Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Februar 2007

Heute in den Feuilletons

28.02.2007. In der Washington Post greift Anne Applebaum in die von Perlentaucher und signandsight.com angestoßene Multikulti-Debatte ein und verteidigt Ayaan Hirsi Ali. In der Welt beklagt Eric Schlosser, dass Fastfood nur aussieht wie Nahrung. Die NZZ erinnert an den Urvater der chinesischen Republik Sun Yat-sen, dem in Hongkong ein Museum eröffnet wird.

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27.02.2007. Einerseits freut man sich ja mit Florian Henckel von Donnersmarck. Aber hat das "Leben der Anderen" wirklich einen Oscar verdient? Nein, meint der ehemalige Bürgerrechtler Werner Schulz in der Welt. Die taz ist pro und kontra. Die FAZ freut sich halb. Die FR meint: Die Amerikaner sehen den Film als Film über die mögliche eigene Zukunft. Außerdem: Im Perlentaucher nennt Timothy Garton Ash sechs Gründe, Europa zu lieben. In der SZ sucht Documenta-Chef Roger M. Buergel einen dritten Weg zwischen Markt und Gegenwartskunst.

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26.02.2007. Die NZZ betrachtet in der Münchner Conrat-Meit-Ausstellung die sexy Judith mit dem Haupt des Holofernes. In der taz erzählt Gabriele Goettle, wie es im Leben einer Kriminalkommissarin tatsächlich zugeht. In der Welt findet Robet Kagan die Ursache für das Desaster im Irak: Sie heißt Rumsfeld. Die SZ beschreibt das Vorhandensein eines behaglichen ästhetischen Mittelstands, der mit staatlichen Mitteln sein Auskommen findet. Im Perlentaucher zieht Ulrike Ackermann eine Parallele zwischen Islamismus und den anderen Totalitarismen. And the Oscar goes to...

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24.02.2007. In der FAZ porträtiert Werner Spies den Künstler Erwin Wurm, der es ausschließlich mit dem trockenen, geschlossenen Leib treibt. Im Tagesspiegel erklärt Patrice Chereau, warum er als junger Mensch nicht "Cosi fan tutte" hätte inszenieren können. Die FR erinnert an den Kondom-Unternehmer Julius Fromm, dem es um die Aufhebung der Trennung von innen und außen ging - ihm ist ein neues Buch gewidmet. Die Berliner Zeitung unterhält sich mit der deutsch-israelischen Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff, die erklärt, was sie an Berliner Hunden mag, was sie an Berlinern nicht mag. Die SZ plädiert für Pressefreiheit.

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23.02.2007. Die NZZ beklagt die Erosion in Jemen aufgrund fortgesetzten Kat-Kauens. In der taz beklagt Gerhard Baum die Erosion unserer Grundrechte. In der SZ beschreibt der südkoreanische Schriftsteller Kim Young-ha die Erosion der Erinnerung in Seoul. Im Tagesspiegel schildert Clemens Meyer die Erosion des Rechtsempfindens bei den Leipziger Fußballfans. Die FAZ stellt sich schützend vor Ursula von der Leyen: keine Erosion des Familienbilds. Die FR bewundert Edmund Stoiber als Konvergenztheorie auf zwei Beinen.

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22.02.2007. Die Zeit stellt uns die eleganteste Verkörperung von Lebensverachtung und Reptilienkälte vor. Die NZZ untersucht das Verhältnis von Pornografie und HipHop. Die FR bewundert den androgynen Charme von Bill Kaulitz. Die österreichische Presse wirft den deutschen Feuilletons vor, Papst Pius XII. gemobbt zu haben. Die SZ fragt sich, ob Barack Obama wirklich schwarz genug ist, um nächster Präsident der USA zu werden. In der taz versichert Klaus Theweleit: Uns steuert niemand. 

