9punkt - Die Debattenrundschau
Kommentierter Rundblick durch die Feuilletondebatten. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
26.09.2023. Die taz erinnert an das Pogrom im anatolischen Sivas gegen Aleviten vor dreißig Jahren, bei dem 37 Menschen starben: Das Verfahren wurde jetzt eingestellt. Während Frauen im Iran ihr Leben riskieren, um das Kopftuch ablegen zu dürfen, errichtet Birmingham die Skulptur "The Strength of the Hijab", staunt die NZZ. China ist ähnlich bedrohlich wie die Klimakrise, meint im Tagesspiegel die Sinologin Janka Oertel. In der FAZ freut sich die Schriftstellerin Eva Lapido über die zunehmende Toleranz der deutschen Gesellschaft. Nur die German Angst, die vergeht nie, seufzt die SZ angesichts von 3500 Baunormen.
25.09.2023. Im Tagesspiegel ruft Tatsiana Khomich, Schwester der seit Monaten in Belarus inhaftierten ukrainischen Oppositionellen Maria Kolesnikowa, die EU-Staaten zum Handeln auf. In der FAS fordert die Historikerin Christina Morina, endlich die Demokratiegeschichte der DDR anzuerkennen. Die SZ fragt, wie stark die Sinologie von China beeinflusst ist. Und in der FAZ fühlt sich der Politologe Peter Graf Kielmansegg ganz ohnmächtig angesichts der Dominanz der Grünen.
23.09.2023. Aus der AfD ist eine "Alternative für Russland" geworden, berichtet das Magazin correctiv.org, das die immer extremere Pro-Putin-Ausrichtung der AfD untersucht. Das "neutrale" Österreich steht der AfD kaum nach, berichtet die taz. Der Tagesspiegel beleuchtet Gleichschaltungen im polnischen Kulturbetrieb. In der SZ fordert die Religionswissenschaftlerin Rabia Kücüksahin, dass sich der Staat hinter Beamtinnen stellt, die das Kopftuch tragen wollen.
22.09.2023. Das Herannahen der AfD erinnert die Lyrikerin Daniela Danz in der FAZ an den Meteor aus Lars von Triers "Melancholia": Ist die Katastrophe unausweichlich? Wie unabhängig ist Kulturjournalismus überhaupt noch? Der Musikjournalist Axel Brüggemann lotet die Krise am Beispiel der klassischen Musik aus - der Perlentaucher blättert ein Kapitel vor. Es gibt Cancel Culture nicht nur, sie ist sogar überall, sagt Julian Nida-Rümelin im Tagesspiegel. Erst wollen alle den Tod des Autors, dann tritt er durch KI wirklich ein, und es ist auch wieder nicht recht, konstatiert die SZ.
21.09.2023. "Nicht nur der Ukraine rennt die Zeit davon. Es ist Europa, das freie Europa, das den Krieg zu verlieren droht", schreibt Navid Kermani in einem düsteren Zeit-Essay zur Lage im Krieg gegen die Ukraine. In Zeit und FAZ reagieren Hamed Abdel-Samad und Susanne Schröter auf Constantin Schreibers Ankündigung, nichts mehr über den Islam sagen zu wollen. In der NZZ fragt SaÏda Keller-Messahli, warum die Linke in Frankreich die Idee des Laizismus aufgegeben hat.
20.09.2023. Nicht die Asylbewerber sind das Problem, sondern die extreme Rechte, die mit dem Thema ihr Süppchen kocht, meinen taz und SZ. In der Jüdischen Allgemeinen beteuert Hubert Aiwanger sein Engagement für die Jüdische Gemeinde und kritisiert ein weiteres Mal die Süddeutsche Zeitung. Das Konzentrationslager auf der Haifischinsel war nicht Auschwitz, aber ein Schritt auf dem Weg dorthin, sagt die Hannoveraner Archäologin Katja Lembke in der taz. In Zeit online verteidigt Philipp Sarasin Michel Foucault gegen den Vorwurf, er sei nicht links. Der Corriere trauert um Gianni Vattimo.
19.09.2023. Die taz fragt: Warum sind wir über Giorgia Meloni erschrocken, die Italiener aber nicht? In der FAZ erinnert Thomas von Steinaecker an die goldene Zeit des Radios und stellt uns Zwerge dann auf die Schultern der Riesen: Bald gibt's nur noch eine Kritik pro Buch. In der Welt erklärt Philipp Peyman Engel von der Jüdischen Allgemeinen, warum er nicht mit der AfD redet. Die Hagia Sophia ist wieder ein Ort für die Gläubigen, hält diesen aber kaum stand, berichtet der Tagesspiegel. Qantara beschreibt die üble Menschenrechtslage in Ägypten.
18.09.2023. In der FAZ warnt der Soziologe Oliver Nachtwey vor einer "Liste Wagenknecht", die rinks und lechts nur vermischen und damit der Rechten in die Hände spielen werde. In der SZ verbindet die Ethikerin und Theologin Anna Puzio ihr Seelenheil mit Künstlicher Intelligenz. Frankreich streitet laut Le Monde über eine Rechtschreibreform. Die FR erzählt, wie die Linke sich 1848 gegen den Parlamentarismus zusammenrottete, damit Schleswig deutsch wird.
16.09.2023. Anna Politkowskaja hatte schon vor zwanzig Jahren über den Putinismus aufgeklärt. Ihre Tochter Vera versucht in der taz zu verstehen, warum die westliche Politik nicht auf sie hörte. Wenn die hannoveranische SPD Gerhard Schröder feiert, dann feiert sie auch seine Russland-Politik, so die FAZ. Das iranische Volk wird den Mullahs die Straße nicht mehr überlassen, hofft Amir Hassan Cheheltan ebenfalls in der FAZ. Der Tagesspiegel erklärt, wie sich das Regime dennoch stabilisiert. taz und FAS versuchen zu verstehen, wie es war, in der DDR jüdisch zu sein. Im Perlentaucher fragt Lacy Kornitzer, wie wir die AfD möglich machen.
15.09.2023. Seit einem Jahr kämpfen iranische Frauen todesmutig um ihre Rechte. Wo bleibt eigentlich Ihre "feministische Außenpolitik", Frau Baerbock, fragt Norbert Röttgen in der taz. Karl Schlögel ist nach Charkiw gereist und berichtet für die Welt. Es dürfte schwierig werden, der AfD eine Parteistiftung vorzuenthalten, fürchtet die taz, nachdem sie ein für die Bundesregierung angefertigtes Gutachten gelesen hat. Sind die Münchner Olympia-Attentäter mit Hilfe deutscher Behörden freigepresst worden, fragt die SZ. Im Freitag unterhalten sich Bernd Stegemann und Mithu Sanyal über Identität. Zum Fall Constantin Schreiber gibt es sehr unterschiedliche Kommentare.