Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

März 2007

Heute in den Feuilletons

31.03.2007. Die NZZ stellt klar, dass nicht der große Satan USA als iranischer Erzfeind gelten muss, sondern die schielenden Engländer. In der SZ feiert Hugo Hamilton die Versöhung der nordirischen Hardliner, Saboteure und Bombenleger. Die FR hat erlebt, was Aufklärung ist. Die taz vermisst in der Berliner Ausstellung zum Alltag in der DDR den Eigen-Sinn. Die FAZ fragt, was von Herbert von Karajan bleiben wird.

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30.03.2007. Die NZZ erzählt die Geschichte der Zukunft der Zeitung. Die FAZ staunt über das neue Selbstwusstsein der Stadt Hongkong. Die Welt ist bis heute berückt von Athens wahrscheinlich bester Hetäre Phryne. Die FR freut sich mit Richard Rogers über den Pritzker-Preis. Die SZ ist alarmiert: Mussolini wird in Italien wieder salonfähig.

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29.03.2007. Der Streit um die neueste Kunst in Berlin beschäftigt alle Zeitungen. Heiner Bastians Vorwürfe gegen die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und deren Politik mit den Sammlern und ihren Händlern stehen im Zentrum der Kritik. "Unwürdiges Dolchstoßdrama", kommentiert die Berliner Zeitung. Ein Einschnitt im Verhältnis zwischen Museen und Sammlern, schreibt die Welt. Die FAZ gibt den Hierarchen der Stiftung das Wort. Die SZ auch. "Da gibt es Defizite", sagen sie. Außerdem fordert Navid Kermani in der taz den Rücktritt von Außenminister Steinmeier.

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28.03.2007. Die taz sucht nach Freiheitssuchern in der verängstigten deutschen Mittelschicht. Die Berliner Zeitung stellt eine Website vor, die muslimische Stimmen versammelt. Die FAZ blickt in Spaniens dürre Zukunft. Die Welt begrüßt nach vierzig Jahren liberalen Zeitgeists die Befreiung der lateinischen Messe durch Papst Benedikt XVI.. Und die FR liest Wandzeitungsliteratur in Fitness-Studios.

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27.03.2007. Die NZZ erklärt, unter welchen Umständen es 14.352 Euro kostet, wenn man eine Pissoirschüssel mit dem Hammer traktiert. In der Welt sieht Viktor Jerofejew das heutige Russland als so frei an, dass es schon surrealistisch ist. Die taz entschlüsselt die Dialektik der Macht in Tschetschenien. Die FR möchte das schwarze Quadrat in der Kunst nicht ernst nehmen. Die FAZ konstatiert: Es ist nach wie vor ziemlich schwer, schwul zu sein. Die Berliner Zeitung erzählt, wie Klaus Wowereit gute Miene zu Wolf Biermann machte.

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26.03.2007. Günter Grass' Attacken gegen deutsche Journalisten veranlasst deutsche Journalisten zu Attacken gegen Günter Grass. Auch sonst ist die Leipziger Buchmesse aus und vorbei und gibt zu launigen Impressionen Anlass. Außerdem fragt die SZ, warum Deutschland dem tschetschenischen Dichter Apti Bisultanow das politische Asyl verweigert. Die NZZ porträtiert die Comiczeichnerin Marjane Satrapi. In der Welt plädiert Ingo Metzmacher für das Deutsche in der Musik, aber erst ab dem 20. Jahrhundert. Der Perlentaucher bringt abschließende Bemerkungen Pascal Bruckners zur Multikulturalismusdebatte.

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24.03.2007. Die NZZ untersucht die Auswirkungen der digitalen Revolution in der Kunst. In der Welt hofft der Physiker und Schriftsteller Ulrich Woelk auf die Entdeckung des Higgs-Boson im Cern. Alle gratulieren Martin Walser - mal mehr, mal weniger herzlich - zum Achtzigsten. Die FR empört sich über ein Interview mit den Waisen einer Selbstmordattentäterin auf Al Aksa TV. In der taz suchen europäische Autoren nach der Zukunft Europas. In der FAZ verkleiden sich Christian Kracht und David Woodward als Nerds.