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21.02.2007. Die FR sucht ein Familienkonzept der CDU und findet keins. Die Berliner Zeitung wundert sich über eine Tibet-Ausstellung in Berlin, die die Kulturrevolution auslässt. In der Welt schätzt der Historiker Rolf-Dieter Müller die Opferzahlen des Dresdner Feuersturms auf 25.000. Die taz verkündet, dass es endlich eine Alternative zum organisierten Berufsjudentum gibt. Die FAZ weiß zwar auch nicht, ob Senait Mehari eine Kindersoldatin war, aber die Medien haben auf jeden Fall schuld.

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20.02.2007. In der Welt meint die Schriftstellerin Elif Shafak, dass die fremdenfeindliche Türkei und das türkeifeindliche Europa eine gute Hybrid-Kultur ergäben. In der SZ erklärt Wolfgang Tillmans, warum er gern das Gegenteil dessen macht, was die Kritiker über ihn schreiben. Die taz erinnert an die einst weit verbreitete RAF-Sympathie, auch unter heutigen Ex-Linken. Und die FAZ konstatiert, dass es erst einmal die Krippen geben muss, in denen man sein Kind nicht unterbringen möchte.

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19.02.2007. Die Berlinale-Resümees fallen recht mau aus: Einen "History Overkill" diagnostiziert die Welt, und auch der taz fehlt die sperrige Filmkunst neben der political correctness. In der SZ geißelt Gustav Seibt das Einverständnis vieler Intellektueller mit dem Irak-Krieg, das zu scharfer Selbstkritik im Westen Anlass gibt. In der Welt fordert Corinna Ponto von den Terroristen der RAF nicht Reue, sondern Aufklärung über ihre Taten. Peter Handkes "Spuren der Verirrten" in Claus Peymanns Regie am Berliner Ensemble führen zu nachträglicher Heiterkeit der Kritik.

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17.02.2007. Auch die FR meldet sich in der Multikulturalismus-Debatte des Perlentauchers zu Wort und druckt den jüngsten Beitrag von Lars Gustaffson. Andrzej Stasiuk beobachtet in der Welt, wie Deutschland psychologisch neutralisiert wird. In der SZ verbittet sich der Autor Henning Ahrens jegliches Rumgezicke schlecht bezahlter Übersetzer. Mehr Lichtblicke wünscht sich die taz bei der nächsten Berlinale. Die NZZ gedenkt der avantgardistischen Oberiuten in der Sowjetunion.

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16.02.2007. Streit kann auch utopische Qualitäten haben, stellt die NZZ anhand der Multikulturalismus-Debatte in Perlentaucher und signandsight.com fest. Und der Zoologe Josef H. Reichholf behauptet: Vor 120.000 Jahren badeten auch schon Nilpferde im Rhein. Fossilien belegen dies. Im Kölner Stadtanzeiger konstatiert Heinrich August Winkler: "Es gibt keine europäischen, sondern nur westliche Werte." Die SZ findet bei Andreas Gursky Tiefenschärfe bis zum Abwinken. Der FAZ schwant nichts Gutes.

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15.02.2007. Irgendwo in Hamburg meint man: Pascal Bruckner übertreibt mit seiner Kritik an Multikulti. Die Berliner Zeitung lauscht dem Wunderkind Niu Niu. Ein halbe Milliarde Chinesen auch. Die NZZ ist begeistert von der Brüsseler Oper. Der Tagesspiegel greift die italienische Debatte um Ariel Toaffs Buch "Pasque di Sangue" auf. Die FR zweifelt nicht daran, dass Barack Obama Präsident der USA werden kann. In der SZ antwortet die Übersetzerin Barbara Kleiner auf den Vorschlag, sie solle mehr übersetzen, wenn sie mehr verdienen wolle. Die taz meint: Web 2.0 ist Agora 3.0 und Fordismus 4.0. Die FAZ fragt: Was macht man mit Pferdemist auf dem Wiener Opernball?

