. Und bei Spiegel Online fordert Henryk M. Broder von der Türkei die Anerkennung des Völkermords an den Armeniern.

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17.12.2004. Die Diskussion über die Türkei beherrscht die Feuilletons. Die FAZ fragt: Nutzt die Türkei den Beitritt, um sich nach innen zu islamisieren? In der taz fürchtet der ehemalige Botschafter Hans Arnold Entgrenzung als "sichere Folge". Die Welt interviewt den libanesischen Historiker Kamal Salibi, der über die Sehnsucht der Araber nach osmanischer Herrschaft spricht. Die NZZ porträtiert den Picasso der Patisserie: Pierre Herme.

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16.12.2004. In der Zeit erzählt Friederike Mayröcker von fruchtlosen Versuchen posthumer Kontaktaufnahme mit Ernst Jandl. In der Welt warnt Hans-Christoph Buch vor Besuchen in "Failed States". Überall wird für die Aufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei plädiert, so auch in der SZ in einem großen Porträt über Orhan Pamuk. Die FAZ ist schon einen Schritt weiter: Hier wirbt Juri Andruchowytsch um die Liebe der Europäer zur Ukraine.

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15.12.2004. In der taz bekennt Annett Gröschner, dass sie gern ihr Leben als Quotenostfrau beenden würde. Die FAZ versucht, den Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky zu verstehen. Die SZ findet Peter Eisenmans Holocaust-Mahnmal nach erster Begehung "still, einfach, vernünftig, aufgeklärt, zivil, fromm, alles zusammen".

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14.12.2004. Die FAZ freut sich über die Freilassung eines kubanischen Dissidenten. Die NZZ feiert die schwerelos bunten Bilder der Grausamkeit in David Markischs Roman über Isaak Babel. In der Berliner Zeitung ruft Oliver Stone den Anke-Westphälischen Frieden aus. In der FR fordert Jamal Tuschik eine bessere Integration der Ostdeutschen. Die Welt besucht das neue Museum für moderne Kunst in Istanbul.

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13.12.2004. In der FAZ macht sich John Banville irische Sorgen. Die taz findet: Das Traurige an der deutschen Situation ist andauernde Scheitern des intergenerationellen Dialogs. Die SZ unterhält sich mit Paolo Flores d'Arcais über Silvio Berlusconi. In der Welt preist Peter Eisenman den wunderschönen Beton seines Holocaust-Mahnmals.

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11.12.2004. In der FR erzählt der ukrainische Dichter Tymofiy Havryliv, wie die Anhänger des grauen Janukowytsch zur orangen Revolution überliefen. In der NZZ beschreibt Richard Wagner, wie er in Deutschland zum Rumänen wurde. In der Welt misstraut Dan Diner der Erregung über Israel. In der SZ beklagt Cord Riechelmann fehlende Klagen über das Waldsterben. Und die FAZ hält die Stasi-Unterlagen noch lange nicht für ein Kulturgut. Und alle sind begeistert von Paul Hindemiths nach einundachtzig Jahren uraufgeführter "Klaviermusik mit Orchester".

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10.12.2004. Die NZZ befürchtet eine Boulevardisierung des deutschsprachigen Feuilletons. Die taz sucht nach einer Frauenband, die sich nicht für ihr Frausein interessiert. In der Berliner Zeitung schätzt Juri Andruchowytsch seinen Anteil an der ukrainischen Revolution auf zwei bis fünf Prozent. Die SZ beklagt das Ende des Musikfernsehens. In der FAZ ruft Ernst-Wolfgang Böckenförde: Nein zum Beitritt der Türkei in die EU.

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09.12.2004. Die Zeit wandelt durch das Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals. Aber auch die Ereignisse in der Ukraine stimmt sie nicht froh. In der FAZ erfahren wir, wie sehr die Chinesen Gerhard Schröder dafür bewundern, dass er seinem Bruder nicht hilft. Die FR bringt ein Interview mit Daniel Libeskind. Die NZZ beschreibt, wie sich Elfriede Jelinek durch Außenseiterpose selbst immunisiert.