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23.03.2007. Ein einziges Mal Demokratie wagen, das rät Jürgen Habermas Europa im dpa-Interview in Sachen Verfassung. In der Berliner Zeitung fordert Heinrich August Winkler mehr Vertiefung statt Erweiterung der EU. Monika Maron fragt sich in der FAZ, was wir falsch gemacht haben, dass Putin Anna Politkowskaja hierzulande als unbedeutende Journalistin bezeichnen darf. Die FR betont die Unvereinbarkeit von deutschem Recht und der Koransure 4,34. Kanada diskutiert über die Bombardierung Deutschlands, meldet die SZ.

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22.03.2007. In der Zeit preist Navid Kermani Europa, das ein Heidengeld für Agrarsubventionen und Übersetzer verschwendet. Außerdem möchte sich die Zeit nicht alles verbieten lassen, was dumm, brutal und dick macht. In der FR konstatiert Arno Widmann, dass es vor dem Ersten Weltkrieg mehr europäische Öffentlichkeit gab als heute. Die FAZ schüttelt den Kopf über die Frankfurter Richterin, die meint, Frauen müssen sich von muslimischen Männern Prügel gefallen lassen. Und die SZ widmet sich ungelesenen Büchern.

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21.03.2007. In der FR überlegen Ingo Schulze und Antje Ravic Strubel, was es bedeutet, ein "Ost-Schriftsteller" zu sein. In der NZZ warnen zwei Jesuiten vor römischen Blitzen, die auf den Befreiungstheologen Jan Sobrino niedergehen. Die taz analysiert das Zwitschern städtischer Stare. In der Berliner Zeitung schildert Hermann Nitsch die Nachteile von zu viel Blut in der Kunst. Die SZ verteidigt Anglizismen: Bausparen sei auch nicht schöner als Downloaden.

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20.03.2007. Im Perlentaucher erklärt Bassam Tibi sein Konzept eines Euro-Islam. In der Berliner Zeitung erklärt Maxim Biller: entweder die große Liebe oder tot umfallen. Die taz bewundert die genial-sparsamen Inszenierungen des Stadttheaters Wilhelmshaven. Die FR vernimmt den Tarzanschrei aller deutschen Identitätsdramatik im Nationaltheater Weimar. In der FAZ entlarvt Bogdan Musial den Soziologen Zygmunt Bauman als Stalinisten. Die SZ meint: Wenn Günter Grass mit der FAZ abrechnen will, sollte er es in Prosa tun.

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19.03.2007. Nur Feigheit motiviert bei manchen Intellektuellen die Bewunderung für Christian Klar, meint Peter Schneider in der Welt. Die taz fragt: Ist Comedy rechts? Die FAZ staunt über die Chinesen, die mit leninistischen Methoden einen Schutz des Eigentums einführen. Die NZZ ringt  im Privatarchiv des Hermann-Hesse-Herausgebers Volker Michels um Fassung. Die Berliner Zeitung bringt die Tagebuchaufzeichnungen von Saad Eskander, des Direktors der Irakischen Nationalbibliothek.

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17.03.2007. Die FAZ widerspricht Ian Buruma: Nicht alles wird gut in Holland. Die FR feiert eine neue Generation an Theaterschauspielern, die sich durch formbewusste Anarchie auszeichnen. Bei jungen Suhrkamp-Autoren entdeckt die taz dagegegen eher ein kollektives Innehalten. Najem Wali erzählt in der NZZ, wie er als einziger Araber auf der Jerusalemer Buchmesse bestaunt wurde.

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16.03.2007. In der Welt nimmt Michael Kleeberg Abschied von Jacques Chirac in seiner Eigenschaft als ideeller Gesamtspießer Frankreichs. In der SZ macht sich Per Olov Enquist Sorgen um die schwedischen Altbuben. Die NZZ hat Österreich beim Gebrauch seines besonderen Deutsch in Brüssel betreten. Die FR liest die Überwachungsberichte von Milan Kundera. In der FAZ erklären die Historiker Jörg Baberowski und Anselm Doering-Manteuffel, warum sich Nazis und Kommunisten sehr wohl vergleichen lassen.

