Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Juni 2005

Heute in den Feuilletons

30.06.2005. Die neue Linkspartei ist rechts, rufen in der Welt deutsche Schriftsteller Gregor Gysi und Oskar Lafontaine zu. In der Zeit erklärt Ernst-Wilhelm Händler die Krise der deutschen Wirtschaft mit Herzschwäche. In der FR beschreibt Brigitte Kronauer, wie man konservativ wird - ganz von allein. Die taz fühlt sich getroffen von grell metaphysischen Wachheitsblicken von "Bonnie und Clyde". Die NZZ hat an Billy Grahams letztem Kreuzzug teilgenommen. Die SZ verdankt Wolfgang Kraushaar die Erkenntnis: "Die Urszene des deutschen Terrorismus war ein antisemitisch motiviertes Attentat."

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29.06.2005. In der SZ hält Navid Kermani der iranischen Jugend ihre Null-Bock-Haltung vor. Die FR schweift durch das literarische Leben der Ukraine. Die taz untersucht neuere Entwicklungen des herrschaftlichen Erbrechts. Die Welt will Büchersammler in Informationstechnologen verwandeln. Für die FAZ war Hans Christoph Buch bei einem Treffen von Intellektuellen in Sarajewo. In Steven Spielbergs "Krieg der Welten" hat die FAZ erlebt, wie Tom Cruise von einer Achtjährigen an die Wand gespielt wurde.

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28.06.2005. Am 9. November 1969 wurde eine Bombe im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin deponiert - in der FAZ benennt Wolfgang Kraushaar den Täter Albert Fichter und den mutmaßlichen Drahtzieher Dieter Kunzelmann. Die SZ fragt den deutschen Rapper Bushido, warum Nazis mit seiner Musik sympathisieren. Die FR versteht die Hintergründe der türkischen Anfeindungen gegen Orhan Pamuk. Die NZZ bereitet uns auf die Publikation eines Judas-Evangeliums vor.

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27.06.2005. Klagen über Klagen über Klagenfurt: Die Bachmann-Tage laborierten laut FAZ an Blutarmut. Die taz fand die dort präsentierte Literatur zwar handwerklich solide. Aber die Welt erstickte an Staub, Schweiß und Tafelkreide. "Trüb!", sekundiert die FR. Die SZ begrüßt immerhin die Rückkehr des Semikolons. Außerdem: Die New York Times findet polnische Klempner ganz schön sexy.

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25.06.2005. Die NZZ fragt sich erstaunt, warum die deutsche Presse jeden politischen Machtwechsel im Land gleich zu einem Generationenwechsel hochredet. In der Welt erinnert Andre Glucksmann daran, dass der Hass auf den Westen unteilbar ist. Die taz diagnostiziert ein Schlafmangel-Syndrom in der jüngeren Literatur. In der FAZ wäre sich der türkische Schriftsteller Ahmet Altan gern sicher, dass Orhan Pamuk den Friedenspreis für seine literarischen Qualitäten bekommt und nicht für seinen politischen Mut. In der SZ erklärt Hubert Kleinert, warum es Rot-Grün verdient hat, abgewählt zu werden.

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24.06.2005. Ratzinger, Putin, Bush: Im Tagesspiegel-Interview schickt uns Peter Sloterdijk auf die Reise in den "autoritären Kapitalismus" - und zwar auf der Grundlage eines neo-autoritären Wertedenkens. In der Welt kritisiert der dänische Politologe Björn Lomborg die Prioritätenliste der Westlichen Welt, die lieber den Klimawandel als Aids bekämpft. Die SZ verteidigt Peter Handke als Ahnenden. Die SZ schüttelt auch den Kopf über den relevanten Realismus. Die SZ bewundert die immer noch vorhandene Aufbruchsstimmung in der Ukraine.

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23.06.2005. Die Reaktionen auf die Friedenspreisentscheidung für Orhan Pamuk sind unterschiedlich: Die FAZ freut sich für den Literaten, möchte den Autor aber nicht als Befürworter eines EU-Beitritts der Türkei verstanden wissen. Die FR versteht Pamuks Kritik an der Türkei als Anbiederung an Europa. Die taz fürchtet, dass die Entscheidung in der Türkei nicht auf ungeteilte Begeisterung stößt. Außerdem bringt die Zeit ein Manifest für einen relevanten Realismus in der Literatur. Und der Tagesspiegel wirft einen Blick auf die Kulturpolitik einer künftigen CDU-Regierung.