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08.12.2004. In der SZ ruft Juri Andruchowytsch: "Svobodu ne spynyty!" In der taz verrät der Politologe Franz Walter, wer die nächsten Wahlen entscheidet: nämlich die über 60-jährigen Frauen. Der Turner Prize sorgt für allgemeine Verwunderung: kein Elefantendung diesmal. Auf der Internetseite des Nobelpreises ist Elfriede Jelineks Nobelpreisrede zu lesen: "Man möchte sich ja gern anschmiegen, aber was geschieht da mit mir?"

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07.12.2004. Die Debatten um Islam und Integration gehen weiter: In der taz erklärt der französische Soziologe Olivier Roy, worin der Charme des Islamismus für moslemische Jugendliche im Westen besteht. In der Welt fordert Zafer Senocak leidenschaftlich eine Modernisierung des Islam. In der Berliner Zeitung will Hussein Al-Mozany die Debatten um Integration und Islam entflechten. Die FR feiert Hebbels "Nibelungen" in München als Theatergroßereignis der Saison. Die SZ bringt ein Dossier zur jüngsten Pisa-Studie.

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06.12.2004. In der NZZ plädiert der Soziologe Karl-Otto Hondrich für eine Aufnahme der Türkei in die EU. In der Welt fürchtet Jaromir Sokolowski, dass die Ukraine auf dem Altar der Realpolitik geopfert wird. In der FR untersucht der Germanist Manfred Schneider den Begriff der Parallelgesellschaft. Die FAZ kritisiert die Berliner "Carmen" unter Daniel Barenboim als allzu langsam. Aber der Don Jose!

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04.12.2004. Die NZZ besucht besucht chinesische Künstler in den Dashanzi-Fabrikanlagen. In der Berliner Zeitung erzählt Sarah Wiener, wie gut man sich manchmal als Despot fühlt. Die taz erklärt uns die Audiotechnik als eine grundlegende Revision des Theatersprechens. In der SZ erzählt der Schriftsteller Jochen Missfeldt, wie er von Kampfschwimmern aus Eckernförde gequält wurde. Die FAZ feiert das neue Museum der Bildenden Künste in Leipzig.

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03.12.2004. Diedrich Diederichsen fragt sich in der taz, ob der HipHop angesichts seines Sexismus und seiner Homophobie überhaupt noch zu retten ist. In der FAZ erklärt Hans Zehetmair, warum er sich zum Vorsitzenden des Rats für Rechtschreibung wählen lässt und die Interpunktion komplizierter machen will. Die FR findet die Art Basel Miami schön bunt. Die NZZ blickt sich auf dem amerikanischen Glaubensmarkt um.

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02.12.2004. In der Welt übersetzt Gilles Kepel Multikulti mit Apartheid.  In der Zeit analysiert Oliver Stone: "Alexander der Große war auch in der Liebe ein Soul-Typ." In der taz kritisiert der Rai-Sänger Rachid Taha die französische Integrationspolitik. Die FAZ gratuliert Botho Strauß. Die NZZ gratuliert Napoleon

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01.12.2004. In der NZZ porträtiert Sonja Margolina die Ukraine als Land der Korruption, aber auch der immer mutigeren Zivilgesellschaft. In der SZ widerspricht der ukrainische Dichter Sergij Schadan der Mär von der Teilung des Landes in Ost und West. Die FR beschreibt das Schauma-Apfel-Grün des Designers Karim Rashid. Die taz meditiert über Coming out und Outing einst und jetzt. In der Berliner Zeitung erklärt Tim Eitel seine Gemälde mit Böcklin und Friedrich. Im Tagesspiegel erklärt Ayaan Hirsi Ali, warum es nur einen Islam gibt.