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14.02.2007. In der Berliner Zeitung spricht Christian Petzold über die unglaubliche Radikalität der Nina Hoss. Die NZZ schildert den Bildungshunger der Südkoreaner, der ganze Familien zerreißt. In der Welt fürchtet Viktor Jerofejew, dass den Russen die alten Träumen von der Heiligen Rus wieder zu Kopf steigen. Die SZ schildert türkische Reaktionen auf Silvester Stallones Plan, Franz Werfels "Vierzig Tage des Musa Dagh" zu verfilmen.

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13.02.2007. In der NZZ konstatiert Sonja Margolina: Unter Putin fühlt sich Iwan Normalverbraucher richtig wohl. Die FAZ erinnert daran, dass sich deutsche Terroristen trotz aller Bekennerschreiben niemals wirklich zu ihren Taten bekannten. Die FR porträtiert den Regisseur Guy Maddin, der Stummfilme macht wie vor achtzig Jahren. Die taz erinnert mit FAZ-würdiger Wehmut an die einstige Hochzeit des deutschen Kulturradios. In der Berliner Zeitung erklärt der erste panasiatische Popstar Rain, wie er tanzt. Und in der SZ erklärt Stefan von Holtzbrinck, wie sich die traditionellen Medien des Internets erwehren sollen.

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12.02.2007. Die SZ bringt die Rede, die Orhan Pamuk bei seinem Berlin-Besuch hätte halten wollen: eine Hommage an seine Heimatstadt - "Jeder ist in Istanbul ein Fremder". Die FAZ lässt sich durch einige neue Großfotos von Andreas Gursky aus dem Gleichgewicht bringen. In der taz fordert der russische Regisseur Andrei Nekrasow die Freilassung des Regimekritikers Michael Trepaschkin. Der Perlentaucher dokumentiert einen Aufruf für die posthume Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels an Anna Politkowskaja.

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10.02.2007. In der NZZ überlegt Jürgen Habermas, wie sich eine authentisch 'aus dem Glauben' geführte Existenz mit den Anforderungen des liberalen Staates vereinbaren lässt. In der Welt hält Georg Baselitz der Neuen Nationalgalerie vor: ohne Bild von ihm kein Weltniveau. In der FR erinnert Jochen Hörisch die Geisteswissenschaftler an ihre Relevanz. In der taz spricht Fischer-Lektor Hans-Jürgen Balmes über die Produktion von Literatur im Zeitalter der Globalisierung. In der SZ schlägt Dirk Stempel vom Hanser Verlag den Übersetzern vor, einfach mehr zu arbeiten, wenn sie mehr verdienen wollen. Die FAZ unterstützt den Vorschlag Gerd Koenens, Anna Politkowskaja posthum den Friedenspreis zu verleihen.

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09.02.2007. In der SZ plädiert Georg Klein für den Kleinwagen - schon aus erotischen Gründen. In der NZZ erklärt Umberto-Eco-Übersetzer Burkhart Kroeber die bescheidenen Verdiensterwartungen seines Berufsstandes. Die Welt freut sich, dass Märklin endlich wieder Panzer herstellt. Die Berliner Zeitung sah den wahren Rocky Staub wischen. In der FR wundert sich Wolfgang Kraushaar über Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar, die bis heute an ihrer RAF-Identität festhalten. SZ und Welt berichten über eine Einigung zwischen Bibliotheken und Verlagen zur digitalen Nutzung von Büchern.

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08.02.2007. Berlinale-Zeiten. In der Zeit stellt Georg Seeßlen die Irakisierung in Gegensatz zur einstigen Vietnamisierung des amerikanischen Kinos. Die Berliner Zeitung schildert die alles in allem paradiesischen Zustände des französischen Kinos. Die NZZ porträtiert den Genfer Comiczeichner Frederik Peeters. In der SZ plädiert Andrzej Stasiuk gegen eine Degradierung des Generals Jaruzelski. Außerdem wünscht sich Peter Sloterdijk in der Zeit eine friedliche Nutzung der religiösen Energie.