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22.06.2005. In der FR erklärt Woody Allen, warum er keinen Film über den 11. September machen könnte. Die FAZ vermisst in Peter Handkes neuer Verteidigung Slobodan Milosevic' Genauigkeit und Seele. Die Welt rekapituliert das Zerwürfnis zwischen Marcel Reich-Ranicki und Joachim Fest. In der SZ beschreibt Richard Swartz die Länder des Balkans als Geiseln ihrer militärischen Apparate. Und außerdem konstatiert sie, dass Autoren nicht mehr mit Rotgrün in Verbindung gebracht werden wollen: "unangenehme Erinnerungen wie an einen One-Night-Stand unter Alkoholeinfluss"...

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21.06.2005. Hundert Jahre Sartre: Die Berliner Zeitung erinnert daran, dass dieser Intellektuelle nicht nur Meinungen, sondern auch ein Werk hatte. Heinz Bude schildert in der SZ den Katzenjammer der Intellektuellen nach Sartres Feier der Revolte. Wolf Lepenies ist in der Welt nicht ganz sicher, ob Sartre tot oder lebendig ist. Der Tagesspiegel kommentiert Peter Handkes neuerliches Engagement für Milosevic in der neuen Nummer von Literaturen. In der NZZ beklagt Navid Kermani Wahlbetrug im Iran.

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20.06.2005. Die taz sieht in der WASG keine wahre Linke. Die NZZ wirft einen Blick auf die Literaturszene Südkoreas. In der FAZ fragt Mihran Dabag: Darf eine Türkei in die EU aufgenommen werden, die den Völkermord an den Armeniern leugnet? In der Welt erzählt Woody Allen, wie er es schafft, jedes Jahr einen neuen Film herauszubringen.

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18.06.2005. In den USA hat die Folterdebatte gerade erst begonnen, stellt Karen Greenberg in der SZ fest. Die NZZ untersucht Sartre als Stellvertreter seiner Epoche, die Welt hält ihn für einen Europäer von 1945. Die taz widmet sich Rot-Grün, während die FR bei der neuen konservativen Bewegung vor voreiligen Schlüssen warnt. Und in der FAZ schießt Carl Djerassi in der Debatte um das therapeutische Klonen zurück. Peter Lieses Sorge um die Ausbeutung der Frau sei nichts weiter als phallozentrisches Moralisieren.

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17.06.2005. Um die Beutekunst zurückzubekommen, würde die FAZ sogar Russland recht geben. In der Berliner Zeitung fordert Christina Weiss ein Bundeskulturministerium. Der taz kommen Honeckers Staatskarossen so bekannt vor. In der Welt kritisiert Hussain al-Mozany den arabischen Missbrauch des Koran. Die NZZ erwärmt sich für ein T-Shirt mit eingenähten Kirschkernen.

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16.06.2005. Die Zeit nimmt die iranische Opposition im Internet ebenso ernst wie das chinesische Kino, das beste der Welt. Die FR stellt den iranischen Gorbatschow vor. Die SZ attestiert dem Linksbündnis Volljährigkeit und sogar Lebensweisheit. Die FAZ staunt über die Chuzpe Alexander Solchenizyns, Putin öffentlich zu kritisieren. Die NZZ entdeckt die lebendige deutsche Tradition in Schlesien, während die taz über die Definition des Independent-Kinos grübelt.

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15.06.2005. Die taz geißelt die Feigheit der Biennale von Venedig, die Gregor Schneiders schwarzen Kubus nicht aufstellen wollte. Die Welt zitiert zu diesem Thema den Künstler, der nicht provozieren will. In der FAZ erinnert der Historiker Christian Saehrendt an die Verführbarkeit der "Brücke" durch den Nationalsozialismus. Die NZZ erteilt der Bundesrepublik ihren Segen für Neuwahlen. Die kulturhistorische Deutung des Michael-Jackson-Prozesses erreicht ungeahnte Tiefen.

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14.06.2005. In der FAZ erklärt die stellvertretende Gesundheitsministerin von China Zhao Baige, wie sie die demografischen Probleme des Landes lösen will. Die taz besucht die Kulturszene in Minsk. In der SZ bespricht Kurt Flasch das Heidegger-Buch von Emmanuel Faye und stellt die Frage: Wie nationalsozialistisch ist Heiddeggers Philosophie? Wir verlinken außerdem auf einige Reaktionen zum Freispruch Michael Jacksons.

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13.06.2005. In der taz klärt Greil Marcus über die "unsichtbare Republik" der Folksongs auf. In der FAZ erfahren wir, wie reformistische Politiker im Iran peinliche Interviewfragen beantworten. Die FR stöhnt über Globalisierung - jetzt auch in der Kunst. Und die SZ diskutiert über Fotografie: Egal ob digital oder analog, es gibt heute so viele schöne Bilder wie nie.

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11.06.2005. In der Literarischen Welt erzählt Georg Klein, was einem durchschnittlichen deutschen Kulturschurken in Schanghai so zustößt. In der SZ äußert sich Christina Weiss skeptisch über eine Vereinigung der Kulturstiftungen von Bund und Ländern. Die ersten Eindrücke von der Biennale in Venedig sind zwiespältig. Die NZZ schildert sie als das "das Katerfrühstück, durch dessen Verzehr man zu Besinnung und Nüchternheit zu gelangen hofft".