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15.03.2007. Im Guardian antwortet Timothy Garton Ash auf den Perlentaucher-Artikel von Ulrike Ackermann. Im Perlentaucher wendet sich die Amsterdamer Soziologin Halleh Ghorashi gegen Ayaan Hirsi Ali. Die NZZ staunt über den neuen Schulterschluss zwischen Alexander Solschenizyn und Wladimir Putin. In der Welt fürchtet Viktor Jerofejew um die demokratische Zukunft Taiwans. Die FAZ erspürte Zeichen der Öffnung bei der Buchmesse in Riad. Die taz analysiert den islamischen Antisemitismus. Die FR vertraut auf die deutsche Brückenbaukunst, sogar in Dresden.

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14.03.2007. In Spiegel Online verteidigt Claus Peymann die RAF-Terroristen als Mörder mit besten Absichten. In der Welt erklärt Andrzej Stasiuk, warum er Deutsche und Russen fürchtet, verachtet, bewundert. Die taz porträtiert die Theaterregisseure Roger Vontobel und David Bösch als Repräsentanten einer neuen Generation, die wieder auf die Schauspieler setzt. Die FAZ fragt, warum junge Libanesen in der Berliner Gewaltstatistik so überproportional häufig vertreten sind.

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13.03.2007. In der Welt fordert Wolfgang Sofsky ein Verbot von Verboten. Die FR macht sich Sorgen über die Konzentration im Buchhandel. In der taz fürchtet Niels Werber angesichts von Terror und Krieg gegen den Terror: Die Unterscheidbarkeit von Krieg und Frieden geht verloren. Die SZ verteidigt David Chipperfields geplantes Eingangsgebäude für die Museumsinsel.

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12.03.2007. Die NZZ porträtiert die Theaterautorin Debbie Tucker Green, die mit ihren Kürzest-Theaterstücken in London (und bald auch Berlin) Furore macht. Die FR fragt  aus Anlass des 400. Geburtstages von Paul Gerhardt: Was sind Tulipan? Die FAZ steigt bei Tschechow ins Entwicklungssäurebad. In der SZ schreibt Tony Judt über die UNO und die USA.

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10.03.2007. In der NZZ vermisst der Graubündner Autor Leo Tuor eine Schneebrücke, die es ihm früher erlaubte, den Rhein zu überqueren. Im Tagesspiegel erzählt Jonathan Franzen, warum er das Gefühl hat, sich gegen die Erderwärmung engagieren zu sollen und warum er es dennoch nicht tut. Im Perlentaucher erklärt der polnische Publizist Adam Krzeminski, warum er die Parallele zwischen Islam und Kommunismus ablehnt. In der FR rechnet der Komponist Volker David Kirchner mit dem Musikbetrieb ab. Die SZ meint, dass die RAF-Terroristen auch nach jahrelangem Besuch von Therapiegruppen nicht zur Reue fähig sein werden.

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09.03.2007. In der SZ empfiehlt  Michael Lentz jungen Lyrikern eine Schreibübung: "Man setzt sich einfach hin und schreibt sofort drei Celans. Dann liest man den selbstgeschriebenen Celan durch und versteht ihn nicht." In der taz betont Diedrich Diederichsen noch einmal, dass die Kernkompetenz der Popmusikkritik in Posen liegt. Die Welt berichtet über einen griechisch-türkischen Videokrieg auf Youtube. Die FAZ staunt über die französischen Intellekuellen im Wahlkampf.

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08.03.2007. In der Zeit analysiert Jan Philipp Reemtsma unter Rückgriff auf Dostojewski Größenwahn, Machtgier und Lust an der Gewalttat bei der RAF. Und Peter Schneider zieht Parallele zwischen der RAF und Al Qaida. Im Tagesspiegel wendet sich die iranische Feministin Mina Ahadi gegen Toleranz für Islamisten. Die NZZ berichtet über den Fall der ägyptischen Feministin und Autorin Nawal as-Saadawi, die nach Morddrohungen von Islamisten ihre Heimat verlassen muss.