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07.02.2007. Im Titel-Forum lehnt Wolfram Schütte jeden Vergleich zwischen Klaus Manns "Mephisto" und Maxim Billers "Esra" ab. In der Berliner Zeitung macht der Ethnologe Werner Schiffauer die mangelnde Integrationsbereitschaft der Deutschen verantwortlich für den Rückgang von Einbürgerungsanträgen. Im Perlentaucher glaubt der niederländische Jurist Paul Cliteur nicht an eine Befriedung von Islamisten durch gemäßigte Aufklärer. Im Streit um die Übersetzerhonorare hält die NZZ ein Einkommen von 1000 Euro für unglaubwürdig. In der SZ wirft die Übersetzerin Brigitte Grosse den Verlagen vor, gestiegene Kosten ausgerechnet dem schwächsten Glied in der Verwertungskette aufzubürden.

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06.02.2007. In der NZZ klagt der spanische Autor Antonio Orejudo über angeödete Mittelklassekinder, die einen Madrider Vorort auseinandergenommen haben. Die taz ruft den Deutsch-Türken zu: Werdet eine Diaspora-Gemeinschaft! Die FR erfährt im Theater, was Überwachungsstaat bedeutet: totale Langeweile. Die Welt schwärmt von der magischen Qualität der Bilder Sigmar Polkes. Die SZ hat kein Mitleid mit den Emanzipationsverlierern: den Jungs.

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05.02.2007. In einer Antwort auf Ian Buruma schreibt Necla Kelek im Perlentaucher: Islamische Krankenhäuser unterscheiden sich grundsätzlich von katholischen. Die Welt befasst sich mit der Sinnkrise der afroamerikanischen Männer in den USA. In der SZ verteidigt der Autor und Anwalt Georg M. Oswald im Fall Maxim Biller die Freiheit der Kunst.  In der NZZ spricht die Historikerin Fania Oz-Salzberger über die Krise der Politik in Israel. In der taz erfahren wir: Die bedrohte Identität wird zum Schwerpunkt der Berlinale.

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03.02.2007. Sowohl Welt als auch SZ haben Jörg Friedrich in London dabei zugesehen, wie er sein Buch "Der Brand" gegen wütende Zuhörer verteidigt. Im Perlentaucher antwortet der Umberto-Eco-Übersetzer Burkhart Kroeber auf Thomas Steinfelds SZ-Artikel zum Übersetzerstreit. Gesine Schwan erläutert in der Berliner Zeitung die Waffen der Frauen in der Politik. Von der Macht des Weiblichen überzeugt sich auch die taz in einer Ausstellung zu Pierre Kosslowski. Die FR weiß nicht mehr, ob gerade Krieg oder Frieden herrscht. Die FAZ weiß genau, dass die Höhlenmalereien des Graffitikünstlers Banksy im British Museum eine Fälschung sind.

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02.02.2007. Im Perlentaucher verwahrt sich Timothy Garton Ash gegen die Vorwürfe Pascal Bruckners: Er ist kein Apostel des Multikulturalismus. In der Berliner Zeitung enthüllt der bedeutende Architekturhistoriker Bruno Flierl die Wahrheit über den 17. Juni 1953: Der RIAS war's gewesen. Die NZZ analysiert die Chancen Schottlands auf die Unabhängigkeit. In der Welt spürt Zafer Senocak einen Hauch von nordkoreanischem Geist durch die Türkei ziehen. In der taz skizziert Ayaan Hirsi Ali einen europäischen Islam. Die FAZ tritt für eine Reduktion der Kohlendioxidemissionen ein. Und in der SZ erklärt der Dramatiker Lukas Bärfuss: Jeder Mann will Kuckuck sein. Aber die Frau verschleiert ihren Eisprung.

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01.02.2007. Orhan Pamuk hat seine Deutschlandreise wegen Morddrohungen abgesagt. Die Welt vermutet den 'tiefen Staat' hinter diesen Drohungen. Auch die taz findet die Gefahr konkret. Die Zeit bewundert zugleich, wie schonungslos Türken nach dem Mord an Hrant Dink ihr Land kritisieren. Die NZZ porträtiert den Dirigenten Michael Gielen, die FAZ den König Juan Carlos.