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10.06.2005. Die FAZ macht Marketing für signandsight.com. Die FR porträtiert Dominique Marie Francois Rene Galouzeau de Villepin. In der NZZ erklärt Hermann Lübbe, warum die europäische Verfassung gescheitert ist. Die SZ will keine deutsch-französische Union.

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09.06.2005. Im Tagesspiegel beschreibt Henryk Broder das Holocaust-Mahnmal als Fortsetzung des Dritten Reichs mit den Mitteln der Bildhauerei. In der FAZ erklärt A.L. Kennedy, warum sie Frauenliteratur beschissen findet. In der SZ kritisiert der rumänische Philosoph Andrei Plesu Europa als Ideologie. Die FR staunt über die Wirkung Triers auf den chinesischen Tourismus. In der Zeit geht Tino Sehgal im Dialog mit Peter Sloterdijk affirmativ zur Freude über.

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08.06.2005. In der SZ skizziert Norbert Lammert die künftige Kulturpolitik der Regierung Merkel. In der taz spricht Imre Kertesz über die Verfilmung seines "Romans eines Schicksallosen". In der NZZ verweht wegen der Machenschaften von Nichtrauchern die Aura der Geistigkeit. Die FAZ beklagt antideutsche Töne in Polen.

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07.06.2005. Die taz interpretiert Habermas' Kerneuropa ohne Frankreich und Krzeminskis Kriegsessay mit Lacan. Die NZZ besucht die Expo 2005 im japanischen Aichi. In der Berliner Zeitung bringt Meg Stuart die Kunstblase zur Explosion.

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06.06.2005. In der SZ wittert Jürgen Habermas neue Chancen für Kerneuropa. In der FAZ erinnert Hans Christoph Buch an das fortwährende Morden im Kongo und die Mitschuld der internationalen Staatengemeinschaft. In der taz rät Daniel Cohn-Bendit den Grünen die Trennung von den Roten.

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04.06.2005. Die NZZ warnt in ihrer Betrachtung der jungen Malerei vor der Supense-Falle des Belgiers Luc Tuymans. 400 Jahre nach Don Quijote denkt Hans Ulrich Gumbrecht in der Welt, also ist er. Gott will, dass ihr reich seid, lernt die SZ vom schwarzen Fernsehprediger Dr. Creflo Dollar. Westeuropa ist dekadent, weiß die FR nach Nee und Non. Die taz erlebt unterdrückte Wissenschaftler am Bosporus, während in der Berliner Zeitung über das Problem Ostdeutschland diskutiert wird. Noch weiter weg verschlägt es die FAZ, die bei der äußersten Mobilmachung des aidsgeplagten Botswana vor Ort ist.

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03.06.2005. In der SZ erklärt Rem Koolhaas die Türken und Osteuropäer zu den wahren Europäern. In der NZZ plädiert Ulrich Beck für ein kosmopolitisches Europa. Im Spiegel fordert uns Leon de Winter auf, den Niederländern dankbar zu sein. In der Welt erklärt New-York-Times-Kolumnist David Brooks die Europäer zu Angsthasen. In der FAZ sieht Michael Zeeman das Nee als Fortführung des Fortuyn-Aufstandes. Die taz prophezeit uns die "Generation Frank". Und alle schreiben über Zadeks "Totentanz" in Wien.

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02.06.2005. Im Tagesspiegel schildert Lars von Trier seine Vorstellung von der ultimativen Inszenierung des Rings. Die FAZ ruft nach einem Aufstand der Undogmatiker. Die Zeit sucht nach einem Denker für die CDU. Die FR sucht nach Spuren von Rot-Grün in der Kunst. Europa, fürchte dich vor dem Lächeln der Angela Merkel, ruft Navid Kermani in der SZ. Die NZZ fragt, warum die Linke keine Kanzlerkandidatin hat.

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01.06.2005. In der FAZ konstatiert Bernard-Henri Levy fassungslos, wie wohl sich die linken EU-Gegner neben den Rechten fühlen. In der taz beglückwünscht Peter Glotz Siemens zum "non". In der NZZ erklärt die polnische Journalistin Maria Graczyk den Franzosen, dass sie jetzt eine polnische Ehefrau haben. Europa kann so wunderschön an sich selbst leiden, seufzt die Welt. Außerdem: Im Tagesspiegel erklärt Peter Zadek, warum das deutsche Theater so langweilig ist. In der Berliner Zeitung erklärt Liu Sola die Vorzüge chinesischer Musikinstrumente. Die SZ beleuchtet den Fall des Mäzens Alberto Vilar.