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07.03.2007. Die SZ sieht den Beitritt der Bayerischen Staatsbiblitohek zu Google Book Search als Schlag gegen den gallozentrischen Direktor der Bibliotheque nationale. In der SZ verteidigen Autoren und Fernsehkomiker die lateinische Messe: eine Dosis Numinosis. In Spiegel Online erklärt Sibel Kekilli, warum sie aus Deutschland weg will. In der taz stellt Ilija Trojanow fest: Der Ursprung Europas liegt außerhalb Europas. In Slate ruft Christopher Hitchens: "Ayaan Hirsi Ali is no fundamentalist!"

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06.03.2007. Die NZZ nahm das Risiko auf sich und las Ulrich Becks neues Buch "Weltrisikogesellschaft" bereits vor dessen Erscheinen. In der FR erklärt der Soziologe Trutz von Trotha, dass ein unsentimentales Verhältnis zu Kindern zu mehr Kindern führt. Während die Engländerinnen das Datum des Kaiserschnitts von den Aufnahmedaten der Grundschulen abhängig machen. Der Tagesspiegel fuhr nach Riga, hörte Andris Nelsons die "Walküre" dirigieren und ist immer noch ganz weg. Die SZ feiert 50 Jahre freies Afrika. In der Welt erklärt Gregor Schneider, warum er seinen Kaaba-Kubus in Hamburg bauen will.

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05.03.2007. Die Welt erinnert an den zwiespältigen Erfolg von Rachel Carsons Ökologiebestseller "Der stumme Frühling". In der NZZ erklärt Juri Andruchowytsch, warum er mit Österreich so wenig anfangen kann. Die SZ hält nichts von der vielfach ausgerufenen Renaissance der Skulptur. Die FAZ porträtiert die im Iran zum Tode verurteilte, in Deutschland lebende Aktivistin Mina Ahadi, die gerade eine Kampagne "Wir haben abgeschworen" lanciert hat.

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03.03.2007. In der NZZ erlebt Jenny Disky das Second Life als bloße Wiederholung des Real Life: Konsum, Profit und politische Apathie. In der Welt beschreibt Peter Zilahy das Wetter als Drahtzieher deutscher Geschichte. Die SZ betrachtet skeptisch die blühende arabische Bloggerszene, in der inzwischen die Islamisten meinungsführend sind. Die taz diagnostiziert eine deutsche Unfähigkeit zum Debattenfortschritt. Die FR erkennt bei Claus Peymann auf politische Unterkomplexität

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02.03.2007. In der Welt verteidigt Andrzej Wajda den Solidarnosc-Film "Strajk" von Volker Schlöndorff. Die NZZ porträtiert die Kranführerin Anna Walentynowicz, die Schlöndorff zu seinem Film inspirierte, aber nichts davon wissen will. Die FAZ räumt ihre Seiten frei für Klimaforscher, die uns streng wissenschaftlich nummeriert über Chancen und Risiken des Klimawandels aufklären. SZ und NZZ glauben nicht, dass Jesus in der von James Cameron präsentierten Grabkammer liegt. Die FR fand in einer Cranach-Ausstellung alles, was Protestanten ablehnen.

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01.03.2007. In der NZZ schildert Francois Zabbal die Bestürzung vieler arabischer Intellektueller über den Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten im Irak. In der FR stellt Ian Kershaw klar: Die Deutschen sind kein Opfervolk. In der Welt fordert Wolf Lepenies ein Nachdenken über die Rolle der Geisteswissenschaften im Zeitalter des Internets. In der taz verspricht Claus Peymann, dass nach dem Kapitalismus doch noch irgendwas kommt. Die Zeit versucht sich einen Reim auf das Votum französischer Intellektueller für den konservativen Präsidentschaftskandidaten Nicolas Sarkozy zu machen.